Nach den ersten Gedanken und für den Blog– bzw. Medienspiegel hier noch mal das re:sümee, mit (fast) allen Links zu unseren Panels.
„Letztes Jahr hat jede Veranstaltung zu spät angefangen und das WLAN war auch die ganze Zeit off.” – So gewappnet machte ich mich auf zur re:publica 2010. An dieser Stelle schon mal ein Lob an die Organisatoren und Helfer, denn die Veranstaltungen begannen und endeten sehr pünktlich. Das WLAN war allerdings am Mittwoch erst wieder nutzbar nachdem alles vorbei war, an den späteren Tagen wurde es aber deutlich besser.
Am Mittwoch traf ich mich zunächst mit meinen Mitpanelist_innen zum Kennenlernen, bevor es dann aufs Podium von Feministische Netzkultur 2.0 ging. Wie bereits erwähnt kannten wir uns vorher nicht und hatten auch nicht die Zeit, die wir uns erhofft hatten. So dauerte es eine Weile, bis wir uns richtig akklimatisiert hatten und für die Publikumsfragen blieb leider wenig Zeit, wie auch Franziska Bluhm (sie hat auch ein nettes Foto gemacht) und Anke Groener feststellen. Bei der Diskussion stellte sich dann auch heraus, dass viele eher eine inhaltliche Diskussion erwartet hatten, während das Panel eher eine Metabetrachtung war. Meiner Meinung nach ist die re:publica als Blogger(_innen)konferenz dafür auch nicht der richtige Ort. Auch nicht (explizit) feministische Menschen sollten etwas über die Entwicklung der feministischen Blogosphäre erfahren, die im Übrigen so divers ist, dass mögliche Themen oder Kampagnen einzeln ausgehandelt werden müssen. Ein besserer Ort für konkrete Themen wird sicher z.B. das GenderCamp sein. Weitere Berichte haben news.de und die ZEITjUNG.
Danach habe ich es erst wieder zum Vortrag Sex and the Internet von Melissa Gira Grant geschafft. Ehemals Sexarbeiterin und heute feministische Aktivistin wandte sie sich vor allem an Webseiten- und Shopbetreiber. Diese sollten ihre Einstellung zu potentiell obszönen Inhalten sehr genau prüfen, denn meist wären Helmut Newtons Bücher mit Aktfotos (trotz Nacktheit auf dem Titel) wie auch Hardcore-Pornos á la Deep Throat (allerdings ohne Nacktheit auf dem Titel) weiter frei verkäuflich, während Jessica Valentis „Full Frontal Feminism” (mit nacktem Bauch auf dem Titel) leicht auf der schwarzen Liste lande. Viele Zuschauer_innen hatten sich wohl eher Informationen über youporn und Konsorten versprochen, Grant beschäftigte sich dagegen mit emanzipatorisch-feministischen Seiten wie scarleteen und Where is your line? . Mit der anschließenden Runde Chatroulette, anzusehen in ihrem Tumbler, war dann ein Trend geboren.
Über das Panel Das andere Geschlecht – Seximus im Internet ist schon viel geschrieben worden. Auch hier stand im Vorfeld die Frage „Wer ist eigentlich das Publikum, wieviel wissen die Leute, wieviel müssen wir erklären?“ im Raum. Während die Erklärung der Vorfälle und Entwicklungen seit dem letzten Jahr für einige ein alter Hut war, hatten andere davon wenig mitbekommen. Klar geworden ist, dass Sexismus leider immer noch ein akutes Problem ist und ein ungeheurer Bedarf an Strategien zum Umgang damit besteht. Dies wäre schon mal ein Ansatz für die Planungen fürs nächste Jahr. Noch mehr über den Inhalt des Panels hat Maike Hank geschrieben und auch Anke Gröner befasst sich damit. Mit dabei waren auch engl@absurdum und das loadblog. Den entstandenen Shitstorm im parallelen Chat haben das Piratenweib, Karnele und Fräulein Zimtsternin dokumentiert. Antje Schrupp machte sich noch weitere Gedanken dazu, Medienelite antwortete. Alles zusammengefasst hat auch Anne Roth in ihren Beobachtungen (es gibt auch einen 2. Teil). Last but not least: E13 fand alles akademisch, schnarchlangweilig und mit „teilweise wirklich ärgerlichen Stuss über die Diskriminierung der Frau im Netz” – aber in dem Panel saß anscheinend auch Susanne statt Anna auf dem Podium?!
