Gendern, kentern, Schiff ahoi!

Liebe Piratenpartei,

alles fing so gut an. Endlich eine Partei, die mich versteht. Ich habe die Petition gegen das Zugangserschwerungsgesetz unterschrieben, mit gegen die Vorratsdatenspeicherung geklagt und beim Schreiben dieser Zeilen frage ich mich, in welchen Datenbanken diese Informationen wohl landen. Doch schon vor der Bundestagswahl zeigte sich, dass wir in Sachen Feminismus nicht d’accord gehen.

Nun ist einige Zeit ins Land gegangen. Das Zugangserschwerungsgesetz ist da, soll aber nicht angewendet werden, die Vorratsdaten werden (erstmal) wieder gelöscht, die Datensammelwut überall anders geht weiter – und ihr kommt wieder nur mit dem „Gedöns” in die Medien. Wie oft musste ich lesen „wenn Feministinnen was ändern wollen, dann sollen sie doch in die Partei kommen und mitarbeiten.” Dann kommen sie in die Partei und wollen mitarbeiten, und da heißt es auf einmal „ihr dürft gerne mitarbeiten, aber bitte nicht so”. Die viel beschworene Offenheit war nicht zu sehen, statt dessen wurde versucht zu löschen was nicht gefiel und mit Parteiausschluß gedroht.

Was war passiert? Unter dem Motto „Klarmachen zum Gendern” hatte Piratin Lena Simon eine Mailingliste nur für Piratinnen gegründet und ohne weitere Absprachen schon mal eine Pressemitteilung rausgeschickt, allerdings auch nicht im Namen der Partei.

Wenn die #piraten mal in derselben Empfindlichkeit auf ihre Rechtsauslegr reagieren würde wie auf die Fraueninitiative

schrieb Jens Scholz und war mit diesem Gedanken nicht der einzige. Trotz wiederholter unautorisierter Klogriffe hatte es bei Stefan „Aaron” Koenig fast schon ewig gedauert, bis der Ausschluß drohte. Und erregte hier die Begrenzung auf Frauen noch Ärger, vergaßen viele, dass die AG Männer ihre Webseite bisher auch mit Passwort schützt.


Die sachliche Diskussion ging unter. Frauen wurden auf Menstruationsblut reduziert – allein dazu könnte man einen Aufsatz über das Maß an Erniedrigung, Ausschluß/othering und Biologismen schreiben. Die Piratinnen wurden als „Prinzesschen” in eine Schublade gesteckt und immer wieder betont, dass viele weibliche Piraten* keien Notwendigkeit spezifischer Frauenangebote sähen. Es ist schön, dass anscheinend viele Piraten von Sexismus in der Partei verschont geblieben sind. Aber leider erleben einige ihn doch und er wird nicht verschwinden, indem man einfach die Augen schließt und Wikis löscht. Das sollte die Piratenpartei doch am besten wissen!

Eine Partei, die sich als post-gender sieht, muss berücksichtigen, dass die Gesellschaft es noch nicht ist. Sie muss berücksichtigen, dass nicht jedes Mitglied automatisch mit dem Parteieintritt post-gender wird, sondern seine eigenen Erfahrungen, Einstellungen, Verhaltensweisen mitbringt. Die Piratinnen die (sich immerhin trauen zu) sagen, dass sie Hemmungen haben sich voll einzubringen, sollten respektiert und ihnen die Mitarbeit ermöglicht werden. Die Piratinnen, die sich über sexistische Übergriffe beklagen, müssen ernst genommen und die Vorfälle aufgeklärt werden. Denn sexistische Beschimpfungen, Aufrufe zu Übergriffen und sogar Morddrohungen sind Realität im Internet.

Im Moment, liebe Piratenpartei, wiederholst Du ein klassisches Muster linker Bewegungen: Du weißt, dass Sexismus ein Problem ist, aber statt es offen anzugehen, wird die Erkenntnis gleich als Lösung gesetzt. Statt Bedenken ernst zu nehmen, antwortest Du mit flapsig, anzüglichen Bemerkungen. Statt Kritik anzunehmen, werden Kritiker_innen bestenfalls ignoriert und schlimmstenfalls als Verräter an der Sache beschimpft.

Es hätt‘ so schön werden können. Aber so sitze ich weiter vor dem Rechner und warte auf die Partei, die mich versteht und respektiert.

Deine Helga.

PS: Die Opalkatze und das Piratenweib haben jeweils umfangreiche Linksammlungen zum Thema und mit dem Geek Feminism Blog ist auch die englischsprachige Blogsphäre aufmerksam geworden.

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* Dass sich die Gegner_innen der Piratinnen genötigt sahen zu betonen, Piraten aller Geschlechter seien dagegen, zeigt doch deutlich, dass generische Maskulina in erster Linie maskulin verstanden werden.

44 Kommentare zu „Gendern, kentern, Schiff ahoi!

  1. Hi,

    ich kann jeden Piraten (und Piratin ;) ) nur bitten die derzeitige Diskussion nicht zum Anlass zu nehmen auf die ganze Partei zu verallgemeinern.

    Es gibt leider einige Wenige die mit einer agressiven und beleidigenden Art versuchen den Ton vorzugeben – das ist aber eine kleine Minderheit.

    Die Positionsbestimmung innerhalb der Partei wie wir Transparenz, Meinungsfreiheit, etc. definieren und wie wir mit mit den Verschiedenen Ansichten bzgl. Feminismus und Gender umgehen wollen ist noch lange nicht abgeschlossen – die Lautstärke des Geschreis sagt erstmal wenig aus.

