Gleichberechtigung im Saustall, bitte

Der „Ach, waaaaaas“-Moment des Tages: Nach einer Studie der OECD genießen Männer deutlich mehr Freizeit als Frauen. In Italien sind es täglich 80 Minuten mehr, die ihnen zum Lesen, Schwimmen, Liegen oder, äh, Sackkraulen? zur Verfügung stehen. Schon klar, wer in der Zeit all die langweiligen Dinge wie Waschen, Kochen, Putzen besorgt. Das wundert nicht, ist doch Italien für sein Mamma-Sohn-Syndrom bestens bekannt. Auch in Polen und den USA ist das Freizeitgefälle groß, in Deutschland arbeiten Frauen ca. 20 Minuten mehr als Männer. Nur in Norwegen bleibt es sich fast gleich – hier haben Frauen vier Minuten weniger Freizeit als Männer – aber alle wahrscheinlich insgesamt auch nicht weniger als woanders.

Die Frage mit dem Haushalt und dem Stress, den man damit hat, ist natürlich immer so eine Sache. Einerseits ist ganz klar: Männer ziehen sich im Zusammenleben gern aus der Putzverantwortung. Ist ja auch nicht ganz unverständlich – wer würde den Haushaltsmist nicht lieber jemand anderen machen lassen? Fair ist es aber nicht, und ich kenne wirklich wenige Paare, bei denen es nicht hin und wieder zu aufräumbedingten Dissonanzen kommt. Ich weiß nicht, wie es anderen da geht. Aber aus meiner Erfahrung im Zusammensein mit Männern kommt es mir vor, als fiele es ihnen aus irgendwelchen Gründen  grundsätzlich leichter auch mal etwas stehen zu lassen und es sich auf der Couch bequem zu machen, ganz egal, was sich da noch in der Spüle stapelt (Zwangsputzer mal ausgenommen); die Toleranzgrenze ist da oft irgendwie anders eingestellt. Vielen Frauen hingegen fällt es schwer sich auszuruhen, solange im Haus noch etwas zu tun ist. Und zu tun ist ja ständig irgendetwas.

Das wiederum ist aber natürlich keine gottgegebene Genderwahrheit (was allein die vielen Fälle von Zwangsputzern und Saustallerinnen zeigen), sondern wieder mal eine Frage der Sozialisation und Erziehung. Weil so viele von uns mit dem Modell „Mami macht den Haushalt“ groß werden, fühlen sich Frauen eben doch irgendwie anders verantwortlich dafür, den Dreck wegzuräumen, als Männer. Zeit, erwachsen zu werden.

49 Kommentare zu „Gleichberechtigung im Saustall, bitte

  1. Schöner Text!! Hahaha!

    Verdammt das mit den Aufräumen, warum warum warum habe ich IMMER das Gefühl mehr zu machen, so sehr ich mich auch bemühe, „lässig“ zu sein, drüber „wegzusehen“ frei nach dem Motto: Er muss selbst entscheiden dürfen wie sauber und/oder ordentlich er leben will und ich mache nicht mehr im Haushalt als er und sei es auf Kosten der Ordnung. Ich versuche ernsthaft die Art und Weise seiner Haushaltsfürhung zu akzeptieren. In Echt.
    Aber: es klappt einfach nicht, da kann ich noch so emanzipiert daher kommen: IMMER habe ich nicht nur das Gefühl, ja ich mache mehr und habe weniger Freizeit. Und bin damit unzufrieden. Und ich habe KEINE Idee mehr dazu. Wie regelt ihr das mit Euren PartnerInnen???

    Es grüßt
    Antje

  2. Ich finde die Unterstellung, dass es nur bei Extremfällen umgekehrt wäre ziemlich daneben. Ich bin sicher kein Zwangsputzer.

  3. @Antje: Ich bin da eher der kleine Diktator: Wenn es mir zu eklig werden sollte, dann kann es durchaus vorkommen, dass ich entscheide, dass wir jetzt zusammen aufräumen, da ich mich sonst einfach nicht mehr wohl fühle. Zu zweit ist ja das gröbste schnell erledigt und da ich kurzsichtig bin sehe ich die Details dann sowieso nicht und es stört mich dann nicht ;)
    Fairerweise muss ich aber sagen, dass mein Liebster es so gut wie nie soweit kommen lässt.

