Neue deutsche Mädchen im Interview

Die beiden Autorinnen des Buches „Neue Deutsche Mädchen„, Jana Hensel und Elisabeth Raether haben dem Online-Feuilleton satt.org ein interessantes Interview gegeben. Lest selbst, an dieser Stelle nur zwei Fragen nebst Antworten zu Charlotte Roche und jungen Feminismus als Ausschnitt:

Eine Frage zu Charlotte Roches Buch „Feuchtgebiete“: Ist dieses Buch wichtig für den Feminismus (…)?
Jana Hensel:
Zugegebenermaßen habe ich das Buch noch nicht gelesen, aber was mir auf jeden Fall gefällt ist, dass sich mit Charlotte Roche eine Frau zu Wort meldet, der man den Feminismus nicht schon an der Nasenspitze ansieht. Sie ist jung, klug und erfolgreich und außerdem feministisch. Elisabeth und ich kommen ja auch aus dem Leben und nicht aus dem Gender-Seminar.

Da das Modell Schwarzer/Emma offensichtlich ausgedient hat: Wen seht Ihr als neue role models? Wen wünscht Ihr euch? Wie sieht „moderner Feminismus“ aus?
Jana Hensel:
Ich glaube schon, dass das Modell Charlotte Roche zukunftstauglich ist. Also, dass Frauen aller Couleur den Feminismus zum Thema machen sollten, sodass sich das Wort Feminismus von selbst erledigt. Ich mag es, ehrlich gesagt, nicht besonders. Es klingt nach Bewegung, Kampf, schlechtem Gewissen und Besserwisserei. Ich vermeide es, so oft es geht.

Och, wir finden Feminismus ja ein ganz großartiges Wort und assoziieren mit Feministinnen auch eher Charlotte Roche als „schlechtes Gewissen und Besserwisserei“.

12 Kommentare zu „Neue deutsche Mädchen im Interview

  1. Och Leute … Ich versteh euch nicht.

    Roche macht eine _Marketingkampagne_ um ihr Buch zu promoten, das wars. Und am besten kriegt man halt Publicity wenn man mit so nem Roten Tuch wie „Feminismus“ rumwedelt und dann ganz überraschend den schmierigen Jungs gibt was sie hören wollen. Habt ihr die Interviews von ihr gelesen? Schon alleine der Fakt das ich dazu Zeitschriften in die Hand nehmen muss die ich sonst nicht mit der Kneifzange anfassen würde spricht Bände und was sie dann erzählt ist grusliger Unsinn. Ein bisschen Larifari-Ego-Feminismus gepaart mit wirklich haarsträubendem Unsinn. Fair-Trade-Puffs, Porno ist toll?! Ich weiß das es hier nichts fruchtet, aber ich kanns trotzdem nochmal probieren: Wer Porno und Puff okay findet ist der letzte der sich dann über Sexismus aufregen sollte, denn wer diese Verbindung nicht auf die Reihe kriegt bei dem kann ich dann wirklich nur noch „Reflex“ in solchen Fragen vermuten. Und wenn das der „neue“ Feminismus sein soll dann bin ich mit wehenden Fahnen wieder beim alten, und bevor ich der Frau mein Geld gebe leg ich noch was drauf und verschenke an jemanden ein EMMA-Abo.

    Mal im Ernst, ich fühle mich von Alice Schwarzer auch nicht wirklich vertreten, aber muss es jetzt gleich das völlig andere Extrem sein? Abgesehen davon das ich dann doch wesentlich mehr Achtung vor Alice Schwarzer und dem was sie in den letzten Jahrzehnten so geschrieben/bewegt hat habe als vor einer durchgeknallten Indie-Tusse (sorry, is so) bei der ich das Gefühl habe das sie überhaupt nur deswegen wieder in der Öffentlichkeit rumtanzt weil die Kohle alle ist und sie ein Buch verkaufen muss.

    Es kann ihr keiner verbieten das Label „Feministin“ vor sich herzutragen um Promo zu machen, aber wenn ich mir schon den Kreis ihrer neuen Fans angucke (einfaches Namen-Googeln reicht) will ich mit diesem „neuen Feminismus“ nix zu tun haben.

