Seit letzter Woche gibt es ja einen völlig neu aufgezogenen Freitag, und der kollaboriert mit dem britischen Guardian, was uns den schönen Text „Mami, mach mal Feierabend“ der Autorin Rachel Cooke beschert. Darin führt sie allerlei Gründe an, warum sie mit 39 Jahren noch immer keine Kinder hat, überwindet sich dann aber, auch den einzig wahren Grund preiszugeben – und der ist:
Hauptsächlich allerdings – warum nicht ehrlich sein und es geradeheraus sagen – weigere ich mich Kinder zu haben, weil ein bestimmter Typus von Müttern mir Angst und Schrecken einjagt.
Diesen Typ Mutter kennt man auch hier in Deutschland: die Übermütter. Und sie können einen wirklich angst und bange machen – denn hört man ihnen mal zu, hat man immer das Gefühl, ohne Pekip-Gruppenbesuch, Early English-Kurs oder stets biodynamischem Essen würde der eigene Nachwuchs nur noch Terrorist_in oder Hartz-IV-Empfänger_in werden können.
Cookes Text trifft dann auch in jedem einzelnen Absatz den Nagel auf den Kopf. Zum Beispiel:
Eigentlich hätte man ja erwarten können, dass sich im Zuge der Entwicklung zur Gleichberechtigung der Geschlechter am Arbeitsplatz auch die Kluft zwischen Frauen mit und Frauen ohne Kinder bis zur Bedeutungslosigkeit verkleinern würde. (…) In den letzten zehn Jahren allerdings ist eine steigende Anzahl von Frauen dazu übergegangen, sich ganz im Geiste der fünfziger Jahre primär, lautstark und manchmal sogar ausschließlich über ihr Muttersein zu identifizieren. Sie machen einen Fetisch aus der Geburt und sind in einem Maße von allem besessen, was danach kommt, dass es an Satire grenzt und teils gar darüber hinausgeht.
(…)
Alles, was ich hier sagen will, ist, dass diese überzogene Baby-Fixiertheit auf lange Sicht niemandem wirklich gut tut. Für mich und viele andere Frauen ist es langweilig und egoistisch und enthält indirekt immer eine Wertung darüber, wie wir unser Leben leben. Für viele Männer bestätigt es nur das Vorurteil, dass Frauen sowieso nichts anderes wollen, als Kinder zu kriegen. Warum sollte man sich dann für sie einsetzen, sie ernst nehmen oder sie anständig bezahlen?
Also: Unbedingt lesen. Und die Supermutterschaft sofort von der eigenen To-Do-Liste streichen.
Was ich nicht so ganz verstehe: Weil ihr die Supermuttis Angst machen, will sie keine Kinder. Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Nur weil es diese Supermuttis gibt, muss ich doch nicht genauso werden, wenn ich ein Kind bekomme.
Ich finde diesen Mutterkult auch zum k****n, aber die Konsequenz daraus ist für mich, dass ich da als Mutter nicht mitmache.
Dadurch, dass sie keine Kinder bekommt, trägt sie doch genauso zu der von ihr beklagten Kluft zwischen Müttern und kinderlosen Frauen in der Arbeitswelt bei.
Es ist ihre freie Entscheidung, wann und ob sie Kinder bekommt, aber den Mutterkult als Grund für die Entscheidung gegen Kinder anzuführen, halte ich für zu einfach.
Was genau meinst du damit? Ist Supermutterschaft äquivalent zu Mutterschaft?
Ich denke nein, und ich hoffe inständig, dass ich auch in einem Jahr noch der Meinung bin, dass eine nicht-perfekte Mutter mit eigenen Bedürfnissen mindestens eine so „gute“ Mutter ist wie die Supermutti aus dem Pekip-Kurs… Mich stoßen diese Mütter nämlich auch ziemlich ab (nicht, dass ihr mich falsch versteht, jede soll nach ihrer Facon glücklich werden, aber ich will SO nicht werden) und möchte einfach, dass man mir auch den Freiraum lässt, keine Super-Mutter zu sein, sondern mir zugesteht, dass mein Kind auch bei Papa gut betreut ist.
In dem Zusammenhang fand ich heute eine Diskussion im Spiegel Online Forum sehr erhellend, wo es darum ging, ob man mit Kleinkindern Trekking-Urlaub machen kann. Kann man Kindern sowas zumuten? Und auch da wurde deutlich, dass ein, in meinen Augen ungesunder, Kinderkult herrscht in dieser Gesellschaft.
Auf der anderen Seite gibt es aber auch viele Bereiche, vor allem im Arbeitsleben, die ich als extrem familienfeindlich empfinde.Und ich glaube, in dieser Diskrepanz liegt das Problem. Aber diese Diskrepanz löst man nicht auf, indem man sich entweder auf die eine Seite oder die andere Seite schlägt, sondern indem man versucht, sich zwischen diesen Polen zu bewegen.
@ Miriam:
Nein, Supermutterschaft ist Supermutterschaft, Mutterschaft ist Mutterschaft. Der Satz „Supermutterschaft sofort von der eigenen To-Do-Liste streichen“ heißt also nur, jede Frau und jeder Mann sollte sich aus dem Kopf schlagen, als Elternteil PERFEKT sein zu wollen. Weil das das Leben sehr stressig macht und jegliche Interessen neben dem Kind tötet. Und auch sonst einfach nur überflüssig ist.