Mein letzter Vortrag war Warum das Internet scheiße ist von Felix Schwenzel. Nach dem aufgrund großer Nachfrage wiederholtem Vortrag von bov beschrieb er zunächst sehr treffend, was alles nervt am Internet – für all das gibt es übrigens auch im realen Leben Entsprechungen. Am Netz nervt eben das, was in der Welt an sich auch schon nervt. Danach wurde es sehr ernst mit einem Plädoyer an die vertretenen Blogger_innen, mal kritischer mit sich selbst und der Blogosphäre umzugehen, um an der Kritik zu wachsen. Politik und Wirtschaft hingen im Moment noch hinterher und könnten diese Funktion nicht übernehmen.
An dieser Stelle dann doch noch zwei Kritikpunkte an die Organisator_innen: Zum einen ist „für alle offen sein” nicht das gleiche wie „aktiv auf Menschen zugehen”. Genau das sollte passieren, wenn sich die re:publica aus dem Um-sich-selbst-kreisen befreien will. Für eine Bloggerkonferenz fehlten weite Teile der Blogosphäre auf den Panels und auch der Frauenanteil an den Speakern war trotz viel Gerede genau so hoch wie letztes Jahr. Warum gerade weiblich dominierte Blogszenen (trotz hoher Zugriffszahlen) nicht relevant scheinen und vertreten waren, wurde bereits mehrfach angesprochen, diese Debatte sollte aber auf jeden Fall weitergeführt werden. Zum anderen gibt es immer noch einen Unterschied zwischen „Beleidigungen und Morddrohungen unterbinden” und „Zensur” und bei dem Ausmaß an Scheiße, inklusive massiven Streamproblemen, wäre eine klare Positionierung gegenüber den Störern angebracht, statt nur hintenrum sein Bedauern auszudrücken.
Zum Abschluß noch eine versöhnliche Note: am Freitag abend gab es dann ein Treffen der Girls On Web Society, das äußerst gut besucht war und für die Mädchenmannschaftlerinnen der eigentliche Höhepunkt der Woche. Hier gab es die Gelegenheit, Bekanntschaften der letzten Tage zu vertiefen und neue Bloggerinnen kennenzulernen. Einmal den Sprung von Twitter, Facebook und ICQ hinein ins reale Leben zu schaffen und sich von Angesicht zu Angesicht zu sehen war ungeheuer spannend und macht Lust auf die nächste re:publica (alternativ: GOWS-Treffen, GenderCamp, Vernetzungstreffen in Hattingen oder was danach noch so geplant wird…).
Weitere Artikel:
Lantzschi und Deef haben auf der re:publica über Queerness gepodcastet.
Ina Freudenschuß berichtet ausführlich auf dieStandard.at.
Im Interview mit Mercedes Lauenstein von jetzt.de erklärt Teresa Bücker, was sie an der re:publica 09 störte und worum es bei ihrem Vortrag Liebe ist für alle da ging.
Francesca Schmidt hat für Gender is Happening gebloggt und Leonie macht sich für das mädchenblog Gedanken.
Update: Der Beitrag von Kathrin Ganz beim Missy Magazine zur Feministischen Netzkultur ist nun auch online.
Auch die Zitty berichtet (und versetzt Klaus Schönberger aufs falsche Podium).
