Sommer, Sonne, Serien – die Top 10 der Mädchenmannschaft

Dieser Text ist Teil 33 von 57 der Serie Die Feministische Videothek

Wir lieben Listen. Und ihr auch. Deshalb haben wir abgestimmt über unsere aktuellen Lieblingsserien. Die mit den meisten Stimmen haben es in unsere gemeinsame Top 10 geschafft. Für alle, die bei gutem Wetter lieber vor der Glotze abhängen, ihre notwendige Dosis Eskapismus am liebsten mit Bewegtbild einnehmen oder Geschichten und Figuren suchen, die die Realität leider vermissen lässt. In welche Serien habt ihr euch verliebt? Ab damit in die Kommentare, denn sharing is caring. Los geht’s, alles ist spoiler-free.

10. The Bold Type (2017 – // ABC Freeform)

Noch nicht mal acht Folgen alt und schon jetzt unser Shooting-Star des Jahres. The Bold Type zeigt Leben und Lieben der drei besten Freundinnen Kat, Jane und Sutton, die für das etwas andere Modemagazin Scarlet arbeiten. Die Serie überrascht positiv mit feministischen Selbstverständlichkeiten und setzt Frauen und die Kraft ihrer Beziehungen (in jeglicher Hinsicht…*ähem*) miteinander konsequent ins Zentrum. Hetero_Sexistische Stereotype wie Konkurrenzdenken oder Mode als Unterdrückungsinstrument des Patriarchats sucht mensch bei The Bold Type vergebens – stattdessen gibt’s Frauen, die sich nehmen, was sie brauchen und niemals an ihrem Wert zweifeln. Und falls doch, sind die besten Freundinnen oder die fürsorglich-strenge Chefin zur Stelle, die sie daran erinnert. Wir werden demnächst mit einer ausführlichen Rezension aufwarten und bis dahin: Anschauen und gute Laune bekommen!

 

9. Downton Abbey (2010 – 2015 // ITV – Amazon Prime Video)

Der erfolgreichste britische Serienexport zeigt „Reich & Schön“ in englischer Adelshaus-Version und die Ära der Familie Crawley und ihrer Angestellten vom Untergang der Titanic 1912 bis zum Ende des Jahres 1925. Die Mischung aus Soap Opera und Historiendrama in wahnsinnig tollen Outfits vor detailverliebter Kulisse ist beste Unterhaltung, weil Frauen die Fäden in der Hand halten und die Darstellung der Klassenunterschiede sowie gesellschaftlicher Umbrüche damaliger Zeit mit einer gehörigen Portion Selbstironie erzählt werden.

 

8. Glow (2017 – // Netflix)

Ruth Wilder ist Schauspielerin in den 1980er Jahren. Sie sucht nach Frauenrollen mit Tiefe – stattdessen darf sie kurze Einzeiler („Wollen sie Kaffee?“) im Casting anbieten, um dann doch nur abgelehnt zu werden. Als sie eine Rolle in einer Frauen Wrestling-Show ergattert, ist sie zwar einerseits irritiert über das, was sie performen soll, schmeißt sich aber andererseits voll in die Rolle, denn eins ist sicher: Sie braucht den Job. GLOW dreht sich aber nicht nur um Ruth, sondern einen ganz hervorragenden Cast voller super Frauen, die alle mit „weiblichen Stereotypen wrestlen“, wie der abgehalfterte B-Movie-Regisseur Sam das Konzept versucht zu verkaufen. Wir haben die erste Staffel voller Begeisterung konsumiert – und auch gleich drüber geschrieben. Die Gute Nachricht: Diesen Monat wurde bekannt gegeben, dass Staffel 2 folgen wird!

