Diese kleine Meldung im Spiegel der letzten Woche könnte den Horizont all jener erweitern, die darauf beharren, es gäbe keine geschlechterbezogene Diskriminierung im Arbeitsleben:
(…) Um zu untersuchen, welche Rolle das Geschlecht bei Einkommensfragen tatächlich spielt, interviewten amerikanische Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler der Universitäten von Chicago und New York Transsexuelle über ihre Arbeitserfahrungen vor und nach ihrer Geschlechtsumwandlung. Das Ergebnis: Männer, die zu Frauen wurden, fühlten sich in ihrer neuen Rolle häufiger diskriminiert als Frauen, die sich zu Männern umwandeln ließen. „Transsexuelle Frauen wurden als weniger kompetent eingeschätzt und mussten härter arbeiten, um ernst genommen zu werden, obwohl ihre Arbeitgeber sie schon jahrelang als Männer kannten“, erklärt die Soziologin Kristin Schilt, die diese Studie mitverfasst hat. Zudem wurden sie häufiger entlassen und büßten durchschnittlich ein Drittel ihres Verdienstes ein. (…)
Bei den Frauen, die sich zu Männern umwandeln ließen, war es genau umgekehrt: besseres Ansehen, mehr Einfluss, mehr Geld.
Hier
http://www.econ.nyu.edu/user/wiswall/research/schilt_wiswall_transsexual.pdf
kann man den kompletten Artikel lesen, scheint eine preprint-Version zu sein
Den Fragebogen gibt es hier:
http://www.econ.nyu.edu/user/wiswall/research/ustespdf.pdf
@ Miriam: Vielen Dank für die Detail-Links!
naja vielleicht liegt es auch nicht ausschließlich daran, dass sie jetzt frauen sind, sondern *dass sie jetzt* frauen sind? denn wenn „die gleichen leute“ sie schon als männer kannten, haben sie wohl die ganze transistion mitbekommen, oder?
und besonders diese phase scheint ja erzwungenermaßen extrem lächerlich und erniedrigend für die leute zu sein, weil sie eben als das andere geschlecht auftreten und bekannt sein müssen, um dann positive gutachten und erst dann die operationen zu bekommen. (bei transmännern ist das weniger problematisch, aber transfrauen laufen dann halt zwangsläufig wie olivia jones herum — nicht wirklich ernstzunehmen, weil es eben eindeutig ein mann in frauenkleidern ist)
@ hn: Warum muss man die nicht ernstnehmen? Ich hätte kein Problem damit, einen Mann in Frauenkleidern ernstzunehmen, wenn er den gleichen Job mit dem gleichen Wissen, der gleichen Sorgfalt etc. wie vorher macht.
(Sind vielleicht Frauenkleider lächerlich? *denk*)
Ich finde, hn’s Kommentar zeigt mal wieder sehr deutlich den Doppelstandard, der hinsichtlich „männlichen Attributen“ und „weiblichen Attributen“ vorherrscht. Ein Mann in Frauenkleidern ist lächerlich, eine Frau in Männerkleidern nicht. Ich denke, da ist durchaus was dran. Wenn man seiner Tochter ein „Bob der Baumeister“ T-Shirt anzieht wird sie im Kindergarten sicher nicht so sehr gehänselt wie der Sohn mit einem „Hello Kitty“ Kleidchen. Auch ich muss mir in manchen Situationen immer wieder deutlich machen, dass es egal ist, wie ein Mensch sich kleidet, auch wenn ich intellektuell weiß, dass es eine untergeordnete Rolle bei der Einschätzung eines Menschen spielen sollte.
Trotzdem teile ich hn’s Schlussfolgerung aus diesen Beobachtungen nicht, dass dies den Respektsverlust, den MTF-Transsexuelle offensichtlich erleiden, rechtfertigt.
bei transmännern ist das weniger problematisch, aber transfrauen laufen dann halt zwangsläufig wie olivia jones herum — nicht wirklich ernstzunehmen, weil es eben eindeutig ein mann in frauenkleidern ist
Diese eindeutige Erkennbarkeit würde ich bei Olivia Jones glatt bezweifeln ;-)
Aber diesen Doppelstandard habe ich selber schon erlebt. Eine vernünftige Erklärung habe ich dafür auch nicht. Zumal diese Abwertung von M2F TG (das ganze Spektrum von CD bis TS) ja nicht nur von Männern kommt.