Habe ich versehentlich die falschen Referenten zum Sexismus-Vortrag genannt? Falls ja, bitte ich um Entschuldigung und Korrektur; ich habe die Namen dem gedruckten Programm entnommen. Und ja, ich fand den Vortrag uninspiriert und langweilig vorgetragen und vor allem unzeitgemäß. Aber ich gehöre wohl auch zu den Frauen, die wirklich der Meinung sind, daß die Genderdebatte völlig überholt ist. Vielleicht habe ich Glück gehabt im Leben, daß ich nie diskriminiert wurde. Vielleicht wurde ich ja auch diskriminiert, habe mich aber nicht diskriminiert gefühlt bzw. mir den Schuh einfach nie angezogen. Jedenfalls bin ich gegen Reservate für Frauen und mir ist es schnurz, welches Geschlecht da schreibt oder bloggt, so lange das Ergebnis gut geschrieben ist und mich gut informiert oder unterhält oder beides. Solidarität um der Solidarität Willen finde ich albern.
Die Kritik an der Orga kann ich nicht so recht nachvollziehen. Ein “Call for Entries” ist genau das: ein Aufruf, sich zu melden, wenn man etwas sagen möchte, oder noch besser: etwas zu sagen hat. Diese Art von Offenheit seitens der Organisatoren finde ich super. Das ist eben eine Bringschuld derjenigen, die unbedingt dort auf der Bühne stehen und etwas vortragen möchten. Was genau stellst Du Dir unter “auf die Leute zugehen” vor, bzw. was genau wünschst Du Dir von den Machern? Etwa, daß sie aktiv rausgehen und bloggende Frauen suchen? Mit welcher Begründung und wozu sollte das gut sein?
Und ich verstehe auch nicht genügend von der Technik um das beurteilen zu können, aber wenn WLAN und Streams nicht ruckelfrei liefen, dann lag es wohl daran, daß da teils über 2.000 Leute gleichzeitig mit ihren Netbooks und Smartphones (oftmals beidem) ins Netz wollten. Daß irgend jemand dabei tatsächlich mal online war, grenzt meinem laienhaftem Verständnis nach an ein Wunder.
Der Livechat konnte vor Ort also nicht wirklich verfolgt werden und es gab auch während der Vorträge, anders als es die wie üblich merkbefreite FAZ darstellt, keine Twitterwalls. Insofern konnte wahrscheinlich einfach technisch bedingt nicht zeitnah genug auf die Trolle reagiert werden. Aber haben die sich nicht ohnehin selbst desavouiert?
@Kiki: Du machst gerade dasselbe wie die Macher. Stellst Dich hin und bittest mich um etwas. Warum sollte ich das tun? Die Teilnehmer_innen wurden während der Podiumsdiskussion mit Namen vorgestellt, in der verlinkten Beschreibung wurde Anna auch ergänzt. Warum soll ich Dir jetzt noch mal alles hinterhertragen, wenn da augenscheinlich kein echtes Interesse besteht?
Im Großen läuft das ähnlich ab. Wie ich bereits schrieb, betonen die re:publica-Leute immer wieder, man drehe sich nicht nur um sich selbst, nicht nur um Medien und Netzpolitik und Bloggen übers Bloggen. Wenn man diesen Anspruch hat, muss man dem auch nachgehen und sich daran messen lassen. Verglichen mit der Abbildung der FAZ (leider nicht online) war so aber ein Großteil der Blogosphäre nicht repräsentiert. Am eigenen Anspruch ist man damit gescheitert. Darüber hinaus gibt es auch die totalen Negativbeispiele: So wurde z.B. Tessa letztes Jahr für das Frauenpanel abgelehnt, weil sie nicht Klischee genug war und schon genügend Frauen da.
Schließlich: Mit dem WLAN und dem Livestream sind zwei verschiedenen Problemfelder gemeint. Erstmal kamen die 2000 Leute nicht völlig überraschend, sondern waren alle angemeldet, da kann man sich drauf einstellen. Nach dem ersten Tag lief das WLAN dann auch, deswegen will ich mich da nicht weiter beschweren. Der Livechat konnte in den Sälen nicht verfolgt werden, aber wenn man ernst genommen werden will, muss man da trotzdem ein Auge drauf haben. Desweiteren wurden die Probleme getwittert und schließlich von einem Besucher auch im Panel angemerkt. Und ja, die Twitterwall gab es auch, z.B. wurde sie vor dem Panel von Melissa Gira Grant eingeblendet.