 

7. Sense8 (2015 – 2018(?) // Netflix)

Mit Sense8 haben die Wachowski-Schwestern eine international gefeierte Serie geschaffen, die den Umgang mit (vermeintlicher) Differenz und die Kraft von „gefundenen“ Familien und Community porträtiert. Sun, Kala, Nomi, Lito, Riley, Wolfgang, Capheus und Will sind Sensates, eine Sapiens-Spezies, die über telepathische und telekinetische Kräfte verfügt. Sie leben zwar auf verschiedenen Kontinenten, sind aber mit den Mitgliedern ihres Clusters verbunden; fühlen, sehen, erleben, spüren, was der_die andere gerade fühlt, sieht, erlebt, spürt, teilen Erinnerungen und Erfahrungen. So unterstützen und lieben (*ähem*) sich die acht durch die Herausforderungen ihres Alltags und versuchen einen Weg zu finden, den gemeinsamen Feind zu besiegen. Nach der Bekanntgabe von Netflix Sense8 nicht weiter zu produzieren, war der Protest so massiv, dass der Sender und Streaming-Anbieter die Entscheidung teilweise zurückzog – einmalig in der Fernsehgeschichte.

 

6. Game of Thrones (2011 – 2019 // HBO – Amazon Video)

http://proinsiascassidy.tumblr.com/post/163119575296/youre-in-the-great-game-now-and-the-great-game-is

Unser guilty pleasure. Der Plot ist schnell erzählt: rivalisierende Adelshäuser auf einem fiktiven Kontinent zu einer fiktiven Zeit, Supremacy-Denke, viele Tote und Drachen vor beeindruckender Landschaftskulisse. Die Frauen in GoT sind starke, mächtige, gerissene, gewalttätige und intelligente Charaktere – im Gegensatz zu den meisten Typen, die rumschmerzen, nichts auf die Reihe kriegen und Kriege auslösen und HBO jede sich bietende Gelegenheit nutzt, seine GoT-Ladies mit neuer Scheiße zu bewerfen. So ist „Do it for her“ ist der Leitspruch für jede_n Feminist_in, di_er „Frau der Ringe“ Game of Thrones guckt: Jede Gewaltszene ist explizit und davon gibt es viele, die Plot Twists sind nicht immer vorhersehbar und manchmal sitzt eine_r vor dem Fernseher und sieht dabei aus wie der Schrei von Edvard Munch. Das Gute: Gerechtigkeit findet ihren Weg, früher oder später.

 

5. Rita (2012 – // TV 2 – Netflix)

http://kierensczerny.tumblr.com/post/155160722647

Wir haben uns sofort in Rita verliebt. Die dänische Serie zeigt die alleinerziehende Mutter von drei erwachsenen und heranwachsenden Kids und Lehrerin Rita, die nicht nur flawed und badass ist, sondern auch eine ziemlich geile Pädagogin. Erfrischend eine Frau als „Care-Giver“ zu sehen, die ihre eigenen Bedürfnisse und Themen deshalb nicht hinten anstellt, hin und wieder scheitern darf, ohne sich verändern zu müssen und sich konsequent Erwartungshaltungen widersetzt – sei es aus purer Sturheit oder feministischer Grundhaltung (oder beidem). Die Serie bricht mit Familiennormen und stellt die Vielfalt der Lebensrealitäten, Ängste und Wünsche junger Menschen unaufgeregt und nahbar dar. Für alle, die es leicht und humorvoll mögen, ohne emotionale Tiefe vermissen zu müssen.

 

4. Jane the Virgin (2014 – // CW – Netflix)

Eine Serie über eine 23-jährige Frau (Jane Gloriana Villanueva), die plant Sex erst in der (Hetero)Ehe zu haben, und dann aus Versehen aufgrund einer Verwechslung bei ihrer Frauenärztin schwanger ist, sieht auf dem Papier vielleicht nicht nach einem feministischen Serientraum aus, aber Jane the Virgin nimmt diese Prämisse und macht etwas wunderbares drauß. Die Serie spielt ganz bewusst und voller Humor und Herz mit typischen Telenovela-Tropen und erzählt dabei Geschichten über komplexe Frauenfiguren. Neben Jane selbst, die zwischen viel Gefühlswirrwarr und ungeplanter Mutterschaft, vor allem zielstrebig an einer Schriftstellerinnen-Karriere arbeitet, wären da beispielsweise ihre Mutter Xo (die Jane mit 16 bekam und davon träumt Sängerin zu sein) und Janes Großmutter Alba (die seit vielen Jahren ohne legalen Aufenthaltstitel in den USA ist). Und ja, es gibt eine Britney Spears-Folge. In der Britney Spears auftritt.