  4. Sauguter Text, echt!

    …warum kenne ich denn da eine Studie aus der Schweiz (vom Gleichstellungsbüro notabene [Name wesentlich komplizierter, habe ich aber vergessen]), die genau das Gegenteil beweist?

    Gut, das Sackkraulen wurde da statistisch nicht explizit erfasst.

    Zudem ist das harte Arbeit ;-)

    Ist nicht immer alles so, wie Ihr denkt…

    …sondern ganz anders.

    Echt!

  5. Abgesehen davon, dass sich wieder ein HTML-Code verselbstständigt hat: Die schweizer Studie hat nur die geleistete Arbeit (bezahlte und „unbezahlte“) erfasst. Von Freizeit war gar keine Rede mehr!!!!!!

  6. Das Phänomen läßt sich auch in unserem Haushalt beobachten. Ich mache es mir da ehrlich gesagt schön einfach, indem ich behaupte, meine Minderheitsbeteiligung im Haushalten liegt nicht daran, daß ich denke: „Die Frau macht das schon.“ Für mich ist es einfach sehr selten dreckig genug, als daß ich von mir aus etwa zum Staubsauger greife.

    Das mit der Mutter-Sohn-Beziehung: also ich weiß nicht. Meine Mutter ist sehr ordentlich, mein Vater tut eigentlich gar nichts. Aber ich habe ja jahrelang alleine gewohnt und die Bude ist vielleicht etwas verlebter gewesen als der durchschnittliche Frauenhaushalt, aber mit Sicherheit kein kompletter Saustall.

    Andererseits habe ich auch in mehreren WGs gewohnt, in denen es die Frauen ziemlich gut verstanden haben, mal ein paar Tage bei Freund oder Eltern unterzuschlüpfen, wenn mal wieder an der Reihe gewesen wären, das Klo zu putzen.
    Beim Bild der „heilen Familie“ ist das dann auf einmal anders.

  7. @ drikkes: Meine Vermutung ist, dass nur in dem Hauhalt der „heilen Familie“, wie du sie nennst, sofort die Frau angesprochen wird, wenn es ordentlich oder unordentlich ist. Fällt mir auch beim Essen oft auf: Auch wenn wir beide zusammen gekocht haben, heißt es beim Essen von den Gästen zu mir: Das hast du echt lecker gemacht. Bei der Ordnung ist es ähnlich. Jede Frau weiß, dass es IHR angelastet wird, wenn die Bude wie ein Saustall aussieht. Vielleicht deshalb dann auch der Ehrgeiz.

    Den man unbedingt ablegen sollte, wenn man mehr Freizeit will.

  8. Was drikkes Statement anbelangt: Wir arbeiten beide zusammen 150 Prozent (1×100 + 1×50). Entsprechend aufgeteilt verläuft auch die Hausarbeit. Eine Arbeitswoche hat in der Schweiz übrigens 42 1/2 Stunden- von Tarifverträgen mit 30 Stunden (wie bei VW) können wir nur träumen. Aber das tut nix zur Sache.

    Ich werde in Zukunft die Wäsche übernehmen- allerdings unter einer Voraussetzungk: Wenn ich sie so erledigen darf, wie ich das in meinen Junggesellenjahren jeweils zu meiner vollsten Zufriedenheit gemacht habe. Unterhosen werden nicht gebügelt. Dito Bettwäsche. Auch Unterhemden nicht. Socken schon gar nicht.

    So und nicht anders.

    Man hört immer wieder, Frauen zweifelten die Fähigkeiten ihrer Männer im Haushalt an- und zögen es vor, sie lieber selber zu machen. War bei mir nicht anders: Als ich dann vor geraumer Zeit damit begonnen habe, die grosse Dusche mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln zu putzen, stand jemand im Türrahmen: Meine Frau. Kritisch. Dann kam der Hammer: Sie verschwand. Wohin? Sich anziehen mit der Tochter im Schlepptau. Warum? „Ich werde ja hier gar nicht mehr gebraucht..!“ Aha.

    Ich putze weiter.

