Prügel als Vorspiel

Nicht mehr als ein sexuell motiviertes Vorspiel sieht die Spex in Bob Dylans neuem Video „Beyond Here Lies Nothin'“.

Sie schlugen und sie küssten sich. Das von Nash Edgerton gedrehte Video zu Bob Dylans Mariachi-Klopper »Beyond Here Lies Nothin’« überrascht mit einer Bratpfanne und einem Rückwärtsgang – und ist doch nur eine Variation des ältesten Zeitvertreibs der Welt.

Aber seht selbst [Achtung, das Video enthält explizite Szenen, die möglicherweise triggern]:

Nochmal die Spex:

Während Dylan in dem Song den römischen Dichter Ovid zitiert und jeder einzelnen Zeile seines Texmex-Stomps somit eine potentiell weiterführende Bedeutung anheim gibt, verdreschen sich Amanda Aardsma und Joel Stoffer blutig bis zum süßen Ende.

„…verdreschen sich blutig bis zum süßen Ende“ – nein, wie romantisch…

39 Kommentare zu „Prügel als Vorspiel

  1. ich glaube ich habe noch nie etwas beschönigerendes gelesen als diesen text zu diesem video. mehr muss man eigentlich gar nicht mehr sagen.
    thema verfehlt, setzen 6, liebe spex.

  2. ach die musikzeitschriften sind doch alle gleich. spex, intro, musikexpress: überall sitzen nur alte säcke in der redaktion und schreiben schwülstigen klugscheißerkram. „ich bin musikredakteur“ bedeutet im musikredakteur-universum „ich bin die geilste sau überhaupt“.
    auch musikzeitschriften diktieren, wie meinungsmedien generell, was gerade der neuste hype sein soll. da kann man nur hoffen dass sich der wandel vom professionellen zum user-generierten musikjournalismus schnell vollzieht und solche zeitschriften mit ihren alt-herren-ansichten aussterben.

  3. Hey, die Frau war im Bett angekettet, sieht zerrissen und verprügelt aus, sticht dem Typ ein Messer in den Bauch und überfährt ihn, er verriegelt alle Türen… Total romantisch. NICHT! Das erinnert alles mehr an die Werbung mit Keira Kneightley neulich, für die Stiftung gegen häusliche Gewalt.

  4. je nun, dem film könnte ich zur not noch eine kritische absicht abgewinnen – obwohl auch da das ende fragwürdig ist. aber der text aus dieser zeitschrift? – ich plädiere für sofortige standesrechtliche erschießung!

    ps: was ist eine triggerwarnung?

  5. naja, das ende spiegelt leider viel zu oft eine realität bei häuslicher gewalt wieder. ich find den film an sich nicht schlecht…. ich glaube auch nicht dass die macher eine darstellung von extremen vorspiel im sinne hatten sondern unsterstelle da jetzt einfach kritischen umgang mit dem thema- aber wer weiß.
    ein trigger ist ein auslöser von gefühlen die mit einem traumatischen erlebnis zusammenhängen. bilder wie diese können bei (ex-) betroffenen gefühle hervorrufen die sie mit dem trauma verbinden z.B. angst. Ausserdem kann ein trigger erneute traumatisierung auslösen. eine triggerwarnung wäre dementsprechend dass man die inhalte kennzeichnet und menschen dadurch vorher wissen was sie zu sehen kriegen und sich eventuell schützen können. so hab ichs jedenfalls verstanden, wenn du was anderes meinst, kosherou, verbessere mich.

  6. @erna
    danke für die worterklärung.
    dass dieser film re-traumatisierende wirkung hat/haben kann, ist mir beim betrachten auch aufgefallen. deshalb mein „zur not“. anders konnte ich nämlich meine persönliche betroffenheit nicht in worte fassen. was bedeutet, dass ich ihn nie! in einem therapeutischen zusammenhang einsetzen würde, beispielsweise.

  7. @ rahab
    nein als therapiefilm ist der sicher nicht geeignet… aber dafür ist er ja auch nicht gemacht. Ich finde aber gerade im zusammenhang mit der musik zeigt er auf interessanteweise die problematik bei häuslicher gewalt (zumindest soweit ich das als nicht-therapeut und nicht-betroffene einschätzen kann).
    es ist halt nur ein schwieriges thema, ein provozierender film, der leicht auch anders interpretiert werden kann… gerade auch im zusammenhang mit dem kult solcher art filme. erinnert halt sehr an pulp fiction-artiges und auch andere filme von tarantino, finde ich. und da wird gewalt halt auf eigenartig ästhetische weise dargestellt.