Und was Rachel Cookes Kinderlosigkeit angeht, würde ich auf eine publizistische Überhöhung tippen. Denn so ein Text macht ja nur halb so viel Spaß, wenn er super-differenziert geschrieben ist.
Hahaha! Cooke (und Susanne) sprechen mir total aus der Seele! Bin in Cookes Alter und weiß, wovon ich spreche: als Nicht-Mutter (aus welchen Gründen auch immer: Alter, Gesundheit, unpassender Partner, Liebe zum Job, oder tatsächlich kein Interesse/Kinderwunsch etc.pp.) wird man von Müttern schnell in die Rolle der Unfertigen, noch Suchenden, jedenfalls nicht komplett erfüllten Frau gedrängt. Man bekommt „gute Ratschläge“ wie ich z.B. kürzlich: ohne dass ich das Thema angesprochen hätte, wollte mir meine Freundin (späte Mutter) ihren Persona-Computer ausleihen, damit ich meine fruchtbaren Tage errechnen könne, um dann „gleich loslegen zu können.“ Ich war sprachlos.
Generell läßt sich ein Mutti-Wahn beobachten, der meine Großmütter in den Schatten stellt: Kinderwagen für 1000 Euro, PeKip-Terror, Stillzwang (auch so ein Thema, das völlig unhinterfragt verherrlicht wird), Neuentdecken „alter Werte“ wie Backe-Backe-Kuchen. Vielleicht liegt es daran, dass man sich heute sehr lange überlegt, ob und wann man Kinder bekommt, und wenn dann eins (meistens nur eins) gezeugt und geboren ist, wird es vergöttert wie der neue Dalai Lama. Die neuen bewußten Eltern/Muttis übersehen nämlich eins: dass Laura-Leonie-Phantasia vielleicht das einzige eigene Kind ist, aber keineswegs das einzige Kind auf der Welt. Und tatsächlich machen sie mir Angst, die Heerscharen rucksacktragender Vollblutmamis, die – im crazy Partnerlook mit der zweijährigen Tochter – die kleinen Könige und Königinnen in vergoldeten Boogaboo-Wagen zur musikalischen Früherziehung karren und ihre eigene Entwicklung (auch als Erwachsene hat man noch Lernmöglichkeiten, oh ja) völlig hintenanstellen…
Kleiner Tip am Rand:
Gerade auf Bayern2:
Das Tagesgespräch am 10.09.09
Bei Mutti schmeckts am Besten: Männer, warum könnt Ihr immer noch nicht kochen?
Moderation: Stefan Parrisius
Gibt es später bestimmt auch zum Nachhören!
„Diesen Typ Mutter kennt man auch hier in Deutschland: die Übermütter. Und sie können einen wirklich angst und bange machen – denn hört man ihnen mal zu, hat man immer das Gefühl, ohne Pekip-Gruppenbesuch, Early English-Kurs oder stets biodynamischem Essen würde der eigene Nachwuchs nur noch Terrorist_in oder Hartz-IV-Empfänger_in werden können.“
Danke für dieses Posting!
@Miriam:
„Ich finde diesen Mutterkult auch zum k****n, aber die Konsequenz daraus ist für mich, dass ich da als Mutter nicht mitmache.“
Genauso mache ich es auch, ist aber manchmal echt schwierig hier in der „Supermutti-Provinz“*args*…
mal abgesehen davon, dass ich meinen Vorschreiberinnen nur zustimmen kann, glaube ich auch nicht, dass die „Supermutti“ unbedingt das bester für ein Kind ist.
Viele Faktoren spielen dabei eine Rolle, aber einer der wichtigen für mich ist, dass es auch einen unglaublichen Druck auf ein Kind aufbauen kann, Muttis Lebensmittelpunkt zu sein.
Ich persönlich kenne vor alle einige junge Menschen (so 20 bis 30) , deren größte Angst ist, die Eltern zu enttäuschen und ihr Leben nach dieser Prämisse gestalten – und sich dadurch in ihrem Handeln stark einschränken.
„Dadurch, dass sie keine Kinder bekommt, trägt sie doch genauso zu der von ihr beklagten Kluft zwischen Müttern und kinderlosen Frauen in der Arbeitswelt bei. “
Inwiefern denn das, bitte? Müssen wir alle zu den Müttern überlaufen, damit wir uns wieder alle gemeinsam als ‚die Frau an sich‘ fühlen dürfen?
„Und die Supermutterschaft sofort von der eigenen To-Do-Liste streichen.
Was genau meinst du damit? Ist Supermutterschaft äquivalent zu Mutterschaft?“
Nein, natürlich nicht, das steht doch da. Es geht um die Supermutterschaft, um die Extreme, nicht um das Muttersein an sich. Dagegen hat die Autorin nichts, und ich übrigens auch nicht. Wogegen ich was habe, ist die selbstverständliche Annahme, dass ich (gewollt und glücklich kinderlos)
a) nur noch nicht ‚reif‘ genug dafür bin (siehe auch der entsprechende Kommentar an dem erwähnten SpOn-Artikel)
b) und/oder in Wirklichkeit doch Kinder will
c) irgendwie minderwertig / spalterisch / unnormal bin, weil ich keine Kinder will (oder es behaupte).