    PS:Buch gekommen, bin auf Seite 50.

  2. Ganz so pointiert, wie Frau ping das formuliert, hätte ich mich zwar hier nicht zu einer Äußerung getraut, aber ich bin doch froh, dass das nun auch mal jemand sagt. Dachte schon, ich wäre der/die einzige, bei wem Charlotte Roches Interviews und einige ihrer sonstigen Auftritte zweifelnden Eindruck hinterlassen haben.
    Insofern: Vielen Dank für den Kommentar. In der Haltung schließe ich mich an.
    Dann vielleicht doch lieber aufs provokante Ganze gehen wie Lady Bitch Ray…? (Katrins Zusammenfassung zu diesem Thema gestern fand ich sehr gut; genauso widersprüchlich und heikel, aber gedankenanregend empfand ich der Ladys Auftreten bislang auch.)

  3. Ich muss sagen, ich sehe das nicht so drastisch. Weil ich schon vor der Veröffentlichung von „Feuchtgebiete“ Charlotte Roche sehr ins Herz geschlossen habe. Viele lernen sie ja jetzt erst kennen, da fällt das Urteil sicher harscher aus. Aber sie hat auch schon 2006 bei Maischberger gesessen und ihre feministische Haltung vehement und extrem sympathisch (für meinen Geschmack) vertreten. Und da hatte sie nichts zu bewerben, den Marketing-Vorwurf würde ich ihr also nicht machen.

    Ich habe „Feuchtgebiete“ immer noch nicht gelesen, obwohl ich es schon eine ganze Weile im Regal stehen habe. Aber eben weil ich sie so sehr mag, fürchte ich mich davor, dass ich das Buch nicht leiden kann und C.R. als eine meiner Ikonen Kratzer bekommt. Albern, ich weiß…

  4. Eigentlich ist doch das allererfrischendste an Charlotte Roche ihre Unberechenbarkeit. Dass man nie genau weiß, mit was sie als nächstes kommt. Ich glaube ihr sie selbst und finde kaum jemanden in der Öffentlichkeit so authentisch. „Feuchtgebiete“ ist gewöhnungsbedürftig, manchmal fast ein bißchen abstoßend, aber auch sehr witzig und es vermittelt kein bißchen das Gefühl, man sollte so sein und handeln wie die Protagonistin. Es ist eher ein „sei und mach worauf du Bock hast“-pamphlet. Würde ich mal sagen. Passt ja auch zu ihr. Und klar will sie schocken und nimmt ein bißchen zu gewollt gar kein Blatt vor den Mund. Aber das nehm ich ihr jetzt einfach mal nicht übel.

  5. @ping

    „Wer Porno und Puff okay findet ist der letzte der sich dann über Sexismus aufregen sollte, denn wer diese Verbindung nicht auf die Reihe kriegt bei dem kann ich dann wirklich nur noch “Reflex” in solchen Fragen vermuten.“

    Denke ich mir auch so, jedoch musste ich dafür das Buch nicht lesen um das festzustellen.

  6. Welches Buch? Falls das mißverständlich war, ich meinte das „Alphamädchen“, das ich inzwischen auch durch habe (faulen nachmittag gemacht)

  7. Das interessanteste an Frau Roches Buch ist doch, wie so oft, die Diskussion drumherum. 313 Rezensionen bei amazon (Stand vor fünf Minuten) spiegeln das ganz gut wieder! Was mich stört ist der Ansatz, erst dann gleichberechtigt zu sein, wenn ich mich wie ein Mann benehme. Oder zumindest wie das Klischeebild eines Mannes. Wie auch immer, der Mann bleibt Maß aller Dinge. Und sogar Frau Roche, von der ich immer angenommen habe, sie stünde über dieser Schwarz-Weiß-Malerei, vermittelt mir den Eindruck, dass Frauen in ihrer Sexualität gehemmt und in ihrer Selbstwahrnehmung gestört sind, während Männer mit sich im Reinen sind und darum angstfrei kacken können.