  9. „die Toleranzgrenze ist da oft irgendwie anders eingestellt. Vielen Frauen hingegen fällt es schwer sich auszuruhen, solange im Haus noch etwas zu tun ist. Und zu tun ist ja ständig irgendetwas.“

    ja, und wer eine niedriger eingestellte Toleranzgrenze hat, muß dann eben mehr Aufräumen. So ist das halt.

  10. huch! wer bügelt denn socken!???

    aber diese frage hatte ich auch: von welcher arbeit ist da die rede und von welcher freizeit?

    ….und manchmal soll es auch helfen, sich aktiv auszuruhen! das läßt sich lernen. üben-üben-üben!

  11. @jj
    Das ist doch nen Totschlag- Argument. Da könnte ich ja meine Toleranzschwelle immer so hoch legen, dass die des/der anderen IMMER drunter liegt. Also nö.

  12. @gary: haha, du gehörst eher zur ordnungsfraktion, oder?

    das mit dem zwangsputzer spiegelt in seiner polemik nur meinen persönlichen fatalen hang zur unordnung wieder.

  13. Naja nicht gleich Ordnungsfraktion aber wenn es mir zu dreckig wird, hält es meine Mitbewohnerin noch eine Weile aus. Die vorhergehenden weiblichen Personen die mit mir zusammen wohnen durften, kannten eher den Effekt eher anders herum.

  14. Antje,

    „@jj
    Das ist doch nen Totschlag- Argument. Da könnte ich ja meine Toleranzschwelle immer so hoch legen, dass die des/der anderen IMMER drunter liegt. Also nö.“

    Kannst Du eben nicht. Wenn Du könntest, würdest Du ja. Was so rüberkommt ist: „Meine Toleranzschwelle ist niedriger, wenn Wir zusammenleben wollen, mußt Du Dich meiner niedrigeren Schwelle anpassen, damit ich mich nicht schlecht fühle, weil ich wegen meiner niedrigeren Schwelle nicht anders kann als für zwei aufzuräumen, und das wird bei mir immer ein Gefühl des Ausgenutztwerdens hinterlassen, auch wenn Du Deinen Dreck einfach liegen lassen wollen würdest.“ Es gibt sicher Einzelfälle, in denen eine niedrigere Schwelle bewußt ausgenutzt wird, aber generell denke ich nicht, daß das so ist. Dann ist halt auch nicht „sein“ Problem, sondern eigentlich Deins. Und dann mußt Du halt „verhandeln“, und ihm Anreize geben, warum er für Dich etwas tun sollte, was er sonst nicht tun würde. Das ist doch ganz normaler Beziehungsalltag…

  15. Sie muss also ihm Anreize fuer ein gemeinsam ertraegliches Zusammenleben geben?

    Wieso sollte denn bitte die Person mit niedriger Toleranzschwelle sich eine groessere antrainieren, wenn die Person mit einer hoeheren es von sich aus nicht mal fuer die andere putzen wuerde? Erstere Person wuerde doch von sich aus auch nicht das Haus vergammeln lassen. Wieso also fuer Person zwei aendern, anstatt sich einfach jemanden suchen, der bereit ist zu putzen?

    Die Argumentation kann man doch nun wirklich beliebig hin und her drehen. Sorry, aber fuer mich heisst es ganz klar: Entweder BEIDE GLEICH viel Einsatz, um einen Kompromiss zu finden der fuer BEIDE ertraeglich ist, oder halt keine Beziehung.

  16. Sehr aufschlussreich die „Argumente“ einzelner Herren hier…da sieht frau gleich mal einige Gründe für das Freizeitgefälle.-
    Danke für das Posting, Meredith!

  17. Ja genau: Hat jemand Zugriff auf die Original-Studie? Die OECD rückt ihre Werke nämlich nur gegen Bezahlung raus- oder Pressefritzen und Unis über die Zutrittsberechtigung. Sollte doch für die Mädchenmannschaft kein Problem sein, oder?

    Aber was genau unter dem Begriff Freizeit läuft, würde ich auch gerne wissen.

    Und Rahab muss man eindeutig recht geben: Die Kunst des Müssigganges ist erlernbar- soll ich jetzt mit Hesse auffahren? Schweizer sind z. B. berüchtigt dafür, ihre Agenda sogar in die Ferien mitzunehmen. Und abgesehen davon: Da man auch heute noch kaum einen Schweizer triftft, der nicht wenigstens zwei Generationen vom Bauernstand weg ist, liegt auf der Hand, warum wir immer so beschäftigt sind und nie für irgendetwas Zeit haben: Kein Bauer bringt einen Tag rum, ohne zu arbeiten- es gibt eben immer etwas zu tun.

