Arzt von Abtreibungsgegnern erschossen

Nur drei Kliniken in den USA führen Abtreibungen nach der 21. Woche durch: In einer von ihnen arbeitete Dr. George Tiller, der am Sonntag auf dem Weg zur Kirche erschossen wurde. Die Polizei prüft derzeit eine Verbindung der festgenommenen verdächtigen Person zu militanten Abtreibungsgegnern, wie heute.de berichtet.

Tiller und seine Klinik werden schon seit Jahrzehnten immer wieder massiv angegriffen – nicht nur verbal. Bereits 1993 hatte Tiller bei einem Angriff Schüsse in beide Arme abbekommen. In seiner Klinik explodierte schon 1985 ein Sprengsatz. Bei spontanen Protestaktionen in Wichita hielten Abtreibungsgegner Plakate mit der Aufschrift „Babymörder in die Hölle“ in die Luft.

US-Präsident Obama verurteilte die Tat scharf. Auch die Feminist Majority Foundation betrauerte den gewaltsamen Tod Dr. Tillers. In einem Brief heißt es:

„Dr. Tiller expected no accolades – he was doing what he knew was right and medically needed. However, he deeply appreciated the gratitude he received from his patients and pro-choice supporters nationwide.“

Die Feminist Majority Foundation ruft zur Solidarität mit Dr. Tillers Familie und Angestellten seiner Klinik auf. In einer Solidaritäts-E-Mail kann diese ausgedrückt werden.

13 Kommentare zu „Arzt von Abtreibungsgegnern erschossen

  1. So etwas erschüttert mich immer wieder und zeigt, dass die USA noch einen langen Weg beim Thema Abtreibungen vor sich haben. Es zeigt auch, dass wir in Deutschland den Paragraph 218 umso mehr verteidigen müssen, damit nicht auch hier Ärzte/Aktivisten von sogenannten „Lebensschützern“ umgebracht werden.

  2. So verquer ist das Denken des Täters – gehen wir davon aus, es war ein Abtreibungsgegner und nicht ein anderer Grund wie Beziehungsdelikt – nicht. Abtreibungsarzt tötet Menschen, also tötet man diesen Arzt, ist eine Art Tyrannenmord. Und Tyrannenmord kann man immer gut legitimieren. Amis lösen ihre „Probleme“ nun mal häufiger mit der Waffe als Europäer.
    Deshalb ist der Fall doppelt schockierend: Neben der persönlichen Tragödie natürlich schlimm für die Frauen, weil es schwierig werden könnte, einen spezialisierten Abtreibungsarzt zu finden und zweitens weil die Amis meinen, Leute, welche nicht ihren Vorstellungen nach Leben, einfach abknallen zu können.

  3. @Ariane:
    Das hier:

    …und zweitens weil die Amis meinen, Leute, welche nicht ihren Vorstellungen nach Leben, einfach abknallen zu können.

    ist eine absolut unhaltbare, vereinfachende und alberne Verallgemeinerung.

  4. Vereinfachend, ja, albern, teilweise, absolut unhaltbar, nein. Sorry, aber so etwas prägt die Gesellschaft. Wenn es ein legitimes politisches Mittel ist, mittels Gewalt unliebsame Gegner im Ausland auszuschalten, eben auch mit Waffengewalt, dann prägt das die Gesellschaft. Die bösen Buben darf man töten, es ist absolut legitim ein paar Tonnen Bomben über einem Dorf abzuwerfen, weil dort sich eventuell Feinde verschanzen könnten. Weshalb ist es dann für einen religiösen Fanatiker schlecht, seinen Feind – in diesem Fall Abtreibungsarzt -zu töten?

    Es ist vereinfachdend, aber ich hatte keine Lust ein: Gilt natürlich nicht für alle Amerikaner, aber in bestimmten Kreisen ist dort diese Mentalität viel stärker verbreitet als in Europa, einzusetzen.

  5. Das ist doch Unfug²
    In den USA ist es Ansicht vieler Waffenbesitzer, dass man das Recht hat, sich selbst zu verteidigen und nicht auf den Staat warten muss, damit er dies tut, bzw. man bereitet sich darauf vor, dass man sich gegen den Staat verteidigen muss.
    Dies ist tradiert aus den frühen Kämpfen, die für die Demokratie ausgefochten wurden.
    Das ganze hat absolut nichts mit der von Dir unterstellten Mentalität zu tun, dass man einfach andere abknallen soll, die nicht nach den eigenen Vorstellungen leben.
    Das ist antiamerikanischer Unsinn.