    Was klar zu sein scheint, ist dass es einen breiten geschlechterübergreifenden Konsens darüber gibt Quotierungen und Binnen-Is abzulehnen.

    Das sagt aber noch nichts über eine weitergehende Positionierung zum Thema Emanzipation aus und aus meiner Sicht ist gerade Chancengleichheit und Gleichberechtigung für jeden Menschen eines der Hauptthemen der Piratenpartei.

    Also: Nicht verzweifeln, sondern geduldig, und freundlich auf die Diskussion einwirken und die Trolle ignorieren.. ;)

    LG

    Gerald

  2. @Fortschritt:

    Mit Organisationen kann man generell eher schlecht argumentieren.

    Mit einzelnen Menschen dagegen eher schon und aus meiner Sicht gibt es eine große Menge an Piraten mit denen man sich über dieses Thema sinnvoll unterhalten kann, wenn man erstmal gelernt hat die Schreihälse zu ignorieren.

    LG

    Gerald

  3. @Gerald
    Liegt’s etwa an mir, dass ich noch keine guten Erfahrungen gemacht habe, beim diskutieren mit Pirat_innen? Sondern nur Spitzfindigkeiten, wie „Mit Organisationen kann man generell eher schlecht argumentieren.“, Relativierungen „Das sind einige wenige“ oder sogar unterstellungen. Aber gut. Ich verteufel die Partei weniger, als dass ich enttäuscht bin.

    Allerdings: Wo sind denn die „vielen“, die nicht ablehnend den Piratinnen gegenüber stehen und sich mit denen solidarisieren? Das Forum AG Gender ist ja immer noch recht mau besucht.

  4. Es hätt’ so schön werden können. Aber so sitze ich weiter vor dem Rechner und warte auf die Partei, die mich versteht und respektiert.

    Die gibt es bereits: http://www.feministischepartei.de/

    Dort werden Vorstellungen von Gender, Geschlechtergleichstellung etc. so prononciert vertreten wie bei der Piratenpartei das Steckenpferd Informationsfreiheit: nämlich als prädominierendes Thema.

    Und sofern die Feministische Partei dies nicht in der von Dir gewünschten Weise tut, so kannst Du innerparteilich-demokratisch daran arbeiten dies zu ändern.

    Es bleibt außerdem auch eine eigene Parteigründung.

    Im Moment, liebe Piratenpartei, wiederholst Du ein klassisches Muster linker Bewegungen:

    Ein Muster linker Bewegungen sollte die Piratenpartei auf jeden Fall tunlichst vermeiden, und das ist, unter dem Deckmantel eines klaren konsensfähigen Parteianliegens (Informationsgesellschaft) allerlei links-bunt-alternativen Splittergruppierungen von teilweise sektiererischem Ausmaß Unterschlupf zu gewähren, welche der Partei letztlich mehr schaden als nützen.

  5. @Ente
    Schade nur hier, dass die Feministische Partei „Regiogeld“ unterstützt und das Übel dieser Welt im Zins und im Geld- und Bankwesen sieht. Das macht sie, so sehr wie ich mich wirklich darüber ärgere, auch diese Partei unwählbar.

  6. @Al: Das war 1. ein Missverständnis denn da stand dick und fett in der Sidebar „Autor: Björn Hase” und 2. gab es eine Entschuldigung.

  7. @Fortschritt:

    Wir können uns gerne mal detaillierter zu diesen Themen auseinandersetzen. Meine Emailadresse ist galbe_at_gmx_d0t_de.

    Ich stehe komplett hinter Lenas Recht sich zu unterhalten mit wem sie möchte und kritisiere sie nur, wegen der Pressemitteilung und dem unabgesprochenen Vorgehen. Aus meiner Sicht hätte man auch erstmal mit anderen Piraten reden können statt gleich mit der Presse. Wie auch immer.

    Leider muss ich gestehen, dass mir andere Projekte wichtiger sind als die AG Gender aber ich vertrete diese meine Meinung eben in meinem Umfeld+Twitter, schreibe sie in Blogs oder der Taz in die Kommentarspalte. Die meisten Piraten die ich kenne sehen das Thema ähnlich.

    LG

    Gerald

  8. Ok, Helga, das mit „Björn Hase“ wurde ja in den dortigen Kommentaren diskutiert. Und fällt ebenfalls nicht unbedingt zugunsten der moderierenden Piratin aus. Die Entschuldigung ist natürlich schön. Trotzdem fragt man sich, wieso aus einem „Schutzraum“ heraus ansatzlos über jemanden hergefallen wird. (Ich meine, ich frage mich generell, wieso Leute ansatzlos über andere herfallen, Piraten oder Nichtpiraten, Piraten oder Piratinnen. Dieser Hinweis nur um auszuschließen, dass ich mich jetzt nur über dieses eine Beispiel wundern würde.)

    Offenbar gibt es sowohl Frauen als auch Männer, die hoch empfindlich bis milde paranoid in diesen „Gender-Diskussionen“ reagieren. Dass diese Auftritte von Vertretern beider Geschlechter nichts sind, was man auf die gesamte Partei ausdehnen kann, ist angesichts der gefühlten Mehrheit an Mittel- bis Unempfindlichen in diesen Fragen klar. (Siehe zum Beispiel Geralds Beiträge.)