Bei denen könnte ja „sexuelle Frustration“ eine Erklärung sein, also die enttäuschte Erwartungshaltung, das eine weibliche „Verpackung“ auch eine Frau beeinhalten sollte. Zumindest habe ich dieses Reaktionsschema schon öfters erlebt ;-)
Sondern auch von Frauen.
Auf jeden Fall denke ich, das dieser Doppelstandard ein plausibler Indikator ist das es in der Gesellschaft noch an dem Bewußtsein einer wirklichen Gleichwertigkeit fehlt.
Naja, es ist doch so, dass Frauen ständig in dem, was früher mal als „Männerkleider“ bekannt war herumlaufen. Also Hosen, Sweat/T-Shirts, Hemden, Westen… etc. Das würde ich jetzt mal als Unisexklamotten bezeichnen.
Hingegen tragen Männer *nie* klassische „Frauenkleider“, also Röcke, Tops, tiefe Ausschnitte, es sei denn als Witz (Brusthaartoupet), oder eben als „Transe“ wie etwa Olivia Jones.
Und ich glaube euch einfach nicht, dass ihr einen erwachsenen Mann, der in einem Übergrößenkleid euch in der Bank gegenübersteht und versucht eine windige Anlage zu verticken ernst nehmt. Würde er sich allerdings so wie seine Kolleginen „unisex“ kleiden, würde niemand merken, dass er sich als Frau sieht, und genau das ist eben wichtig fürs Gutachten. Also bleibt nichts anderes übrig, als überzogene künstliche „tuntigkeit“ zu demonstrieren… Und genau dort liegt das Problem, denn auch wenn ich es nachvollziehen kann weshalb das nötig ist (es sei denn man möchte die ganze transistion aus eigener Tasche bezahlen), würde eine derartige selbsterniedrigung und klischeehaftigkeit ziemlich an der Objektivität nagen…
FTMs haben es deutlich leichter, viele butches sind ja auf den ersten blick nicht als weiblich zu erkennen, und der Schritt von androgyn zu männlich ist einfach. (lustige lektüre dazu übrigens Self-Made Man von Norah Vincent, mit der Schlussfolgerung dass nachdem die Umgebung erstmal überzeugt wurde, dass sie es mit einem Mann zu tun hat, durch angeklebten Bart etc, konnte sie nach und nach die künstlichen Veränderungen [bart, brille, oberkörper] weglassen und allein durch das „männliche Mindset“ ihr wahrgenommenes Geschlecht ändern. Das ist für einen durchschnittlichen kaukasischen Mann unmöglich.)
Erklärungen für den Doppelstandard?
Sexismus.
Schlechteres gesellschaftliches Ansehen von Frauen.
Festhalten an Traditionen.
Angst vor Veränderung.
Tendenziell negativere Attribute für Frauen (weich, hysterisch, irrational, schwach, unlustig).
…
Es wundert ja kaum, dass in einer Gesellschaft, in der transsexuelle Frauen als „ehemalige Männer“ bezeichnet werden, weil sie als Mädchen mit Penis und Hoden geboren wurden und der normale Macho-Patriarch aber das Geschlecht an seinem Penis misst, so ein Untersuchungsergebnis herauskommt. Solange hier weiterhin Menschen die Existenz transsexuell geborener Mädchen, die mit Penis und Hoden geboren werden, abstreiten und weiterhin von „Geschlechtsumwandlungen“ faseln, anstatt zu erkennen, dass das Geschlecht eines Menschen nicht von dem abhängt, was sich zwischen den Beinen befindet, sondern was ein Mensch im Kopf hat (Stichwort: Das Gehirn ist das wichtigste Organ des Menschen, also auch das wichtigste geschlechtsbestimmende Organ), mussman sich nicht wundern, dass eher mit dem Schwanz oder der vagina gedacht wird, anstatt seinen Geist zum Denken einzusetzen. Was ist also das Zeichen patriarchaler Strukturen? Ob transsexuelle Frauen als geschlechtlich echt anerkannt sind, oder nicht. Es ist eigentlich ganz simpel.