  6. Also, ich möchte dieses Fass ungern aufmachen, aber gehe absolut mit access denied konform, was den antiamerikanischen Unsinn angeht.
    Ich möchte allerdings
    *erstens darauf hinweisen, dass in einem Blog, der sich gegen Äußerungen wie „Männer sind“ und „Frauen sind“ verwahrt, ein „Amerikaner/Schweden/Russen sind“ bestimmt nicht besser ankommt und
    *zweitens mal zu bedenken geben, was den Deutschen aufgrund ihrer Geschichte schon alles für „Mentalitäten“ zugeschrieben wurden und werden.
    Und das ist genauso himmschreiender Unsinn wie „der Amerikaner an sich knallt mal eben die Menschen ab, die ihm nicht passen“.

  7. Hm, das würde am Ende zu einer OT-Diskussion führen, aber entsprechende Statistiken belegen es: In keinem andern Land der ersten Welt werden so viele Verbrechen mit Waffengewalt ausgeführt wie in den USA. Wer Zeit hat, kann sich die Statistiken gerne mal ergooglen.
    In den allermeisten Fällen sehen die Täter ihre Akt als Verteidigung an, was Angriff, was Verteidigung ist, ist immer subjektiv. So sieht es ein fanatischer Abtreibungsgegner als eine Verteidigung für Embryonen/Föten (die in seinen Augen Kinder sind) an, wenn er einen Abtreibungsarzt umbringt, weil der Staat in dem Fall nicht in der Lage und willens ist, einzuschreiten.
    Unterschiedliche Mentalitäten gibt es, das hat nichts mit Antiamerikanismus zu tun, und diese ist in den USA weit verbreitet, sonst wäre die bedingungslose Unterstützung breiter Bevölkerungsschichten für völkerrechtswidrige Kriege nicht gegeben. Man entscheidet, was Recht und was Unrecht ist und setzt sein eigenes „Recht“ auch mal mit Gewalt durch.

  8. @ Ariane: Bitte lass uns diese Diskussion beenden, du machst es nicht besser mit weiteren Kommentaren. 99% der Amerikaner erschießen niemanden, also sind deine Aussagen „Die Amis meinen…“ oder „Man tut dies oder jenes…“ einfach falsch, egal um wie viel höher die Mordrate per Schusswaffe liegt.

    Wir wollen hier keine Verallgemeinerungen, sondern vernünftige Auseinandersetzungen – und Schluss.
    Danke.

  9. Es war vielleicht zu plakativ ausgedrückt, aber inhaltlich stehe ich dazu. Werde in Zukunft auf diesem Blog nicht mehr diskutieren. Sobald was nicht mit dem eigenen Weltbild kompatibel ist, wird die Diskussion beendet.

    Die im Vergleich zu Deutschland stärkere Bereitschaft Gewalt anzuwenden ist ein amerikanisches Problem. Wer das wegreden will, von mir aus. Wer nicht darüber diskutieren mag, weshalb in Deutschland Abtreibungsgegner vor allem Psychoterror vor Kliniken machen, während in den USA sie schon mehrfach zum Gewehr gegriffen haben, wird entsprechende Entwicklungen in Deutschland verschlafen und sich wundern, falls es auch bei uns mal so weit kommen sollte.

    Bye

  10. Ich muss Ariane hier Recht geben und verstehe auch nicht, wie ihr ihrer Meinung mit befürwortenden Argumenten gegenübertreten könnt:

    In den USA ist es Ansicht vieler Waffenbesitzer, dass man das Recht hat, sich selbst zu verteidigen und nicht auf den Staat warten muss, damit er dies tut, bzw. man bereitet sich darauf vor, dass man sich gegen den Staat verteidigen muss.

    ich möchte dieses Fass ungern aufmachen, aber gehe absolut mit access denied konform, was den antiamerikanischen Unsinn angeht

    Was hieran spricht denn jetzt bitte gegen die Aussagen von Ariane? Ihr sagt doch selbst, dass es nun einmal eine amerikanische Einstellung sei, dass man sich selbst mit Waffen verteidigen dürfe. Was Verteidigung ist, ist, wie Ariane schon sagte, immer sehr subjektiv.

    Dass das Waffenrecht in der Verfassung (oder der Bill of Rights) geschrieben steht, verfestigt doch erst recht, dass es sich hier um eine amerikanische Einstellung handelt. Und nur für den Kampf um die Demokratie kann das nun wirklich nicht gedacht sein, ansonsten ist es falsch aufgesetzt. In Deutschland haben wir nach Grundgesetz Art. 20 Abs. 4 auch das Recht zum Widerstand gegen jeden, der die Demokratie abschaffen will. Das fängt erstmal bei rechtsstaatlichen Mitteln an, geht dann aber meines Wissens, sofern alle gewaltfreien Mittel ausgeschöpft sind, auch zur Gewalt gegen die Machthaber über.

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