    Auf jeden Fall spannend an der ganzen Kontroverse finde ich, dass sich hier in einem Mikrokosmos nachvollziehen lässt, was in der Regel in Bezug auf ein komplettes Gesellschaftssystem diskutiert wird: die Frage, ob Frauen als Kollektiv unterdrückt werden und Männer als Kollektiv unterdrücken, oder ob nicht doch in erheblichem Maße individuelle Unterschiede mit dafür ausschlaggebend sind, was Frauen und Männer in ihrer Partei, ihrem Job oder sonstwo anstreben, erreichen und wie sie sich dabei aufführen.

  9. Mich nervt das Getue der Piraten-Gockel mittlerweile. Als einige Frauen mitarbeiten wollen, kommen die „zufälligerweise“ darauf, dass die Piratenpartei bereits post-gender agiert. Aha. Warum ist die Realität bei denen dann aber eher post-1950?

    Ich erwarte von einer modernen Partei eine fortschrittliche, moderne, zukunftsweisende Basis und keinen anachronistischen Traditionsverein, wie es die Piratenpartei offenbar zu sein scheint.

    @ Gerald:
    Deine Theorie ist nicht mehr als eine nett gemeint Theorie. Ich kann die intelligente, bisher schweigende Mehrheit in der Piratenpartei nicht ausmachen. Klar, die extremen Freaks brüllen am lautesten und das repräsentiert (hoffentlich) nicht alle PiratInnen. Dennoch scheinen die anderen mit den Vorstellungen der Freaks konform zu gehen, denn sonst würden die meisten nicht so konsequent schweigen.

    Allein die Tatsache explizit Schreibweisen mit Binnen-I abzulehnen und sich mit eigentlichen Basics zu beschäftigen, zeigt, wie wichtig die Thematik an sich ist und wie tief sich die Piratenpartei bereits im Sumpf der Frauenfeinde verfangen hat.

    Die Piratenpartei bestätigt das Prädikat „Unwählbar“ immer wieder auf’s neue und – so leid es mir wegen der wenigen sachlichen Themen dieser Partei tut – ich sehe keine Zukunft für diese Partei. Meine Mitarbeit habe ich deshalb schon vor ca. 6 Monaten eingestellt. Schade!

  10. @Alexander:

    > Mich nervt das Getue der Piraten-Gockel mittlerweile. Als einige Frauen
    > mitarbeiten wollen, kommen die “zufälligerweise” darauf, dass die Piratenpartei
    > bereits post-gender agiert. Aha. Warum ist die Realität bei denen dann aber
    > eher post-1950?

    Piraten-Gockel? Ich nehme einfach mal an, du meinst die beleidigend und agressiv kommunzierenden Piraten, die am lautesten schreien? Die Nerven mich auch. Solltest du damit ALLE männlichen Piraten gemeint haben, nunja.

    Jede Frau, die bei uns mitarbeiten möchte kann dies tun. Ich habe, ausser in den ML und im Forum, nie eine andere als eine freundliche und konstruktive Atmosphäre kennengelernt. Jeder Frau, die fähig und willens ist Verantwortung zu übernehmen wird auch die Möglichkeit dazu gegeben. Ich glaube derzeit sind 19% aller Vorstände weiblich, was in Anbetracht des von mir vermuteten Gesamtanteils von Frauen bei den Mitgliederzahlen vermutlich ein besseres Verhältniss ist als bei den Grünen…

    Und die ML und Forum erachte ich nicht als repräsentativ für die Partei und ich gehöre auch zu der großen Menge an Piraten, die diese Kommunikationsmittel wegen dem Trollüberfluss nicht mehr benutzen.

    > Ich erwarte von einer modernen Partei eine fortschrittliche, moderne,
    > zukunftsweisende Basis und keinen anachronistischen Traditionsverein, wie es
    > die Piratenpartei offenbar zu sein scheint.

    Das Problem ist, du hast für dich bereits definiert was für dich fortschrittlich, modern und zukunftsweisend bedeutet.

    Die Mehrheit der Piraten, inklusive einer überwältigenden Mehrheit der weiblichen Piraten, definiert diese Begriffe für sich eben anders.

    Der Konsens innerhalb der Partei scheint zu sein, dass Quotierung auch eine Form der Diskriminierung darstellt. Und auch Lena und die Piratinnen fordern nichts derartiges.

    > @ Gerald:
    > Deine Theorie ist nicht mehr als eine nett gemeint Theorie. Ich kann die
    > intelligente, bisher schweigende Mehrheit in der Piratenpartei nicht ausmachen.
    > Klar, die extremen Freaks brüllen am lautesten und das repräsentiert
    > (hoffentlich) nicht alle PiratInnen. Dennoch scheinen die anderen mit den
    > Vorstellungen der Freaks konform zu gehen, denn sonst würden die meisten
    > nicht so konsequent schweigen.

    Das liegt vermutlich daran, dass wir unterschiedliche Kommunikationskanäle verwenden.

    > Allein die Tatsache explizit Schreibweisen mit Binnen-I abzulehnen und sich mit
    > eigentlichen Basics zu beschäftigen, zeigt, wie wichtig die Thematik an sich ist
    > und wie tief sich die Piratenpartei bereits im Sumpf der Frauenfeinde verfangen
    > hat.

    Aus meiner Sicht ist das Hauptziel der Piratenpartei maximaler Schutz der Bürgerrechte, und eine Sicherung von Gleichberechtigung und Chancengleichheit für ALLE Menschen ungeachtet des Geschlechts.

    Aus meiner Sicht haben wir also die gleichen Ziele, stimmen aber nicht über den Weg dahin überein.

