Brauchen wir einen neuen Feminismus?

In der Februar/März-Ausgabe von Zeit Campus schreibt Meredith einen Essay zu der Frage, warum wir einen neuen Feminismus brauchen. Im Heft, aber auch auf der Webseite des Magazins beziehen bekannte Persönlichkeiten wie Mercedes Bunz, Bernadette la Hengst oder Franziska Drohsel Stellung zur Frage, ob wir Feminismus überhaupt brauchen.

8 Kommentare zu „Brauchen wir einen neuen Feminismus?

  1. Hallo! Die pauschale Aussage aus dem ZEIT-Artikel, Frauen würden im Beruf „immer noch benachteiligt“, ist m.E. nicht haltbar. Es wird immer von den 23 Prozent geredet, die Frauen weniger verdienen. Das stimmt zwar auch, aber nur bei pauschaler Betrachtung. Das Statistische Bundesamt hat vor einigen Jahren ähnlich pauschal von 30 Prozent Lohndiskriminierung zu Lasten von Frauen gesprochen. Eine Zahl, die nur recht grob auf der Basis des Vergleichs von Leistungsgruppen zustande gekommen war. Das Amt hat diese Aussage bereits 2003 relativiert und klargestellt, dass unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren (Branchenzugehörigkeit, Dienstalter, Schmutz- und sonstige Zulagen, Ausbildungsniveau, Dauer der Betriebszugehörigkeit, wöchentliche Arbeitszeit, Überstunden usw.) von diesen 30 Prozent kaum noch etwas übrig bleibt.
    Die Aussage von der „Gehaltsdiskriminierung“ erscheint mir auch schon deshalb unlogisch, weil viele Firmen dann doch viel mehr Frauen einstellen würden, wo die doch eine Lohneinsparung von gut einem Viertel bringen würden. Gerade in heutigen Zeiten, wo viele Unternehmen unter enormem Kostendruck stehen, wäre das doch mehr als angebracht.
    Nur: es macht keiner. Und das zeigt m.E., wie wenig diese „Gehaltsdiskriminierung“ der Wahrheit entspricht.

  2. Frauen können auch Preise kaputtmachen!

    Wenn beispielsweise Geisteswissenschaftlerinnen durch einen gut verdienenden Ehemann finanziell bestens abgesichert sind (eine sehr häufige Kombination), aber nebenher noch ein bisschen Geld verdienen, um „auch mal was für sich zu machen“ oder „nicht ganz rauszukommen“, dann gerne auch zu unterirdischen Preisen. In Übersetzerkreisen wird dieses Thema gelegentlich debattiert. Mit nicht immer freundlichen Kommentaren in Richtung solcher Frauen.

    Wobei da sicher auch Neid mitspielt von Seiten derer, die eher auf gute Preise angewiesen sind. Und ich unterstelle der Professorengattin auch keine Absicht, die (meist weiblichen) Kollegen zu ruinieren. Nein, bei ihr besteht einfach keine Notwendigkeit, um höhere Preise zu feilschen. So what? Dies gepaart mit einer gewissen Ahnungslosigkeit in Bezug auf die jeweils aktuellen Marktpreise – fertig ist das Dumping-Honorar.

    Im Ergebnis wendet man sich als jemand, der das Geld zum (Über)Leben für sich selber oder auch die Familie braucht, von diesen schlecht bezahlten Tätigkeiten ab und den lukrativeren Bereichen zu.

    Solche Aspekte fehlen in der Debatte um das geschlechterbedingte Lohngefälle aber völlig. Denn in meinem Beispiel sind die Frauen, die in diesem Markt für’n Appel und ’n Ei arbeiten, alles, nur nicht benachteiligt.

    Selbst Ihr gutgemeinter Aufruf, dass Frauen doch mal mehr um ihre Bezahlung kämpfen sollen, wird da verpuffen. Luxus-Freiberuflerinnen sind schlicht und ergreifend nicht auf die Kohle angewiesen. Jedenfalls nicht, um ihre Existenz zu sichern.