  8. oh je, ich sehe gerade meinen seltsamen schreibstil im letzten kommentar… spiegelt wohl meine irritation und unsicherheit wieder wenn es um dieses thema geht. entschuldigt bitte.

  9. Schöner 1967er Ford Galaxie- keiner der schnellen, wie’s scheint. Das Video scheint eine Metapher auf irgend etwas in irgendeiner Zeit zu sein. Naheliegend: Der Kampf der Geschlechter. Ach, diese Generation: Immer diese versteckten Botschaften- Rabbit, Run…

  10. eine metapher auf irgendetwas in irgendeiner zeit ….oiwawoi! diese metapher nahm mal gestalt in einer frau an, die erzählte, ganz leise, so dass es der dolmetscher kaum hören konnte, dass die soldaten sie am oberschenkel berührt hätten. hätte sie nicht gleichzeitig ganz verhalten auf den oberschenkel gezeigt, wäre es vielleicht untergegangen. diese metapher nahm auch mal gestalt an in einem jungen mann, der schreiend vor meinem schreibtisch stand (nein – er wollte sich ums verrecken nicht setzen!) und mir brüllend von der folter durch abbinden seines penis erzählte. weshalb ich jetzt das anschleppe? weil auch die rede von der „häuslichen gewalt“ oft genug gebraucht wird um die gewalt zu verdecken.
    im übrigen wäre es ohne frage nicht nur reizvoll sondern auch ausgeprochen lehrreich und dem denken förderlich, Ovids ars amatoria oder sonstige metamorphosen mit bildern und anderen texten seiner zeit zu kontrastieren – aber das war ja wohl, je länger ich darüber nachdenke, nicht der zweck des filmes. und des songs?

    schließlich: die merkwürdig gestelzte sprache in spex ->
    beispiel „eine potentiell weiterführende Bedeutung anheim gibt“ schreit sehr dringend nach einer analyse.
    oder bin ich einfach nur zu empfindlich?

  11. Was für ein schreckliches Video!!
    Das Text aus der Spex ist ja dermaßen verharmlosend.
    Ich habe jetzt auch gedacht ich sehe mir einen Spot zum Thema häusliche Gewalt an.
    Wer das als „sexy Vorspiel“ bezeichnet … Da kann ich echt nur den Kopf schütteln.

  12. Wie kann einem zu so einem Video nur sowas einfallen? Also ich hätte das jetzt nicht ansatzweise miteinander in Verbindung gebracht (sondern es auch eher noch, wie andere hier schon gesagt haben, als „kritische Darstellung einer Gewaltbeziehung“ oä interpretiert). Vorstellungen von Romantik haben manche Leute…

  13. Ich hab das Video jetzt gesehen und bin entsetzt, dass irgendjemand das als etwas anderes als einen verzweifelten Kampf verstehen kann.

  14. @Rahab: Wusst ich’s doch, dass ich Dich damit hinter dem Ofen hervorlocken kann- wie von der Tarantel gestochen!

    Wie artikuliert man ein schelmisches Lächeln im Netz?

    Diabolisch, hm.

    Hihihi!

  15. @Marcel:
    mir scheint … vielleicht sollte ich dir mal die alpträume meiner ehemaligen mandant_innen vorbeischicken? – gehörst du zu der sorte mensch, die gewalt nur dann erkennen, wenn sie der ähnelt, die sie selbst erfahren haben? – denkst du, wenn es um menschen geht, denen solche erfahrungen unter die haut gingen, dass es dann darauf ankäme, darüber besonders metaphernreich zu schwätzen?

    … ach übrigens, dieser erwähnte brüllende junge mann saß nächtelang am rand der badewanne und hielt den strahl der dusche – eiskalt – auf penis mitsamt hoden. weil er vor schmerzen nicht schlafen konnte. und er sich von der massiven kühlung linderung versprach. ich kann dir versichern: er war nicht lustig und nach Ovid stand ihm nicht der sinn.

