Selbermach-Sonntag (30.3.08)

Wir kriegen immer öfter von euch Links, Themenvorschläge oder Bilder geschickt. Manchmal nur mit einer kurzen Notiz, häufig mit einem kleinen Kommentar dazu.

Deswegen! Jetzt! Ab heute! Neu! Der Selbermach-Sonntag.

Ab sofort könnt ihr in den Kommentaren jede Woche, immer sonntags, über die Themen schreiben, die euch gerade bewegen, könnt interessante Texte der letzten Woche verlinken oder auf Termine in der kommenden verweisen.

Viel Spaß!

26 Kommentare zu „Selbermach-Sonntag (30.3.08)

  1. Ach toll.

    Was bei mir im Freundeskreis in den ganzen letzten Tagen Thema war, war das Interview im Spiegel mit diesem Paartherapeuten, der sagt, dass Frauen ein falsches Beuteschema haben und dass die Emanzipation erst eine Chance hat, wenn sie dieses ändern, also nicht mehr nach Status, Alter, Geld, Position und sowas schauen. Die Meinungen waren da bei uns ganz unterschiedlich und interessanterweise immer analog dazu, wie die Leute selbst lebten.

    Hier gibt es das Interview online:
    http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,541896,00.html

  2. Nachdem im Sommer des letzten Jahres die Neue Nationalgalerie in Berlin für vier Monate Werke französischer Impressionisten aus dem New Yorker Metropolitan Museum of Art ausgestellt hat unter dem Motto „Die schönsten Franzosen stammen aus New York“ und im Herbst
    die Ausstellung „Bonjour Russland“ im DüssledorferMuseum Kunst Palast zu sehen war.
    Gibt es in diesem Jahr schon seitdem 22. Februar eine Ausstellung in der Schirn- Kunsthalle Frankfurt, welche sich ausschließlich impressionistischen Malerinnen und ihrer Gemälde widmet.

    http://www.schirn-kunsthalle.de/impressionistinnen/premiere.html

  3. mich hat gestern ein gastbeitrag in der „welt“ erschüttert:

    http://debatte.welt.de/kolumnen/73/periskop/66729/frauenmorde+im+iran

    der autor schreibt, dass immer mehr iraner und iranerinnen ihre ehegatten ermorden. männer würden ihre frauen vor allem deswegen töten, weil sie ihnen vorwerfen, eine uneheliche beziehung zu haben und nicht gehorsam genug zu sein. ein mörder wird zitiert: „Ich musste sie kontrollieren. Eine ungehorsame Frau muss getötet werden.“

    und wenn frauen ihre männer umbringen (lassen), dann tun sie dies, obwohl sie wissen, dass sie vor gericht auf einen männlichen richter treffen werden, der die patriarchalische ordnung vertritt – im iran gibt es keine richterinnen.

    der text ist echt krass.

  4. „Gentests zeigen, dass nur 40 Prozent aller jemals geborenen Männer, aber 80 Prozent aller Frauen Nachwuchs bekamen.“

    Wie soll das gehen?

  5. Nun, die Männer bekommen eben mit mehreren Frauen Kindern.
    Oder habe ich deine Frage falsch verstanden?

  6. @Juli, habe ich das gerade richtig verstanden, oder wirkt der Kaffee noch nicht? :) «Natürlich haben ein paar Jahrzehnte Frauenbewegung (noch) nichts bewirkt, schließlich stehen dem Jahrtausende genetischer Programmierung entgegen — daher fordere ich: lasst diese Programmierung hinter Euch!» In dem Moment wo diese Einsicht nicht aus uns selbst heraus kommt sondern vom grossen weißen Jäger, geht es dann plötzlich? :)

  7. @ Azundris: Jetzt verstehe ich dich nicht ganz, also deine Frage. Aber wenn es um Zweifel an der Theorie des Paartherapeuten geht: Mir kommen diese Ansätze auch teilweise merkwürdig vor (vor allem „Jahrtausende lang haben Frauen und Männer …“ ist mir immer sehr suspekt), aber wohl vor allem, weil ich selbst an mir dieses „Beuteschema“ überhaupt nicht entdecken kann. Mein Mann ist gerade mal einen Zentimeter größer und ein halbes Jahr älter als ich, hat als wir uns kennen lernten viel weniger verdient (momentan ist es umgekehrt) und würde auch einer Kollegin in Karrierefragen den Vortritt lassen, was ich wiederum mehr als okay fände (um mal die ganzen Beispiele des Psychologen zu bemühen).

