Sagt mal, liebe Leser, was macht ihr, wenn ihr zu viel kriegt?

Neben steigenden Salzpreisen und Mord und Totschlag wird 2008 in Kambodscha noch etwas stattfinden: Die Ehefrauen werden wütend sein. Das sagt der königliche Astrologe Kambodschas.

Für wütende Frauen sind wir ja Experten hier, was ich mich nur manchmal frage, ist, wo man auf der Dauer mit seiner Wut hin soll. Zu denken gegeben hat mir eine Äußerung unseres treuen Kommentators ping, der meinte, es reiche nicht, sich nur verbal zu äußern. Ich zum Beispiel nutze oft meinen Beruf oder diese schöne Webseite um meine Wut über Ungerechtigkeit und Sauereien zum Ausdruck zu bringen. Doch zwischendurch stellt sich mir duchaus die Frage: Reicht das schon? Ändert das was?

In gewisser Weise treibt Feministinnen und Feministen ja neben dem Wunsch nach einer besseren Welt auch die Wut darüber, dass wir sie noch nicht haben, an. Wie geht es euch da? Was macht ihr mit eurer Wut? Wäre es nicht super, einen Kanal zu finden, in den man seine Wut reinstopft und hinten kommt ein konkretes Ergebnis heraus?

10 Kommentare zu „Sagt mal, liebe Leser, was macht ihr, wenn ihr zu viel kriegt?

  1. ja, das wäre toll. Wie dieser Kanal aussehen könnte, weiß ich auch nicht, aber dass er sehr nützlich wäre, schon. Denn mir passiert es oft, dass ich potenzielle MitstreiterInnen durch zuviel Wut und Emotion verschrecke…und damit erst recht nichts erreiche. Wäre toll, wenn man stattdessen mit diesem Zuviel an (negativer) Energie was bewegen könnte…

  2. Als ping gestern sein „Aber bei der Bekundung dieser Solidarisierung bleibts halt auch“ schrieb, schoss mir auch gleich durch den Kopf: Nein, hoffentlich nicht! Denn dieser Blog ist für mich schon ein gutes Ventil, die Wut über manche Ungerechtigkeit in der Welt wenigstens formulieren und weiterverbreiten zu können. Und ich bin mir ganz sicher, dass gerade mit so tollen Lesern wie hier auf der Seite früher oder später Aktionen oder Initiativen zustande kommen.

    Also, wenn euch die Hutschnur hochgeht: Hier ist der perfekte Ort, um sich für Sinnvolles zu verabreden.

  3. Um mal kurz zu erklären woher das kommt: Neulich beim Zusammensitzen in einer befreundeten WG ging es um die große Politik, die Argumente und Vorstellungen flogen durch den Raum bis einer von ganz hinten nur so meinte: „Ach, ihr könnt noch soviel labern, das ändert auch nix“. Woraufhin erstmal Stille herrschte, weil, er hat ja blöderweise recht. Wir können uns an so einem Abend (oder auch hier im Blog oder sonstwo) die Köpfe heißreden oder die Finger wundtippen, das interessiert erstmal keinen.

    Ich bin ja auch in keiner Partei oder NGO und manchmal (das oben angesprochene war ja nicht das erste Mal) knicke ich halt auch kurz ein weil mir klar wird das ich eigentlich nix groß tun kann um meine Vorstellungen oder Ideen von/für die Welt wirklich voranzubringen, es fehlt halt einfach die Macht. Und dazu kommen dann so ein paar kleinere Auseinandersetzungen einfach nur im Alltag die schon ne Menge Kraft kosten, mit Erzieherinnen im Hort, Sexisten im weiteren Freundeskreis etc. wo ich mir teilweise auch auf die Zunge beisse weil ich dann grade keine Lust/Kraft für die garantiert folgende Diskussion habe… Ist schon eine Crux. Das soll aber nicht entmutigen, ich glaube schon das man auch so etwas erreichen kann. Weitermachen, ihr alle, unbedingt.