Kim, mir schien es so, als würde man schon lange zwischen biologischem Geschlecht (also Anzahl der X und Y-Chromosomen) und „gender“ unterscheiden, und Diskrepanzen zwischen biologischem Geschlecht und „gender“ als psychische Krankheit klassifizieren, die durch Anpassung des Körpers ans „gender“ geheilt wird… (ist natürlich nur versicherungstechnisches Gewäsch, um die Operationen bezahlt zu bekommen, und nicht vergleichbar mit „ich glaube keine Beine zu haben, aber sie schickten mich in Therapie statt mir die Beine zu amputieren“ was ja gerne als „Gegenargument“ gebracht wird, dass sich transgender gefälligst in Therapie begeben sollten)
@hn Es sind genau diese Auswüchse einer patriarchal-transphoben Gesellschaft, die glaubt, dass transsexuelle Mädchen, die mit Penis und Hoden geboren werden nicht „biologische“ Mädchen wären. Was soll denn immer der Unsinn mit dem „biologischen Geschlecht“? So zu tun, als ob ein transsexuelles Mädchen „biologisch aber ein Junge“ wäre? Das sind doch gerade die Lügen, die immer wieder erzählt werden, dass man am Penis bzw. am X oder Y das „biologische“ Geschlecht eines Menschen ablesen könne – das ist aber bereits seit Jahrzehnten widerlegt, dass dies so ist. Die Biologie hat hier weit mehr zu bieten, als immer wieder behauptet wird… und ehrlich gesagt, fällt mir kein Grund ein, warum hier Menschen immer wieder vom angeblichen „biologischen“ Geschlecht reden, wenn sie denn doch gar nicht bereit sind, biologische realitäten anzuerkennen – wie z.B., dass Mädchen auch mit penis und Hoden geboren werden können. Doch Transphobie? Mir scheint fasst so. Ach Deutschland, du armes Mackerland.
Übrigens.. Dieser Film lohnt sich: Gender Puzzle (ABC Australia 2005)
Scheint Kulturen zu geben, die mehr an Objektivität interessiert sind, als an transphoben Ideologien.
Vielleicht spielt in dieser Studie aber trotz allem noch das althergebrachte Klischeedenken eine Rolle!? Ich meine, das Männer, die jetzt Frauen (und umgekehrt) sind ja auch von den gesellschaftlichen Vorurteilen wissen. Und darauf in der neuen Rolle auch sensibler reagieren.
(Mit gebrochenen Arm sieht man auf einmal lauter Gipsarme… oder… Seit mein Sohn laufen/hinfallen kann, sehe ich so viele Hundekackhaufen wie noch nie.)
@junaenmama „Ich meine, das Männer, die jetzt Frauen (und umgekehrt) sind“… diese Männer, die du meinst, die „jetzt“ Frauen sind, sind als Mädchen geboren worden. Geschlechtsumwandlungen gibt es nicht. Kann diese Transphobie einmal aufhören?
Kim,
glaube ich leider nicht, daß das aufhören kann. Die einen (meist Feministen) haben Angst vor dem vermeintlichen cerebralen Essentialismus und oft einer gewissen Essentialität von Verhalten, die anderen (die Mehrheit der Gesellschaft) hat Angst vor der Auflösung der als essentiell wahrgenommenen geschlechtlichen Dualität. Ich sehe nicht, wie diese Gräben für die meisten Menschen überbrückbar sind…
@ Kim: Na ja, dann sind wir bei der Frage, ob es überhaupt so etwas wie „Geschlecht“ gibt. Und ob es dann Transsexualität überhaupt geben kann. Oder schlicht so viele verschiedene Geschlechter wie Menschen. Und ob man das dann einfacherhalber nicht Identität nennen sollte.
Aber was ich ja an der Studie eigentlich so interessant fand, war der Ansatz: nämlich transsexuelle Menschen zu befragen, um herauszufinden, ob Frauen und Männer unterschiedlich behandelt werden. Weil durch diese Herangehensweise alle anderen Faktoren (wie z.B. angenommene unterschiedliche Leistung) ausgeschlossen werden.
@Kim
agree, was den Begriff „Umwandlung“ betrifft.
Finde ihn auch im Blogartikel nicht besonders klug gewählt.
Der passendere Begriff ist Angleichung, weil das biologische Geschlecht (also in terms of body) dem seelischen Geschlecht und dem eigenen Selbstverständnis angeglichen wird.
Susanne,
„Aber was ich ja an der Studie eigentlich so interessant fand, war der Ansatz: nämlich transsexuelle Menschen zu befragen, um herauszufinden, ob Frauen und Männer unterschiedlich behandelt werden. Weil durch diese Herangehensweise alle anderen Faktoren (wie z.B. angenommene unterschiedliche Leistung) ausgeschlossen werden.“
ist sicher ein interessanter Ansatz. Die Frage ist am Ende halt, was die Ergebnisse aussagen – will sagen, was hier diskriminiert wird und/oder die Eingwöhnung in neue Rollenmuster ein Problem darstellt, wie zum Beispiel dieser Artikel nahelegt – http://www.thestranger.com/seattle/Content?oid=572867&hp – in dem FTM Transsexuelle eine größere Verhaltensfreiheit angeben als MTF Transsexuelle.