    Ich kann also viele seiner Ansätze nicht auf mein eigenes Leben übertragen, weswegen mir auch die Akzeptanz seiner Vorschläge etwas schwer fällt. Aber im Gespräch mit Freunden haben viele von denen da ganz vehemente Positionen vertreten. Das war schon interessant zu beobachten.

  8. Liebe Frauenmannschaft,
    ich nehme euer Sonntagsangebot ganz banal als Anlass, euch zu schreiben, dass ich eure Arbeit sehr schätze und fast täglich sehr gerne hier lese. Gerade die entstehenden oder weiter ausgetragenen Debatten sind doch oftmals sehr bereichernd.
    Sehr bedauerlich allerdings, dass (wie so oft) die sich hier zu Wort meldenden männlichen Leser offenbar oftmals Trottel sind – jedenfalls wenn man die beigesteurten männlichen Kommentare (soweit sich das anhand der Decknamen ersehen lässt) als Maßstab nimmt. Eigentlich sehr mühsam (für euch sicher auch), dass potentiell wertvolle Diskussionen oft durch unproduktive (männliche) Beiträge erschwert werden.
    Da ich oft so viel Zeit mit dem Lesen hier verbringe, bin ich bislang leider noch nicht dazu gekommen, irgendwas produktives Schriftliches beizusteuern.

    Aber wie gesagt: Es lohnt sich für mich immer, hier zu lesen, nicht zuletzt weil mich sowohl im Privaten als auch in meiner (künstlerischen) Arbeit sehr ähnliche Fragen und Probleme beschäftigen und ich mich sehr oft über sehr ähnliches ärgere wie ihr es hier thematisiert – und dazu gehört leider allzu oft auch das sich selbst ins Abseits manövrierende Verhalten vieler Männer (((natürlich manchmal auch das von Frauen))), nicht nur in den gesellschaftlichen Strukturen, sondern durchaus auch im individuellen Umgang.
    Insofern teile ich auch als Mann eure Positionen sehr – zum allergrößten Teil: Bezüglich der Pornografie-Debatten würde ich mir z.B. manchmal noch mehr Differenzierung wünschen; denn die Gefahr der Verharmlosung sehr vieler Punkte/Umstände daran finde ich nicht zu unterschätzen, weshalb ich Alice Schwarzers Position dazu erstmal (trotz ihrer Rigorosität, die ja vor allem provokant Sensibiliät/Wachsamkeit schaffen will) sehr gut. Ohne jetzt in die Tiefe zu gehen, sind die Strukturen und Produktionsbedingungen in der Pornografie-Industrie und auch sehr vieles, was frei zugänglich ist, äußerst problematisch und da wird allzu oft verhamlost – denn ich sag mal so: Es gibt ja viel zu viele Männer (und Frauen?), die die allgemeine Pornografisierung nicht so reflektiert in ihre Persönlichkeitsbildung/erweiterung einbeziehen, wie euch das als normal vorschwebt. Ich befürchte, die reaktionären negativen (strukturen-bestärkenden) Auswirkungen von aktueller Pornografie wiegen stärker als die möglicherweise positiven. Von einem idealen Umgang damit sind wir soweit entfernt wie nur möglich. Daher finde Alice Schwarzers Position dazu erstmal gut.