  18. Also das mit der Toleranzschwelle ist so eine Sache: Was macht man, wenn man mit einer Zwangneurotikerin verheiratet ist (oder sie mit einem Zwnagsneurotiker)?

    Eine Kollegin erzählte mir neulich von ihrem Freund- einem Psychiater- dem enorm viel an der richtig geworfenen Falte am richtigen Ort des Schlafzimmervorhanges gelegen ist- was er täglich kontrolliert. Ist die Falte nur einmal nicht am richtigen Ort- dann wird das sofort nachgebessert (und sei’s morgens um zwei). Ist sie mehrere Male hintereinander nicht am richtigen Ort- oder gar nicht erst geworfen- und wenn, dann am FALSCHEN Vorhang im Wohnzimmer, aber auch dort nicht am richtigen Ort, sondern am falschen und erst noch… so können natürlich ganze Weltbilder ins Wanken geraten!

    So einem (oder so einer) kann man es ja nie richtig machen: Aus der Wohnung ausziehen heisst da die Losung. Diese Putz- und Ordnungsfetischisten… ein Graus.

  19. Bei uns ist das ganz leicht. Es gibt (wie sich das für eine Quasi-WG gehört) einen Putzplan. Wenn mein Freund sich daran nicht hält, darf er so lange keine Pornos schauen, bis er sauber gemacht hat. Das bedeutet, um „Druck“ abzubauen, muss er entweder aufräumen oder mit mir schlafen – ich hab in jedem Fall was davon. *g*
    Er ist auch eh nur jedes 3. Mal dran. Find ich ganz normal, er ist ja schließlich auch der Mann.

  20. weit weit vor der falte am schlafzimmervorhang stellt sich die frage: muß das (abwaschen, socken bügeln, kloschüssel wienern….) jetzt, gerade jetzt, wirklich sein? muß ich aufräumen, wenn mein was auch immer of all three+x sexes auf dem sofa lümmelt? kann ich nicht erst mal ankommen, statt – bevor ich überhaupt die chance hatte, anzukommen – erst noch die bude so umzugestalten, wie ich mir vielleicht – aber wirklich nur ganz vielleicht! – gewünscht hätte, der/die/das andere hätte sie zurechtgemacht?
    gut, ich brauche es vielleicht, meine socken an einem bestimmten platz wiederzufinden – aber wenn der/die/das andere sie auch da wiederfindet, wo ich sie nie! finden würde (schon mal ausprobiert?), dann so what? solange seine socken nicht in meiner pasta lümmeln…
    – und… wenn ich es nicht mag, über bauklötze zu stolpern: muß ich sie dann gleich nach größte und farbe einsortieren oder reicht es nicht, sie mit dem fuß aus dem weg zu schieben?

    aber, ich frage noch mal: ist das wirklich mit arbeit ./. freizeit gemeint?

  21. Vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass „Frauen“ der Meinung sind, nur sie allein würden es richtig machen.
    Ich würde auch niemals jemanden an meine Wäsche lassen. Könnte ja passieren, dass der andere das flasche Wäschmittel benutzt, rot und weiß mischt oder die Sachen zu heiß wäscht und sie einlaufen.

  22. Hanna2,

    genau. Wenn man sich nicht einigen kann, dann sollte man besser nicht zusammen wohnen. Passiv-aggressive Vorhaltungen von der Sorte „mir geht’s so schlecht weil Du nicht machst was ich will“ sind ohnehin das schlimmste Gift für gesunde Beziehungen.

    Luisa,

    interessante Antwort, zwei Fragen: a) wie kontrollierst Du die Einhaltung? Hast Du einen Masterkey für’s Internet? Oder konfiszierst Du seinen Laptop? Und b) mit Dir zu schlafen ist eine Bestrafung für’s Nichtaufräumen? Bist Du sicher, daß das eine Anreizpolitik ist, die zu einer sauberen Wohnung führt?

