In dieser Folge liegt der Eindruck nahe, wir wären betrunken. Doch es ist nur die Hitze. Trotzdem widmen wir uns einem hochkomplexen Thema, knöpfen uns polarisierende und diskriminierende Aspekte vor und hinter der Kamera vor, servieren Tipps zum kritischen Medienkonsum, checken unsere eigenen Kackscheiße-Belastungsgrenzen auf Herz und Nieren und sagen gefühlt 37463972098 Mal das Wort „problematisch“. Also bitte keine Trinkspiele!
(Aufnahme 31.07. / Download / RSS-Feed / iTunes / Spotify)
[0:00 – 18:55] Problematic Fav – Definitionsversuche und eigene Grenzen
- Klingt komisch, aber mit Bury Your Gays können wir häufig leben (höhö)
- Typenüberschuss und Typenzentrierung
- Diskriminierung in Form unhinterfragter und/oder „witzig gemeinter“ Throw-Away-Kommentare
- Identitäten und Körper als Kostüme
- Produktionsbedingungen und involvierte Personen, z.B. Gewalttäter, Christenfundis
[18:56 – 33:40] Your Fav is Problematic! Ein How-To des kritischen Medienkonsums
- Zurücklehnen und genießen ist erlaubt
- Gegen die Forderung der „richtigen“ bzw. „unproblematischen“ Repräsentation
- Für den Hinterkopf: Eine Serie ist immer ein Produkt eines ausgesuchten Personenkreises in einem Herrschaftssystem
- Müssen wir alle Widersprüche aushalten? Die Grenzen liberaler Perspektiven
[33:41 – 54:33] Problematic Favs und ihre Perlen
- Orange is the New Black
- Downton Abbey
- Supergirl
Vielen Dank für den mal wieder sehr unterhaltsamen und erhellenden Podcast. Ich habe gemerkt, dass meine Kotzgrenze beim Gucken doch relativ hoch ist, auch wenn ich den Bullshit durchaus wahrnehme und nicht einfach ignoriere.
Mich würde ja echt interessieren, was ihr zu Sense8 sagt. Auch wenn sie natürlich keine perfekte Serie ist, sondern mir auch gleich zwei, drei problematische (!) Dinge einfallen (dass die weiße Schöpferin rosa Dreads trägt zählt doch auch, oder? ;o)), finde ich trotzdem viele Dinge sehr schön und gelungen.
Hallo Lula,
wir freuen uns riesig, dass dir der Podcast gefällt und danke für dein Feedback :)
Sense8? Oh ja, auf jeden Fall eine unserer gemeinsamen Lieblingsserien. Sie ist unterhaltsam und spannend, ich mag die Ästhetik, ich mag die Idee hinter der Serie. Ob Lana Wachowski Dreads trägt oder nicht, ist für mich in der Bewertung von Sense8 eher zweitrangig. Ich schaue mir an, wie sie Repräsentation begreift und warum sie was wie macht in Sense8 – als weiße westliche Transfrau, die mehrfach betont hat, wie wichtig ihr die Darstellung von Diversität und Offenheit, Übertretung von Grenzen und Normen ist und wie all das in Sense8 repräsentiert wird. An ihren eigenen Ansprüchen gemessen: Nachholbedarf. Die Zusammensetzung der Filmcrew und des Produzent_innenteams spiegeln meines Erachtens nicht diesen Anspruch wider. Ob ein direkter Zusammenhang besteht, ist immer schwer einzuschätzen, doch: Wolfgang und Will werden in der gesamten Storyline zentriert, Riley und Kala im Laufe der Folgen immer mehr auf den Platz an ihrer Seite geschoben, kümmern sich um ihre Boyfriends und betüddeln. Im Serienfinale haben die beiden dann gar keine eigene Story abseits der Typen mehr. Ähnliche Schicksale ereilen auch Lito, Capheus und Sun. Charakterentwicklung: Nada! Ich finde es auffällig, wie sich Weißsein und Heteronormativität im Verlauf der Serie ihren Platz zurückerobern und ich bin nicht erfreut. Zweites No-Go: Jene Gruppensexszenen, bei denen Typen Lesben und Heteras schwule Typen vögeln. Auch wenn Wachowski das nachher mit „pansexuell“ und „Love knows no gender“ wegzuerklären versucht, ich finde diesen als „open minded“ und „queer“ verpackten Liberalismus höchst problematisch und lesben-/homofeindlich.
Sun, Nomi, Capheus und Lito waren für mich die interessantesten Charaktere, sie hatten die bewegendsten Storylines, bei denen ich hier und da sogar ein Tränchen verdrückt habe. Oder nicht mehr konnte vor Lachen. Ich würde die Serie allein wegen ihnen jederzeit weiterempfehlen.