Als ersten Text im neuen Jahr zu Vorsätzen schreiben – Ist das nicht ganz schön langweilig? Vielleicht an dieser Stelle einen ersten Vorsatz: Einfach mal machen und gucken.
Es gibt viele gute Gründe gegen Neujahrs-Vorsätze. Die ersten beginnen bei der Frage nach der Festlegung des Datums, denn natürlich feierten nicht alle Menschen weltweit vor vier Tagen den Anbruch eines neuen Jahres, und dass aber an mittlerweilen vielen Orten am 31. Dezember der Jahresübergang begangen wird, ist kein historischer Zufall, nicht das Durchsetzen des einfach besseren Prinzips. Und warum dann gerade an diesem vollkommen arbiträren Tag plötzlich Pläne schmieden? Darüberhinaus kennen die meisten von uns die typischen Vorsätze, welche in der letzten Dezember-Nacht mantraartig aufgesagt werden: Endlich abnehmen! Endlich aufhören zu rauchen! Endlich was schaffen! Den eigenen Körper disziplinieren, sich möglichst marktförmig gestalten, funktionstüchtig für die Leistungsgesellschaft. Selbstoptimierung to the max.
Trotzdem hatte ich mir für 2015 das erste Mal so weit ich mich erinnern kann ernsthaft Vorsätze bereitgelegt. Es waren kleine Vorsätze. Einen habe ich nicht erfüllt, die anderen über. Das ist eigentlich eine schöne Bilanz, vor allem weil sie zu erfüllen mein Denken erweitert haben (ich wollte u.a. ein paar mehr Ausstellungen besuchen) und für mich aktivistisch wichtig waren (ich hatte mir vorgenommen häufiger auf Demonstrationen zu gehen). Nicht Vorsätze an sich sind furchtbar, Ansprüche an sich und das eigene Tun zu stellen ist nicht schlecht und auch nicht zu hoffen dazuzulernen, etwas besser zu machen – bzw. es nicht beim Hoffen zu lassen, sondern gezielt Arbeit reinzustecken.
Dafür braucht es nicht unbedingt den 31. Dezember/ 1. Januar, aber der Tag ist auch nicht schlechter als alle anderen. Darum hier ein paar Vorschläge für Gedanken zum neuen Jahr: Gibt es ein Themengebiet, über das ich gern mehr erfahren würde? Gibt es eine Sache, die ich gern (häufiger/ besser) machen würde? Freund_innenschaften pflegen? Demonstrieren? Schreiben? Kann ich besser werden im Zuhören bei mir neuen Perspektiven? Wie kann ich dieses aktive Zuhören gestalten? Kann ich andere Aktivist_innen sinnvoll in ihren Kämpfen unterstützen? Zum Beispiel auch durch die Umverteilung von Resourcen/ Geld? Wie kann und möchte ich mir Räume zur Ruhe und zum Entspannen schaffen? Und wie mit Scheitern umgehen?
Meine persönlichen Vorsätze? Habe ich noch nicht gemacht. Da denke ich noch etwas drüber nach. Muss ja nicht alles gleich in Stress ausarten.
Hallo Charlott,
mir gefällt immer noch und immer wieder das Zwei-Listen-Ding
Make a list of things that make you happy.
Make a list of things you do every day.
Compare both lists.
Adjust accordingly
weil es schlicht, ergreifend und konkret ist. Und je konkreter desto besser umzusetzen. Zum Stichwort ‚Umverteilung von Ressourcen/Geld‘ ist mein Vorsatz für 2016: endlich die Bank wechseln und weg von Cashgroup & Konsorten.
Frohes Neues!
oh, danke für den schönen text!
2016 ist für mich seit längerem das erste jahr, wo ich so gar keine lust hatte auf selbstreflexionsdings und mir sowas wie vorsätze, wünsche überlegen. und dein text passt total schön zu meinem gefühl – erstmal gucken, wann mir danach ist.