Die Künstlerin Cindy Sherman hat der Süddeutschen Zeitung ein schönes Interview gegeben. Einen Auszug gibt es hier, das ganze Interview könnt ihr im SZ am Wochenende oder auf sueddeutsche.de lesen.
Eigentlich sind Sie ja eine Lieblingskünstlerin der sogenannten „gender studies“, die sich mit weiblichen Rollenklischees beschäftigen. Sie stellen festgefügte Identitätsmodelle in Frage.
Ja, aber man kann nicht steuern, wie andere deine Bilder sehen. Ich habe das aufgegeben. Manchmal besuche ich einen meiner Sammler zu Hause und sehe eine Arbeit von mir über dem Bett hängen . . .. . . etwa die „Sex Pictures“? Wo man Sie gar nicht sieht, nur bestimmte künstliche Körperteile, zum Beispiel die von Sexpuppen?
Genau. Und dann denke ich: Oha, da hat jemand aber wirklich etwas falsch verstanden. Die „Sex Pictures“ sind wirklich grauenhaft, eklig. Und der findet das auch noch sexy! Ich denke dann so bei mir: Das erzählt mir mehr über dich, als ich wissen will.Aber wo kommt dieser Hang zum Rollenspiel denn her? Sie haben ja das Spiel mit der eigenen Identität schon in ganz jungem Alter thematisiert. In ein Fotoalbum schrieben Sie in den Sechzigern unter jedes Kinderbild von ihnen mit Krakelschrift: „That“s me“, das bin ich.
Ja. Das Verkleiden ist ein universeller Habitus, denke ich. Ich habe von vielen Frauen gehört, die sich als Kinder verkleidet haben. Das ist ein zutiefst menschliches Verlangen. Es ist vielleicht nicht gerade üblich, so ein Buch zu machen, so etwas unter die Fotos zu schreiben – aber schon Kinder wollen sich doch immerfort selbst erkennen. Sie schauen sich Gruppenporträts an, etwa aus der Schule, und dann zeigen sie mit dem Finger drauf und sagen: Da bin ich. Für mich war die Frage aber immer eher: Wer bin ich? Mag ich mich so oder lieber anders?