Das ist zwar hier ein bisschen die falsche Ecke, aber über Tessas Satz im jetzt-Interview habe ich mich ein wenig geärgert, und weil dieser Satz hier auch noch mal auftaucht („nicht Klischee genug“), sag ich doch mal was dazu.
Unser Panel vom letzten Jahr (an dem ich krankheitsbedingt nicht teilnehmen konnte) hieß „Warum Babykotze genauso relevant ist wie das iPhone“ und sollte zeigen, dass Frauen nicht auf Krampf über Techkram etc. (die klassisch-klischee-igen Männerthemen) schreiben müssen, um relevant zu sein. Wenn ich als Mutter Infos über Kinderkram suche, ist für mich ein typisches Mommyblog zehnmal relevanter als Gizmodo.
Wir haben Tessa damals nicht angefragt; sie wurde uns von einer Modebloggerin empfohlen. Und da wir mit Julia von LesMads schon eine Modebloggerin hatten (und ich, vielleicht zu Unrecht, Tessa in die Modeblogecke gesteckt habe), haben wir sie gar nicht erst gefragt. „Nicht anfragen“ ist für mich etwas anderes als „ablehnen“. Aber vielleicht war meine diesbezügliche Mail an Julia da einfach unglücklich formuliert.
Ein Jahr zu spät, diese Diskussion :-) Nebenbei: Ich fand Tessas Panel sehr gelungen.
Darf ich mal fragen, was hier genau passiert ist?
@Sandra: Einfach bei dem Piratenweib, Karnele oder Fräulein Zimtsternin nachlesen.
@Helga: Ich habe es Tessa heute auch schon per Mail geschrieben und es tut mir ja leid, die Verschwörungstheorie aufdecken zu müssen: Aber von Veranstalter-Seite hat im vergangenen Jahr niemand Tessa „verhindert“, weil sie keinem „Klischee“ entspricht. Ich hab keine Ahnung, wie sich diese Legende gebildet hat, aber wir wurden bisher auch nicht gefragt.
Das Panel im vergangenen Jahr ist von Frauen eingereicht worden, die das Thema diskutieren wollten. Wir fanden die Idee gut und haben den Raum gestellt. Auf den Titel und die Besetzung haben wir keinerlei Einfluss genommen (Beim Titel bereue ich das).
@Markus und Anke: Ich sehe da keine Verschwörungstheorie, im Gegenteil: umso besser, wenn dieses Missverständnis aufgeklärt ist.
Das Vernetzungstreffen in Hattingen ist übrigens hier http://www.frauenim.net/ zu finden.
Markus,
wegen der Besetzung: vielleicht erinnere ich mich da gerade falsch, aber ich meine ziemlich sicher im Kopf zu haben, dass wir von eurer Seite aus letztes Jahr zuerst auch noch mit zum „wenn Frauen bloggen“ sollten. Und dass es durchaus ein bisschen email-Verkehr bedurfte, bis wir dann das eigene Panel hatten.
Anyway, um mal von dem he said, she said wegzukommen:
Wird es denn noch was offizielles von euch zu den Geschehnissen bei unserem (und anderen) Streams geben? Ich höre über drei Ecken, Johnny sei „sehr zerknirscht“. Mehr habe ich dazu bisher nicht gehört oder gar gelesen.
Mal abgesehen davon, dass es für mich persönlich echt keine Freude ist, die Screenshots zu betrachten, kenne ich gerade auch außerhalb der Bloggerwelt einige Leute, die wirklich ernsthaft erschüttert sind über das, was da passiert ist. Das ist echt kein gutes Bild, weder für „das Internet“ an sich, noch für die re:publica im speziellen. Von dem Ärger darüber, dass die Technik dem Sturm nicht stand gehalten hat mal ganz zu schweigen.
Es würde euch wirklich gut zu Gesicht stehen, da mal ein Statement abzugeben. Und ich war eigentlich davon ausgegangen, dass das selbstverständlich wäre.