Dazu gleich noch die passende Anekdote: Eine Freundin von mir (ehemals Karrierefrau und frisch in Elternzeit) bot mir freundlicherweise an, ich könnte beim Wickeln ihres kleinen Superkinds dabei sein. Da ich auf Kinderkacke nicht so stehe, habe ich dankend abgelehnt, ich wolle lieber weiter die Katze streicheln (das mit der Kinderkacke habe ich natürlich nicht so gesagt). Das stieß auf völliges Unverständnis, und es wurde gleich noch der Kommentar hinterhergereicht, Katzenliebe wäre ja auch nur ein verdrängter Kinderwunsch. Zum Glück ging sie dann rauf zum Wickeln, so dass ich genug Zeit hatte, dreimal tief durchzuatmen.
Mir ist klar, dass nicht alle Mütter so sind. Was mich stört, ist der gesellschaftliche Konsens, dass so ein Verhalten von Müttern fast schon erwartet wird – oder zumindest wird er nicht sanktioniert.
@christina: Das sehe ich alles ganz genauso. Ich bin zwar noch ein paar Jahre jünger, aber das macht den Druck nicht unbedingt kleiner. Man ‚hat ja noch Zeit!‘
@susanne: Ich kann natürlich nicht beschwören, dass das keine publizistische Überhöhung war. Ich konnte mich aber mit jedem Satz identifizieren und empfand die Beschreibung nicht als besonders weit hergeholt.
Nein, sicher nicht! Wenn eine Frau keine Kinder will, dann ist das ihr gutes Recht und sie muss sich dafür auch nicht rechtfertigen. Wenn sie es aber doch tut (wie Rachel Cooke in ihrem Artikel), dann soll sie bitte nicht die Über-Mütter als Grund vorschieben.
Wenn mich der Druck „wenn schon mutter, dann bitte perfekt!“ stört, dann ist für mich die Konsequenz, dass ich eben zeige, das ich als Mutter nicht perfekt sein kann und es auch gar nicht sein will. Wenn ich hingegen dem Druck „Frau ist nur ganz Frau, wenn sie Mutter ist“ wiedersprechen will, dann ist die Konsequenz Kinderlosigkeit.
Rachel Cooke beklagt die Kluft zwischen Müttern und nicht-Müttern in der Arbeitswelt. Diese Kluft stört sie, und sie macht dafür die Über-Mütter verantwortlich. Diese werden die Kluft aber sicher nicht schließen, kinderlose Frauen werden da aber auch Probleme haben, es bleibt meiner Meinung also nur, dass man sich als Mutter, die nicht den Anspruch hat, perfekt zu sein, darum bemüht zu zeigen, dass Mutterschaft und Leidenschaft für den Beruf nicht unvereinbar sind. Damit möchte ich die kinderlosen Frauen aber in keinster Weise angreifen, mich hat einfach nur Rachel Cookes Argumentation gestört…
„Hauptsächlich allerdings – warum nicht ehrlich sein und es geradeheraus sagen – weigere ich mich Kinder zu haben, weil ein bestimmter Typus von Müttern mir Angst und Schrecken einjagt.“
Das ist ja nicht sehr sinnig.
Es würde nur dann Sinn machen, wenn sie Angst hätte, genauso zu werden. Die Gefahr besteht wohl nicht.
Den Übermüttern können wir nur begegnen, indem es möglichst viele Mütter gibt, die nicht perfekt sein wollen und können. Die arbeiten gehen, die Kinder betreuen lassen und die die VÄTER mit einbeziehen in die Aufzucht der Brut. Das fehlt mir immer in diesen ganzen Diskussionen. Die Kinder kommen doch nicht aus dem Vakuum. Die haben alle Erzeuger.
So. Meine Batterie ist schlapp. Später mal mehr.
@Rabenmutter: Dem kann ich nur zustimmen!
@Miriam: Ok, ich verstehe jetzt, was du meinst. So rum macht die Argumentation auch tatsächlich keinen Sinn. Ich denke aber, die Autorin hat das anders gemeint, nämlich: der Begriff ‚Mutter‘ weckt wegen der Übermütter bei mir ganz gruselige Assoziationen, deshalb habe ich auch nicht die geringste Lust, Mutter zu werden. Und dem kann ich persönlich nur zustimmen, auch wenn das sicher nicht mein Hauptgrund für Kinderlosigkeit ist.
Folge Deinem vorletzten Post auf ganzer Linie, @Miriam. Meine Begründung habe ich schon als Kommentar nach dem Originalartikel im Freitag geliefert.
http://www.freitag.de/alltag/0907-muetter-kinder-uebermuetter-familie
Die Sache mit dem „gesellschaftlichen Druck“ ist allerdings doch etwas subtiler, als es hier hingestellt. Ich kenne einige Mütter, die wenigsten davon richtig „spät dran“. Und kaum eine von ihnen hat (sich) bereits während der Schwangerschaft gesagt: „Wenn das Kind erst da ist, dann werde ich eine scheuklappengesteuerte Übermutti.“ Die meisten haben/hatten z.T. hochfliegende Pläne für den Berufswiedereinstieg und viele davon sind einfach nicht aufgegangen.
Sich dann aber zur Vergewisserung des eigenen Selbstwertgefühls die Mutterrolle dermaßen zu glorifizieren, ist natürlich auch keine Lösung. Auch nicht die Regel, wie ich in meinem Freundeskreis feststelle.
Und als Mann sage ich: Vollzeitmamis sind nicht sexy. Also ich presse Frauen bestimmt nicht in dieses Rollenbild.
@Lena:
„Viele Faktoren spielen dabei eine Rolle, aber einer der wichtigen für mich ist, dass es auch einen unglaublichen Druck auf ein Kind aufbauen kann, Muttis Lebensmittelpunkt zu sein.“
Das kann ich aus meiner eigenen Erfahrung nur bestätigen; auch ein Grund, warum ich „Supermutti-Sein“ ablehne.