    Der Unterschied zwischen uns ist, dass ich dir nicht abspreche das gleiche Ziel anzustreben und offen für die Möglichkeit bin, dass es evtl. mehr als einen Weg gibt das gemeinsame Ziel zu erreichen.

    > Die Piratenpartei bestätigt das Prädikat “Unwählbar” immer wieder auf’s neue
    > und – so leid es mir wegen der wenigen sachlichen Themen dieser Partei tut –
    > ich sehe keine Zukunft für diese Partei. Meine Mitarbeit habe ich deshalb schon
    > vor ca. 6 Monaten eingestellt. Schade

    Schade. In der Tat.

    LG

    Gerald

  11. Der Artikel gefällt mir. Er hat mir die Basis gegeben um mich (auch anhand der Verlinkungen) auch aus feministischer Perspektive mit dieser Partei auseinanderzusetzen. Dankeschön!
    Aber jetzt will ich meinen neu erworbenen Senf auch benutzen…:
    Leider macht sich diese Partei noch unwählbarer.
    Was ich traurig finde ist, dass nach dem ganzen Gerede um Positionsentwicklung nach der BTW anscheinend nicht das passiert ist, was ich erwartet hätte: Die Bildung von Positionen anhand von eigener Weiterbildung. Unqualifizierte Meinungen haben immer noch Vorrang. Diese werden dann auch noch mit dem mantramäßig ungegendert vorgebrachten „die Piratenpartei funktioniert eben anders, bei uns darf erstmal jeder“ untermauert und dadurch ad absurdum geführt, dass die Forderung man solle sich doch selbst einbringen um etwas zu ändern, jede Kritik von Außen verunmöglichen soll. Bei mir ist das immer noch so, dass ich mir Kritik nicht durch Leistung erkaufe. Wer als politische Vertretung antritt, muss mich auch vertreten wollen ohne mir dauernd aufs Brot zu schmieren, dass ich ja derjenige sein könnte, der für die Piraten die Bildungsarbeit leiste. Adorno hat das schön zusammengefasst:
    „Wer Kritik übt, ohne die Macht zu haben, seine Meinung durchzusetzen, und ohne sich selbst der öffentlichen Hierarchie einzugliedern, der soll schweigen – das ist die Gestalt, in der das Cliché vom beschränkten Untertanenverstand im Deutschland formaler Gleichberechtigung wiederkehrt.“

  12. Hallo Helga,

    ich bin einer derjenigen, die in der Partei trotz Amt auch mal ruppiger argumentieren. Einer der dafür auch regelmässig gescholten wird. Ich fühle mich durch deinen Blog Post insofern angesprochen.

    Es ist schon toll, wenn man als junge Partei mit den gleichen Masstäben gemessen wird, wie die alten. Die alten kassierten in ihrer Geschichte bisher hunderte an Millionen Euro staatliche Finanzierung, wir bisher wieviel? 40.000 in zwei Bundesländern? Bemerkenswert, und danke für die Blumen.

    Leider übersiehst du, dass wir uns zumeist aus der Gruppe 18-25 Jähriger rekrutieren. Und ja, die ticken oftmals eher „links“. Aber was wissen die beispielsweise über Diskriminierung am Arbeitsplatz, was eine 50-Jährige, vielleicht wohlgelittene, weiss? Dein Anspruch ist zwar berechtigt, dennoch unfair und zeugt nur davon, dass du dich mit den demographischen Eigenheiten der Piratenpartei nicht genügend auseinandergesetzt hast.

    Ich kreide es auch allen Aufgeberinnen an, nicht konzertiert gegen Schreihälse vorzugehen und wenns sein muss auch mal für die eigene Wiki Seite oder die Etablierung einer Mailing Liste zu kämpfen. Was hindert Vertreterinnen der eigenen Anliegen daran, sich zu gruppieren und dies zu tun? Nichts! Wo ist das Emma-Gen? Nur fordern, ist zu wenig.

    Stattdessen lese ich überall Resignation zwischen den Zeilen. Dann seid ihr in der Politik falsch. Politik heisst, eigene Positionen erdenken und erarbeiten, sie vertreten, sie zerpflücken lassen und auch für sie zu kämpfen. Wo sind diese Kämpferinnen? Ich vermisse sie mindestens so sehr wie du, Helga.

    Deswegen die Piratenpartei gleich abzuschreiben ist grotesk und schüttet das Kind mit dem Bade aus. Wenn sie für dich sogar unwählbar geworden ist, tut es mir leid, ich hoffe du überprüfst trotzdem wohlwollend unsere Positionen regelmässig vor Wahlen, ob wir nicht doch eher deinen Geschmack getroffen haben als andere.

    Übrigens sind die von der Partei und/oder engagierten Piraten betriebenen Platformen Forum, Mailinglisten und auch Chat bewusst sehr offen gestaltet, d.h. es findet sich dort auch der gelangweilte Teenager, der sich einen Spass daraus macht, andere bis in den Blutrausch zu provozieren. Man könnte der Partei vorwerfen, sie kontrolliere nicht, was unter ihrem DNS Namespace geschrieben wird. Das ist richtig, und derzeit fehlen sicherlich hierzu geeignet plazierte Disclaimer, um Newcomer darauf hinzuweisen. Falsch ist, dass sich die Verantwortlichen nicht darüber im Klaren wären.

    Liebe Grüsse aus Nürnberg,
    Stephan

    Hinweis: Das hier Geschriebene ist meine Privatmeinung.

