Ist es lachen, ist es weinen / Lass es ungehorsam sein. Die deutschsprachige Playlist

Als Sabine neulich ihre großartige Empowerment-Playlist vorgestellt hat, wollte ein_e Leser_in wissen: „Kann leider nicht gut Englisch, gibt’s auch gute Songs auf Deutsch?“ Meine persönliche Antwort findet sich in diesem Post hier (als handliche Playlist auch bei Youtube) und lässt sich zusammenfassen mit: Na klar! :)

Das hier ist kein Kanon, kein anti*istisches Rundum-Sorglos-Paket, kein sortiertes Best Of – es ist ein Mix von Künstler_innen aus den verschiedensten Ecken, denen es sich lohnt zuzuhören, wenn sie über ihre Erfahrungen im Musikbusiness singen, über Othering, Ausgrenzungs- und andere Lebenserfahrungen, über gesellschaftlichen Erwartungsdruck oder den eigenen Körper, über Visionen, Selbstbehauptung oder Netzfeminismus.

Und ihr könnt gerne mehr davon in die Kommentare posten!

Britta – Lichtjahre voraus

Bernadette La Hengst & Girls Planet – Girls Planet

Fiva MC – Profi

ÉSMaticx – VBT 13 Qualifikation

Barbara Morgenstern – Come To Berlin

Candelilla – 30

First Fatal Kiss – Ich hatte mal ’nen Freund

Stereo Total – Die Frau In Der Musik

Ebow – Oriental Dollar

Respect My Fist – Ich Blute

Herrmann Herman – Leute Wie Lantzschi

Pretty Paine – Higher Ground

Joy Denalane – Niemand (Was Wir Nicht Tun)

Lena Stöhrfaktor & MC Josh – Ich Bin Das Was Du Studierst

Krikela – Wer hat mich gesehen?

Die Heiterkeit – Solange Es Euch Gut Geht

Gustav – Verlass Die Stadt

12 Kommentare zu „Ist es lachen, ist es weinen / Lass es ungehorsam sein. Die deutschsprachige Playlist

  1. Lena Stöhrfaktor & MC Josh – Ich Bin Das Was Du Studierst???
    ein bisschen traurig. vor über ner woche habt ihr mc josh im samstag abend beat gehabt. sie wurde kritisiert wegen des inhalts ihres illuminaten songs. daraufhin hab ich „ich bin das was du studierst“ als weiteres beispiel für fragwürdige inhalte genannt. dieser kommentar von mir wurde bis heute aber nicht freigeschaltet. stattdessen wird der song jetzt fröhlich hier in der playlist gepostet und gesagt diese sei „ein mix von künstler_innen denen es sich lohnt zuzuhören“.
    es lohnt sich also jetzt diss-songs von künstler_innen zu hören, in denen sie anderen in der queer-feministischen szene sehr aktiven rapperinnen* unter anderem ihre sexualität absprechen?
    für solche ungemein unsolidarischen entgleisungen hilft es auch nicht vor die playlist zu schreiben, dass das hier „kein Kanon, kein anti*istisches Rundum-Sorglos-Paket“ ist.
    das ist einfach nur traurig.

  2. @speakslow: Sorry wegen dem Traurigmachen – deine heftige Reaktion erschließt sich mir allerdings nicht so ganz, ich spekuliere mal, der Track hat irgendeine Geschichte die du kennst und andere (ich z.B.) nicht. Ich muss sagen, ich hab keinen Plan von irgendwelchen szeneinternen Beefs, und aus dem Songtext erschließt sich mir auch nicht unmittelbar, dass hier „andere in der queer-feministischen szene sehr aktive rapperinnen*“ gedisst werden. Ein Absprechen von Sexualität ist natürlich generell uncool. Ich verstehe den Song so, dass da gegen Aneignung und Exotisierung gebasht wird. Wahrscheinlich sind beide Lesarten legitim. Ich hatte den Namen Lena Stöhrfaktor mal mitgeschnitten, in ein paar Songs reingehört, nicht alles toll gefunden – aber: es ist eine Stimme, die für sich selber spricht, aus einer marginalisierten Position heraus, ebenso wie MC Josh, und da seh ich gerade beim besten Willen nicht, warum sich das posten eines Videos der beiden hier verbietet und warum man ihnen nicht zuhören sollte (ein Abfeierbefehl wurde zumindest meiner Erinnerung nach nicht ausgegeben).