@Rabenmutter:
„Es würde nur dann Sinn machen, wenn sie Angst hätte, genauso zu werden. Die Gefahr besteht wohl nicht.“
Vielleicht ja doch? Ich kenne einige Frauen, mit denen ich, als wir noch nicht selber Mütter waren, über solche Supermuttis gelästert haben. Und viele von denen sind jetzt, knapp 10 Jahre später, ganz genauso und wollen permanent nicht-perfekten Müttern wie mir ein schlechtes Gewissen machen…*grusel*
@Katharina: Auch ich grusel mich davor, wenn ich mir vorstelle, dass ich in einem Jahr so drauf sein könnte, aber wenn mich das vom Kind(er)kriegen abgehalten hätte, dann hätte ich doch indirekt sogar den Übermüttern Recht gegeben: Ich mache meinen Job gerne und mit Leidenschaft, zusätzlich mit Herz und Seele Mutter sein, das geht nicht, also muss ich mich entscheiden.
Aber eigentlich ist es doch in unserer Gesellschaft noch viel krasser: Bis eine Frau 30 ist, hat sie sich gefälligst darauf zu konzentrieren, „Karriere“ zu machen (was auch immer das bedeutet, auch die wenigsten Männer machen so richtig Karriere, aber das ist eine andere Baustelle). Eine Frau, die mit 24 ein Kind bekommt, gilt doch als Lusche, zu blöd zum Verhüten, usw… Ab dem 30. Lebensjahr tickt die biologische Uhr und nun hat eine Frau gefälligst ihren reproduktiven Pflichten nachzukommen und auf die Karriere, die bis dahin als so ungemein wichtig galt, hat nun zu enden (oder eben auch nicht,dann aber bitte ohne Kind(er), aber dann ist diese Frau keine richtige Frau mehr, s.o.)
„Ich denke aber, die Autorin hat das anders gemeint, nämlich: der Begriff ‘Mutter’ weckt wegen der Übermütter bei mir ganz gruselige Assoziationen, deshalb habe ich auch nicht die geringste Lust, Mutter zu werden.“
Aber da gibt es doch noch viel gruseligere Mütter-Szenarien: zum Beispiel Mütter, die ihr Neugeborenes umbringen. Müsste das dann nicht noch abschreckender auf den eigenen Kinderwunsch wirken?
Ich frag deshalb, weil ich das Ganze vor allem aus umgekehrter Perspektive kenne: Als ich begann, sowas wie eine biologische Uhr in mir ticken zu hören, war das Abschreckende für mich nicht mehr die Vorstellung, Mutter zu werden, sondern die Vorstellung, kinderlos zu bleiben. Ich dachte, wenn das passiert, werde ich eine unglückliche, verbitterte, kinderhassende Alte. Wie ich dann als Mutter sein würde und ob mir andere Mütter gefallen würden oder nicht, war für mich nicht so bedeutsam. Wobei natürlich auch die Möglichkeit besteht, dass man eine unglückliche, verbitterte, kinderhassende Mutter wird – daran habe ich seinerzeit in der Tat den einen oder anderen Gedanken verschwendet.
„Sich dann aber zur Vergewisserung des eigenen Selbstwertgefühls die Mutterrolle dermaßen zu glorifizieren, ist natürlich auch keine Lösung. Auch nicht die Regel, wie ich in meinem Freundeskreis feststelle.“
Stelle ich auch fest im wirklichen Leben. Diese Supermuttis exisitieren, glaube ich, in erster Linie in Form von „publizistischen Überhöhungen“. Außerdem spielt die Zeit ganz klar gegen die Supermutti: Irgendwann ist auch der schönste Mütterrausch vorbei. Zum Beispiel wenn die Kleinen ihrerseits anfangen, sich für Drogen zu interessieren.
Jaja, „die Gesellschaft“… Als ob das irgendetwas Fremdes wäre und man selbst nicht ein Teil davon.
drikkes, ich bin mir der Tasache bewusst, dass ich Teil dieser Gesellschaft bin und deshalb ist es für mich so wichtig, dass ich eben darauf hinweise, was mich stört und Dinge auch anders mache, als von mir erwartet werden, denn nur dann kann ich auch aktiv was daran ändern.
@drikkes: Die Gesellschaft ist doch kein Hirngespinst, sondern ganz einfach die Umwelt, in der wir leben, und mit deren Bedingungen wir uns auseinandersetzen müssen. Natürlich kann ich versuchen, diese Bedingungen zu ändern. Aber das ändert nichts daran, dass ich erst mal drinsitze und von ihr geformt werde – wie von allen anderen Umweltbedingungen (z.B. den physischen) auch. So zu tun, als wären die gesellschaftlichen Bedingungen etwas, das wir uns nur ausgedacht haben, um ‚uns nicht selbst ändern zu müssen‘, oder ähnliches, das ist doch Unsinn.