  4. Hätten die ’68 auch so gedacht… Glücklicher Weise haben sie nicht und haben sich Plätze im Bundestag erkämpft und waren sogar in der Regierung

  5. Also mir hat es schon mal massiv geholfen, als ich vor ein paar Wochen eure Homepage gefunden und festgestellt habe, dass ich mit meinem Unbehagen über viele Dinge nicht allein bin. Und dass es nicht am Mentalitätsunterschied Ostdeutschland – Bayern liegt.
    Ich schätze die Zeit für die großen „weltbewegenden“ Aktionen ist vorbei. Außer ihr wollt mal für ein besseres Abtreibungsgesetz auf die Straße gehen. Gegen Sexismus, der in tausend kleinen Situationen auftaucht, muss man nun mal in täglicher Kleinarbeit angehen.

    Mein persönlicher Kanal für Wut ist meistens Sport. Das hat insofern positive Auswirkungen, dass mit größerer Körperkraft auch mein Selbstbewusstsein gestärkt wird. Das ist freilich erstmal nur für mich gut.

    Aber vielleicht begreifen auch ein paar Leute mehr, dass Frau nicht schwach bedeutet. Hoffe ich mal.

  6. Ihr helft schon.
    Wir haben eine geschlossene NetzwerkerinnenGruppe, in der wir uns auskotzen und aufheitern. Euer FeministenBingo hat geholfen.

    In meinem Büro ist ne Delle in der Wand. Das half in dem Moment auch….

    Rumbrüllen hilft und Rache hilft auch manchmal…

    Und Sachen verändern mit Verbündeten

  7. Hm, Wut… Wutkanäle…
    Ich gehör ja ohnehin zu den Teilzeit-Cholerikern, insofern liegt mir persönliches Missionieren gar nicht und daher fällt das bei mir schon mal komplett weg.
    Aber ich habe unglaublich viele schöne Gewaltfantasien…und ich lebe sie auch hemmungslos in meinen Gedanken aus. Manchmal weiß ich gar nicht, ob ich lieber Männer oder Frauen verprügeln möchte…

    Mit Fakten überzeugen, forschen, ansprechende mediale Verbreitung, Hemmschwellen anderer bezüglich des Feminismus abbauen, sich der eigenen Vorbildfunktion bewusst werden… mehr fällt mir dazu auch nicht ein.
    Zu viel Aufregen bringt nichts. Umdrehen, weghören und weitermachen.
    Man muss nicht auf jeden Idioten und jeden Mist eingehen.

  8. Ich denke, dass die Kombination aus Wut und Ohnmacht, die ich hier ein wenig raushöre, sehr fatal ist. Zur Zeit habe ich für mich ein Projekt initiiert, bei dem ich versuche, alles etwas leichter zu nehmen (ohne dabei naiv oder ignorant zu werden!). Zum Beispiel lese ich Texte von Henryk Ämm Broder, versichere mich danach, dass ich an der Existenz „light“-denkender Menschen nix ändern kann, werfe dann den Text ritualisiert in meinen Papierkorb auf dem Desktop und fahre frohgemut im Leben fort.

    Einen guten Ansatz bieten übrigens die Internationalen Hedonisten (www.hedonist-international.org/) – wie ich finde. Politisch ist das sicherlich nicht jederfraus/jedermanns Sache, jedoch werden dort oftmals Aktionen organisiert, die gewisse Aufmerksamkeit produzieren, weil sie wegen der irrwitzigen Protestformen einfach Spaß vermitteln. Beispielsweise gab es in Greifswald eine „Jubeldemo für die Klimaerwärmung“, mit der ironisch gegen den Bau eines Kohle-Kraftwerkes mit Sprüchen wie „Nie wieder Winter“ demonstriert wurde.

    Vielleicht ist manchmal die Verbindung aus Kreativität und Humor – ohne dabei den Kontext aus den Augen zu verlieren – eine Alternative zu Wut und Ohnmacht!?

  9. ’ne zeitlang fand ich’s lustig, mit anderen, die auch mit dem gesamtzustand unzufrieden waren, nachts die stadt zuzuplakatieren (www.loesje.de, http://www.loesje.org), aber im moment habe ich leider niemanden mehr, der das mit mir macht. ist natürlich keine aktion, die die welt verändert, aber diese mischung aus politik und ironie, die auch mit kreativität zu tun hat und einfach spaß macht (so wie von timo beschrieben) find ich einfach toll.

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