Seit ein paar Tagen gibt es ja die neue Platte von Fiona Apple, und dazu die erste Auskopplung „Every Single Night“, die mich jetzt aber beim ersten Konsum nicht wirklich vom Stuhl geflasht hat. Trotzdem habe ich jetzt mal in das Album reingehört und muss sagen: Gewinnt mit jeder Plattenteller-Rotation dazu und ist zudem sowas wie ein kompakter Mosaikstein, der sich konsequent in Fionas illustre und bewegte Schaffensphasen einfügt. Dieses Mal hat sie sich durchgesetzt und einen ellenlangen Albumnamen auf`s Cover gepresst („The Idler Wheel is wiser than the driver of the Screw and whipping Cords will serve you more than Ropes will ever do“), und damit gehen die ersten Irritationen schon los. (Damals, bei „When the Pawn“, wollte sie ja eigentlich schon ein meterlanges Gedicht als Titel haben, was ihr aber die Plattenfirma verwehrte und zu gutem Tohuwabu führte.)
Kommerziell wird die neue Scheibe mit Sicherheit kein Renner – dafür ist sie in weiten Teilen mal wieder zu experimentell, zu sprunghaft, zu ungeschmeidig. Einigermaßen durchproduziert (im hoch-positiven Sinne) kommt „Valentine“ auf der Platte daher, „Anything we want“ ist ein kleiner verkrypteter Track, der sich direkt ins Herz schleicht (und die zweite Single der Platte), und „Every Single Night“ ist im Vergleich zu den anderen neun Tracks dann fast schon sowas wie ein eingängiger Ohrwurm, und insgesamt: Irgendwie ist es sehr schade, dass Apple nicht mehr Anerkennung für ihre Arbeit bekommt, da sie für mich nun spätestens mit „The Idler Wheel…“ immer mehr zum weiblichen Gegenstück von Tom Waits avanciert. Die Kritiker_innen werden sie selbstverständlich loben, aber nie so sehr wie eine der ganzen männlichen Musiklegenden des Jazz-angehauchten Songwriter-Genres, und deswegen: Heute im Samstagabendbeat mal ein bisschen Werbung für Fiona (die, Fun Fact, damals die Marketingvorlage für Avril Lavigne sein sollte, bevor die Strategen sich dann aber doch für das Skater-Görl-Image entschieden).
Fiona und ein spitzenmäßiger Live-Einspieler vom Klassiker „Criminal“ (in schlechter Qualität):
Fiona und ihr legendärer Auftritt bei den Mtv Music Awards 1997 („This world is bullshit, and you shouldn’t model your life on what you think that we think is cool, and what we’re wearing and what we’re saying“):
Fiona und „Every single Night“ vom neuen Album (einen Clip gibt es auch, aber wie so oft für das …schland-Publikum nicht auf YouTube):