Crosspost von Techno Candy mit freundlicher Genehmigung. Frederik twittert auch!
kulturhete, die. Hetero oder hetera der/die in kulturarbeitenden milieus auftritt und sich durch den beruf des/der kulturarbeiter/in sowie durch biokonsum von selbstkritischer positionierungsdenkleistung sowie privilegienaufarbeitung befreit glaubt.
allgemeines
Die k. muss nicht weiß sein, ist es jedoch häufig. In vielen fällen kommt fehlender blick für die eigene weiße, europäische positionierung zu ihren vielfältigen attributen hinzu. Die k. interessiert sich für geschichten, die das weiße subjekt ins zentrum stellen und ihm zur deutungsmacht verhelfen, sie liebt es, weiße frauen und nicht-heten sowie nicht-weiße charaktere unterschiedlicher geschlechter und sexualitäten in witzfiguren zu formen und begeistert sich für unterdrückung stützende diskurse. Diskurse sind wichtiger als menschen, tiere und lebensrealitäten. Die k. definiert diskurse wie folgt: Ein diskurs ist a) etwas, das foucault geschrieben hat und das von der k. richtig gut verstanden wurde b) etwas, das ihre artverwandten, die linken typen, manchmal beim bier besprechen c) etwas, das in einem artikel der alnatura-kundenzeitung steht oder schonmal stand.
körper
Der körper der k. ist meist ein cis körper. Viele k. müssen sich nicht über funktion oder bedeutung ihres körpers bewusst werden, daher erleben sie schauspielunterricht nicht als zweigeschlechtliche zurichtung. Sie sprechen gern und detailgenau über menschliche fortpflanzung und teilen ungefragt mit wann sie dieser mit anderen k. gemeinsam nachgegangen sind und welche ergebnisse zu erwarten sind. Beliebt ist außerdem, sich gegenseitig mit informationen zu diät- und fitnessprogrammen sowie kritischem feedback zu normabweichenden körper(funktione)n zur schaffung und erhaltung der ciskörper zu verhelfen.
religion
Die meisten k. glauben an die errungenschaften der aufklärung und schrecken nicht dafür zurück die menschenrechte zur gewaltvollen verteidigung ihrer öden meinungen heranzuholen. Regelmäßig schrecken sie davor zurück, aufklärung und menschenrechte kritisch zu googlen oder zu hinterfragen.
auftreten
Die k. hat geschmacklich viele überschneidungen mit stilvorgebenden hipstern, wartet aber 6-10 monate, bis sie sich deren vorschläge aneignet und paart sie gekonnt mit staubigen huldigungen deutscher alter männer (marx, kant, goethe, kinksi).
arbeitsmoral
die k. liebt arbeit und hasst geld. Sie wird selten angemessen bezahlt und trägt ihre armut mit stolz. Sie arbeitet hart an sinnlosen projekten und wendet unermüdlich aussichtslose perspektiven an (s. Religion). Die k. tut alles, um sich von anderen prekarisierten klassen abzugrenzen, will aber gleichzeitig auch nicht zur mittelklasse gehören. Sie kämpft, je nach herkunft, um die anerkennung der mittelklasse oder will den eigenen mittelklasse-stallgeruch um jeden preis verlieren. Wie auch immer sich der persönliche kampf gestaltet, bleibt die mittelklasse der bezugrahmen. Wird der bezugsrahmen sichtbar gemacht, reagiert die k. mit dem gesichtsausdruck eines müden paarhufers.
legitimierung
Kritischem hass oder anderen reflektionsangeboten begegnet die k. mit unterschiedlichen strategien. Entweder nimmt sie alle kritik an und verstaut sie dann in der hintersten schublade ihres denksystems, um sie nie wieder hervorzuholen, oder so kontert sie mit der oben beschriebenen selsbtpositionierung als künstler/in, die von definition aus von allem betroffen ist und den schutz der meinungsfreiheit genießt. Meinungsfreiheit gilt insbesondere für meinungen, die niemanden interessieren, niemandem weiterhelfen oder allen, außer anderen kulturheten, wurstegal sind.
gefahren
solidarität ist von dieser gruppe nicht zu erwarten. Auch hier fühlt sich die k. aufgrund ihrer beschäftigung mit griechischen tragödienstoffen, der stellvertreteridentifikation mit christoph schlingensief sowie ehrgefühlen angesichts der eigenen prekarität, von der pflicht zu solidarischen handlungen und leistungen befreit. Weil die k. ihre eigene existenz als politisches arbeiten begreift, wird jeder atemzug zur politischen handlung und daher werden konkrete hilfreiche oder stützende aktivitäten als überflüssig abgelehnt. Die k. sieht konkrete politische arbeit als unironische dopplung an und wendet sich mit gerümpfter nase von jener ab.