    Aber ich bin abgekommen… Ich wollte also nur sagen, dass die Fragen, die hier verhandelt werden, auch meine Arbeit (und auch zahlreiche Diskussionen etwa mit meinem Co-Drehbuchautor) intensiv begleiten – und ich für viele dieser Fragen Wege suche, um mehr Bewusstsein/Sensibilität zu schaffen – über das Medium Film. In Bezug auf Rollen, Muster und Bilder von Männlichkeit und Weiblichkeit etwa.
    Solltet ihr also mal für eure Arbeit auf Film/Video zurückgreifen oder zukommen wollen, würde ich mich freuen, „gemeinsame Sache“ mit euch machen zu dürfen. Wie auch immer das dann aussieht… Das kann man ja dann diskutieren. Mich würde es jedenfalls sofort interessieren und wäre mit großer Lust dafür zu gewinnen, bei Bedarf oder Gelegenheit den Austausch auch jenseits dieses Forums fortzusetzen – mit Sicherheit auch andere meiner geschätzten MitarbeiterInnen (Drehbuch, Kamera usw). Vielleicht bietet sich ja mal die Gelegenheit…

    Mit besten Grüßen aus Berlin, schönen Sonntag
    ijb

    PS: Die Frauen-Liste aus dem FHM (das ich zugegeben selbst noch nie gelesen habe) ist wirklich sehr absurd und reichlich idiotisch; ich frage mich wirklich, ob diese „Wahl“ überhaupt mit rechten Dingen zugegangen ist. Jedenfalls kenne ich persönlich keine Männchen, die ich mit dieser Auswahl irgendwie assoziieren könnte. Mir ist diese Liste ein Rätsel.

  9. @Juli: Kannst du da konkrete Beispiele nennen, welche vehementen Positionen dir da begegnen?
    Wenn ich dich da richtig verstanden habe, kenne ich das auch ähnlich. Erstaunlich/ erschreckend, dass man im persönlichen Umfeld oft die „klassischen“ Muster so bestätigt findet…

    Ich habe jedenfalls auch oft die Erfahrung gemacht, dass es manchmal gar nicht so einfach ist, Frauen als Partnerinnen zu finden, die sich diesem „klassischen Beuteschema“ und konventionellen Frauenbild wirklich verweigern wollen.
    Eine Partnerin, die mehr verdient als ich oder die „stärker“/aktiver ist etc, abzulehnen, ist mir selbst zwar bisher nie in den Sinn gekommen (im Gegenteil – fände ich Frauen sogar eher wenig anziehend, dene gegenüber ich mich immer als klassisch „starker Mann“ beweisen müsste und die von mir finanziell versorgt werden wollten); aber mir fällt doch auf, dass nicht wenige Leute (Frauen wie Männer) solche überlieferten Muster befolgen – bzw. es versuchen und sich daran aufreiben. Ich fand es jedenfalls nicht selten schade, dass für viele Frauen der Mann oft größer sein muss, männlich, aktiv…

  10. Das Frauen immer nach dem Beuteschema „erfolgreicher, größer, älter, männlicher“ einen Mann suchen ist meiner Erfahrung nach nur halb richtig. Zum einen gibt es viele Paare bei denen frau älter ist, auch gibt’s viele Frauen mit Hummeln im Arsch, die ihren Mann immer treten müssen, damit er nur mal mit ins Kino kommt. Das beides sind auch weniger offensichtliche Sachen.

    Wenn aber sie größer ist, kommen gleich wieder die dummen Sprüche über Absatzhöhen und Turmfrisuren, auch wenn sie haariger aussieht als er. Solange die Gesellschaft da nicht entspannter mit umgeht, haben auch nur wenig Frauen auf tägliche Spießrutenläufe Lust. Das statistisch gesehen Männer größer sind und männlicher aussehen, spielt sicher auch noch eine Rolle ;)

  11. @SoE: Naja Ada Lovelace hat das erste Programm veröffentlicht – Und nicht den erstten Computer erfunden.

    Und natürlich ist das „Beuteschema“ etwas, das nicht für alle Frauen gilt, es ist eine Tendenz. Die gesellschaftliche Erwartung, wie Mr. Right beschaffen ist, spielt natürlich auch leider eine riesengroße Rolle. Wer will sich schon dauernd anhören „Was hast du den für eine_n abgekriegt?“

    Der_die Partner_in ist leider immer zugleich Statussymbol.