Das ist dann wieder das Problem, das wir bei der Quote haben: Wenn Frauen in betrieblichen Situationen ein weniger aggressives Verhalten an den Tag legen und dieses Verhalten zu geringer relativer Entlohnung führt, ist es ja fast notwendig, daß jemand, der dieses Verhalten „annimmt“ dann unter den gleichen Konsequenzen zu leiden hat. Umgekehrt genauso.
„Weil durch diese Herangehensweise alle anderen Faktoren (wie z.B. angenommene unterschiedliche Leistung) ausgeschlossen werden.“
Ich finde diese Annahme wird hier – trotz der unsauberen Daten – erst richtig plausibel. Was sonst sollte eine derartige unterschiedliche Behandlung rechtfertigen als die Annahme von ans Geschlecht gekoppeltem unterschiedlichem Leistungsvermögen? Zumindest als Rationalisierung.
ie anderen (die Mehrheit der Gesellschaft) hat Angst vor der Auflösung der als essentiell wahrgenommenen geschlechtlichen Dualität.
Wenn es so wäre, dann dürfte es ja eigentlich keine Unterschiede in der (ablehnenden) Bewertung von M2F und F2M Transgender durch die Mehrheit der Gesellschaft geben.
Tatsächlich gibt es aber diese aber sehr deutlich. Was sich ja auch im Strassenbild zeigt. F2M Crossdresser z.B. sind Strassenalltag und keinen störts, M2Fs dagegen schon.
Oder gibt es von Frauenseite subtile Repressionen gegen F2Ms die von aussen nicht erkennbar sind?
@ jj: Ja eben, als Annahme. Aber nicht als Fakt. Und genau das ist ja das Problem: Wenn angenommen wird, dass Frauen nicht die gleiche Leistung bringen können wie Männer. Oder in anderen Berufen/Bereichen auch umgekehrt.
Peter,
„F2M Crossdresser z.B. sind Strassenalltag und keinen störts, M2Fs dagegen schon.“
Rocky Horror Show. Männliche Angst vor Homosexualität, würde ich vermuten. Ganz persönlich – ich habe zwar keine Probleme damit, Transsexuelle in ihrem „gewählten“ Geschlecht zu sehen, so viele kenne ich ja auch nicht, aber wenn es um eine Beziehung oder nur Sex ginge, würde ich mich mit einer MTF transsexuellen Frau im Bett doch irgendwie komisch fühlen, vermute ich mal…
@Kim:
Du bist echt der/die/das Hammer!
;-D
„Girls can wear jeans
And cut their hair short
Wear shirts and boots
Cause it’s ok to be a boy
But for a boy to look like a girl is degrading
Cause you think that being a girl is degrading
But secretly you’d love to know what it’s like
Wouldn’t you?
What it feels like for a girl“
Madonna in „What It Feels Like For A Girl“
(Das Sample stammt aus „The Cement Garden“, in dem die gigantisch-fantastische Charlotte Gainsbourg diese Zeilen spricht)
Judith,
„But for a boy to look like a girl is degrading
Cause you think that being a girl is degrading“
Denke ich nicht. Ich denke, auch wenn die Wahrnehmung durchaus zutreffend ist, daß der wirkliche Grund nicht die vermeintliche Geringerwertigkeit des Weiblichen ist, sondern die Definition von Männlichkeit (und sexueller Attraktivität) über die Unterschiedlichkeit von Weiblichkeit und die gleichzeitige Angst vor Homosexualität. Beides führt bei heterosexuellen Männern zu einer affirmativen Ablehnung von Weiblichkeit. Bei Frauen scheint die Angst vor Homosexualität nicht so verbreitet zu sein, warum auch imner. Allerdings ist es auch noch nicht so lange her, daß Frauen es nicht ok fanden Hemden und Stiefel zu tragen – und viele finden das auch heute noch unweiblich.
Interessante Frage.
Kim: „…diese Männer, die du meinst, die ‚jetzt‘ Frauen sind, sind als Mädchen geboren worden. Geschlechtsumwandlungen gibt es nicht. Kann diese Transphobie einmal aufhören?“
Steht das eigentlich im Widerspruch zu Simone de Beauvoirs und Alice Schwarzers „Man wird nicht als Frau geboren…“ oder steh ich auf der Leitung?
die Definition von Männlichkeit (und sexueller Attraktivität) über die Unterschiedlichkeit von Weiblichkeit und die gleichzeitige Angst vor Homosexualität.
