Susanne wurde 1983 in Erfurt geboren. Sie studierte erst Sozialwissenschaften und später Medientechnologie. Nach einer einjährigen Reise entschied sie sich ihren Traum wahr zu machen und endlich als freie Filmemacherin zu arbeiten. Nebenbei schreibt sie über geekig feministische Themen bei Femgeeks. Heute stellt sie uns ihr neues Projekt vor: roleUP! Eine Webserie über weibliche* Role Models aus IT, Technik, Sport, Kunst und aus dem Unternehmerinnentum.
Weniger als 20% der Studierenden in IT Fächern sind weiblich*, denn: „Frauen studieren oft Geisteswissenschaften“. In der Geschichte der Formel 1 gab es bisher nicht mehr als fünf Frauen im Cockpit. 39% der Selbständigen sind Frauen*, sie verdienen im Schnitt aber 37% weniger als Männer*. Und warum?
Mögen die drei Bereiche auf den ersten Blick nicht zusammenhängen, lässt sich die Frage nach dem „Warum?“ doch für alle ähnlich beantworten. Bestehende, teils sogar wiederauflebende, stereotype Rollenbilder: Frauen und Technik? – Naja, aber höchstens in Ausnahmen! Frauen und Rennsport? – Viel zu gefährlich! Frauen und Selbständigkeit? – Ja klar, wir empfehlen den Sozial- und Pflegebereich!
Obwohl sich viele Unternehmen und Initiativen inzwischen redlich bemühen mehr Frauen* in IT und Technik zu bewegen, wächst der Anteil der Studentinnen nur langsam (nicht mal 2% in den letzten 3 Jahren). Aber wen wundert es, dass sich Mädchen* und junge Frauen* nur schwer von einer Karriere in IT und Technik begeistern lassen, wenn sie jahrzehntelang gehört haben, „Technik ist nichts für dich“. „Lass das mal deinen Bruder machen“, „Hier hast du ’ne Puppe“? Ergänzt um ein oder zwei Schauergeschichten von Frauen* in der Branche, über abwertende oder übergriffige Kollegen und weniger Wertschätzung bei mehr Arbeitsleistung.
Aber wie überzeuge ich Frauen* einen anderen Weg einzuschlagen? Wie zeige ich Mädchen*, dass Computer und Autos genauso eine Passion werden können, wie Pädagogik oder Literatur? Dass sie keine Angst davor haben müssen, sondern sich darauf freuen können?
Ich lebe es ihnen vor, ich unterstütze bestehenden Wissensdrang und Forscher*innengeist, anstatt ihn im Keim zu ersticken. Ich ermutige und stoße an. Ich bin ein Vorbild. Oder suche welche, die es ein können. Und hier ist der Knackpunkt: Vorbilder zu finden ist oft schwerer als eine_r denkt. Im persönlichen Umfeld hat mensch selten ein breites Portfolio an Vorbildern. Und Fernsehen und Kino greifen lieber auf Stereotype zurück, als diese zu brechen. Aber zum Glück haben wir das Internet. Dort produzieren wir eigene Inhalte und sprechen über diejenigen, die uns wichtig sind – z.B. tolle weibliche * Vorbilder.
Und genau das ist der Plan. Eine Webserie über weibliche* Role Models. Aus IT und Technik, aus Sport und Kunst, aus Unternehmerinnentum. Die Umsetzung des Plans hat sogar schon begonnen. Und zwar in der Planung der Serie und der ersten Folge. Leider gibt es noch einen kleinen Haken. Obwohl es super cool ist, wenn im Netz alles frei verfügbar ist und damit für so gut wie jede_n abrufbar, die Herstellung von Inhalten kostet trotzdem Geld. Deswegen gibt es aktuell ein Crowd Funding Projekt, das die Pilotfolge (also eine lange erste Folge) der Serie finanzieren soll.
Wird das ganze ein Erfolg, finanziell und in Bezug auf Aufmerksamkeit, sollen anschließend weitere Folgen gedreht werden. Findet ihr gut? Dann unterstützt das Projekt! Es trägt den wunderbaren Namen: „roleUP! – lvl UP your role models“ und die Finanzierung der ersten Folge könnt ihr bei nordstarter.org/roleup oder starnext.de/roleup jetzt unterstützen.
Die erste Protagonistin könnt ihr im Video unten schon mal kennenlernen, zwei weitere folgen in den nächsten Wochen. Mehr Infos findet ihr außerdem bei Twitter und Facebook.
Wenn ich als Kind schon bevor ich mich versuchen oder gar beweisen kann „Lass das mal lieber Deinen Bruder machen!“ höre, nützt mir doch solch ein Projekt nichts! Eine Aussage dieses Kalibers deutet klar auf eine verstaubte Haltung der Eltern hin – und diesen Menschen, dieser Haltung bin ich als Kind immerhin tagtäglich ausgesetzt. Wenn ich dann die Schule hinter mir habe und die Ausbildungs- oder Studienwahl ansteht, sind Hopfen und Malz längst verloren (zumindest in dem Maß, dem eine wie hier vorgeschlagene Kampagne entgegenwirken könnte). Es wäre also viel wichtiger und sinnvoller, wenn Eltern und GrundschullehrerInnen erreicht werden könnten! Man muss an die Schulen gehen, die LehrerInnen für sich gewinnen und dann Elternabende veranstalten, bei denen genau die Themen angesprochen werden. Das ist zwar weniger chic als eine multimediale Role-model-Kampagne, aber dafür schlicht und ergreifend: besser! Denn wenn man die LehrerInnen und Eltern auf seiner Seite hat, ist das Problem an den Wurzeln gepackt. Dann besteht die Chance, dass es zuhause heißt: „Lass das mal die Lea machen!“
Hallo Lea,
danke für dein Feedback. Du hast natürlich recht, dass Erziehungsberechtigte und auch Lehrer_innen einen großen Einfluss auf die Entwicklung haben und dass auch dort gezielt gegen das wiederkäuen von Stereotypen angearbeitet werden muss. Aber sie sind zum einen nicht der einzige Einfluss und zum anderen könnten die vorgestellten Vorbilder auch als Gegenargument zu den verstaubten Ansichten verwendeten werden. Die Role Model Webserie schließt ja nicht andere Aufklärungsarbeit aus, sondern ist eben nur ein weiteres Mittel, dass sich in diesem Fall vor allem an junge Mädchen* richtet.
Hier noch ein Veranstaltungstip zum Thema für alle Hamburger_innen: Am 15.01. stelle ich roleUP! im Rahmen der „crowd for shorts – night“ noch einmal vor. Alle Interessent_innen sind herzlich eingeladen! Ich stehe dort auch für Fragen und Anregungen zur Verfügung. Also kommt vorbei!
Ort: Kolbenhof Hamburg; Friedensallee 128, 22763 Hamburg
Facebookevent für mehr Infos: https://www.facebook.com/events/731546490213037/