    An nahezu jedem Song/Video/Artist hier in der Auswahl gibt es was zu kritisieren – manches ist mir bewusst, manches nicht. Komplexe Angelegenheit, wie gesagt, und vielleicht einfach nochmal der Verweis auf bisherige Diskussionen zu ähnlichen Posts.

    Zur Fragen bezüglich der Kommentarmoderationspolitik kann ich nur nochmal auf die Netiquette hinweisen.

  3. So generell muss ich mal sagen, dass es mich etwas stutzig macht, welche Musik hier oft sehr schnell sehr gründliche Kritiken abkriegt (so grob: Spektrum Rap, HipHop) und welche eher nicht (Indiepop & co.) . Klar, mistiger Content ist mistiger Content. Kann_darf_sollte mensch auch so benennen. Aber bei manchen Acts scheint der Toleranzbereich, innerhalb dessen so etwas hingenommen/ignoriert wird, anders abgesteckt zu sein als bei anderen, und da fände ich es manchmal wichtig, vor dem Lospoltern nochmal eben einen Schritt zurück zu treten und zu schauen: Aus welcher Perspektive kritisiere ich hier gerade wen, und welche Aspekte der Perfomance kritisiere ich warum, und in welchem Kontext?

  4. Du bist traurig? Das ist natürlich schade. Aber vielleicht hilft es zu wissen, dass ich auch etwas irritiert darüber bin, wie der Sensor bei einigen Kommentierenden ausschlägt, wenn (und Anna-Sarah hatte dies schon bemerkt) hier Musik gepostet wird, die von Schwarzen Musiker_innen oder of Color kommen oder das Genre Hip Hop/ Soul bedient wird (siehe vorherige posts zum Samstagabendbeat oder Top 20 – feminist playlist). Ich finde, dass unverhältnismäßig oft genau an diesen Acts Kritik geübt wird – wohingegen andere ebenfalls, wenn nicht mindestens genauso viel Potential haben Kritik zu erfahren. Und das verstehe ich nicht so richtig. Klar, manchmal ist Sprache auch ein Mittel sich abzugrenzen, und sie unterscheidet sich wohl auch zwischen Rap und Riot Stuff/Indie. Aber wie Anna-Sarah schon sagt und ich möchte dies bestärken: Bevor kritisiert wird, finde ich es wichtig, sich zu fragen, warum?

    (Konkretes Beispiel: * Warum von all den Liedern gerade dieses eine? Wurden sich alle anderen Lieder auch mit dieser Intensität angehöt (<-- das ist KEINE Vorraussetzung zum Üben von Kritik bei uns, ich stelle sie einfach in den Raum) * Liegt es daran, dass ich (als Leser_in) vielleicht selbst überrascht davon bin, dass der act/das Lied hier auf einem feministischen Blog steht? * Wenn ja, warum eigentlich?) Und wie gesagt vor allem bei Musik sind die Geschmäcker verschieden... das Auszuhalten gilt es auch, selbst wenn es eine_r nicht gefällt. Bitte nicht falsch verstehen, Kritik mögen wir gerne und sie ist auch wichtig! Persönlich denke ich ja auch, dass Musik politisch ist bzw. sich dazu auch immer verortet, ob sie so gelesen/gehört/verstanden werden möchte.

  5. hey ihr,
    danke für die playlist! habe leider trotzdem auch ne klitzekleine kritik dran. angesichts der diskussion oben kurze kontextualisierung: ich bring die kritik jetzt bezüglich des liedes an, weil ichs schon davor gut kannte.
    ich lege selbst female* und queeren* hiphop auf, und habe mich selbst bei meinen playlists gegen den eigentlich beatmäßig und größtenteils auch textmäßig tollen song von esmaticx, der auch hier verlinkt wird, entschieden. und zwar wegen diesen textzeilen:

    „Lumara legt das Blatt wieder weg
    Weil meine Pussy ihre Pussy wie ein Schatten verdeckt (huh)
    Und Melanie kommt nicht mit langen Haaren
    Doch ist nach Vitality die erste VBT-Fotze mit Damenbart
    Aus deinem Munde kommt kein krasser Text
    Nur das Diaphragma, das vom Blasen wohl noch immer in dei’m Rachen steckt
    Du redest Scheiße, so dass wenn man ’nen Track anmacht“
    (der ganze text hier: http://rapgenius.com/Esmaticx-vbt-splash-qualifikation-2013-lyrics)

    auch wenn die zeilen von ner frau* kommen – ich geh davon aus, dass es zuhörerinnen* gibt, die von mir als feministischer djane* und vermutl. auch von euch als feministischen bloggerinnen* erwarten, dass sie genau solche texte nicht ohne vorwarnung hören müssen. ich zumindest würde mir bei nem song, dessen text ich noch nicht kenne, eine content warnung davor wünschen, wenn darin sexistische begriffe/textlines vorkommen, vor allem wenn das lied als empowernd bezeichnet wurde davor… (was es in weiten teilen auch sein kann, für mich, zumindest!)