  13. Die Argumentation, dass die Ablehnung dess Binnen-I alleine eine frauenfeindliche Gesinnung konstatiere, ist ja mal mehr als schwach.

    Ich empfinde diese Schreibweise als störend, Verschandelung unserer (Schrift)sprache und alldem voran in keinsterweise der Gleichberechtigung förderlich. Und trotzdem, ob die werten weiblichen Piraten das nun glauben oder nicht: meine Freundin steht bei mir an erster Stelle, noch vor meinem eigenen Leben. Und ich komme mit Frauen ansich sehr gut klar. Von all meinen weiblichen Bekannten (und das sind sogar mehr als männliche) fühlt sich keine von neutralen oder explizit maskulinen Formen übergangen oder empfindet durch die I- und Schrägstrich-Schreibweisen eine Besserung. Die Probleme sind gesellschaftlich viel tiefer verankert, und DA müsen sie, da gebe ich Dir recht, angepackt und beseitigt werden. In meiner Arbeit bei Infoständen und Veranstaltungen habe ich NIE auch nur eine negative Erfahrung gemacht – was nicht zu heißen hat, dass es diese nicht gibt oder dass sie nicht abzulehnen und zu bekämpfen wären, aber für mich ein Hinweis darauf ist, dass es nicht ein grundsätzliches Problem der Partei sein kann.

    Im übrigen bin ich der Meinung, wenn man schon nicht darum herumkommt, zukünftig auch von Terroristinnen und Terroristen, VergewaltigerInnen (denn auch die gibt es, und müsen dann wohl gesondert angesprochen werden) und Verkehrssünder/innen zu sprechen ist.

  14. Stefan Eisvogel: um also festzuhalten…

    1) Die Piraten haben zu wenig Geld, um offensiv gegen Sexismus einzutreten
    2) Wer will, dass die Piraten offensiv gegen Sexismus eintreten, muss selbst Pirat werden und das durchdrücken, gegen die wegen zu wenig Geld leider immer noch frei waltenden Gegenstimmen
    3) Überhaupt sind das alles nur Teenager
    4) oder zumindest Jungspunde, von denen kann man ja nicht erwarten, dass die irgendwas reflektiert sehen.

    Wenn bei mir Amnesty International um eine Spende bittet und ich sage, ich würde gerne spenden, aber wenn die nicht gegen Kindersoldaten seien (sind sie, ich weiß), dann würde ich nicht spenden, und zur Antwort käme: „Na ja, Sie müssen auch berücksichtigen, dass wir alle sehr jung sind, da können wir noch nicht so recht das Schlimme an Kindersoldaten sehen, und überhaupt haben wir viel weniger Geld als Greenpeace, das darf man auch nicht vergessen, aber Sie können ja eintreten und uns für Kindersoldaten sensibilisieren“ – die würde ich auslachen.

    Wenn die Piratenpartei eine ernst zu nehmende Partei ist, dann darf sie sich nicht die Jugend ihrer Mitglieder als Ausrede gegen Sachverstand benutzen – oder sie ist wirklich nur die Zockerpartei aus dem Internet. Wenn die Piratenpartei auf dem Parteienmarkt bestehen will, muss sie Programm bieten, dass Wähler anspricht – immer vom Wähler zu verlangen, das Programm mitzugestalten, funktioniert nicht, wenn man bspw. auch zu den Grünen gehen kann. Wenn die Piratenpartei in Diskussionen ernst genommen werden will, dann darf sie nicht darauf verweisen, dass da vielleicht manchmal Fünfzehnjährige im Forum schreiben, sondern muss ggf. bereit sein, auch Kritik anzunehmen und einzustecken – gerade in der Diskussion um weibliche Piraten hört man aber immer nur Ausreden und Schuldzuweisungen. Was schließlich das Geld, das die PP bislang erhalten hat, mit diesem Thema zu tun hat, ist mir ein völliges Rätsel. Damit ein Vorstand mal eine offizielle Position auf der Webseite verfasst, braucht es doch keine tausenden von Euro.

  15. Stephan Eisvogel und Freiheit: Danke für den Beweis meiner These. Genau das meinte ich. Beteiligung zu fordern statt selbst zu arbeiten in einer Situation wo Menschen lieber aus ihren eigenen Erfahrungen schließen statt sich wissenschaftlich oder wenigstens populärwissenschaftlich mit Themen auseinanderzusetzen. Nur fordern und nicht mitarbeiten reicht völlig aus, in einer Partei bei der es so langsam auch egal wäre sie zu ignorieren. Warum sollte ich mich einbringen, wenn ständig, nicht nur beim Thema Feminismus auf der Gefühlsebene des eigenen Erlebens argumentiert wird, statt mit fundiertem sachlichen Hintergrund?
    Zum Beispiel das Binnen I bzw der _ hat übrigens einen politischen Hintergrund. Könnte auch in der Piratenpartei angekommen sein. Ist es aber nicht. Wikis und Blogs sind eben nicht alles was man lesen kann…

  16. Patrick: tschuldigung für die doppelung deiner Argumentation. habe wohl zu langsam aktualsiert…

  17. vielen lieben dank für diesen artikel, denn ich mich fast zu 100% anschließen kann. als mann bekommt man teilweise ein wirklich entsetztes bild der partei, so das man sich ja fast für sein geschlecht schämen muss. man kann ja unterschiedliche meinungen zu diesem thema haben, erst recht zu den einzelnnen unterpunkten der piratinnen, aber die art und weise wie die „diskussion“ verlief war dann doch sehr erschreckend und lässt mich darüber nachdenken aus dieser partei wieder auszutreten. eine große enttäuschung.

    das Papierschiff

  18. @helga

    Du schreibst:
    „Die Piratinnen, die sich über sexistische Übergriffe beklagen, müssen ernst genommen und die Vorfälle aufgeklärt werden.“

    Ich bin ehrlich schockiert. Wurde dir von solchen Übergriffen berichtet? Warum wurden sie nicht aufgeklärt bzw. von wem wurden sie nicht ernst genommen?