@Markus: Die Veranstalter der diesjährigen re:publica haben zwei Fehler begangen.
1. Der Vortrag von Sascha Lobo zum Shitstorm hat diese Leute erst richtig aktiviert. Das war vorher abzusehen – und hätte durch eine Trennung von Livestream und Chat leicht verhindert werden können.
2. Im Programm standen zeitgleich das Panel zum Sexismus im Netz und Bernd Liefert mit seinem Bildbrett. Dass das Probleme hervorrufen würde, hätte euch als „Internetkennern“ doch bewusst sein müssen?
Ich habe diese ungünstige Konstellation bereits beim ersten Blick in das Programm der re:publica wahrgenommen und finde, es ist wirklich eine schwache Leistung von euch, da nicht vorher mal drüber nachgedacht zu haben.
Schade.
@Helga: Inwiefern ich angeblich dasselbe wie die Macher mache, kann ich nicht nachvollziehen, aber okay. Meinem Verständnis von Netiquette entspricht es, im betreffenden Blog per Kommentar kurz auf etwaige Fehler hinzuweisen statt einfach nur ein dürres Trackback abzulassen. Ich wußte, bis ich diesen Artikel hier las also nichts von etwaigen falschen Namen. Wenn man nicht mehr als drei Vorträge besucht oder aber ein fabelhaftes Gedächtnis hat, kann man sich vielleicht auch noch an alle Personen auf den Podien erinnern, die vor Ort namentlich vorgestellt wurden. Mir ist dieses Talent leider nicht gegeben und ich hatte mich daher wie erwähnt bei meiner 3-Tage-Nachlese am gedruckten Programm orientiert. Ich werd’s beizeiten korrigieren.
Daß Du mehr Frauen auf der re:publica dabeihaben willst habe ich jetzt soweit verstanden, glaube ich. Nur immer noch kein Argument dafür gehört, warum die Organisatoren aktiv rausgehen und welche suchen sollen, wenn der Call for Entries doch an alle gleichermaßen laut rausgeht. Aber ich schätze mal, es gibt auch keine echten Argumente. Wir kommen da offensichtlich auf keinen gemeinsamen Nenner, also ziehe ich mich hiermit raus aus der Debatte.
Johnny hat dazu vor drei Stunden schon in unserem Blog Stellung genommen: http://re-publica.de/10/2010/04/19/trolle-im-livestream-chat/
@Piratenweib: Die Korrelation zwischen dem Krautchan- Vortrag parallel zum Sexismus-Talk ist bei uns niemanden aufgefallen und ich weiß gerade auch nicht, was wir da hätten besser machen sollen. Was wäre denn anders gewesen, wenn die beiden Vorträge zu anderen Zeiten stattgefunden hätten?
@Kiki – es gibt keinen Grund, warum Organisatoren oder sonstwer „aktiv rausgehen und Frauen suchen soll“ – außer möglicherweise dem, dass man sich dafür interessiert, was Frauen eventuell zu sagen und beizutragen hätten. Man kann es auch andersrum formulieren: Wer nicht „aktiv rausgeht und Frauen sucht“ (anstatt nur zu sagen: Ihr könnt doch kommen, wir haben nix dagegen), der interessiert sich auch offenbar nicht weiter dafür, ob Frauen dabei sind oder nicht, d.h. es ist ihm egal. Das ist keine moralische Angelegenheit, sondern bloß eine Feststellung. Es ist eine Frage des Interesses. Meiner Ansicht nach sind Gruppen, Orte, Institutionen, die sich nicht für das interessieren, was Frauen sagen, gesellschaftlich irrelevanter als solche, die das tun, und ihre Ergebnisse sind eindimensionaler als sie es sein könnten. Die feministische Kritik an der Männerdominanz der Netzszene, so sehe ich es jedenfalls, ist ein Angebot an eben diese, dieses Manko überwinden zu helfen.