    den text kann mensch meiner meinung nach nämlich schon sehr sexistisch lesen. z.b. kommt ein von mir als gewaltvoll empfundener begriff vor („Votze“), der nicht als selbstbezeichnung benutzt wird, sondern als battle gegen eine andere rapperin*.
    der battle gegen die rapperin* vitality besteht zudem darin, dass sie dafür „gedisst“ wird, dass sie jemanden einen geblasen hat – ich lese das als klassische abwertung der vermeintlich passiven rolle und damit auch in irgendeiner art sexistisch.

    nur so als anmerkung – ne contentwarnung davor würds meiner meinung nach schon machen. hoffe das war nicht zu wirr, bin schon bisschen durch heute.
    ansonsten nochmal vielen dank für die mühe!! ich freu mich schon aufs hören der anderen lieder!

  6. Hey antonie,

    ich habe bewusst einzelnen Stücken in dieser Playlist keine Contentwarnung voran gestellt, weil ich es z.T. schwierig finde, deren problematische Aspekte (soweit sie sich mir erschließen) in ein, zwei kurzen Schlagworten zusammen zu fassen und gleichzeitig auch deren selbst_empowernde Aspekte gelten zu lassen. Daher habe ich in meinem Eingangstext versucht darauf hinzuweisen, dass Empowerment durch Musik vielschichtig und ambivalent sein kann.

    Ich finde deinen Hinweis völlig berechtigt – ich habe mir das Stück ebenso wie ein paar andere von ÉSMaticx natürlich angehört und natürlich ist mir u.a. die Textpassage die du oben zitierst, aufgefallen und hat mich ziemlich zusammen zucken lassen. (Den Teil mit dem Diaphragma finde ich nicht ganz so eindeutig, aber dass da jemand uncoolerweise für eine sexuelle Handlung gedisst wird ist natürlich klar.) Warum ich mich dennoch fürs Verlinken entschieden habe: Mir geht es hier auch um Repräsentation, um Sichtbarmachen marginalisierter Positionen. Zu zeigen, was machen Musiker_innen, die sich – auch abseits dessen, was man vielleicht sofort mit „feministische Musikerin“ assoziieren würde – im deutschsprachigen Underground/Independentbereich so tummeln, denn eigentlich so? ÉSMaticx vereint mehrere Merkmale auf sich, die sie vom Gros der öffentlich sichtbaren Battlerapper unterscheidet – deswegen ist nicht alles automatisch gutzuheißen, was sie macht, Battle hin oder her, aber ich finde man sollte das was sie macht vor diesem Kontext kritisieren und würdigen. Dann zu sagen: Alles schön und gut, ich will mir sowas aber nicht anhören, finde ich völlig nachvollziehbar und legitim. Ich kann natürlich auch verstehen, dass es für manche Leute Scheiße ist, hier unerwartet mit solchen Texten konfrontiert zu werden, hab aber angesichts der Ambivalenzen, die ich versucht habe darzulegen, derzeit keine Idee für einen optimalen Umgang damit.

  7. Also ich habe mich ein bisschen mit Esmaticx beschäftigt und zähle sie zu meiner guilty pleasure music, was bedeutet, dass ich sie zwar gerne höre, aber auch krasse Kritikpunkte habe. Ich finde es richtig, dass sie in einer Empowerment Playlist auftaucht, gerade aufgrund ihrer erwähnten Position die sie im Mainstream Battlerap innehat. Aber vielleicht ist das aufgrund der erwähnten Textzeilen nicht der passenste Song dafür (trotzdem ist das natürlich von jeder*m selbst zu entscheiden). Ich empfehle für alle die noch auf der Suche nach Texten die frei von (offensichtlicher) sexistischen Sprache von ihr sind, können ja mal in die Songs reinhören, die sie unabhängig vom VBT veröffentlicht hat z.B. das hier http://www.youtube.com/watch?v=RbiLe2b3Cdo

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