  16. @Rahab: Gewalt ist ein wesentlicher Bestandteil meines Berufes- Gewalt in ihren zahlreichen Erscheinungsformen- in meinem Berufsfeld hauptsächlich affektive Gewalt- ist mein täglich Brot. Ergo habe ich auch ein ganz nüchternes Verhältnis zu Gewalt- man mag das déformation profesionelle nennen- und bin v. a. darauf konditioniert, sie augenblicklich einzuordnen- bzw. zu analysieren. Mich schockiert diese Viedeo nicht im Geringsten- da hat mir mein Beruf schon Bilder gezeigt, die die(se) Fiktion um Längen übertreffen. Mir gings eigentlich nur um Deinen ersten Satz.

  17. @Marcel:
    inwiefern ging es dir denn „eigentlich“ um meinen ersten satz?
    bitte ganz nüchtern. und ohne verschiebebahnhof, wenn’s geht.
    und ohne grandiosität. – mich schockiert dieses filmchen immer noch, obwohl mir mein beruf schon …

  18. gut, Marcel, mangels antworte biete ich mal eine erklärung an:
    das war deinerseits der versuch, das nicht-geschockt-sein noch ein bißchen weiter wegzuschieben. auch ne lösung…

  19. @ marcel
    es mag ja sein dass dich das video nicht mehr schockt. finde deinen kommentar aber trotzdem nicht angemessen, irgendwie. du hast schlimmeres gesehen. gut bzw schlecht. andere haben das nicht. vielleicht lesen auch opfer mit… da könnte ein bisschen sensibilität angebracht sein, oder? auch wenn es nur fiktion ist.

    wir wissen nicht was die macher damit darstellen wollten. kampf der geschlechter wäre mir persönlich nicht eingefallen. aber gut, interpretieren kann jeder wie er will.

  20. @Rahaab & Erna: Immerhin stecken beide gründlichst Prügel ein- der Mann, wie auch die Frau. Daran, dass hier Opfer- vulgo Männer wie auch Frauen- mitlesen könnten, habe ich nicht gedacht. Hätte ich für eher unwahrscheinlich gehalten, dass bei den einen oder anderen in diesem kulturellen- oder Kunst (?) kontext wieder Schlüsselerlebnisse aus der Vergangenheit auftauchen könnten. Gut, das war vieleicht auch naiv.

    Wegschieben? Ich halte diese Video für ein Kunstprodukt; ein Artefakt. Aber in der Realität spielt die Verdrängung- ich nenne das jeweils Ventil- auch bei mir eine ganz elementare Rolle: Man muss handlungsfähig bleiben- und zwar um jeden Preis. Zudem spielt die Psychohygiene in meinem Leben eine zentrale Rolle. Ohne aktive Psychohygiene könnte ich diesen Job schon lange nicht mehr ausführen. Ein renommierter Psychologe wollte uns an einer Schulung einst andrehen, dass man Kompensationshandlungen tunlichst vermeiden müsse- und Psychohygiene hat für mich auch eine Art Kompensationscharakter, deshalb erwähne ich das jetzt. Ich musste ihm wiedersprechen und brachte das Argument Ventil und Dampfkochtopf: Ohne Ventil geht der unter dem wachsenden Druck irgendwann einmal hoch- ergo brauchts das Ventil, um das zu verhindern. Er gab mir schliesslich recht.

  21. @marcel
    klar kann man in so einem beruf ohne ventil und einem stück verdrängung oder nennen wir es es mal sachlichen umgang nicht lange überdauern.
    was den umgang damit in öffentlichen räumen betrifft (so wie hier) bei denen man nun mal nicht kontrollieren/einsehen kann wer was liest/hört muss man dennoch ein stück sensibel bleiben.
    hab im ersten moment ja auch nicht dran gedacht, erst als kosherou die triggerwarnung erwähnt hat wurde ich aufmerksam.