Was ist das für eine seltsame Argumentation: „weil andere sich wie Übermütter aufführen, bekomm ich kein Kind. Weil mir diese Leute angst machen.“
Es gibt auch Leute, die nichts anderes als Karriere im Hirn haben und ihre Gesellschaft mit diversen Karriereplanungen/-vorhaben/-rückschlägen „unterhalten“. Machen ihr diese Über-Karrieristen auch angst und entschließt sich daher konsequent zum Aussteigertum. Oder ist sie in diesem Punkt eher nachsichtig. Schließlich geht’s ums Geldverdienen, darüber DARF man stundenlang reden. Über Kinder nicht. Über-Muttis sind blöd und unsexy, Über-Bankmanager, Über-Schauspieler etc. sind … SEXY. Die lädt man sogar in Fernsehtalkshows ein, damit sie uns ihre Ansichten mitteilen können.
mfg
Mal als Frage, habt ihr Angst davor, daß ihr nach der Geburt von anderen in so eine Rolle gedrängt werden könntet, oder daß sich da vielleicht ein Bedürfnis zur gesteigerten Identifikation über die Mutterschaft aus der Mutterschaft selbst ergeben könnte?
@ Dulcinator: Danke für deinen differenzierten Kommentar!
[Ironie off]
@ jj: Gedrängt werden. Weil man es vorher schon bei X Freundinnen beobachten kann wie sie eigentlich anders wollen, aber jeder sie volllabert, sie sollten doch… und wäre es nicht besser, wenn… Usw. usf.
Ich glaube, man reagiert als Nichtmutter deshalb so stark auf die „Übermuttis“, weil man sich das alles irgendwie anders vorgestellt hat: Emanzipation halbwegs realisiert, nicht mehr mit 20 schon Ehefrau und Mutter sein müssen, dafür studieren, Auslandsaufenthalt, toller (?) Job, etc. Kind ja gerne, aber dann wenn´s paßt und der richtige Partner gefunden ist. Und dann irgendwann eine lässige, entspannte Mutti sein, die sich um ihr Kind kümmert, aber eben auch noch um ein paar andere Sachen. Dann blickt man in seinen Bekanntenkreis und sieht: die zu Müttern gewordenen Freundinnen sind viel fanatischer und beseelter in ihrem Muttisein, als es unsere eigenen Mamas je waren. Wie kann das sein? Warum gilt man heute als Quasi-Kindsmörderin, wenn man zugibt, nicht zu stillen? In den Siebzigern war das mal liberaler, jedenfalls haben weder mein Bruder noch ich an den Brüsten meiner Mama gehangen und wir sind a) beide was geworden und haben b) null Allergien. Was ich sagen will: auf allen Seiten ist offenbar mehr Toleranz nötig. Mir soll bitte niemand einen Persona-Computer aufschwätzen, dann dürfen von mir aus auch alle in die Pekip-Brainwash-Center rennen ;-)
@Katharina:
Genau das habe ich doch gesagt. Aber als „Nichtmutter“ sagt sich das so einfach: „Ich mach‘ das anders.“ Sehe allerdings in meinem Freundeskreis, daß es schwer, aber nicht unmöglich ist. Selbst schuld, wenn man sich so Magazine wie „Eltern“ kauft.
Oder beschwert sich eine Leserin über die Mode in der „Vogue“?
christina: „Dann blickt man in seinen Bekanntenkreis und sieht: die zu Müttern gewordenen Freundinnen sind viel fanatischer und beseelter in ihrem Muttisein, als es unsere eigenen Mamas je waren. Wie kann das sein?“
Mein privater Eindruck ist, dass „unsere eigenen Mamas“ zum größten Teil nicht so viel Kohle zur Verfügung hatten wie manche ihrer Töchter heute. Das schränkt die Spielräume ein und macht nüchterner, was selbst für viele der im Westen Deutschlands damals üblichen „Nur-Hausfrauen“ galt. Das gepflegt-beseelte Muttisein ist etwas, was man sich leisten können muss.
schnatterinchen: Die Armen werden ärmer, die Reichen reicher, Schere geht auseinander… deswegen lässt sich „Mein privater Eindruck ist, dass “unsere eigenen Mamas” zum größten Teil nicht so viel Kohle zur Verfügung hatten wie manche ihrer Töchter heute.“ so nicht halten, auch wenn das der Eindruck sein mag, den du in deinem persönlichen Umfeld hast.
„Übermutti“-Dasein mit PEKiP-Kurs ist wohl ein soziales spezifisches Phänomen. Sozusagen ein „Blödsinn“, über den man jammern kann – aber eben auf hohem Niveau. Was mich persönlich wirklich verstört ist die Diskrepanz zwischen dem und Kindern, die den ganzen Tag vor der Glotze hängen…
Sorry. Das wurde off Topic. Aber ich musste es mal loswerden.
Man hört doch nicht auf Bier zu trinken, nur weil es auch Alkoholiker gibt.
Sehr gut übrigens: Zoe Williams, Mutter und Kolumnistin beim Guardian.
http://www.guardian.co.uk/lifeandstyle/series/antinatalseries
@Dulcinator:
der Unterschied bei den von Dir genannten Personen besteht darin, daß Mutter-Sein eine Verwandtschaftsbezeichnung ist, mehr nicht, also sicher kein Beruf. „Was machen Sie beruflich?“ „Ach, ich bin Tante.“ Comprende? ;)
@Susanne:
„@ jj: Gedrängt werden. Weil man es vorher schon bei X Freundinnen beobachten kann wie sie eigentlich anders wollen, aber jeder sie volllabert, sie sollten doch… und wäre es nicht besser, wenn… Usw. usf.“
Genau das ist es! Was es plötzlich für viele Leute gibt, die einem (ungefragt) „Tips“ geben, wenn ein Kind da ist. Meine Erfahrung ist, daß Supermuttis sehr…ähem…grantig werden können, schon allein, wenn man mal über etwas anderes reden will als über (ihre) Kinder.