  23. @Rahab & Luisa: Herrliche Statements, vielen Dank!

    Dieses ständige Beschäftigtsein… ständig muss was laufen, ständig muss noch irgendetwas irgendwo irgendwie getan werden…

    Diese Besessenheit, fortzu in Bewegung zu sein, diese Unrast, dieses Bestreben, die Zeit möglichst effizient rumzubringen… alles, nur keine Ruhe, aber nur JA KEINE RUHE!

    Was du heute kannst erledigen, erledige morgen- denn wer weiss, vieleicht gibt es kein Morgen mehr- und dann wäre es schade, wenn es schon getan worden wäre!

    Gönnet Euch mehr Ruhe und Zeit!

  24. Antje, ich glaube, da hilft nur, in getrennten Wohnungen zu leben. Oder die Bereiche innerhalb der Wohnung strikt zu trennen. Sonst bist Du ja permanent genervt. So radikal wie Hanna 2 („oder halt keine Beziehung“) würde ich es nicht unbedingt sehen – sicher waren es andere Dinge als ein geordnetes Zusammenleben, weswegen man sich irgendwann mal in den anderen verliebt hat. Und weswegen man auch nach wie vor mit dem anderen zusammen sein möchte. Aber das ist eben nicht gleichbedeutend damit, dass man auch mit dem anderen zusammenwohnen kann. Auch wenn die erdrückende Mehrheit in Form von zusammenwohnenden Paaren dies suggeriert.

  25. „Ich finde die Unterstellung, dass es nur bei Extremfällen umgekehrt wäre ziemlich daneben. Ich bin sicher kein Zwangsputzer.“

    Ist das eigentlich eine Neurose, dass immer, wenn ein Missstand benannt wird, jm. unbedingt auch Opfer sein will?

  26. @ jj

    Na, aber die Konsequenz daraus ist ja wohl nicht: Sie macht mehr, oder Schluss – sondern beide versuchen sich in der Mitte zu treffen. Und nach Letzterem hoerten sich Deine Kommentare nicht so wirklich fuer mich an.

    @ Schnatterinchen

    So „radikal“ war das gar nicht gemeint im Bezug aufs Putzen / Putzen-vergessen etc. , sondern mehr im Bezug auf eine respektlose Einstellung einer Partei gegenueber der Beduerfnisse der anderen innerhalb einer Beziehung. Und fuer mich klangen die ersten Postings von jj so nach: ‚Wenn sie es sauber will so sie putzen! Ich komme ihr nicht entgegen.‘ Das waere fuer mich einfach keine Basis fuer eine Beziehung. Aber ich hoffe ja mal, dass ich jj da missverstanden habe.

  27. Was die Radikalität anbelangt: Ich hatte ma einen Kollegen (zu Beginn der Neunziger), der „lebte“ zusammen mit einer Frau, die es auf die Minute genau nahm mit den Pflichten im Haushalt- und entsprechende Listen in der Küche aufgehängt hat, in denen sie akribisch aufgeführt hat, wer, was, wann, wo und wie erledigt hat- damit auch ja niemand zu kurz kommt.

    Er war ein erfolgreicher Geschäftsmann aus der grafischen Industrie, sie Lehrerin an der Mittelschule.

    Einmal war ich bei ihnen zum Nachtessen eingeladen- was einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen hat (womöglich handelt es sich sogar um eine Art Trauma- aber zumidnest um ein Schlüsselerlebnis).

    In der Armee gab’s jeweils auch einen Tagesbefehl, den jeder Soldat und jeder Dienstgrad auf dem Exerzierplatz einsehen konnte- dort hing er nämlich (Blaupause), nicht in der Küche. Damals habe ich mir geschworen, dass mir nie mehr irgendjemand einen Tagesbefehl aufzwingt.

    Heute bin ich Dienstuntauglich (Gutachten)- auch Psychiater brauchen Nebeneinkünfte.

  28. fällt mir noch ein, die methode der positiven verstärkung gibt es auch noch oder auch die inversion der toleranzgrenzen (ach, denkt euch selber aus, wie ihr’s nennen wollt). die geht so: plierte mein gatte durchs fenster (butzenscheiben!), sprach ‚die müssten geputzt werden‘, plierte ich auch, sprach ’stimmt‘. und ging. und er putzte…

    und eben gelassenheit, auch mir selbst gegenüber, und sich auch mal gepflegt langweilen. ich kann doch auch mal denken oder träumen oder überhaupt nicht denken ohne was dabei zu tun! und ohne innerlich den kühlschrankinhalt auswendig zu lernen oder mental den frühjahrsputz zu trainieren.