  22. @Marcel:
    immerhin … reden alle möglichen leute immer wieder über den zusammenhang von gewaltdarstellungen und realer gewalt
    immerhin … bietet spex eine fragwürdige=zu hinterfragende sicht- und hörweise an
    immerhin … tauchen bei den einen wie den anderen die unterschiedlichsten schlüsselerlebnisse aus der vergangenheit wieder auf – und würden wir autor und/oder redaktion von spex auf die couch legen, käme auch das eine oder andere schlüsselerlebnis ans licht – auch und gerade im kulturellen kontext, kunst inklusive
    immerhin … können erlebnisse in jedem zusammenhang wieder auftauchen, solcher traumatischer art manchmal ‚am liebsten‘ dann, wenn der mensch und seine mitmenschen überhaupt nicht damit rechnen
    und immerhin … entstehen artefakte nicht im luftleeren raum

    ja – wegschieben. ein etwas einfacheres wort für: ein distanziertes verhältnis zu etwas herstellen. immer wieder notwendig, im alltags- wie berufsleben. nur – insoweit einen schönen gruß an den renommierten psychologen für kompensationshandlungen – der hat vor deinem dampfkochtopfbild zu schnell kapituliert. denn, so jedenfalls meine erfahrung, zuweilen ist es besser, wenn der mensch einen etwas genaueren begriff und eine etwas erweiterte vorstellung von dem hat, wozu er die distanz wieder-herstellt. sonst arbeitet das ventil oder auch nicht und der mensch fliegt sich selbst mit volldampf als topf um die ohren.
    mann-frau-kind kann vielleicht um jeden preis handlungsfähig bleiben, sollte es aber nicht. der preis wäre sonst am ende der, nur noch für sich selbst handlungsfähig zu sein. oder tot. was in manchen fällen fast auf das gleiche hinausläuft.

    ich würde, wwäre ich an deiner stelle, zum begriff der verdrängung zurückkehren und den nochmals gründlich durcharbeiten. denn auch im ‚ventil‘ wirkt verdrängung.

  23. Was den Dampfkochtopf anbelangt- in meinem Falle übernimmt das Ventil noch eine ganz andere Funktion: Dank ihm halte ich auch meine Fähigkeit, Empathie zu empfinden (richtiger Ausdruck? Bin stark beschäftigt & muss schnell machen) am Leben. Ohne die ginge es auch nicht. Insofern bin ich mir schon ganz genau bewusst, zu was (oder besser wem) ich Distanz zu halten habe- man nennt das im Fachjargon auch eine „professionelle Beziehung“ aufbauen.

  24. ja gerade weil es um eine „professionelle Beziehung“ geht! und darum, dass es eine „professionelle“ bleibt! deshalb gehören die ‚ventile‘ permanent überprüft – unter anderem daraufhin, ob sie noch in der lage sind, zwischen kartoffel Linda und kartoffel sieglinde und einer bis dahin noch unbekannten kartoffelart zu unterscheiden … ‚mutationen‘ wahrzunehmen.
    bedeutet, dass ich meine handlungsfähigkeit-ermöglichende distanz immer wieder wenn nicht gar permanent auf all das hin überprüfen muß, was ihr womöglich aufgrund der professionalität durch die lappen geht. und auch daraufhin, ob ich im interesse meines gegenübers handle (und da welches der womöglich mehreren) oder nur noch in meinem interesse, die distanz zu bewahren.

    zu dem film: der könnte ja auch ein (nachgestellter) ausschnitt aus all dem sein, was so geschehen kann, wenn ein mensch (hier: die frau) einen häuslichen entzug macht. beispielsweise.
    es ließen sich sicher noch etliche andere erklärungen/handlungsrahmen finden … auch deshalb ist der spex-text ja so total bescheuert! er zieht/bezieht den film auf (nur) eine auch symbolische ordnung und zeigt zugleich im gestelzten sprachstil an, dass er mit der gewalt im film nicht klarkommt. und sie deshalb gern weggeküßt hätte.

    weißt du, Marcel, ich weiß nicht, ob und wie du dir das gegenüber in der „professionellen Beziehung“ aussuchen kannst. ich konnte das nicht, obwohl ich durch mein tätigkeitsgebiet (asylrecht/naher und mittlerer osten) schon eine gewisse vorauswahl getroffen hatte. auch diese vorauswahl hat mich nicht vor überraschenden begegnungen bewahrt. was meine ambiguitätstoleranz zuweilen auf eine sehr harte probe gestellt hat.