 

3. Orphan Black (2013 – 2017 // BBC America – Netflix)

Orphan Black gehört definitiv zu den Ausnahmeserien der letzten Jahre. Zum einen, weil mensch bereits in der ersten Folge dieser Serie vergisst, dass Tatiana Maslany ca. 3764634 Klone spielt. Zum anderen, weil Orphan Black einige fundamentale westliche Normen um Wissenschaftsethik, Menschsein, Verwandtschaft und Familie hinterfragt. Zum weiteren, weil die einzige zentrale romantische Beziehung die zwischen zwei Frauen ist. Orphan Black ist immer spannend, wenn auch die zunehmende Komplexität der Serie über die Staffeln hinweg bisweilen eine echte Herausforderung darstellt. Dafür ist die Serie wiederum großartig genug, dass mensch sie locker zwei, drei Mal sehen kann, um alle Details mitzuschneiden.

 

2. Supergirl (2015 – // CBS/CW – Amazon Video/Netflix)

Ausführlich rezensiert haben wir die Comic-Adaption bereits an dieser Stelle. Seit dem Wechsel zur CBS-Tochter CW häufen sich die Kritiken an Supergirl, denn die Serie und ihre Charaktere leiden zunehmend unter ihren ProduzentInnen und Drehbuch-AutorInnen. Umso mehr ein Grund für Solidarität von unserer Seite, denn: Serienadaptionen über Superheldinnen mit großartiger Schwesterndynamik, intensiver Auseinandersetzung mit den Fragen „Was ist Familie?“ und „Wer ist Held_in?“ und die überwiegende Mehrheit der Charaktere sind Frauen? 2017 noch immer rar. 80% des gesamten Fancontents (Gifsets, Fanart, Fanfiction, Videos, etc.), der über die Serie produziert wird, beschäftigt sich mit den romantischen, platonischen und familiären Dynamiken der Frauen untereinander. Die restlichen 20% verteilen sich auf Heten und schwule Pairings – Supergirl gehört damit zu den Ausnahmen in der Fandom-Kultur. Wer also auf der Suche nach neuem Femslash-Material ist, ist mit Supergirl sehr gut versorgt.

 

1. How to Get Away with Murder (2014 – // ABC – Amazon Video/Netflix)

http://getawaywithgifs.tumblr.com/post/149896295060/im-always-challenging-the-boundaries-to-where-we

Viola Davis spielt Annalise Keating, eine Jura-Professorin und Strafverteidigerin, die die Lücken und Tücken des Rechts und seines Systems gut genug kennt und zum eigenen Vorteil zu nutzen weiß. Eine Gruppe Studierender, die für sie arbeitet, folgt nahezu bedingungslos ihren Anweisungen, ganz gleich, ob sie sich damit selbst in Gefahr bringen oder ihrem Leben eine schlagartige Wendung versetzen. Jede Folge hat ihre eigene kleine Crime-Story, die es juristisch zu dechiffrieren gilt – wer ist Opfer, wer Täter_in? Ist diese Unterscheidung überhaupt immer möglich? HTGAWM erinnert uns, dass Recht wenig mit Wahrheit und Gerechtigkeit zu tun hat, sondern damit, wessen Handlung und Motivation wir als moralisch vertretbar einordnen oder verwerflich finden und das orientiert sich immer an gesellschaftlichen Machtverhältnissen und Normen. Diese zentrale Botschaft trifft auf den dahinter liegenden Plot um mehrere Morde/Totschläge/Körperverletzungen mit Todesfolge (you decide), in die Annalise und ihr Studi-Fanclub verwickelt sind. Alle Frauen dieser Serie haben ihre eigenen Hintergrund, der im Verlauf offen gelegt wird und immer wieder mit Erwartungen bricht. Mit Annalise hat Shonda Rhimes zudem eine der komplexesten und differenziertesten Protagonistinnen geschaffen, die uns bekannt sind. Annalise ist manipulativ, pragmatisch, gewaltvoll, loyal, messy, badass, liebevoll, flawed, einsam, melancholisch, abhängig, wütend, impulsiv, unbequem,… Diese Frau darf alles sein und wir sagen danke Shonda Rhimes, danke Viola Davis für Annalise Keating und diese Serie! You can murder us anytime!

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