  12. @ IJ.Biermann: Ja, die klassischen Muster, genau die beobachte ich da. Also wenn auch nicht unbedingt immer gelebt, so doch in den Meinungen: „Eine Frau sollte aber schon…“ oder „Ein Mann kann doch nicht…“ Und besonders erschrecken mich immer wieder die biologischen, genetischen „Das war schon bei den Urmenschen so“-Erklärungen. Da werd ich immer ganz kirre, weil ich mir denke: Ich bin doch kein Urmensch, wir reden doch hier auch von einer zivilisierten, kultivierten Gesellschaft – ist das nicht eine faule Ausrede zu sagen, das sei eben unsere Bestimmung?

  13. @Juli: Die Urmenschen-Vergleiche sind mir – zum Glück – zwar noch nicht persönlich begegnet. (In Texten, ja.)
    Aber sonst: Deine Frage nach der faulen Ausrede – tja, darauf suche ich auch noch immer nach einer überzeugenden Antwort. Bequemlichkeit überzeugt mich nicht als Antwort. Auch gesellschaftlich geprägte Erziehung (so sehr das zugegeben einen mal mehr mal weniger positiven Einfuss hinterlässt), überzeugt mich bei gebildeteten, hochintelligenten Menschen nicht als Begründung/Ausrede. Stecken vielleicht Ängste dahinter? Man kann schon traurig und erschrocken werden, wenn einem solche „klassischen Muster“ von studierten oder sonstwie kultiviert denkenden Mitmenschen mitgeteilt werden, ja.
    Ich bin ziemlich sicher (bzw. beobachte schon), dass solche Sätze wie „Eine Frau sollte/macht…“ bzw. „Männer machen/sind/wollen immer…“ durchaus oft auch in dem gelebten Alltag stecken (wenn auch nicht immer so offensichtlich), auch wenn man das vielleicht den einzelnen Leuten manches Mal gar nicht zutrauen mag. Ich vermute, dahinter steckt eine (gesellschaftlich anerzogene??) Unsicherheit. Oder eine selbsterfüllende Prophezeihung, d.h. selektive Wahrnehmung. Sag ich jetz mal so aus eigenem Horizont.

  14. Wer etwas über die Verhaltensweisen von Mädchen und Jungen, die in den USA die 8. Klasse besuchen, lesen will, sei empfohlen:
    Orenstein, Peggy: Starke Mädchen- brave Mädchen. Was sie in der Schule wirklich lernen. Aus dem Englischen von Nele Löw Beer. Mit einem Vorwort und einem Nachwort von Viola Roggenkamp. Fischer Taschenbuch Verlag

  15. Lieber IJ.Biermann,

    wir wollten uns noch schnell für das nette Kompliment bedanken! Freut uns sehr, dass es Ihnen hier Spaß macht.

    Viele Grüße, die Frauenmannschaft.

  16. @Susanne: Ihr müsst mich nicht per Sie anreden, nur weil ich ein Mann bin. ;-) Ich bin auch erst 30. ((Na ja, genau genommen ist das ein wenig übertrieben, da erst der 7. April mein 30. Geburtstag ist.))
    Doch das Angebot ist ernst gemeint: Vielleicht ergibt sich ja mal der Bedarf nach einer filmischen Zusammenarbeit. Email habt ihr nun ja. Und was ich sonst so mache, könnt ihr bei Interesse auf meiner Internetseite lesen/ recherchieren. (Meine Filme haben auch sehr oft weibliche Hauptfiguren.)
    Bis dann,
    schönen Sonntag noch,
    ijb

  17. @IJ.Biermann: Dann schnell rüber zum „Du“. Irgendwie ein Reflex, weil dein Nickname so hochoffiziell klingt – ganz anders als „Burschi_80“ oder so. Und wenn du Ideen hast, bei denen du an uns denkst, dann lass uns mailen, ja.

  18. Ach so, ja. Na ja, IJ.Biermann ist schon mein richtiger Name, mehr oder weniger. Auch Künstlername, aber ich verwende den nahezu ausschließlich.
    Als zweite, kürzere Möglichkeit noch „ijb“, aber das geht leider in „offiziellen“ Zusammenhängen leider nicht so einfach. Kann ich ab nun hier schreiben. oder vielleicht auch Bürschchen_30 ;-)

Kommentare sind geschlossen.

Betrieben von WordPress | Theme: Baskerville 2 von Anders Noren.

Nach oben ↑