Wenige Tage vor dem Start der Fußball-Weltmeisterschaft 2011 am kommenden Sonntag gibt es noch einmal eine kleine Presserundschau bei uns:
Im Tagesspiegel schreibt Nadine Lange über WM-Werbung mit Sexappeal und die Playboy-Fotos der Nicht-WM-Teilnehmerinnen
Ein Porträt von Sinem Turac, türkischstämmige Schiedsrichterin aus Berlin, gibt es bei der Deutschen Welle.
Das Netzwerk Football against Racism in Europe, FARE, fordert im Kopftuchstreit zwischen Fifa und Iran (wir berichteten) den internationalen Fußballverband auf, das Hijab-Verbot zurückzunehmen.
Zum Frauenfußball aus Sicht der Geschlechterforschung gibt es bei der Böll-Stiftung einen längeren Text von Johanna Wirxel.
Daniel Meuren, dessen Absatzkick-Kolumne auf faz.net eine Dauerempfehlung ist, war beim Training des Teams aus Äquatorialguinea und liefert mal ein paar Hintergründe, die nicht überall zu lesen sind.
In der taz ärgert sich Jana Petersen über sexualisierte Fankleidung zur WM.
Bei Zeit Online schreibt Heike Faller schöne Sachen über Frauenfußball: jungenhaft, mädchenhaft, sportlich, sexy – geht alles zusammen.
Im Hamburger Abendblatt vertritt Iris Hellmuth ihr Recht, sich als Frau nicht für Frauenfußball zu interessieren.
In der Augsburger Allgemeinen (danke für den Hinweis!) tut Tilmann Mehl das ebenfalls, als Mann allerdings. Und wir erfahren noch, dass „der Augsburger“ sich nicht von Medienkampagnen irgendwohin locken lässt. Ein weiterer Leserinnenhinweis auf einen Artikel: „Warum müssen Frauen überhaupt versuchen, es in allen Bereichen den Männern gleichzutun?“, fragt Jörg Rinne in der Neuen Westfälischen.
Ein kleiner Blog-Zwischenruf von Ninia: Der reicht’s. Fußball oder nix.
Veranstaltungen
Zusammenschauen: Das Blogprojekt Spielfeldschnitte lädt zum gemeinsamen WM-Gucken ins Hamburger Gängeviertel
Das Missy Magazine, der Fußballladen Goal, die Maiden Monsters und Etsy laden am 9. Juli in Berlin zu den ersten internationalen Hoffestspielen.
Dieses stereotype Gewese um die Frauen des Nationalteams regen mich derzeit ziemlich auf.
Ich finde diese Tussi-Werbung der Nationalspielerinnen gräßlich.
Dieses „Schaut her, ich bin eine richtige Frau!“-Gehabe.
Dieser Feminin-Zwang ist widerwärtig.
Da kann der DFB gleich Miniröcke als Spielerinnenkleidung einführen, mit der Vorschrift, dass alle Spielerinnen lange Haare haben müssen, natürlich in Stilettos spielend, nicht mit Stollen, damit jede nett weiblich, aussieht und nicht irgendwie „jungenhaft“ oder gar lesbisch.
Seit wann hat Sport was mit weiblicher Attraktivität zu tun? Ist Frauenfußball ein Heiratsmarkt oder eine Sportveranstaltung?
Selbst mir fällt jetzt (früher war das anders) schwer, den Sport von Frauen (finde Männersport übrigens auch nicht interessanter/wichtiger) in bestimmten Bereichen als ansehbar anzunehmen.
Hoffentlich ist diese Werbestrategie „Frauen im Sport sind richtige Frauen“ nur eine einjährige Phase abstruser Männerhirne.
Ich war grad bei „Jetzt reicht’s“ angekommen, was die Vorberichterstattung zur WM angeht. Dieses ewig gleiche Rumgehusche über Weiblichkeit oder die Einmalige-Kampflesben-Erwähnung in gut gemeinten Hintergrundartikeln und der ganze schwarz-rot-goldige Werbequatsch ist so öde. Es wird Zeit, dass das Frauen-Gesabber ein Ende hat und Fußball passiert.
Aber nu gibt es doch wieder Hoffnung: Der Artikel von Heike Faller im Zeitmagazin ist nämlich ganz großartig! So wenig Bauchweh war schon lang nimmer. Danke, danke, danke für den Hinweis!
Gerade bei meiner morgendlichen Presseschau habe ich mich auch mal wieder/ immer noch über die Berichterstattung zur WM geärgert: entweder wird versucht ein sexy Image zu kreiren oder es wird eben dieses kritisiert. Natürlich sind zweitere Artikel wichtig (!!!), aber wenn die Berichterstattung letztendlich nur aus Artikeln a und b besteht, dann geht es halt so oder so nur um das Image und immer noch nicht um den Sport. Aber gut ein paar Ausnahmen gibt es glücklicherweise :)
Hier für die Zusammenstellung würde ich noch von Zeit Online „Die WM-Teams 2011“ ergänzen (http://www.zeit.de/sport/2011-06/wm-teams-gruppe-d). Sicher nicht perfekt, aber in Interviews mit Expert_innen erfährt der_die Leser_in hier einiges über die verschiedenen Teams, den Status von Frauenfußball in den unterschiedlichen Ländern etc.
Die Spurensucherin: schwarz, rot, goldig?: „Ich habe es mir einige Tage überlegt, ob ich diesen Artikel schreiben soll. Ob ich das Thema „Objekt Frau“ noch einmal aufnehme und das Thema Frauenfußball auch und beides in einen Artikel packe.“
Hier ist was zum Auswendiglernen bezüglich des Playboy-Auftritts: http://fromaleftwing.blogspot.com/2011/06/germanys-playboy-players-butch-cliche.html
1. Sex does not sell. Zumindest keinen Frauensport.
2. „Weibliche“ Frauen sind keine medial unterrepräsentierte, bedrohte Minderheit, nichtmal im Sport.
Was die sexualisierte Fankleidung angeht: Das ist keine Tracht und kein Trachtenremix, wie die Taz im fernen Berlin anscheinend glaubt, das ist schlimmster Oktoberfestkitsch in Schwarzrotgold. Das Dirndl war ursprünglich ein bäuerliches Arbeitsgewand.
Vom Kuhstall in die Mitklatschhölle: Das Dirndl
http://faz-community.faz.net/blogs/ding/archive/2009/09/29/vom-kuhstall-in-die-mitklatschhoelle-das-dirndl.aspx