  19. Patrick: Ich bin auf vielen Platformen der Partei aktiv und muss sagen, den allermeisten männlichen Piraten würde es nicht im Traum einfallen, den von dir beschriebenen Sexismus an den Tag zu legen. Insofern, so stelle ich mir vor, liegt es den meisten nahe, das Thema eher als „Non-Issue“ zu begreifen. Es tut mir leid, dass sich eine der Damen oben von einem „Piraten Gockel“ so schnell frustrieren liess wie sie es tat. In der Tat ist ein gewisses Mass an Frustrationstoleranz Vorraussetzung für die Mitarbeit in jeder Partei. Aus diesem Holz ist nicht jeder geschnitzt und ich verübele es auch niemand, der feststellt, dass das nun wirklich nichts für ihn ist, wenn er oder sie sich lieber anderen Dingen im Leben zuwendet. Die Piraten NRW, RLP und HH haben übrigens weibliche Vorsitzende in den Landesverbänden, das ist für meine Begriffe eine phantastische Quote. Ich bin sicher, dass über kurz oder lang auch zu Gleichberechtigung und anderen Frauenthemen Programmatiken entstehen werden, die auch auf einem breiterem Konsens fussen. Es allen gleich recht zu machen wird auch dann nicht klappen, soweit die schlechte Nachricht. Wir werden es versuchen.

  20. Es geht nicht darum, dass die PP nicht alles sofort am Start hat. Dass auch diese Partei sich wie jede Partei aufbauen muss, erwartet keine, gehört heute zum Parlamentarismus dazu. Die Zeiten von starken Programmen sind eh vorbei.
    Es geht also nicht darum, dass gender nicht im Programm auftaucht oder bald auftauchen wird (was sicherlich schön wäre), sondern wie die Jetzt-Mitglieder mit dem Thema umgehen. Und das ist meist unter aller Sau. Das kann die PP auch einfach mal akzeptieren.

    Und das politsche Feld ist kein Online-Shop, wo nur dass unter „Piraten-Partei“ gelabelt wird, was auch von der Piraten-Partei lizensiert wurde (natürlich CC). Es ist komplizierter und umfassender. Also zählen z.B. auch die unzähligen Kommentare, die, auch wenn nicht vom Presseteam verfasst, zur Partei gezählt werden.

  21. Wobei man ja fast schon dankbar sein muss, dass das Thema inzwischen überhaupt als Thema erkannt. In der Diskussion um das Parteiprogramm (hat Helga oben verlinkt) ging es meistens noch darum, dass „das Genderding“ eh keine Rolle spielen würde, da Geschlecht und somit auch Diskriminierung bei den Piraten schon lange überwunden seien.

  22. Stefan Eisvogel: Das Problem ist nicht, dass alle oder die meisten männlichen Piraten sexistisch sind. Das Problem ist, dass alle oder die meisten männlichen Piraten Sexismus nicht für schlimm genug halten, um sich *dagegen* zu positionieren.

    Wenn ich laut gegen Sexismus protestiere, versuche ich damit, meinen Teil zu tun, auch um z.B. eine Partei wie die Piraten dazu zu bringen, das Thema ernst zu nehmen. „Wir sind keine Sexisten“ ist keine Antwort. Ich bin auch, oder sagen wir, ich versuche auch, kein Sexist zu sein, aber das allein reicht nicht. Man muss auch Sexisten die Meinung sagen.

    Und gerade, ich wiederhole mich da zum gefühlten hundertsten Mal in einer Diskussion über dieses Thema, eine Partei mit vorgeblicher Netzaffinität müsste jeden Tag erneut erleben, dass das Internet auch Freiraum für schweren Sexismus ist. Simples Beispiel: lies mal Blogs, in denen es um Kritik an weiblichen Berühmtheiten geht, und zähle, wie viele Kommentare es dauert, bis einer „slut“ schreibt oder eine sexuelle Anspielung macht oder so was. Lies dir durch, dass Bloggerinnen *Morddrohungen* erhalten.

    Gerade als politisch aktiver Mensch reicht es da nicht, den Finger auf andere zu zeigen und zu sagen: „Ich wars nicht“.

  23. @ Stephan, sumosu: Habt ihr euch die Diskussion der Thematik in Wiki und Forum mal durchgelesen (ein Thread wurde übrigens in den geschlossenen Bereich verschoben, weil es offenbar allzu heftig zuging)? Wenn ja, frage ich mich, warum ihr noch nach Beispielen für Sexismen sucht.

    Schon bei der ersten Piraten-Gender-Debatte vor der Bundestagswahl, glänzten die Blogger und Blog-Kommentatoren, die sich im Namen der Piratenpartei zu ihrer Verteidigung vor dem bösen Feminismus aufschwangen, ja nicht gerade durch Reflexionsvermögen, Höflichkeit und Antisexismus. Seitdem hat sich augenscheinlich nix geändert. Ich habe noch kein piratiges Statement gelesen, in dem eine klare antisexistische Position vertreten wurde. Stattdessen heißt es immer nur: Sexismus? Gibt’s bei uns nicht. Kann es ja gar nicht geben, weil Geschlecht per Satzung bei uns keine Rolle spielt.