  29. Luisa,

    hahahaha. Das klingt lustig.
    äh, oder ist Kommentar ernst gemeint?
    Dann doch schnell meine Meinung dazu:
    Pornoverbot: schlechte Idee. Sex als Druckmittel: noch schlechtere Idee. Regeln, die für Einen in der Beziehung gelten und für den Anderen nicht: Ganz, ganz gruselige Idee.

    Und von wegen „unterschiedliche Toleranzschwelle“:

    Rücksicht, Toleranz, Eingehen auf die Bedürfnisse des Partners, gemeinsam Vereinbarungen treffen, sich gemeinsam dran halten, Kompromisse eingehen, sich entgegenkommen…blahblah…das Übliche eben..sind so grundlegende Partnerschaftsregeln echt bereits auf theoretischer Ebene so schwierig zu verstehen?

  30. Ich hoffe doch mal sehrsehrsehr, dass der Kommentar von Luisa lustig gemeint war. Also ich zumindest hab irgendwie sehr lachen müssen.

    Mein Freund lässt übrigens grüßen. An Strategien, wie man den Partner (die Partnerin) von mehr Ordnung überzeugen kann, wäre auch er sehr interessiert ;)

  31. @Meredith: Danke für den Text, er trifft’s echt gut!

    Ich fand gerade den folgenden Satz sehr treffend: „Weil so viele von uns mit dem Modell “Mami macht den Haushalt” groß werden, fühlen sich Frauen eben doch irgendwie anders verantwortlich dafür, den Dreck wegzuräumen, als Männer.“

    Ich finde ja, dass die eine Bemerkung, die hier irgendwo letztens (oder in einem der Links?) mal geäußert wurde, den Kern des Problems (zumindest in den meisten Fällen) auch sehr gut trifft.

    Es wurde gesagt, dass die Frau innerlich quasi die Rechnung
    Freizeit = Lebenszeit – Berufszeit – Haushaltszeit
    aufmacht.
    (Also quasi ohne großartig hingewiesen werden zu müssen die Verantwortung für „ihren Teil“ der Haushaltsarbeit übernimmt. Und dann die restliche „Freizeit“ versucht zu geniessen… oder leider auch noch den Teil, den der Mann evtl. nicht gemacht hat mit zu übernehmen… und sich dabei ärgern..)

    Und der Mann macht die Rechnung
    Freizeit = Lebenszeit – Berufszeit,
    wobei diese „Freizeit“ dann aber ständig gestört/verkleinert wird durch die lästigen Zusatzpflichten, die ihm von seiner Frau/Freundin/Putzplan „aufgehalst“ werden…

    Ich muss zugeben, so ein wenig läuft das in meiner Beziehung&Wohngemeinschaft auch, Emanzipation hin oder her.
    Aber ich/wir arbeiten dran, uns dahingehend anzunähern. (Verantwortungsgefühl abgeben vs. Verantwortung übernehmen)

    PS.: Ich will nicht in Abrede stellen, dass es in manchen Beziehungen/WGs genau anders rum läuft, daher oben bitte an passenden Stellen die Worte „öfter“/“meistens“ einsetzen.

  32. @hasimausi: Vielen Dank! Det Ding von der OECD lässt sich also gar nicht mit der von mir erwähnten schweizer Studie- diese widmet sich ausschliesslich mit der Verteilung von unbezahlter und bezahlter Arbeit. Da würde man ja Äpfel mit Birnen vergleichen. Gut, andrerseits: Beides ist ja Fallobst.

  33. @marcel: Ich finde es vor allem merkwürdig, daß persönliche Körperpflege nicht als Freizeit gewertet wird, und jede Form von shopping als unbezahlte Arbeit. Gut, wenn man von der überholten Rollentheorie der 70er ausgeht, dann sind Frauen natürlich dazu gezwungen so viel mehr Zeit in „Beauty“ zu investieren. Naja, vielleicht ist dann Sex auch „unbezahlte Beziehungsarbeit“ ;D

    Die Studie weist ausdrücklich auf diese Unzulänglichkeiten hin und hat extra eine zumindest von „personal care“ bereinigte Tabelle 2.11 erstellt.