Lest mal „Die Mütter-Mafia“; auch wenn das nur ein Roman ist, treffen doch erschreckend viele Sachen aufs rl zu!
Zum Mutterkult in Deutschland kann ich nur Barbara Vinkens „Die deutsche Mutter- der lange Schatten eines Mythos“ empfehlen.
Prima Sachbuch!
Dieser „Mutterhype“ ist extrem nervig.
Ich bin ja dafür, dass alleinerziehende Mütter ausreichend unterstützt werden und generell sollte man auch mal Hausarbeit (ich erlaube mir jetzt mal diese etwas schlichte und klischeehafte Verknüpfung) in den richtigen Kontext setzen, nämlich als Sphäre der Sozialisierung der Schadenskompensation durch die Arbeit verursachter tagtäglicher Leiden.
Aber mir wird das langsam zuviel und es erinnert an Zeiten, die angeblich vorbei sind.
Ich wohne im Plattenbau mit hoher Armut und vielen jungen Müttern und die sehen nicht so aus, als würde sie das besonders erfüllen. Das hieven des Kinderwagens in den Bus, der ganze Stress, and der Kasse stehen mit den Gören, irgendwelche Fremden, die das Kind antatschen (eine Frechheit, besonders Senioren raffen das nicht, dass man nicht fremde Kinder anfingert) usw., es gibt wahrlich schöneres und das zu überhöhen, ist als Anzeichen des zivilisatorischen Rollback der Gesellschaft zu werten.
Zur „Übermutter“: sie sind in der Tat anstrengend, nicht selten werden den Kindern Schuldgefühle eingeredet (auch nicht selten die Androhung von Selbstmord usw.). Gleichzeitig sind sie immer und überall hinterher, wollen alles wissen. Das nervt irgendwann und man sucht das Heil in der Flucht. Meine Mutter war nicht so extrem drauf und schon gar nicht mit Schuldgefühlen usw., aber sie wollte auch alles wissen. Ende vom Lied, ich erzähl ihr gar nichts und bin schon genervt, wenn sie fragt, was ich so gemacht habe die Woche. Und das ist ja auch für mich nicht so toll.
Meistens gehen diese Übermütter dann später, ist den Kindern die Flucht gelungen, in soziale Sachen (meine Oma betreut andere Senioren im Krankenhaus). Das ist alles löblich, aber leider geht es einher mit der Tatsache, dass solche Leute sich gleichzeitig für die besseren Menschen halten und das ist unerträglich.
Kann mir jemand mal erklären was Pekip ist. Laut Inet ist das nix anderes als ein Kurs bei dem man lernt mit dem Kind zu spielen. Das kann doch nicht alles bzw. wahr sein.
@Christian:
[Ironie] Man lernt nicht einfach nur zu spielen, nein, Pekip vermittelt, wie du dein Kind altersgerecht förderst[/Ironie]
Du hast vollkommen recht, im Prinzip ist es einfach nur eine Krabbelgruppe, mit dem Unterschied, dass die Säuglinge nackt sind…
Interessanter Artikel zu diesem Frühförderwahn:
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/404572/
Das größte Problem ist meiner Meinung nach die mangelnde Solidarität der Frauen untereinander.
Frauen und ihre Mutterrolle sind bis über die Haarspitzen zuideologisiert und werden aufgerieben in völlig zweckentleerten Gesinnungsdiskussionen. Alles kriegt einen richtig oder falsch stempel, nichts ist einfach nur eine Entscheidung, sondern immer gleich ein Politikum.
Würden wir mal den Pathos aus der Diskussion nehmen, müsste sich auch niemand mehr dafür schämen, keine Kinder zu wollen oder dafür, „nur“ eine Hausfrau zu sein, oder für all die anderen Dinge, die dazwischenliegen und manchmal einfach nur wehtun.
Was also dringend nötig ist, ist ein Schulterschluss, ein gemeinsames „wir machen nicht mehr mit“, und nicht solche elendigen und lästerlichen Kampfschriften der verschiedenen Lager.
Und: Sorry, Leute. Aber was ich ja überhaupt gar nicht abkann ist das Lästern über Dinge von denen man keine Ahnung hat.
Und wenn man selber noch kein Kind bekommen hat, ist das absolut spitze und in vielen Dingen sogar beneidenswert. Aber man soll gefälligst seine Schnauze halten über die Art und Weise, wie Leute mit Kindern über deren Geburt empfinden oder empfunden haben!
Nochmal ich. @christina: Weißt du, was das bittere ist? Als ich noch kein Kind hatte, da fand ich die Vorstellung, eine entspannte, coole Mutter zu sein auch immer super. Aber als Mutter ist man unglaublich angreifbar. Wenn mir ungefragt mitgeteilt wird, dass ich meinem Kind mit der oder jener Verhaltensweise im Weg stehe oder Unrecht tue, ziehe ich es mir rein, wie absurd der Vorwurf auch sein mag. Weil es sich bei dem möglicherweise zu verletzenden „Gegenstand“ um mein KIND handelt, und wie das an einem reißt, kann man sich vorher einfach nicht vorstellen. In Einklang zu kommen mit den eigenen Bedürfnissen und dem kotzwürdig anstrengenden müttereigenen dauer-schlechten Gewissen, das ist eine ganz eigene, nimmer endende Herausforderung.
@ greta: Bitte in einem entspannteren Ton weiterdiskutieren, ja?! „Schnauze halten“ führt beim nächsten Mal zum Löschen. Danke.
