Der Spiegel Online veröffentlicht heute die Nachricht, dass noch nie so viele Menschen wie heute in Deutschland einen Zweit-Job haben. Fast zehn Prozent aller Erwerbstätigen mit einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung bessern ihren Verdienst mit einem so genannten Mini-Job auf.
Anstatt nun über Themen wie Mindestlohn und prekäre Beschäftigungsverhältnisse (von denen Frauen auch noch einmal besonders häufig betroffen sind) zu sprechen, wird eine Sprecherin des Bundesarbeitsministeriums zitiert, die zwar angibt, dass es keine Erhebung dazu gibt, warum Menschen einen Zweitjob annehmen, aber dies sicher auch an einer „gestiegenen Konsumlust“ liegen kann.
Bei Twitter startete so gleich eine Welle von Tweets und der Hashtag #Konsumlust ist einer der am heutigen Tag im deutschsprachigen Raum am meisten genutzten:
Wenn man so viele Statistiken schönt, verliert man irgendwann den Überblick und auf einmal frönt der obligatorische 2.Job der #Konsumlust
— Andrea Ban (@imbezil) August 12, 2013
Den Menschen gehts nicht wirklich dreckig, wenn sie Kuchen wollen, sollen sie eben mehrere Jobs haben!
— antiprodukt (@antiprodukt) August 12, 2013
"Selig sind die Konsumlustigen, denn euer ist der Zweitjob" (Jesus glaube ich). #Konsumlust
— ali (@zoonpolitikon) August 12, 2013
#konsumlust: das ist, wenn eins überleben will, oder?
— proletin (@proletin) August 12, 2013
eine durchsage des bundesarbeitsministeriums: es heißt nun nicht mehr "working poor" sondern "aus #konsumlust arbeitende menschen"
— Dr.Klaus von Anderen (@Promovator) August 12, 2013
sogar der infosrceen der kölner u-bahn weiß, dass ein 2. job etwas mit armut und nicht mit #konsumlust zu tun hat.
— Jane Lane (@Vul_varine) August 12, 2013
Die Krankenversicherung nach der Erhöhung auf vierstellige Monatsbeiträge nicht mehr bezahlen, reine #Konsumlust
— dib e.v. (@DieIngenieurin) August 12, 2013
Vorhin voll der #konsumlust gefrönt und Klopapier, Schmerzmittel sowie Gemüse für 85 Cent gekauft. #lebenimluxus
— modern_dragon (@modern_dragon) August 12, 2013
Also ich hätt ja heute Bock auf nen Cayenne. Ich glaub ich such mir noch nen Minijob inner Gastro. #konsumlust
— MissInformation (@NerdGirl_de) August 12, 2013
Woher bekommen die Sprecher/innen des Bundesarbeitsministeriums ihre ‚Texte‘?
MONITOR berichtet seit Oktober 2006 über eine ganz neue Form des Lobbyismus
Mitarbeiter, bezahlt von privaten Unternehmen, sind in verschiedenen Bundesministerien beschäftigt. Einige, und das besonders erstaunlich, arbeiten sogar an Gesetzentwürfen mit. Bei unseren ersten Anfragen, spielte die Bundesregierung die Dimension dieses Problems noch runter. Inzwischen gesteht die sie ein: Über 100 „Leihbeamte“ aus Unternehmen und Verbänden sitzen in fast allen Bundesministerien.
Dossier Lobbyismus
Und es gab die Zeit, in der Lobbyisten beliebig ein- und ausgehen konnten.
Bundestag sperrt Lobbyisten aus Reichstag aus
Rund 1500 Lobbyisten konnten bisher ohne Sicherheitskontrollen in das Reichstagsgebäude. Nun sollen ihnen die Hausausweise gesperrt werden.
http://www.welt.de/politik/deutschland/article13401091/Bundestag-sperrt-Lobbyisten-aus-Reichstag-aus.html
Konsumlust? Ich lach mich tot.
Ja, ich schaff mir den Arsch ab, um täglich Essen konsumieren zu können!
Und dabei vielleicht auch mal ausnahmsweise einen feinen Bergkäse konsumieren zu können statt dem Billigkäse-Aufschnitt vom Rewe… Jaaaaa, was bin ich ein konsumlustiges Menschlein!!!
Bah, ich könnt kotzen. Diese Aussage ist wie eine Ohrfeige für alle, die sich totarbeiten, um wenigstens die Miete, Wasser und Strom zahlen zu können!!
Ich brauche „meinen“ Zweitjob nicht um meinen Konsum zu befriedigen, sondern um Monat für Monat zu „überleben“, mehr habe ich hierzu nicht zu sagen ….
Grüße Helga