    Außer der „Welt“ und dem „Economist“ spricht auch niemand in der Weltpresse von den Zahlen aus Tabelle 2.9.

  34. „Außer der “Welt” und dem “Economist” spricht auch niemand in der Weltpresse von den Zahlen aus Tabelle 2.9.“

    „Da draussen“ in der Gesellschaft und der Mainstream-Öffentlichkeit ist ja auch niemand an der Wahrheit interessiert. Sondern an in dieser Beziehung aufgewärmten Dogmen aus der Urzeit.

  35. „“Da draussen” in der Gesellschaft und der Mainstream-Öffentlichkeit ist ja auch niemand an der Wahrheit interessiert.“

    Wie kommst Du darauf?

  36. ..ich glaube Du hast das falsch herum verstanden, Marcel, war zu kryptisch ausgedrückt.

    Nur die „Welt“ und der oben zitierte „Economist“ sprechen von der Freizeitlücke (jenseits von Italien und Mexico).

  37. @Schnatterinchen: Wie ich darauf komme? Ganz einfach: Hier drinnen ist man weiter als „da draussen“- finde ich zumindest.

    Ich will jetzt nicht schon wieder Komplimente machen- das wirkt allmählich unglaubwüdig.

    Weiter sein heisst, der Zukunft bereits heute schon näher zu sein, als die anderen „da draussen.“

  38. ..wenn „da draussen“ die Studie überwiegend differenzierter betrachtet wird, dann könnte ich fast einen gegenteiligen Eindruck gewinnen.

    Aber es war natürlich der „Economist“ der die Studie gelesen hat.

  39. …ich werde mich mit dieser Studie natürlich noch ausgiebig auseinandersetzen ;-)

    Auf der Festplatte ist sie schon- nebst ca. 200 anderen.

  40. Sorry, daß ich mich aus der Diskussion verabschiedet habe, obwohl sich zwei Kommentare auf mich beziehen.
    So sehr mir das Argument auch einleuchtet, daß Frauen (etwa von Besuch) die schlampige Bude angekreidet bekommen und sich deshalb um den Haushalt kümmern, um diesen Vorwurf in Keimen zu ersticken. Wieso kommt es dann in WGs seltener zu diesem Verhalten als in einem familiären Haushalt? Bei quasi getrennten Haushaltskassen fällt das familientypische Argument, daß der Mann dafür doch beruflich mehr arbeitet, ja eigentlich weg.

    Hinweis: Noch eine OECD-Studie zum Thema Geschlechterklischees und Schulleistung.

  41. @ drikkes: Auch hier wieder eine Vermutung (vielleicht ja mal ein schönes Seminararbeitsthema für die Gender Studies), nämlich dass in der WG jede_r für sein Zimmer selbst verantwortlich ist. Sind z.B. die Eltern zu Besuch, dann schauen sie ja nicht, wie ordentlich/unordentlich die Mitbewohner sind, sondern lassen wenn dann nur Kommentare zum Zimmer des eigenen Nachwuchses ab. Und das Chaos in Küche/Bad/Flur kann ja immer auf die WG allgemein geschoben werden. Wohnt man in einer großen WG, werden ja die Eltern zur Tochter eher nicht sagen: Kannst auch ruhig mal die Küche aufräumen. Denn wieso sollte sie für den Dreck von 6 Leuten verantwortlich sein? (Und wozu gibt es Putzpläne?) In einer Paarbeziehung dann ist die Tochter schon eher mal für den Dreck von ihrem Freund/Mann verantwortlich.

  42. „Fair ist es aber nicht, und ich kenne wirklich wenige Paare, bei denen es nicht hin und wieder zu aufräumbedingten Dissonanzen kommt.“

    Fair ist es auch nicht, dass Frauen sich ständig „gewachsen fühlen“ einene Nagel in die Wand zu kloppen oder einen Autoreifen zu wechseln.

    Das Gleiche beim Kistenschleppen und Müllraustragen.

    Insofern wirds da wieder gerecht.

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