    Interessant finde ich an der ganzen Geschichte vor allem zwei Sachen: Zum einen scheinen die Gegner/-innen der Piratinnen unter „Feminismus“ hauptsächlich sog. Binnen-Is und Quoten zu verstehen. Zum anderen fällt auf, dass erfolgreiche Piratinnen wie Mela (ja, das ist die, die auch schon mal eine bekannte Frauenhasser Seite mit einer rassistischen Verunglimpfung des Frauenstatuts der Grünen verlinkt) oder Anicatha sehr darum bemüht sind, jegliche Verbindung zum Feminismus von sich zu weisen – Frauen, die Gender-Fragen thematisieren haben offenbar etwas ganz Problematisches an sich.

    Das lässt mich etwas ratlos zurück. Wie kann es sein, dass geschlechterpolitische Fragen der – sagen wir mal – letzten 10 Jahre an politisch interessierten Menschen (ich unterstelle mal, dass Mitglieder der Piratenpartei ein gewisses politisches Interesse mitbringen) derart vorbeigegangen sind, dass es zu so fundamentalen Fehlauffassungen zu Gender-Fragen kommt? Auf der anderen Seite finde ich es prinzipell toll und bewundernswert, dass es Frauen gibt, die keine/-n für sich sprechen lassen wollen und als Frauen selbstbewusst und laut sind, kann aber nicht verstehen, dass gerade solche Frauen feministische Themen derart verteufeln. Generell könnten starke Frauen in der Piratenpartei diese ja gerade attraktiv für Frauen machen. Ich habe aber nicht den Eindruck, dass das eine von ihnen will bzw. überhaupt interessiert.

    Vielleicht hat Dorothee Bär recht, wenn sie sagt, dass der Begriff Feminismus mittlerweile zu negativ besetzt ist, um ihn gesellschaftlich operationalisierbar zu machen? Wie gesagt bin da gerade ziemlich ratlos (zumal die meisten Funktionär/-innen der Piratenpartei eher zu der jüngeren Generation zählen dürften).

  24. @Turbo

    Ich wühle mich nur selten durch die Flamewars im Piratenwiki bzw. Piratenforum, eben weil zumindest das Forum in dem Ruf steht, von Unsachlichkeit und persönlichen Angriffen geprägt zu sein.

    Die Autorin spricht aber bewusst nicht von Beleidigungen oder Bemerkungen sondern von Übergriffen, die dazu weder ernstgenommen noch aufgeklärt werden. Das ist eine sehr schwere Anschuldigung, wie ich finde, daher meine Nachfrage.

  25. „Und erregte hier die Begrenzung auf Frauen noch Ärger, vergaßen viele, dass die AG Männer ihre Webseite bisher auch mit Passwort schützt.“

    Die Website der AG Männer ist mit einem Passwort versehen, weil sie noch im Aufbau ist. Das hat also nur technische Gründe

  26. Dass gerade den Gegnern vorgeworfen wird, „auf der Gefühlsebene des eigenen Erlebens“ zu argumentieren, muss ein Witz sein. Sonst wäre nicht untergegangen, dass ich absolut nicht der Meinung bin, dass das alles schon so in Ordnung ist wie es ist. Und erst recht nicht habe ich mich auf der Seite „macht doch selbst etwas statt zu meckern“ positioniert.
    Diese Schreibweisen mögen so politisch motiviert sein, wie sie wollen, Vorratsdatenspeicherung und Netzsperren sind dies auch und trotzdem lehne ich sie ab.

  27. Also was diese ganzen Blogs, Blogeinträge oder auch das Forum betrifft, so sind diese absolut nicht repräsentativ für die Piratenpartei, noch sprechen sie für diese. Ich hoffe niemand ist so naiv, ein paar recht laute Stimmen dort mit unseren offiziellen Standpunkten zu verwechseln.

    Des weiteren betreiben wir, wie ich schon erwähnte, ein paar sehr liberal geführte Platformen, der auch Gäste angehören. Ich schnitt die Thematik Aussenwirkung dieser Platformen an, möchte aber nochmal betonen, dass Anonymität und Meinungsfreiheit auch die Attraktivität für Selbstdarsteller und pubertierende Provozierer erhöht. Jedoch sind wir trotzdem nicht wehrlos. Falls euch dort also irgendwer möglicherweise strafrechtlich relevanten Krempel um die Ohren schlägt, wendet euch an die Moderatoren, Admins oder wenn das nicht fruchtet, an einen/euren Kreis-, Bezirks- oder Landesvorstand. Jeder Vorstand wird euch ernst nehmen und es ist auch nicht der erste Fall.

    Und was das Thema an sich betrifft, muss ich mich noch einmal wiederholen (versprochen zum letzten Mal): Ja, es existiert von der „monothematischen Nerdpartei“ (Frechheit!) auf Bundesebene keine aktive Position gegen Sexismus und seine Spielarten der Diskriminierung, beginnend mit der Rechtschreibung. Jedoch den besten Beweis für die offene Kultur bei den Piraten und auch die Chance Dinge in Bewegung setzen zu können, liefert ja wohl dieses Thema selbst. Sogar einer der Bundesvorstände (Andi Popp) bloggte vor 3 Tagen zu der Sache, also sogar diese unkonzertierte, diffuse Aufregung über ein Thema kommt schon durch.

