Kürzlich flatterte mir die mittlerweile zweite Ausgabe des neuen Erotik-Magazins „Alley Cat – Entertainment For Her“ ins Haus. Gespannt begann ich, die knapp 100 Seiten des Hochglanz-Magazins der Modejournalistin Ina Küper durchzublättern und die Artikel zu lesen, die Fotostrecken zu betrachten. Mein erster Gesamteindruck war: „Edel. Nicht ‚klebrig‘.“ In der Tat scheinen die Macherinnen Wert auf ein gepflegtes Äußeres ihres ‚Babys‘ zu legen. Überschriften mit großen, weitausschwingenden Buchstaben, ein Editorial, das in klassisch roter Samtbettwäsche daherkommt, durch und durch anmutige Models.
Die Macherinnen beschreiben ihr Anliegen so:
„In typisch weiblicher Manier umfasst das Heft zwei weitere Seelenschmeichler: Lingerie und Beauty. Wir verwöhnen unsere Leserinnen mit luxuriösen Kosmetik-Items, entführen sie auf exklusive Wellness-Trips und nehmen sie mit in die Umkleiden der edelsten Dessous-Shops dieser Welt.“
Die Themen sind recht einschlägig: In „Catzchen des Monats“, einer Rubrik, in der jeden Monat eine prominente Frau in einem Interview erotische Auskünfte gibt, erzählt die Macherin des „Big Penis Book“, warum eben dieser Big Penis doch besser sei, als zu Kleine, und warum sie auf „Naturburschen“ steht und Beschneidung ablehnt. In der Rubrik „Klartext“ erzählt Jenna Jameson Wahrheiten aus der Porno-Industrie und die letzten 30 Seiten befassen sich dann ausgiebig mit der Frage, wie Frau als Pin-Up am besten die Herren der Schöpfung verführen kann (von Make-Up-Tipps über Dessous bis hin zu „Geheim-Tipps aus der Welt der Verführung). Die Ausrichtung des Magazins ist also recht klar: Frauen sollen zu einer ausgiebigen Sexualität ermutigt werden; oft unausgesprochenes wird ausgesprochen und daneben noch ein paar Tipps, wie man sich in Bettgeschichten sexier machen und fühlen kann. Anmutig und edel möchte man sein. Nicht in die Schmuddelecke geraten.
Einmal davon abgesehen, dass mir dieser Stil an vielen Stellen einfach ein wenig zu bemüht erscheint, hatte ich mit der Ansage „Ein großer Penis verleiht seinem Besitzer verführerische Männlichkeit.“ und „Je perfekter ein Spielgefährt ist, desto lieber lassen wir uns auf ihn ein,“ schon so meine kleinen Schluckbeschwerden. Denn ganz ehrlich: Für mich klingt das schon ein bisschen nach dem Schönheits-Junkie-Problem, von dem wir Frauen ja gerade endlich wegkommen sollten. Auch sind sämtliche im Magazin abgebildeten Frauen einfach nur: Typisch perfekt und makellos. Was sicherlich aufgrund des Gesamtanliegens der Herausgeberinnen, Möglichst Ästhetisch zu sein, nur konsequent ist. Aber muss Schönheit, muss Ästhetik wirklich 90-60-90, oder wie es eine Leserin beschrieb: „Silhouette wie die einer Cola-Flasche“ – oder, O-Ton einer anderen Leserin: „eine perfekte Sanduhr-Silhouette“ bedeuten? Da bin ich etwas skeptisch. Dennoch: Die Intention der Produzentin ist sicherlich richtig: Auch Frauen haben ein Recht auf Erotik und ein Magazin nur für weibliche Phantasien ist eine coole Idee. Ob das aber auch anders gehen könnte, werde ich in den kommenden Tagen zu ergründen versuchen, wenn ich im zweiten Teil dieser Reihe ein „Jungsheft“ auf Herz und Nieren untersuchen.
Bis dahin sei das „Schlüsselloch“ des „Alley Cats“ zu empfehlen. Viel Spaß!
