In ihrer zweiten Ausgabe haben sich die Macherinnen von outside the box eines spannenden Themas angenommen: Form. Dabei gelingt ihnen ein feines Kunststück. Sie hätten kein Wort, keinen einzigen Text drucken müssen. Form erfasst einen, bevor man die erste Seite aufgeschlagen hat. Denn entstanden ist ein „Magazin in 9 Bögen”. Outside the box kommt inside a plastic bag, die einzelnen Seiten fein säuberlich zusammengefaltet.
Zur Orientierung gibt es eine Legende, die zunächst die Markierungen erläutert, mit denen man sich an den Kanten entlang hangeln kann. Außerdem gibt es weiter ein Inhaltsverzeichnis mit Seitenzahlen. Zumindest ich hatte die Seiten nach dem ersten Öffnen alle durcheinander gebracht – so schnell können Zahlen ihre Funktion an sich verlieren.
Aufgefaltet sind die einzelnen Bögen etwa DIN A2 groß, daraus ergibt sich eine ganz neue Herausforderung. Eine Seite ist nur komplett aufgefaltet lesbar, die andere kann teilgefaltet bleiben, der gelesene Teil wird wieder zugeklappt. Dabei ist jeder Bogen eine in sich geschlossene Einheit und stets individuell gestaltet. Auch die Illustrationen und Bilder sind, je nach Knick und Faltung immer wieder neu zu entdecken. Magazin im „Taschenformat“ oder Kunstwerk auf Postergröße?
Auch der Inhalt widmet sich der Form. Theoretische Betrachtungen zu Roswitha Scholz‘ Wert-Abspaltungstheorem und Michel Foucaults Erläuterungen zum Wahrsprechen, der Parrhesia, wechseln sich ab mit Einblicken in iranisches Grafikdesign und queeren Tango. Für einige Themenbereiche waren Artikel angedacht, etwa quotierten Redelisten, kamen aber (erstmal) nicht zustande. Eine Auseinandersetzung fehlt allerdings, obwohl sie im Leitartikel schon im Raum steht: Barrierefreiheit.
Ganz konkret drückt es sich hier auch in der Sprache aus. So sind viele Beiträge mit schwer verständlichen, akademischen Ausdruck geschrieben. Die Form sei am Inhalt ausgerichtet worden, heißt es, außerdem stünde man „eher am Beginn der Suche nach gesellschaftskritisch-feministischen Formen“. Doch diese Sprache schließt aus. Sie zu erlernen, müssen Leser_innen sich erst einmal leisten können. Am Ende blieben die Debatten, die hier angestoßen und vorangetrieben werden sollen, auf einen priviligierten Kreis beschränkt. Und das wäre, bei all den kreativen Potential das sich hier findet, schade.