    Meine Hoffnung wäre, dass sich bereits auf unserem nächsten Bundesparteitag in Bingen diesen Mai schon eine wiedergeborene Ausgabe von Simone de Beauvoir findet, die für einen vielleicht eigenen eingebrachten, sonstigen Antrag eine erstaunlich präzise-knackige Rede hält, die uns alle mitreisst und überzeugt. Ich bin der erste der klatscht.

  28. …und weiter im Kreis. Das sind nur die lauten, nicht die ganzen Piraten, machts doch selbst, überzeugt mich…

    Warum stellst du dich nicht auf dem nächsten Bundesparteitag hin und hältst eine überzeugende Rede für einen vielleicht eigenen eingebrachten, sonstigen Antrag? So mal als Zeichen gegen die ganzen Piraten, die sonst immer so laut sind und die Außenwahrnehmung angeblich so verfälschen.

  29. So mal als Zeichen gegen die ganzen Piraten, die sonst immer so laut sind und die Außenwahrnehmung angeblich so verfälschen.

    Die Piraten sind kein Monolith.

  30. @ sumosu, Anna: Ok, dann habe ich nicht ganz verstanden, worum es ging. Tut mir leid, wenn mein Posting barsch rübergekommen ist.

    Ich habe Helgas Bemerkung nicht als Tatsachenbehauptung aufgefasst, sondern eher als Möglichkeit bzw. Appell. Also: Wenn es Übergriffe gibt/gegeben hat, müssen sie aufgeklärt werden.

    „Übergriffe“ sind nicht unbedingt gewalttätig (falls es das ist, was dich an dem Wort stört), sondern „Übergriff“ heißt auch so viel wie: „unberechtigter Eingriff in die Rechte anderer“. Als übergriffig würde ich z.B. schon die Löschaktion im Wiki bezeichnen. Ein anderes gutes Beispiel stellt das Arbeitsforum der AG Frauen dar, in dem sinnvolles Arbeiten unter dem Dauerstörfeuer von (nennen wir sie mal freundlich) Männerrechtlern schnell nicht mehr möglich war (hinzu kam auch, dass die Moderatorin von der Globalmoderation, die mit den Männerrechtlern sympathisiert, keine Rückendeckung hatte).

    Allerdings dürfte Helgas Appell wenig Wirkung zeigen. Die Frauen, die möglicherweise in der Vergangenheit Opfer von Sexismus wurden, sind höchstwahrscheinlich längst weggemobbt. Vielleicht werden aber auch sexistische Vorfälle durch die neue Mailingliste bekannt. Da müsste erstmal abgewartet werden. Generell wünsche ich mir einfach eine klare Positionierung der Parteispitze zum Thema. Ein „ist uns egal, ob wir für Frauen als Wählerinnen oder Parteimitglieder attraktiv sind, die sollen halt selbst sehen, wie sie klar kommen“ würde mir da auch reichen. Dieses Rumlavieren um geschlechterpolitische Themen und Sexismus und Diskriminierung in den eigenen Reihen ist es, das mich nervt.

  31. Dieser Blogartikel samt der Kommentare ist eine gute Zusammenfassung der Situation.

    Wenn ich hier lese, dass die Piratenpartei das Binnen-I und die Quote das Problem ist, weswegen der vermeintlich nicht mehr zeitgemässe Feminismus auf jeden Fall abgelehnt werden muss, dann ist das absurd und ich frage mich, welcher unnütze Leichtsinn diejenigen antreibt. Nicht mehr zeitgemäss übrigens, weil ja theoretisch Frauen eine Funktion in der Piratenpartei einnehmen dürfen. Gnädigerweise vielleicht.

    Es scheint nicht nur in Bezug auf Sexismus keine Position in der Piratenpartei zu geben. Und schuld sind 15jährige, die in einem offenen Forum schrieben? Als Vorbild dient der Piratenpartei doch die herrschende Polit-Kaste, denn die verkaufen die Menschen auch oft genug für dumm.

    Was ist so schwierig daran Position gegen Sexismus zu beziehen? Es gibt keinen Konsens in der Partei, hörte ich auch oft. Aber eine Partei ist nun mal keine anonyme, unverbindliche Internet-Community, sondern die Menschen wollen durch die Partei etwas verändern.

    Bei dieser Piratenpartei fehlt so vieles, was eigentlich und selbstverständlich bereits am Start da sein hätte können.

    Wenn ich die Piratenpartei also nicht mehr wähle und mich nicht mehr beteilige, ist das keine Resignation! Natürlich werde ich weiterhin für die Freiheit und vieles mehr kämpfen. Aber in und mit Organisationen, Gruppen, die das bisher erreichte nicht achtlos ignorieren und keine Position haben.
    Das bedeutet im übrigen nicht, dass ich alle Menschen, die das ganz anders sehen als ich, deswegen ablehne.

    Den ewig heissen Tipp der Piratenpartei, dass ich mich doch selbst beteiligen könne um etwas zum Positiven zu verändern, muss ich auch von mir weisen, da die Voraussetzungen bereits fehlen. Genausogut wäre der Tipp in die katholische Kirche einzutreten um etwas für Frauen zu erreichen, die sich zu einer Abtreibung gezwungen sehen. Ja, vielleicht ändert sich die tausende Jahre Frauenfeindliche Position der chistlichen Kirche bald in diesem Punkt, wenn da mal jemand von innen dezent mitarbeitet …
    Ich bin’s nicht.

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