Bloggen statt Rausch

Dieser Text ist Teil 75 von 115 der Serie WWW Girls

In jeder Folge der WWW Girls stellen wir euch eine Bloggerin und ihr Weblog vor. Heute:

Julia Schramm
(laprintemps auf Twitter und Facebook)

Wie heißt du?
Julia Schramm

Seit wann bloggst du?
Seit Februar 2010.

Drei Bloggerinnen mit weißen Laptops auf denen der Venusspiegel prangt, darum der Slogan - Feminists of the WWW: unite

(c) Frl. Zucker, fraeuleinzucker.blogspot.com

Warum hast du damit angefangen?
Ich habe dem Rausch entsagt und gefastet. Ich hatte damals eine Phase, in der ich mich oft in verschiedende Formen des Rausches geflüchtet habe – hauptsache keinen klaren Kopf bewahren. Irgendwann stellte ich fest, dass es Missbrauchstendenzen annimmt, also der Versuch durch externe Gelüste innere Missstände zu übertünchen. Deswegen beschloss ich mich im Anschluss an ein, im Rheinland traditionell, exzessives Karneval dem christlichen Fasten hinzugeben. Aber unter agnostischen Vorzeichen, also die Frage: Was bringt Verzicht? Was steckt hinter diesen Traditionen? Gibt es eine humanistische Ebene? Gleichzeitig war es auch ein Kampf mit mir und meinen Dämonen. Bloggen war da sehr hilfreich. Ein offenes Tagebuch.

Worüber schreibst du?
Über Politik, Gesellschaft, Liebe, Philosophie, Menschen, Piratenpartei, mein Universum und die Metamoderne. Ich verfolge weder ein konkretes Thema, noch steht der Blog unter einem Aspekt, der mir wichtig ist. Ich teile meine Gedanken der Welt mit. Mehr nicht.

Was dir ohne Internet nicht passiert wäre:
Oh, so einiges wäre mir nicht passiert! Ich wohne nicht umsonst im Internet. Meine Liebe hätte ich verpasst, viele Freunde und geistige Weggefährten wären mir entgangen. Auch haben mich Freunde wiedergefunden, die ich sonst wohl verloren hätte ohne einen Detektiv zu beauftragen. Und schließlich wäre ich dem Feminismus gegenüber immer noch so ignorant, wie ich es war. Das Internet ist quasi schuld, dass ich mich nun als Feministin bezeichnen will – so als Haltung.

Wovon braucht das Internet mehr:
Bewusstsein. In vielerlei Hinsicht. Bewusstsein der User über die Beschaffenheit, über die Flüchtigkeit und Verflüssigung, um mal meine neu erworbenen Hegelkenntnisse auszupacken. Und weniger Panik. Viel weniger Panik. Und mehr Langmut.

Frauen im Web sind…
… genauso unbeholfen in der Überwindung von Sexismus wie im Analogen.

Deine tägliche Web-Lektüre:
Twitter, bild.de, SpOn, faz.net und alles, was mein Twitterfeed so spannendes von sich gibt.

Tipps und Bewerbungen für die WWW Girls an post(at)maedchenmannschaft.net.

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