Ja, da könnte schon was dran sein. Das erklärt, warum Frauen in vielen bereichen Männer mit dieser Leichtigkeit verdrängen konnten: Die Männer sind aus lauter Angst um ihre Männlichkeit davongerannt…
Ich will das an dieser Stelle ja gar nicht weiter vertiefen (da schon OT) aber ein solches, rein auf Abgrenzung beruhendes Selbstbildnis erscheint mir nicht zukunftsfähig. Und ist zudem auch noch so fürchterlich passiv, reaktiv. Ich finde mich da nicht wieder :-(
@ Judith: Ah, eine Frau (Madonna), die genau weiß, wie Männer denken. Wie gut, dass es solche Frauen gibt, wir Männer wüssten sonst gar nichts über uns.
@ Schnatterinchen: So weit ich sehe, steht das in Widerspruch zu Simone de Beauvoir. (Susanne hat ja auch schon die Grunsannahme hinter Transsexualität hinterfragt.)
@Schnatterinchen „Steht das eigentlich im Widerspruch zu Simone de Beauvoirs und Alice Schwarzers “Man wird nicht als Frau geboren…”. Ich finde schon, wenn mensch nicht aufpasst und hier Geschlechterebenen vermischt, die nichts miteinander zu tun haben. In den letzten Jahren wurde ja viel über „gender“ gesprochen (oder im Sinne von „gender“), der geschlechtlichen Zuordnung, der Benennung von Geschlecht durch die Wörter „Mann“ und „Frau“ usw… wenn hier aber „gender“ mit dem eigentlichen, biologischen Geschlecht des Menschen verwechselt wird („sex“), dann wird die Sache kompliziert, weil hier unter Umständen biologische Frauen (was hier biologisch ist, ist sicher etwas anderes, als anzunehmen das Vorhandensein oder Fehlen eines Penis wäre einzig und alleine geschlechtsbestimmend, daher ist die Definition von „sex“ auch anders, als oft angenommen – im Zweifelsfalle würde ich sagen, dass das Gehirn des Menschen sein „sex“ bestimmt) als nicht-biologisch und unecht klassifiziert werden, die mit körperlichen Abweichungen zu ihrem Geburtsgeschlecht geboren wurden… eben auch transsexuelle Frauen. Auf Grund ihres Penis werden diese meist bei der Geburt dem männlichen „gender“ zugeordnet, versuchen sich ihrer aufgezwungenen Rolle anzupassen (vieles was in einer stereotypen Gesellschaft als „männliches Vehalten“ eingeordnet wird, ist sicher auch nicht so schlimm anzunehmen… wer sagt denn z.B. dass kleine Mädchen nicht z.B. mit Autos spielen dürfen? Wer sagt, dass alle Mädchen rosa lieben müssen? usw.) und sind aber trotzdem keine Jungs bzw. Männer.
Wäre Geschlecht nur Erziehungssache müssten sie es per Definition ja sein – und hier liegt auch das grosse Problem darin eine Angeborenheit von Geschlecht abzustreiten: Es gibt eben Menschen, die wissen, dass sie als Mädchen geboren wurden und Frauen sind – nicht wegen der Stereotype, sondern wegen der tatsächlich vorhandenen Geschlechtsunterschiede die so minimal wie trotzdem bedeutend sind und eben nicht zwischen den Beinen zu finden sind, sondern im Gehirn des Menschen. Ein Mensch ist, was er ist.
Tatsache ist: Es gibt Mädchen, die mit penis und hoden geboren werden. Diese Mädchen sind transsexuelle Mädchen. Jede Theorie dieser Welt, die dies abstreitet (die Existenz dieser Mädchen), ist nicht nur Theorie sondern vorallem eben menschenverachtende Ideologie – weil sie transsexuelle Menschen verachtet.
@jj
st sicher ein interessanter Ansatz. Die Frage ist am Ende halt, was die Ergebnisse aussagen – will sagen, was hier diskriminiert wird und/oder die Eingwöhnung in neue Rollenmuster ein Problem darstellt, wie zum Beispiel dieser Artikel nahelegt – http://www.thestranger.com/seattle/Content?oid=572867&hp – in dem FTM Transsexuelle eine größere Verhaltensfreiheit angeben als MTF Transsexuelle.
