Die Medienwissenschaftlerin und Filmemacherin Prof. Dr. Bernadette Wegenstein kommentiert im Politischen Tagebuch der Initiative dieGesellschafter.de die RTL-Doku-Soap „Aus Alt mach Neu“ mit Brigitte Nielsen. Diese wird – immer von den Kameras begleitet – per Komplett-Makeover wieder Showbiz-kompatibel gemacht:
Die Frage heute ist nicht mehr: »Was wollen wir mit unserer Schönheit sagen und wem« (…), sondern die Frage ist: »Was kann Ich aus meinem genetischen und kulturellen Potenzial machen? Wie kann ich daraus Kapital schlagen? Wie kann ich mich verbessern auf dem Markt der Individualität?« Dieses Diktat erhebt totalitären Anspruch. (…) In einem 21. Jahrhundert, in dem die westliche Welt langsam aber sicher »erschönt«, wird es bald keine Möglichkeit mehr geben, den »anderen« Körper, den entstellten, nicht weißen, nicht glatten, nicht zuordenbaren Körper überhaupt zu sehen und zu »lesen«.
schon der titel der show klingt ja herzallerliebst, ein neues allzeittief (hoffentlich).
andererseits, bin ich eigentlich alleine mit meiner meinung, dass „diegesellschafter“ ziemlich plump und deutlich zu „gutmenschlich“ daherkommen? klingt nach viel gelaber, wenig substanz…
Ich find ja Gutmenschen-Bashing immer ein bisschen plump. Ist ja heute leider sehr verbreitet – so nach dem Motto „Wer eine Meinung und eine Haltung hat, kann ja nicht alle Tassen im Schrank haben und ist auch irgendwie sooo uncool…“
Na, wenn das Niveau hier so schlecht sein soll, hilft immer noch… andere Webseiten lesen! So wie ich nicht Brigitte Nielsens Generalüberholung angeschaut habe, aber jetzt Keira Knightleys neuen Film ansehen werde.
Sorry, aber ich finde, da irrt Frau Wegenstein. Zum einen gibt es überkulturelle Schönheitsideale und zum anderen kann ich mir kaum vorstellen, daß Schönheit jemals vor allem als „Kommunikationsinstrument“ gedient hat, abgesehen vielleicht vom Sexuellen (und damit genetisch Protorelevanten). Die Aussage
»Was kann Ich aus meinem genetischen und kulturellen Potenzial machen? Wie kann ich daraus Kapital schlagen? Wie kann ich mich verbessern auf dem Markt der Individualität?«
ist so banal wie ewig richtig. Wer sollte daran Anstoß nehmen können, daß jemand aus seinem potential das wahrgenommen Beste machen will? Das allein kann eientlich nicht kritikwürdig sein. Wir können ja eine Diskussion darüber führen, was wir im Schönheitswettbewerb als Doping erachten und was nicht (und spannender: ob Schönheit auf sehr lange Sicht ihre Bedeutung als genetischer Fitnessindikator verlieren wird wenn sie eben technisch und nicht mehr zumindest teilweise vererbbar ist). Haartönungen gab es vor 100 Jahren wohl auch nicht, und eine neue Haarfarbe erscheint wohl niemandem als besonders problematische Schönheitsoperation. Die technischen Grenzen verschieben sich sicher – Fettschürzen nach der Geburt? Reiterhosen? Gynekomastiebehandlung beim Mann? Wenn das alles so problemlos ist wie eine Zahnreinigung, dann – warum nicht? Wir leben länger, also müssen wir auch häufiger in die Reparaturwerkstatt. Einen Trend zu Identitätsverändernden Schönheitsoperationen kann ich nur dann erkennen, wenn ich ins Fernsehen schaue. Vor 100 Jahren gab es schon mal sowas, auf Rummelplätzen. Es nannte sich Freakshow – und hatte mit der Gesellschaft als solcher nicht wirklich viel zu tun. Und das ist heute meines Erachtens letztlich genauso.
Haartönungen gibt es schon seit mehreren tausend Jahren.
Und ich finde an Schönheitsoperationen nichts generall Verwerfliches. Aber noch zumindest hat eine Brustvergrößerung oder Fettabsaugung drastischere Konsequenzen lt eien Haarfärbung oder sogar ein Tattoo und sollte dementsprechend gründlicher durchdacht werden.
Von der Motivation mal ganz zu schweigen.
Wenn jemand nach reiflicher Überlegung zu dem Schluss kommt, daß sie/er sich nach einem Facelifting trotz aller Risiken und Nebenwirkungen besser fühlen wird, bitte.
Wenn es aber nur um den Showeffekt geht oder darum den wahrscheinlich genause runzligen Partner nicht zu vergraulen, sollte man sein Selbstwertgefühl oder seine Beziehung nochmal überdenken.
Also ich muss zugeben, dass das thema Schönheitsoperationen in letzter zeit ehrlich oft angesprochen wird
„Ich finde an Schönheitsoperationen nichts generell Verwerfliches“
Da kann ich nur zustimmen. Allerdings sind diese Schönheitzskorrekturen auch nur für einige Zeit wirklich schön. Was soll man machen, wenn nach 10 Jahren die schönen Busenimplantate nur noch hängen ? Wieder zum Schönheits-Chirurge gehen? Das zieht einem doch nur das Geld aus der Tasche und außerdem gebe es wenn jeder mit z.B. riesen Brüsten durchs Leben geben würde gar keine Individualität mehr.
Ein weiterer Punkt der mich dann doch eher skeptisch auf das thema schönheits-chirurgie schauen lässt, ist dass all die aufgespritzten Frauen nix mehr von einer Schönheit sonder nur etwa von einer starren emotionslosen und ausstrahlungslosen Frau besitzen
„wenn es aber nur um Showeffekt geht oder den wahrscheinlich genauso runzligen Partner nicht zu vergraulen, sollte man sein Selbstwertgefühl oder seine Beziehung nochmal überdenken“
wo ist denn dort noch ein showeffekt ? ich denke diese frauen die wirklich denken dadurch viel besser bei der welt anzukommen haben in Wirklichkeit kein starkes Selbsbewusstsein. Wenn man sich selber schön findet und das auch Ausstrahlt, kann dies alle Schönheitsmakel verschwinden lassen
wenn es sich allerdings um sehr grawierende schönheitsmakel durch die man in Mobbingfälle gerät handelt und es sich bei der schönheitsoperation um eine Sache, die ich in dem Fall angebracht finde, da man sonst ja emotional total fertig gemacht wird und viele Leute einen mit sehr rausstechenden schönheitsmakeln nicht akzeptieren und mobben
Ein Thema der persönlichen Philosophie. Ich denke für meinen Teil das die eine oder ander Korrektur von Schönheitsmakeln akzeptabel sind. Warum sollte ein ansonsten schöner Mensch mit einer Hakennase sein äusseres nicht perfektionieren? Die Frage ist immer wieder, wo fängst die Perfektionierung an und wo hört Sie auf. Diese Frage muss sich jeder Mensch selbst stellen. Allerdings besteht auch hier, ähnlich wie auch in der Tattoo-Szene zu beobachten, gibt es auch hier ein gewisses Suchtpetential. Die Kunst besteht im Aufhören.
Die Kunst besteht im Aufhören. Die Frage welche ich mir immer wieder stelle ist, warum merken diese Menschen nicht wann es der richtige Zeitpunkt ist auf zu hören bzw. zufrieden zu sein. Und ich glaube da liegt das Problem, die eigene Zufriedenheit.