Kurz vor Silvester hat Bill Patrick in seinem profeministischen Blog 15 Neujahrsvorsätze für (hetero) Männer vorgeschlagen. Die Liste ist ziemlich lang und könnte meiner Meinung nach besser strukturiert werden. Sie umfasst sowohl sehr konkrete Punkte („Richtig Wäsche waschen!“), als auch wichtigere, aber eher vage definierte Aufgaben („Die eigene Homophobie bekämpfen!“). Der Autor meint (zu Recht), dass sich viele seiner Vorschläge genauso gut für nicht-heterosexuelle Männer eignen.
Wie es mit den guten Vorsätzen so läuft, wissen wir alle aus eigener Erfahrung. Also, keine Illusionen. Ein paar Punkte aus Bills Liste sind aber eine Diskussion wert, gerade weil der gut gemeinte Optimismus der Feiertage jetzt vorbei ist. Warum gibt es immer noch so viele Männer, die sich mit den elementaren Aufgaben des Haushalts und des sozialen Lebens einfach überfordert fühlen? Die offensichtliche Antwort (dass diese Aufgaben traditionell den Frauen aufgezwungen wurden und vielerorts immer noch werden) hilft nur teilweise. Denn das Ungeschicklichkeits- und Abneigungsgefühl scheint oft anzudauern, obwohl die heutige Realität – zumindest in westlichen Großstädten – völlig anders aussieht.
Viele Männer (auch heterosexuelle) leben heute nicht mehr in den traditionellen Beziehungen ihrer Großväter, in denen die Frauen immer Sorge trugen oder tragen mussten. Viele leben – länger als ihre Eltern – in keiner Beziehung, oder eben zusammen mit anderen Menschen, die einfach keine Lust haben, jeden Tag ihre Partner zu verhätscheln. Trotzdem treffen wir immer wieder (auch unter den „neuen“ Männern) Exemplare der alten, überforderten Spezies, die kaum in der Lage sind, den Privatalltag effizient und (ja, bitte!) auch schön und angenehm zu organisieren.
Sicher gab es in den letzten 40 Jahren große Fortschritte. Sicher spielt falsche Erziehung eine echt fiese Rolle, denn sie hinterlässt tiefe Spuren und schafft die absurde Hoffnung, dass man(n) irgendwann doch eine Person finden wird, die sich um alles kümmert. Doch während diese Hoffnung im öffentlichen Leben spätestens mit der ersten Schulprüfung aufgegeben wird, bleiben die Strukturen des Privatlebens derart unterthematisiert und werden so unkritisch angenommen, dass realitätsferne Vorstellungen und erstaunliche Unfähigkeiten hartnäckig andauern. Zur Last vieler unserer Beziehungen.
Hm, also in meinem Umfeld kenne ich eigentlich kaum Männer, die diese Probleme haben. Ab einem bestimmten Alter sind die meisten doch eigentlich auch WG- oder beziehungserfahren und wissen einigermaßen einen Haushalt zu führen, oder? Hingegen fallen mir sofort ein paar Frauen ein, die es mit der Basishygiene hin und wieder nicht so ernst nehmen, kein bisschen kochen können, und das dreckige Kleid gerne noch ein drittes Mal anziehen. Nicht, dass das irgendwie schlimm oder dramatisch wäre. Es gibt eben chaotische und faule Personen, Männlein wie Weiblein. Allerdings, wenn der Partner oder die Partnerin nicht dazu in der Lage ist, die eigene Wäsche zu machen, sollte man sich fragen, welche anderen Defizite der oder diejenige noch so mit sich bringt…
Ich verstehe auch nicht ganz, was das Problem mit Männlein oder Weiblein zu tun haben soll. Ja es gibt es zahlreiche Personen, die „kaum in der Lage sind, den Privatalltag effizient und (ja, bitte!) auch schön und angenehm zu organisieren“. Ob das in der Praxis aber mehr Männer oder mehr Frauen sind, hängt davon ob, wie jemand „Privatalltag effizient, schön und angenehm“ definiert. Bei den einen muss immer alles ganz ordentlich und stilvoll sein, während die anderen es bequem finden, den Fußboden als allgemeine Ablage zu nutzen.
Wenn zwei Menschen eine Beziehung eingehen, müssen sie sich halt irgendwie in ihren Vorstellungen und Praktiken in Bezug auf „effizient, schön und angenehm“ arrangieren. Auch dass hat aber wenig mit Geschlecht zu tun.
Gehst du etwa vom klassischen Bild aus, das verkürzt so aussieht: Mann=Unordentlich, Frau=Ordentlich => Mann+Frau=Frau-muss-alleine-für-Ordnung-sorgen !? Selbst wenn die ersten beiden Annahmen stimmen, könnten sich doch beide auf ein Mittlmaß an Ordnung einigen, für dass sie beide gemeinsam sorgen. Ich denke das Problem liegt nicht an der Organisation des Privatalltags selber, sondern daran, wie die Organisation des gemeinsamen Privatalltags ausgehandelt wird.