Erotik für Frauen II: Sex – So machen’s die Frauen
Erotik für Frauen III: Jungsheft
Hi,
Ich habe ja immer so meine Schwierigkeiten mit Hochglanz Magazinen. Aber ist ein Artikel zum Thema
„… wie Frau als Pin-Up am besten die Herren der Schöpfung verführen kann …“ nicht eher ein Artikel der dem Mann zugute kommt?
Widerspricht sich das nicht deiner Aussage:
„… in Magazin nur für weibliche Phantasien ist eine coole Idee …“ ?
frag das doch die Macherinnen. Die Idee zu haben und sie dann wie auch immer umzusetzen sind ja zwei verschiedene Paar Schuhe, nä? Das kritisiere ich ja gerade an diesem Heft.
sorry, ich habe gerade gemerkt, dass ich ein bisschen schnippisch geantwortet habe. War gar nicht so intendiert.
Kein Problem *g* Hatte ich auch nicht so aufgefasst. Meine Frage war auch mehr in die Richtung ob ich dich richtig verstanden, ne Klarstellung für mich selbst… und die hast du mir gegeben .. Danke
hallo Katrin!
Ich sehe es da genau so wie Stefon. Für Verführungstips kann ich mir auch die Cosmopolitan kaufen ;-) Allgemein auch finde ich es zu einfach, das, was Frau interessiert, wenn es auch eher um die sinnlichen Dinge gehen soll, auf Erotik, Wellness und Beauty zu reduzieren. Der Playboy soll schließlich auch nen guten Wirtschaftsteil haben. ;-)
Naja, an sich habe ich kein Problem mit Schönheitstips, Schminktips und Stylingtips, aber oft sind diese in Magazinen ja auch an kostspielige Produkte gekoppelt und mehr Dauerwerbung als das, was sie vorgeben zu sein.
Ich muss sagen, dass ich schon neugierig bin, weil ich Erotik toll finde und als nichts ansehe, was man irgendwie nicht interessant finden sollte – auch und vor allem als Frau nicht. Allerdings würde ich es da doch eher als sinnvoll erachten, Artikel darüber zu bringen, wie wir unserem Partner unsere Wünsche vermitteln können, dass wir allgemein einmal darüber nachdenken, was wir selbst an Ansprüche an unsere Sexualität stellen, was wir uns wünschen, welche Phantasien wir haben. Vielleicht auch etwas zum Thema Masturbation? Und natürlich auch ALLE Frauen integrieren! Die dünnen, die dicken, die großen, die kleinen, die jungen und alte, Lesben, hetero- und bisexuelle.
Katrin,
„Aber muss Schönheit, muss Ästhetik wirklich 90-60-90, oder wie es eine Leserin beschrieb: “Silhouette wie die einer Cola-Flasche” – oder, O-Ton einer anderen Leserin: “eine perfekte Sanduhr-Silhouette” bedeuten?“
Interessante Frage. Schönheit scheint mindestens 4 Facetten zu haben: Genetische Fitnessindikatoren, also physische Symmetrie, und Attraktionsmerkmale wie Hip-Waist-Ratios von 0.7-0.73 bei Frauen (und für Männer V-Form und ein Volume Height Index von 17-18), dann gibt es die kulturelle Ebene, die spezifische Ausprägungen von Fitnessindikatoren modisch macht, mit einer kulturellen Aussage verknüpft. Die dritte Ebene sind wohl sog. individuelle „Lovemaps“, die aus der Kindheit gewonnene Erfahrungen in spezifische Attraktivitätsmuster umsetzen, und schließlich das allgemeine menschliche empfinden für Ästhetik.
Also – die Antwort ist eigentlich klar: Schönheit muß nicht immer das bedeuten, was hier als schön dargestellt ist. Siehe, z.B. die „Dove“ Werbung. Aber wenn man auf die 3. Ebene keinen Einfluß hat und sich nur auf 1,2, und – u.U. 4 – verlassen kann, was die Auswahl eines möglichst massenkompatiblen Schönheitsbegriff betrifft, eben unabhängig von individuellen Typen und möglichst weit weg von „Geschmack“, dann kommt eben ziemlich natürlicherweise so etwas heraus.
Hallo jj.
lese erst jetzt deine Beiträge vom 27.september und ich glaube nicht dass katrin weiß was du ihr damit sagen willst.nic