Und eine kluge ehemalige Familienministerin hat mal auf dden Vorwurf, dass sie doch gar nicht qualifiziert sei, da sie keine Kinder hat, geantwortet: „Ein Justizminister muss auch nicht im Knast gesessen haben.“
In dem Original-Artikel zieht Cooke u.a. über einen Blog mit dem (zugegeben befremdlichen) Namen „AlphaMummy“ her. AlphaMummy bringt aber ein paar ganz treffende Einwände gegen Cookes Artikel vor, z.B. diesen:
„She should be grateful for the message boards she disdains – at least these parents are talking amongst themselves, rather than ruining the cocktail party for everyone else. Visiting them then bemoaning the conversations there is a bit like going to a Trekkie convention then complaining when everyone dresses like Spock.“
http://timesonline.typepad.com/alphamummy/2009/02/dummy-mummies-a.html
@susanne: ich denke nicht, dass die Tatsache, keine Kinder zu haben, jemanden disqualifiziert, zu dem Thema eine Meinung zu haben oder gar Familienministerin zu werden. Das war ja meine ursprüngliche Intention. Sich gegenseitig sein lassen ist das Stichwort.
Man sollte nur vorsichtig sein mit bestimmten Urteilen. Gerade um der Diskussion das Feuer zu nehmen, dass sie meiner Meinung nach -wie oben ausgeführt- eben nicht gebrauchen kann.
sorry übrigens, ich neige manchmal zu derben Ausdrücken, so wutgeladen sollte das gar nicht rüberkommen.
@ greta: Dann habe ich dich falsch verstanden, entschuldige. Bei mir kam es so an, dass alle, die keine Kinder haben, gar nicht mitreden sollten.
Ich denke, die meisten Nicht-Mütter stört auch gar nicht, wenn jemand eine Supermutti sein will oder mit ihrem Kind in die Pekip-Gruppe geht. Uns stört, wenn unsere beste Freundin oder entfernte Bekannte NUR über ihr Kind mit uns reden will und beleidigt ist, wenn wir uns nicht für das Häufchen interessieren, das ihr Kind gerade gemacht hat. Nach meiner Erfahrung beschließen viele frischgebackene Mütter, dass sich die ganze Welt mitfreuen muss, wenn Klein-Lili einen ordentlichen Furz lässt. (So erlebt.) Sorry, aber das will ich nicht! Und ich denke, ich habe ein Recht darauf, damit in Ruhe gelassen zu werden.
@ greta: ich will auf gar keinen Fall Eltern/Müttern zu nahe treten, die um das Wohl ihrer Kinder besorgt sind! Wirklich nicht – ich kann mir gut vorstellen, wie schwierig es ist, wenn ständig Leute mit guten Ratschlägen zur Stelle sind und einem ein schlechtes Gewissen machen, weil man dies oder das nicht tut. Und wofür ich ja eigentlich plädiere ist mehr Offenheit und Verständnis auf allen Seiten – und mir kommt es eben manchmal so vor (rein subjektive Wahrnehmung!), als würden manche Neu-Mütter in Richtungen abdriften, die man vorher niemals vermutet hätte. Dass man vor dem Muttersein natürlich nicht wissen kann, wie man sich dann als Mutter verhält, ist mir klar. Grundsätzlich bin ich lieber mit den Müttern zusammen, die zugeben, dass Kinder auch nerven können als mit denjenigen, die „lustige Versprecher“ auf eigens erstellten Webseiten präsentieren.
ich auch!
ich kann gretas ausbruch gut verstehen. Fühlte mich auch angegriffen.
Wessen Freunde haben einem noch nicht mal das Ohr abgekaut mit „Mein neuer Job“ „Mein neuer Partner“? Das wird gelassen genommen, aber hier kommt der Übermutter-Vorwurf.
Ich habe das Gefühl, mich noch mal erklären zu müssen. Angegriffen gefühlt habe ich mich konkret nur von dem zitierten Ausspruch, dass viele Frauen aus der Geburt ihres Kindes einen Fetisch machen würden. Es gibt glaube ich kaum einen Moment im Leben einer Frau, der so höchstpersönlich, so schwer von außen zu beurteilen ist, wie dieser. Hierüber ein Urteil zu fällen wie dieses, ist schlicht anmaßend. Ganz besonders dann, wenn diejenige nicht weiß, wovon sie spricht.
Ansonsten verurteile ich derartige Artikel nur aus rationalen Gründen. Genau so, wie ich Eva Herman verurteile, oder irgendeine „Supermutti“, die mir auf dem Spielplatz naserümpfend hinterherschaut.
Ich finde es einfach dumm, sich gegenseitig rundzumachen, anstatt gemeinsam an einer Entspannung dieser überfrachteten Thematik zu arbeiten. Und vor allen Dingen ist es geradezu das Gegenteil von: feministisch!
ich bin eine starke Verfechterin von „mehr Brücken zwischen Kinderlosen und Eltern!“. Diese Gräben, die sich da auftun, die tun mir im Herzen – als Mutter, aber auch schon als noch-kinderlose – eigentlich ziemlich weh.