Ich möchte nur einwerfen, dass ich durchaus angefragt wurde und zwar von johnny persönlich mit der bitte, zwei veranstaltungen zu machen.
es gab also durchaus die bestrebung „aktiv rauszugehen“, ich hoffe, es gibt die im nächsten jahr noch verstärkt.
@Markus: Das kann ich dir gern sagen, was dann anders gewesen wäre. „freundlicherweise“ haben die Trolle selbst mich darüber informiert. Sie wollten an besagtem Nachmittag ihrem Frontmann Lieferts zusehen bzw. zuhören, waren enttäuscht, dass es zu dessen Vortrag gar keinen Stream gab und haben sich im Sexismuspanel stattdessen ausgetobt. So ist das Ganze völlig aus dem Ruder gelaufen. Wären die Themrn nicht parallel gewesen, hätte es den Shitstorm in diesem Ausmaß nicht gegeben. Am erste Tag beim Feminismus 2.0. Panel gab es ja auch keine solchen Störungen – da hatten die Trollen Lobo ihr Zielobjekt gefunden.
Ach, sorry für die Tippfehler – hab vom Handy geschrieben. :-)
„Am erste Tag beim Feminismus 2.0. Panel gab es ja auch keine solchen Störungen – da hatten die Trollen Lobo ihr Zielobjekt gefunden.“
Und das ist besser? Versteh ich nicht.
Liebe Anke, lieber Markus, liebe Diskussionsteilnehmer_innen,
wenn das Ganze auf einem Missverständnis beruht, ist das schade und ich möchte niemandem Worte in den Mund legen, die so nicht gesagt wurden. Dass ich nach diesem „Statement“ nicht weiter nachgefragt habe, ist wohl verständlich, geglaubt habe ich es aber nicht nur, weil ich Julia vertraue, sondern aufgrund diverser verbaler sexistischer Äußerungen, Blogposts, Tweets etc., mit denen ich während der re:publica 2009 konfrontiert war.
Es ist sehr schade, dass auf der re:publica und anderen Konferenzen aus diesem Bereich eine Atmosphäre entsteht, die bewirkt, dass Frauen auf eine Teilnahme von vorne herein verzichten und glauben, dass ihre Beiträge nicht erwünscht sind. Ich glaube sehr fest daran, dass es hervorragende Vorträge zu Strickblogs geben kann. Mein „soft topic“-Beitrag hat auch Männer interessiert ;)
Sich darauf zu berufen, dass Frauen ja Vorträge einreichen könnten, ist als „Entschuldigung“ ein wenig zu einfach. Dass passt so schön dazu eine Empfehlungsliste, die nur mit männlichen Speakern ausgestattet ist, damit zu erklären: „Das ist mir gar nicht aufgefallen.“ (Carta)
Ich sehe es da wie Antje Schrupp: Man kann es auch andersrum formulieren: Wer nicht “aktiv rausgeht und Frauen sucht” (anstatt nur zu sagen: Ihr könnt doch kommen, wir haben nix dagegen), der interessiert sich auch offenbar nicht weiter dafür, ob Frauen dabei sind oder nicht, d.h. es ist ihm egal. Das ist keine moralische Angelegenheit, sondern bloß eine Feststellung. Es ist eine Frage des Interesses. Meiner Ansicht nach sind Gruppen, Orte, Institutionen, die sich nicht für das interessieren, was Frauen sagen, gesellschaftlich irrelevanter als solche, die das tun, und ihre Ergebnisse sind eindimensionaler als sie es sein könnten. Die feministische Kritik an der Männerdominanz der Netzszene, so sehe ich es jedenfalls, ist ein Angebot an eben diese, dieses Manko überwinden zu helfen.
Und ich möchte besonders auf Antjes letzten Satz verweisen. Ich denke es ist wichtig für eine Konferenz wie die re:publica sich nach außen weiblicher zu geben und sich aktiv darum zu bemühen, mehr Frauen als Speaker und Teilnehmer zu gewinnen und die Konferenz thematisch breiter aufzustellen. Davon profitiert sicherlich auch die mediale Wahrnehmung der Veranstaltung, sowie das Anliegen mehr Menschen über wichtige netzpolitische Themen zu informieren.