Das ist dann wieder das Problem, das wir bei der Quote haben: Wenn Frauen in betrieblichen Situationen ein weniger aggressives Verhalten an den Tag legen und dieses Verhalten zu geringer relativer Entlohnung führt, ist es ja fast notwendig, daß jemand, der dieses Verhalten “annimmt” dann unter den gleichen Konsequenzen zu leiden hat. Umgekehrt genauso.
Sorry, aber die „größere Verhaltensfreiheit“ ist eigentlich (und in dem Artikel auch ganz deutlich so gekennzeichnet) eine Verhaltensfreiheit im Sinne von „Entitlement“ – Männern gehört die Welt selbstverständlicher als Frauen.
Zitat: It’s way harder to feminize than to masculinize. A meek guy doesn’t stand out as much as an aggressive woman.“ Some men are frustrated when they find out that they have a smaller range of accepted behaviors to choose from when they become external females. „It’s totally counterintuitive. Men have to fit into a narrower range of options, but in the trans world, it’s the opposite. It’s easier to act/behave/walk/present as a guy than it is for someone who was raised male to tone down enough and slow down and present in a way that seems female.
Ich erinnere mich auch an ein sehr interessantes Interview aus der Frankfurter Rundschau vor Urzeiten, wo ein Interview mit einem TITANIC-Karikaturisten geführt wurde, Simon Borowiak, der es noch als äusserliche Frau geschafft hatte, Karikaturistin bei der TITANIC zu werden. Die interviewende Person versuchte, auch den Genderblickwinkel ins Gespräch zu bringen… worauf der Typ überhaupt nicht eingang. Er meinte zwar, ja als er da als Mädel anfing, sei es nicht so einfach gewesen. Aber dann, nach der Anpassung sei er ja ein Typ gewesen – und alles viel einfacher gewesen, aber das sei ja auch richtig und normal so gewesen, weil er ein Mann war.
Es gibt wohl auch ein neueres Interview auf brigitte-online, aber die Webseite lässt meinen Browser alle paar Sekunden abschmieren, deswegen bitte selber google! (und ich hab es noch nicht selber gelesen, daher mal sehen, was er da berichtet).
Das Brigitte-Portrait über Simon Borowiak, das x oben erwähnt:
http://www.brigitte.de/kultur/leute/simon-borowiak/index.html
X,
„Sorry, aber die “größere Verhaltensfreiheit” ist eigentlich (und in dem Artikel auch ganz deutlich so gekennzeichnet) eine Verhaltensfreiheit im Sinne von “Entitlement” – Männern gehört die Welt selbstverständlicher als Frauen.“
Was soll denn das bedeuten, „Entitlement“? Die Welt gehört dem selbstverständlicher, der sie sich eben nimmt. Eine Freundin meinte mal, als ich sie darauf ansprach, daß sie ja eigentlich immer bekomme, was sie wolle, daß sie halt danach frage und „nein“ nicht als Antwort akzeptiere. Ist das dann auch Entitlement? Individuelles Verhalten ist ein komplexes Konstrukt aus Anlage, Umwelt und bewußter Erziehung. Ja, ich glaube, daß aggressiveres Vorgehen bei Männern häufiger ist und häufiger ermutigt wird als bei Frauen. Aber „Entitlement“? Es ist oft auch eher eine Last, im direkten Wettbewerb bestehen zu müssen. Aber mann kann sich nicht einfach aus dem Wettbewerb verabschieden ohne zu verlieren.
Naja, die Sache ist, ob es nicht völlig irrelevant ist, ob sie weniger verdienen, weil „gegen sie diskriminiert wird, weil sie Frauen sind“, oder ob sie ihr Verhalten der Norm anpassen und sie deswegen weniger verdienen (weil sie sich normgemäß wie Frauen verhalten).
Da beisst sich meines Erachtens die Katze in den Schwanz.
Und es scheint ja auch nicht zu sein, dass sie ihre untergeordnete Rolle „gerne“ annehmen! Das wird in dem Artikel ganz klar, dass MTF Probleme damit haben, dass sie sich gewissen Erwartungen anpassen (die ihnen vorher nicht bewusst waren) müssen, während FTM größere Freiheiten geniessen. Und die Sache ist offensichtlich, dass sich MTF sich nicht mehr so selbstverständlich die Welt nehmen können, wie sie es gewohnt waren.
So gesehen sehe ich nichts in dem Artikel, den du verlinkt hast, der den Ergebnissen von Kristin Schilt wiedersprechen würden oder sie grundlegend in einem anderen Licht erscheinen lassen würde.