  25. oO krass.
    ich finde das video relativ grauenhaft.
    obwohl es bei mir an sich nichts zu triggern gibt, wirkt das auf mich total beklemmend-klaustrophobisch-panisch (also nicht, dass ich direkt in panik gerate, mehr so ein empathisch-unterschwelliges gefühl).
    in verbindung zu dieser easy-lockeren musik und dem umstand, wie die akteurInnen aussehen (sie: ’sexy‘, er: nicht) und wie der ganze „plot“ aufgelöst wird am ende –> KOTZ.

    das ist auch ohne den unsäglich danebenen spex-artikel genug.

  26. @Rahab: Das habe ich mir fast gedacht, dass Du im Asylbereich tätig warst. Ich habe im Verlaufe meiner mittlerweile 17-jährigen Tätigkeit lediglich bemerkt- und zwar einzig aus dem Grund, psychisch gesund zu bleiben- dass der Aufbau einer „professionelle Beziehung“, wie uns das eingetrichtert wurde, von enormer Bedeutung ist. Zum Teil trete ich in Extremsituationen bereits reflexartig zurück- psychisch, versteht sich. Allerdings bietet mir meine Tätigkeit auch ganz andere Möglichkeiten, mich zurück zu ziehen. Privat kann ich in entsprechenden Situationen- auf der Strasse geht’s manchmal strub zu und her- relativ gelassen und überlegt reagieren.

    Was das Video anbelangt: Ja natürlich- das könnte auch ein kalter Entzug sein. Seine Augenringe kommen ja auch nicht nur von schlaflosen Nächten. Worin der Reiz exzessiver Gewalt im Musikgenre liegt, kann ich mir nicht so recht erklären. Eminem’s neuestes Musikvideo zelebriert ja einen Serienmörder. Weiss der Teufel, was das soll. Exzessive Gewalt in der modernen Literatur kennen wir ja schon spätestens seit Bret Easton Ellis „American Psycho“. Schon gelesen? Unglaublich, wirklich un-glau-blich. Muss wohl als Gesamtkunstwerk betrachtet werden. Es animiert den Leser zum Kotzen, immer und immer wieder. Wurde interessanterweise ausgerechnet von zwei Frauen verfilmt. Nur dass sichd diese Vorlage nicht verfilmen lässt.

  27. @Marcel
    so? das hast du dir schon fast gedacht? was hat das denn zu bedeuten?
    mir geht dazu erst mal nur durch den kopf, dass da vielleicht exemplarisch klar wird, dass für alle beteiligten (also auch in gerichten, behörden etc) gewalterfahrungen und wie gelernt wird, diese zu verarbeiten bis wegzudrücken, immer eine rolle spielen. das beginnt damit, dass nicht nur der asylsuchende von mißhandlung berichtet sondern auch sein richter womöglich ein mißhandeltes/mißbrauchtes kind
    ist … und hier in der BRD spielt auch die beschwiegene geschichte von opa als nazi/bombenopfer/vertriebener eine nicht zu unterschätzende rolle … wenn du so willst, ist dieser ganze als polizei-recht verfaßte bereich von ausländer+asyl eine einzige extremsituation, bis hoch zum jeweils aktuellen bundesminister des inneren … und bis in die gesetze selbst hinein …

    ja, was ist der reiz exzessiver gewalt? zumal in der kunst? – dazu könnten wir hier wohl glatt eine extra-diskussionsecke aufmachen.
    bist du schon dahintergekommen, was der text des musikstückes mit dem video zu tun haben könnte? was von Ovid wird da bearbeitet? läßt sich das irgendwie herausfinden?
    Bret Easton Ellis “American Psycho” sagt mir jetzt nichts. worum geht es da? (oder sagt mir das doch was?)

  28. @Rahab: Nach der Beschreibung mit diesem Mann, der seinen Penis unter ds kalte Wasser hielt… dann zusätzlich Deine Studien = Asylbereich- und wenn, dann Naher Osten. Die Schilderung war dermassen Wirklichkeitsnah- sow etwas kann gar kein Mensch beschreiben, der das oder ähnliches- nicht schon miterlebt hat. Abgesehen davon: Ich gehöre im allgemeinen zu der Sorte Mann, der Frauen sehr genau zuhört. Dann wären da noch Menschenkenntnisse, die mit dem Beruf kommen. Amt ist richtig.