  8. Wie war ich damals gespannt, diese Charlotte Roche mit den intelligenten Fragen, deren Ansicht sich mir mangels Viva 2 im Tv bisher verschlossen hatte, endlich mal bei Schmidt zu sehen! Ich war positiv interessiert, aber was ich da sah, fiel bei mir unter „nett, aber überbewertet“.
    Diese Meinung teile ich noch heute, denn ganz ehrlich, sogar die Mädels von „Blond am Freitag“ im ZDF waren subversiver, witziger und zumeist inteligenter als Frau R.
    Hab das Buch nocg nicht gelesen, bin aber schon von der Kampagne genervt. Es scheint, als wenn da vor allem Provokation das Thema sei, denn jeder durchschnittliche Frauenroman hat ebenfalls reichlich Sex. Und dank Frau R. kennen wir jetzt alle den Fachbegriff für Scheidenflüssigkeit. *gähn*

  9. Als der Verlag Charlotte Roches Buch ankündigte, hatte ich die Erwartung, daß hier vielleicht eine Frau schreiben würde, die irgendwie den Weg S.de Beauvoirs jetzt im 21.Jahrhundert iweitergehen könnte ( naja – so ungefähr halt – ihr wißt schon ).
    Weit gefehlt – „Feuchtgebiete“ setzt ( wie Lady Bitch Ray ) auf Konfrontation und sie begnügt sich damit, ohne daß eine Auffassung erkennbar wäre, die einem reflektierten Menschenbild nahekäme.
    Insofern ist das Ganze so intelligent und beschränkt wie die Rüpeleien irgendwelcher sogenannter Möchtegern-Männer.
    Ich stimme Judith Weidenfeld ( 09.04. ) zu, wenn sie schreibt: „Was mich stört ist der Ansatz, erst dann gleichberechtigt zu sein, wenn ich mich wie ein Mann benehme. Oder zumindest wie das Klischeebild eines Mannes.“
    Da kann ich stattdessen auf eine Frau wie J.Hensel nur voll abfahren: die hat ( glaube ich ) beobachtet, daß wir Männer geradezu darauf warten, daß sich die Frauen auf ihre Weise wie richtige Menschen benehmen – nämlich weder so verbogen, wie S.de Beauvoir es aus dem Beginn des 20.Jahrhunderts schildert, noch so verklemmt agressiv wie A.Schwarzer, noch so angestrengt ordinär wie Ch.Roche.
    J.Hensel im Interview: „… ich glaube, Männer haben immer durch Frauen über sich selbst gelernt.“
    Ausdrücklich: wir Männer brauchen die S.de Beauvoirs und die J.Hensels – nicht aber die Ch.Roches, weil die so sind wie das Klischee vom Mann aus dem 19.Jahrhundert.

  10. „verklemmt aggressiv“? Bitte erklären. Meinst Du, Sie sollte nicht lange ihren berechtigten Ärger zeigen, sondern gleich zuschlagen? Oder was? Passive-aggressive kannst du ja kaum meinen?

  11. ach je…

    wenn z.B. frau schmitz aus bilderstöckchen dieses buch geschrieben hätte, wäre folgendes passiert…

    – kein verlag hätte das manuskript angenommen
    – kein mensch hätte darüber gesprochen
    – keiner hätte lobeshymnen losgelassen

    und es hätte auch nix gefehlt auf dieser welt. so aber hat eine medien-hype-frau das klügste getan, was sie tun konnte und sich eines sicheren medien-hype-themas angenommen, wenn es denn von einer medien-hype-frau bearbeitet wird, sex sells, tv sells usw.

    wenn ein kleiner dicker mann plötzlich wandern und in sich geht – fehlanzeige. wenn kerkeling das tut- wow.

    wenn eine blonde frau aus buer-erkenschwick sich gedanken darüber macht, ob sie eigentlich besser am herd statt hinter der bäckerei-theke aufgehoben ist – gähn. wenn die frau tagesschau gesprochen hat – zeter und mordio.

    ich mag übrigens roche und kerkeling als medienkunstobjekte und ich wünsche beiden mit ihren weiteren büchern dollen erfolg (frau herman wünsch ich das nicht) – nur muss man das an jeder stelle noch einmal durchkauen? selbst frauenpolitisch sehe ich da keinen anlass zu, die feuchtgebiete wurden von ganz anderen schon viel früher befreit und durchlüftet!

Kommentare sind geschlossen.

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