Auf Papier gelesen
Wo es immer grauer wird, passte die im August dieses Jahres erschienene Erzählung „Synchronicity“ von Sharon Dodua Otoo eigentlich perfekt. In dieser geht es um Cee, eine Grafikdesignerin, die beginnt ihre Farben zu verlieren. Erst kann sie sie nach und nach nicht mehr sehen – und dann kommen sie ganz anders wieder. Doch geht es in den wenigen Seiten nicht allein um Sinneswarnehmungen, sondern auch um Beziehungen, Traditionen und Entscheidungen. Die Geschichte war ursprünglich in 24 Teilen per Email an Freund_innen in der Vorweihnachtszeit verschickt worden – und das ist doch eigentlich eine hübsche Idee: Das Buch, welches auch noch durch die hübschen Illustrationen von Sita Ngoumou glänzt, anstatt eines Weihnachtskalenders zu verschenken mit 24 wunderbaren Kapiteln für die Dezembertage.
Ebenfalls im August erschien Sarah Waters neuster Roman „The Paying Guests„. Waters hat zuvor bereits fünf Romane veröffentlicht, wovon „Tipping the Velvet“ und „Fingersmith“ als Mehrteiler verfilmt wurden. Bekannt wurde Waters für ihre mitreißenden historischen Romane, in denen queere Frauenfiguren im Mittelpunkt stehen. So auch in ihrem neusten Werk, welches in London in den Jahren nach dem 1. Weltkrieg spielt. Frances Wray und ihre Mutter können das Haus nach dem Tod des Vaters und beider Brüder nicht mehr allein halten, sie nehmen ein junges Paar als Untermieter – the paying guests – auf. Weiter kann eine kaum über den Plot reden, ohne nicht alles zu verraten. Wer neugierig ist, kann aber zum Beispiel das Interview mit Sarah Waters bei Lambda Literary lesen.
Im Netz gelesen
Feministing hat die neue Biographie zu Vivienne Westwood gelesen. (Englisch)
„To understand the feminist novel we must first understand feminism. Or perhaps we must understand the nature of the novel. Or perhaps we must ask the questions, “What is feminism?” and “What is the novel?” Or perhaps, these questions are not at all relevant. The answers could never be wholly satisfying.“, die großartige Roxanne Gray denkt bei Dissent darüber nach, was einen feministischen Roman ausmachen könnte. Hint: Es reicht nicht allein, dass es im Roman um Frauen geht. (Englisch)
„Is This a Golden Age for Women Essayists?“ diskutieren Cheryl Strayed und Benjamin Moser bei der New York Times.
Auf Africa in Words wurde Chantal Zabus Buch „Out in Africa: Same-sex desire in sub saharan literatures and cultures“ besprochen. (Englisch)
Susan Sontags digitale Daten sind nun bei der UCLA’s Research Library auf einem Laptop zugänglich. Jacquelyn Ardam und Jeremy Schmidt haben sich durch die Dokumente gewühlt, Wortliste mit Adjektiven gelesen und nach Begriffen gesucht. Die Frage: Welche Gefahren birgt dieser Zugang und welche Chancen? Der Artikel erschien bei der Los Angeles Review of Books. (Englisch)
Die UC Santa Cruz Review interviewte Angela Davis und Toni Morrison. Davis erzählt von ihrer Zusammenarbeit mit Morrison, Morrison beschreibt ihren Ansatz über Themen wir Sklaverei zu erzählen und beide sprechen von ihren Schreiberfahrungen. (Englisch)
A Midsummer Night’s Press hat ein neues Imprint „Periscope„, bei welchem ausschließlich Übersetzungen ins Englishe von Gedichten von Frauen erscheinen werden. Die ersten drei Bände Arabic Literature (in English) interviewte aus diesem Anlass Übersetzer und Herausgeber Lawrence Schimel.
Neuerscheinungen
Am 30. September erschien auf Englisch „The Penguin Book of Witches„. Besprochen wurde es bereits zB bei NPR.
Ebenfalls im September erschien von Ika Elvau „Inter*Trans*Express. Eine Reise an und über Geschlechtergrenzen“ bei Edition Assemblage. Groß gelobt wurde das Buch Anfang des Monas auf der FB-Seite von TROUBLE X.
Am 06. November erschien in deutscher Übersetzung „Die Botschaft von Kambodscha“ von Zadie Smith bei KiWi.
“Ein Buch nach dem Anderen” ist quasi mein Anti-Lese-Motto. Meistens lese ich viele Bücher parallel, aber ich stelle sie der Reihe nach vor. Was lest ihr denn gerade? Erscheinen demnächst Bücher, auf die ihr euch ganz besonders freut?