Es ist ein guter Anfang dass Mary Scherpe für Modeblogs angefragt wurde, auch wenn an dieser Stelle vielleicht noch einmal das Wort „Klischee“ fallen müsste. Es braucht keine Frauen-Subkonferenz. Wir sollten nicht versuchen in männlichen und weiblichen Themen zu denken und ich wünsche mir, dass für das nächste Jahr im Vorhinein geschlechterübergreifende Arbeitsgemeinschaften entstehen. Für die Social Media Week und das Politcamp hat das hervorragend geklappt.
Viele Grüße
Tessa
Antje: „Meiner Ansicht nach sind Gruppen, Orte, Institutionen, die sich nicht für das interessieren, was Frauen sagen, gesellschaftlich irrelevanter als solche, die das tun, und ihre Ergebnisse sind eindimensionaler als sie es sein könnten. Die feministische Kritik an der Männerdominanz der Netzszene, so sehe ich es jedenfalls, ist ein Angebot an eben diese, dieses Manko überwinden zu helfen.“
Ganz offenbar trifft das („sich nicht für das interessieren, was Frauen sagen“) ja nicht auf die re:publica zu, wie der faktische Frauenanteil dort zeigt und auch beispielsweise der Einwurf oben von Mary. Sicher gibt es außer ihr weitere Frauen, die ausdrücklich als Rednerinnen eingeladen wurden. Aber nicht in erster Linie aufgrund ihrer Geschlechtsteile, nehme ich mal an, sondern aus Gründen, die das Themenspektrum der re:publica betreffen.
Bei der „feministischen Kritik an der Männerdominanz der Netzszene“ scheint es also eher um die Frage der gewünschten Höhe des Frauenanteils zu gehen, als um einen Fall von generellem Frauenausschluss.
Dafür spricht etwa, dass man immer wieder von der feministischen Enttäuschung darüber las, dass ca. zwei Drittel der Blogger Frauen sind, sich dies aber nicht im zirka 20%-igen Frauenanteil der Vortragenden auf der re:publica widergespiegelt hätte.
Diesen wiederholten Hinweis in Verbindung mit der Haltung, die Erfüllung eines entsprechenden Frauenanteils auf der Veranstaltung sei weniger eine Bringschuld der Bloggerinnen als vielmehr eine Holschuld der Organisatoren, als eine Kritik in Form eines „Angebotes“ zu verstehen, verkennt mE die dezidierte Anspruchshaltung, die darin steckt.
Eine Haltung, die die Verantwortlichen, welche sich ganz offenbar um die Teilnahme von Frauen bemüht haben, in eine Rechtfertigungssituation drängt, aus der ihre Kritikerinnen sie vermutlich erst wieder entlassen, wenn ein aus ihrer Sicht zufriedenstellender Frauenanteil erreicht wurde – während es den meisten bloggenden Frauen da draußen, die nicht an der re:publica teilnahmen, geschweige denn dort als Rednerinnen auftraten, wahrscheinlich völlig schnurz ist, wer oder was da auf der Konferenz redet.
Und hier beißt sich die Katze in den Schwanz: Weil die re:publica evtl. den meisten Bloggerinnen anscheinend ziemlich egal ist (also im Durchschnitt womöglich „egaler“ als den männlichen Bloggern – aus welchen Gründen auch immer; btw, was wäre denn so dramatisch daran, wenn das wirklich so wäre? Es gibt doch auch weiblich dominierte Sachen, die Männern im Durchschnitt egaler sind), werden sie auch keinen Grund sehen, sich dort im gleichen Maße wie ihre männlichen Pendants zu engagieren. Was wiederum den Frauenanteil der re:publica senkt. Was dann wieder zu feministischem Stirnrunzeln führt. Was dann wieder als latenter Vorwurf in Richtung der Organisatoren formuliert wird usw. usw.
