Vor etwas mehr als einem Jahr begann unsere Geschichte des Feminist Fun Fridays mit einer Medienanfrage. Und auch die zweite Ausgabe widmete sich einer Anfrage. Auf die damalige öffentliche Antwort haben wir leider nie eine Reaktion erhalten. Die Frage blieb schon: Wie reagieren eigentlich Medienvertreter_innen, die fordernde, seltsame, wenig wertschätzende Anfragen stellen*, wenn ihnen direkt das geantwortet wird, was wir manchmal denken.
Wir haben das Experiment gewagt. Oder ehrlicher gesagt: Wir haben eine interne Weiterleitung aus Versehen auch mal gleich an die anfragende Person geschickt, die gern einen Beitrag für eine bundesweite Tageszeitung erhalten wollte. Unsere Email lautete:
hat eine zeit/lust dafür? (auch wieder so ne geile anfrage ne. nix was es geld gibt dafür, aber „BIS MORGEN MITTAG!!!“) hallelujah
Welche Möglichkeiten gebe es nun darauf zu reagieren?
a) Vielleicht einfach ignorieren. So tun als wäre nix passiert und dann wahlweise a1) nie wieder so eine Anfrage stellen, da es ja anscheinend Probleme mit dem Format gibt oder a2) stoisch weiter anfragen.
b) Sich mit den implizierten Kritiken auseinandersetzen, also damit wie Blogger_innen/ Aktivist_innen gern für umsonst Zeitungen füllen und dies als Ehre annehmen sollten, da sie so ja „ihre Themen“ einbringen können. Und das alles in engen Zeitfenstern, die bei der Produktion einer Tageszeitung vielleicht entstehen, die aber in keinsterweise die Kapazitäten der Angefragten mitdenken – was noch einmal besonders schwer wiegt in Kombination mit der Nicht-Entlohnung.
Oder aber c). Ihr fragt euch „c)“? Wie soll eine dritte Variante aussehen? Tja, die hätten wir uns selbst auch gar nicht so schön ausdenken können:
Liebe [Name der Autorin, die die Mail verfasst hatte], liebe Autorinnen der Mädchenmannschaft,
hier ist schon wieder so eine „geile“ Anfrage, für die es kein Geld gibt und dafür nur zwei Tage Zeit. Vielleicht hat ja dennoch eine von euch Lust, sich an [Artikelreihe] zu beteiligen.
Die Frage der kommenden Ausgabe lautet: „Tötet Liebe die Emanzipation?“
Denn mal ehrlich: Verfallen wir nicht automatisch in tradierte Rollen, wenn wir uns verlieben? Männer führen Ihre Liebsten zum Essen aus und Frauen bügeln plötzlich gerne Hemden. Oder geht Liebe auch ganz anders? Wie passen Liebe und Emanzipation zusammen?
Für diese Frage möchten wir Sie als Mitwirkende gewinnen. Wenn Sie eine klare „Ja“- oder „Nein“-Position einnehmen können, bitten wir Sie um ein Statement von maximal 900 Zeichen. Bitte schicken Sie dieses gemeinsam mit einem Porträtfoto und der Angabe Ihres Alters bis spätestens Mittwoch Nachmittag um 14 Uhr an [Mailadresse]. (Bei vorheriger Zusage kann das Statement auch noch ein wenig später geschickt werden.)
Darüber hinaus habe ich noch eine zweite Anfrage: Zum Weltfrauentag am 8. März plant die [Zeitung] am Wochenende eine Sonderausgabe zum Thema weibliche Lust.
Als durchlaufendes Element in dieser Ausgabe hoffen wir, Antworten zu bekommen auf die Frage „Worauf haben Frauen Lust?“. Deswegen fragen wir Sie und und andere Frauen aus Politik, Kultur und Gesellschaft ganz konkret: „Wozu haben Sie Lust?“
Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie uns verraten, worauf SIE Lust haben. Wir zielen mit unserer Frage nicht ausschließlich auf sexuelles Begehren – Lust hat viele Facetten.
Sie können nur einen Satz schreiben, gerne auch mehrere oder eine kurze Geschichte mit maximal 800 Zeichen.
Ich freue mich auf Ihre Antwort und verbleibe mit freundlichen Grüßen,
* Und wirklich nur jene sind hier gemeint und nicht all die anderen.
aaaah, ich weiß von welcher zeitung die anfrage kam. gut, dass ihr da nicht mitgemacht habt, das dossier der besagten zeitung war eeeecht schlecht! :D
Tränen. Bauchmuskelkater. Lachfalten. Nachhaltiges, für die nähere Umwelt nicht nachvollziehbares Giggeln.
Wegen Euch.
Das wird hier gerade meine Lieblingskategorie.
Ganzganz toll! Ich liebe diese gifs!!