    Was Gewalt in der Kunst zu suchen hat? Zumal exzessive Gewalt? Hier übrigens noch das erwähnte Buch, das seinerzeit auf dem Index gelandet ist:

    http://de.wikipedia.org/wiki/American_Psycho

    Muss eine Art Terminus sein. Der Film Natural Born Killers von Oliver Stone war ja auch ein einziges Blutbad. Warum gerade Gewalt… da muss ich erst mal darüber nachdenken.

  29. @Marcel
    nein, das buch kenne ich nicht. sollte ich?
    meine derzeitigen studien ließen sich biografisch auch anders herleiten – aber das ist nun wirklich nicht so wichtig.
    wirklichkeitsnahe beschreibung? weiß ich nicht. wohl eher nicht – die wäre nicht druckreif, erst mal…
    amt? – hab ich was überlesen?

    gewalt=ausweglosigkeit kommt mir immer als die zu schnelle antwort vor. hast du keine ‚bessere‘?

  30. „Gewalt = Ausweglosigkeit“

    Vielleicht. Eine moegliche Antwort in manchen Faellen. Fuer das Opfer fuehlt es sich aber oft mehr nach ‚Gewalt = Macht, Adrenalinkick, und Spass an der Erniedrigung des Opfers‘ an.

    Dean Goodman schreibt im Reuters Blog: „The video explores the thin line between love and hate. “It leaves you wondering whether they’re in a relationship or she’s suffering from Stockholm Syndrome,” Aardsma added.“
    Fair enough. Aber der Artikel ist auch beschoenigend, wenn auch etwas weniger als dieser Specks-Text. Er heisst z.B . „Another side of Bob Dylan: Kinky domestic violence“ ( http://blogs.reuters.com/fanfare/2009/05/13/another-side-of-bob-dylan-kinky-domestic-violence/ ). Und gerade das „kinky (= involving or given to unusual sexual behavior.“ stoesst mir irgendwie auf. Nur weil sie ihn kuesst am Ende, heisst es nicht, dass sein Verhalten einen sexuellen Reiz auf sie ausuebt. Sie koennte sich genauso ploetzlich schuldig fuehlen, oder Mitleid bekommen (was ja oft geschieht, wenn man sich gegen einen befreundeten/verwandten Peiniger wehrt) usw.

    Was auch immer mit dem Video gemeint ist, es als „… eine Variation des ältesten Zeitvertreibs der Welt“ zu beschreiben ist voellig daneben. Das ist ein extrem beklemmendes, verstoerendes Video, und fuer mich wirklich nicht „sexy“ oder „romantisch“: Die Protagonistin flieht vor ihrem Peiniger in Todesangst. Ich wuerde die Gewaltdarstellung in diesem Video ebenfalls mehr so interpretieren, wie es Erna und SoE beschrieben.

  31. wohinter ich immer noch nicht gekommen bin, das ist: welchen Ovid-text hat Dylan denn nun eigentlich be- oder verarbeitet? gibt es da einen bezug? und wenn ja, zu was? oder dient der hinweis auf Ovid einfach nur zur veredelung?

  32. @ rahab
    hab das grad mal in google eingegeben. angeblich ist der titel eine zeile aus den verbannungsversen.
    naja, aber das hätte er sich ja auch selbst einfallen lassen können. der rest des textes behandelt auch „cars“… da ist relativ unwahrscheinlich das es mit ovid zusammenhängt.
    das hier ist der gesamte text.

    Oh well, I love you pretty baby
    You’re the only love I’ve ever known
    Just as long as you stay with me
    The whole world is my throne
    Beyond here lies nothin‘
    Nothin‘ we can call our own

    Well, I’m movin‘ after midnight
    Down boulevards of broken cars
    Don’t know what I’d do without it
    Without this love that we call ours
    Beyond here lies nothin‘
    Nothin‘ but the moon and stars

    Down every street there’s a window
    And every window’s made of glass
    We’ll keep on lovin‘ pretty baby
    For as long as love will last
    Beyond here lies nothin‘
    But the mountains of the past

    Well, my ship is in the harbor
    And the sails are spread
    Listen to me, pretty baby
    Lay your hand upon my head
    Beyond here lies nothin‘
    Nothin‘ done and nothin‘ said

  33. danke erna! – und das war nun der ganze Ovid?!? na, wenn wir ein bißchen graben, haben wir gleich die weltliteratur versammelt…

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