Ich sehe nur eine mögliche Lösung: Unter der Annahme, dass die re:publica sich nicht aus eigenem Antrieb eine die Bloggerinnen repräsentierende Zweidrittel-Frauenquote auferlegen wird, müssen feministische Netzaktivistinnen eine eigene adäquate Veranstaltung ins Leben rufen, auf der sie dann selber über die Geschlechterverteilung auf der Bühne und im Zuschauerraum entscheiden.
@Al: ich glaube, dass dein Quoteneinwurf hier ein bisschen die Wünsche vieler weiblicher Bloggerinnen falsch deutet. Es geht nicht um einen faktischen Anteil, sondern wie Tessa und Antje bereits angemerkt haben, die Grundhaltung. Will ich als VeranstalterIn die Diversität der Netzgemeinde abbilden oder nicht? Wenn ja, was kann ich dafür tun? Was können Interessierte dafür tun? Hier nur zu sagen, dann bewerbt euch halt, lässt eher zweitere Haltung vermuten. Was zu einem Klima führt, in dem sich potenziell nicht alle angesprochen und wohl fühlen. Da ich aber meine, dass die VeranstalterInnen NICHT möchten, dass die #rp10 eine Nerdveranstaltung ist, hätte ich mir mehr erwartet, Inhalt und Form repräsentativer zu gestalten.
@Nadine und Tessa: Ich wundere mich ja auch etwas über den Vorwurf, wir würden als Veranstalter nicht auf Frauen zugehen, sondern nur warten, dass etwas kommt. Denn das stimmt so leider nicht. Wir haben viele Frauen explizit angesprochen, aber bei vielen hat es aus zeitlichen Gründen nicht geklappt. Wir haben auch einige Panels selbst gestaltet und da z.B. beim Thema „OpenGovernment in Deutschland “ drei Frauen mit einem Moderator auf die Bühne gesetzt. (Und das bei einem Thema, wo wir auch zahlreiche Männer zur Auswahl gehabt hätten) So ein Verhältnis hätte ich mir bei vielen Panels gewünscht, aber teilweise sind die durch Dritte gestaltet worden, die es dann trotz unserer Bitte nicht geschafft haben, wenigstens eine Frau auf die Bühne zu setzen (Ich erinnere mich an ein Panel zu Community-Management, was von Zeit.de als Partner organisiert wurde und wo ich dann etwas verwundert mit vier anderen Männern auf dem Panel saß).
Und zum Thema Strickblogs: Ja, gerne. Wünsche ich mir seit Jahren, aber die einzigen beiden strickenden Blogger, die ich kenne, sind leider Männer. Und einer davon hat schon den Hackonomy-Vortrag gemacht. Ich gebe zu, ich hab da nicht soviel Ahnung von Strick-Blogs und werde mich bis zur nächsten re:publica auch nicht durch eine mir unbekannte Community bewegen, um passende Sprecherinnen zu finden. (Sorry, ich hatte zwar Handarbeit in der Grundschule als Fach, aber seitdem nicht wirklich Interesse an stricken und häckeln). Wenn Ihr Strick-Bloggerinnen kennt, die eloquent sind und auch auf eine Bühne wollen: Nur her damit fürs nächste Mal. Ich kann die mir nicht selber stricken. Wir haben einen Call for Papers, der ca. 50% des Programms bei diesem Mal ausmachte. Wir haben dort auch fast jede weibliche Einreichung genommen, bis auf die, die eindeutig einen kommerziellen Hintergrund hatten.
Im übrigen ist die re:publica nicht mehr nur eine reine Blogger-Konferenz, sondern behandelt viele Themen der digitalen Gesellschaft und auch Netzpolitik.
@Markus: Ich war noch an der Planung eines anderen Panels (von mehreren Frauen geplant) beteiligt, dabei ging es um Universitäts bzw. Forschungsblogs, den Schritt der Wissenschaft in die Öffentlichkeit, und das wurde leider abgelehnt.
@Helga: gut möglich, das lag aber dann sicher nicht am Geschlecht der einreicher_innen, sondern daran, dass wir weniger Panels haben wollten und mehr Vorträge und Workshops.