Nur fühle ich mich von dem obigen Artikel halt gar nicht angegriffen. Weil ich das Gefühl habe, dass er nicht Mütter per se angreift und auch nicht die wahnsinnige Liebe, die eine Mutter – und übrigens auch ein Vater! – gegenüber seinem Kind empfindet. Sondern Mütter, die ihre Kinder wie ein kleines Acessoire benutzen. Die sich selbst völlig und nur noch darüber identifizieren. Die einen Krieg daraus machen, wer das schönere, klügere, usw… Kind hat. Robin Alexander, der ein Buch über seine Erfahrungen als Vollzeitvater geschrieben hat, bezeichnete diese Mütter mal als „Mütterpolizei“ – die auf Spielplätzen nichts anderes zu tun hat, als andere Eltern rund zu machen, weil deren Kind keine Mütze aufhat o.Ä. – wo eben alles nur noch auf „Kind“ und „perfekt“ ausgerichtet ist. Und verdammt: DAS GIBT ES! Aber ich vermute mal stark, dass ihr – profin und greta – das nicht seid!
Was ich hingegen schon erlebt habe sind (ehemalige) Freunde, die sich aufregten im Sinne von: Und dann hab ich XY besucht, mit der man sich früher um so richtig geil besaufen konnte. Und wir gingen (mit Kleinkind) in eine Pizzeria. Aber drinnen wollte sie nicht sitzen, weil verraucht. Also mussten wir raus, wo es kalt war. Und außerdem hat das Kind viel mehr Aufmerksamkeit bekommen als ich…
Und das wird dann als völliges Übel und unverständlich hingestellt. DAS geht mich an! Weil hier halt NULL Empathie oder Einfühlungsvermögen vorhanden ist… Nur ist oben ja etwas völlig anderes geschildert, worüber ICH mich als Mutter auch aufrege.
ach und: Ich finde mich eine super Mutti und ihr seid bestimmt auch welche und darum: Geht es ja hier gar nicht.
Gute Nacht :)
Frieden
Ich beobachte das in vielen Foren, dass diese Kluft – die ich gar nicht sehe und verstehe – sich sehr schnell auftut, „Mütter vs. Nicht-Mütter“, „arbeitende Mütter vs. zu Hause bleibende Mütter“, etc…
Ich finde das schade bis befremdlich und kann auf sowas auch nur schlecht reagieren, denn es ist nicht mein Thema und meistens (eigentlich immer?!) gar nicht das Thema des jeweiligen Textes/Forumsthemas. Oft habe ich das Gefühl, mich positionieren zu müssen, wo ich gar keine Position habe.
Deswegen erlaube ich mir – auch als kinderlose – Eva Hermann und ihre Thesen für Schwachsinn zu halten, und sei es nur wegen der tollen Väter die ich kenne. Und ich erlaube mir – auch als Kinderlose – den anderen kinderlosen den Vogel zu zeigen, wenn sie ein gemeinsames Besäufnis mit Kind im Schlepptau erwarten.
Ich fühle mich weder der einen noch der anderen Gruppe in irgendeiner Form verpflichtet und fordere mit Greta zusammen (danke dafür!) mehr Entspannung und Verständnis auf allen Seiten!
@access denied
Weder in Cookes Artikel, noch in der Diskussion hier, geht es um vorher bereits arbeitslose Mütter, die ihre höchstwahrscheinlich in der dritten Generation Sozialhilfe empfangenden Kinder nur zur Aufbesserung von HartzIV bekommen haben. Natürlich sind Mütter, die sich dann mit der ganzen Situation überfordert fühlen und ihr Kind im besten Fall stundenlang tagaus, tagein vor die Glotze setzen und von denen wir schlimmstenfalls unter Schlagzeilen wie „Kaltblütige Kindsmörderin“ oder „Völlig verwahrloste Verhältnisse“ in der Zeitung lesen, das ungleich größere Übel. Keine Frage.
Es geht hier um eine bestimmte Gesellschaftsschicht: gutausgebildete Frauen, die die Vorteile der Emanzipation schon beinahe selbstverständlich hingenommen, in vielen Fällen sogar angefangen haben, Karriere zu machen. Die bekommen plötzlich Kinder und auf einmal müssen sie feststellen, daß doch nicht alles rosig aussieht, sondern die postnatale Wahrheit eher – zugespitzt – wie in dieser italienischen Anzeige aussieht.
Die Rückkehr in den Beruf sieht auf einmal viel schwerer aus, als einen die wenigen Vorzeigefrauen, die scheinbar mühelos Kinder & Karriere miteinander vereinbaren, glauben gemacht haben.
Und genau diese Gruppe ist es, um die es geht. Und hier ist der Anteil der Frauen, die aus Frust über dieses Problem eben zur beschriebenen Übermutter werden, proportional am höchsten. Hier entsteht dann eine Gruppendynamik, die den kinderlosen Frauen zurecht feindselig erscheinen muß.
Daß Cookes Artikel das alles sehr verkürzt, weil eben polemisch pointiert darstellt, das habe ich ja oben schon gesagt.
@profin:
Okay, „mal das Ohr abgekaut“. Aber bitte nicht ständig, ausnahmslos und jahrelang ausschließlich dieses eine Thema.
Und zum Generationenvergleich „Unsere Eltern – Wir als Eltern“:
Der Unterschied hat weniger mit den materiellen Gegebenheiten zu tun, will mir scheinen, sondern mit der Tatsache, daß für (die meisten) unsere Mütter die Hausfrauenrolle nie zur Debatte gestanden hat. Damit haben sie in ihrer Rolle eben auch die nötige Selbstverständlichkeit walten lassen (können). Heutige Mütter, gerade der oben beschriebenen Schicht, die – pathetisch gesagt – „ein anderes Leben“ nicht nur als vage Möglichkeit vor Augen haben, sondern oft vor der Schwangerschaft auch aktiv gelebt haben, diese Frauen reagieren in der neuen Rolle halt gerne über.