    Christian Heier: „Die Aussage von der ‚Gehaltsdiskriminierung‘ erscheint mir auch schon deshalb unlogisch, weil viele Firmen dann doch viel mehr Frauen einstellen würden, wo die doch eine Lohneinsparung von gut einem Viertel bringen würden.“

    Das scheint mir in der Tat das zwingendste Argument gegen eine Gehaltsdiskriminierung der beschriebenen Art zu sein. Warum sollten Unternehmen aufwändig Standorte in Osteuropa aufbauen oder vergleichbare Klimmzüge machen, wenn man die Billiglohnkräfte doch direkt vor der Haustür hat! Ich glaube, so blöd sind Unternehmer nicht, dass sie DAS nicht mitgekriegt hätten.

  3. äh, also was den chat betrifft: ich hatte 60 minuten zeit und habe fast 20 fragen beantwortet. dass man da nicht ständig philosophische tiefgründe abfischt, ist da glaub ich normal.

  4. Vielen Dank, Schnatterinchen, für diese interessanten Ausführungen. Leider finden solche Aspekte im aufgeregten Diskurs über angebliche Frauendiskriminierungen keine öffentliche Resonanz.
    Noch etwas fällt mir auf. Seit 1972 gibt es auf dem Gebiet der alten Bundesrepublik keine Tarifverträge mehr, die eine unterschiedliche Bezahlung je nach Geschlecht vorsehen, was faktisch bis dahin auf eine tarifliche Schlechterstellung von Frauen hinauslief. Ich erinnere mich, dass in den 70ern wohl noch mal der eine oder andere spektakuläre Arbeitsgerichtsprozess stattfand, in dem es um schlechter bezahlte Frauen ging (die selbstredend und verdientermaßen mit ihren Klagen erfolgreich waren). Aus den letzten Jahren ist mir aber kaum noch ein solcher Prozess bekannt. Wie kann das bloß sein, wenn Frauen doch „immer noch für die gleiche Arbeit ein Viertel weniger als Männer verdienen“, wie es uns immer weisgemacht wird?
    Wenn dem tatsächlich so ist, müssten doch solche diskriminierten Frauen massenhaft Arbeitsgerichtsprozesse anstrengen – und hätten bombige Erfolgschancen, denn wenn man den üblichen Pressemeldungen Glauben schenkt, dann ist die Gehaltsdiskriminierung von Frauen doch so etwas von offensichtlich, dass es förmlich zum Himmel schreit. Heerscharen von Anwälten müssten doch die vielen benachteiligten Frauen aufspüren und sich mit den unzähligen erfolgreichen Prozessen eine goldene Nase verdienen. Bin ich nur schlecht informiert, oder warum bekomme ich davon nichts mit?
    Halten wir also fest: Frauen bescheiden sich freiwillig mit Dumping-Löhnen. Arbeitgeber stellen nicht massenhaft Frauen ein, obwohl sie das eigentlich tun müssten, um somit satte 25 Prozent(!) Gehaltskosten einzusparen. Und trotz aller empörenden Frauendiskriminierung geht niemand vor Gericht, um für die benachteiligten Arbeitnehmerinnen gerechte Löhne zu erstreiten.
    Trotzdem wird diese Benachteiligung nach wie vor unverdrossen behauptet.
    Werden wir nur für dumm verkauft?

  5. Christian Heier: „Trotzdem wird diese Benachteiligung nach wie vor unverdrossen behauptet. Werden wir nur für dumm verkauft?“

    Na ja, ich glaube, es wird halt immer das als Wahrheit ausgegeben, was den eigenen Horizont so gerade eben nicht übersteigt. Wer aber genauer hinschaut und kritische Fragen stellt, kommt eigentlich relativ schnell dahinter, dass mit der 23%igen Benachteiligung was nicht stimmt.

    Ich würde das kein absichtliches „Für dumm verkaufen“ nennen. Für dumm verkauft fühle ich mich nur von jemandem, von dem ich weiß, dass er oder sie es eigentlich besser weiß oder wissen müsste.

    In der Frage der sogenannten Lohndiskriminierung habe ich aber nicht den Eindruck, dass diejenigen, die diese Mär gebetsmühlenartig wiederholen, was anderes oder Besseres wissen. Also eigentlich glaube ich nicht an eine feministische Verschwörung, falls Sie das meinen. ;-)

  6. das hat damit zu tun dass Frauen proportional mehr in schlechter bezahlten jobs arbeiten- und dass mensch in traditionellen „Frauenberufen“ eben immer noch weniger verdient…

Kommentare sind geschlossen.

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