In jeder Folge der WWW Girls stellen wir euch eine Bloggerin und ihr Weblog vor. Heute:
BLOGGENSTATTBLOCKEN.wordpress.com
Wie heißt du?
Canan.
Seit wann bloggst du?
Seit April 2009.
(c) Frl. Zucker, fraeuleinzucker.blogspot.com
Warum hast du damit angefangen?
Um ehrlich zu sein, war ein Blogwettbewerb ausschlaggebend (den ich dann auch gewonnen habe). Aber auch nachdem der Blogwettbewerb dann vorüber war, wusste ich, dass ich das Bloggen nicht so schnell aufgeben werde.
Ich schreibe, weil ich denke, dass es wichtig ist. Schreiben kann man, weil man Gedanken loswerden möchte, weil man Worte aus seinem Inneren befreien möchte. Aber auch, um andere zu inspirieren, einen Gedankenaustausch stattfinden zu lassen oder um zu sagen: Ich bin da! Und ich denke bei mir waren all diese Punkte irgendwie zusammen der Grund damit anzufangen. Als türkische Muslima gehöre ich nicht gerade zu einer Mehrheit in der deutschen Gesellschaft und umso wichtiger finde ich es, dass man seinen Standpunkt klar und deutlich vertritt. Auch öffentlich. Denn nur so kann doch eine Gesellschaft friedlich zusammen leben!? Wenn nicht jeder von demselben Gedankengut gelenkt wird, sondern selber seinen Kopf einschaltet und nachdenkt; wenn jeder sich fragt: Was denke ich selber und was ist meine Meinung? Und wenn man eine Antwort auf solche Fragen gefunden hat, sollte man sie vertreten. Selbstbewusst und so wie man ist. „Bloggen statt Blocken“ ist von mir bewusst gewählt, da ich auf direkte Weise zum „Bloggen“, damit zum sprechen, schreiben und Ich-Bin-Hier-Sagen auffordere und das „Blocken“, nämlich sich anderen Menschengruppen gegenüber verschließen und nicht nachdenken, bewusst ablehne.
Worüber schreibst du?
Ich schreibe eigentlich über alles, was mich irgendwie berührt, mir wichtig ist oder mir einfach gefällt. Mein Blog ist zwar kein „Hallo-ich-bin-Canan“-Blog, und doch beinhaltet er grundsätzlich Themen, die ich aus meiner Sicht kommentiere. Viele Themen werden öffentlich derartig „gut“ kommentiert und dargelegt, dass viele Menschen diese Meinungen einfach nur noch aufgreifen und wie Papageie durch die Gegend laufen. Und dies finde ich schade.
Themen sind somit oft Religion, Gesellschaft an sich, aktuelle Themen, ab und an auch Fotografie. Besonders die Religion aber ist ein wichtiges Thema für mich.
Ich habe mich bewusst dagegen entschieden, auf politischer Ebene Dinge zu kommentieren. Auf meinem Blog jedenfalls. Meiden kann man diese Themen und Kommentare zwar nicht immer, doch konzentriere ich mich lieber auf andere Themen.
Was dir ohne Internet nicht passiert wäre:
Ich denke, ohne das Internet würde ich hier im Norden Deutschlands eingehen. Ich merke immer wieder, dass die Menschen hier oben ein ganz anderes Temperament besitzen als in anderen Teilen Deutschlands. Das Internet hilft mir also dabei Menschen anderer und gleicher Denkweisen kennen zu lernen. Außerdem ist das Internet wichtig, um den „Anschluss“ in der Gesellschaft nicht zu verlieren, was z.B. Kleinstadtbewohnern durchaus passieren kann. Dazu zähle auch ich mich. Zudem bin ich eine Googlerin durch und durch, ohne Google wäre ich wahrscheinlich verloren!
Wovon braucht das Internet mehr?
Ich denke, das Internet ist inhaltlich reich genug an Vielfältigkeit. Ich könnte jetzt schreiben: Mehr Frauen müssen schreiben und sich vertreten, aber dies tue ich nicht. Zwar ist das Internet wichtig, aber nicht am wichtigsten. Viele Menschen vertun sich und bauen sich ein „Internet-Leben“ auf. Dies vertrete ich natürlich keinesfalls. Das Internet ist wichtig, ja. Aber man sollte nicht vergessen, dass es nur eine „Nebenbeschäftigung“ bleiben und nicht das reale Leben ersetzen sollte.
Frauen im Web sind …
genau so wichtig wie Männer auch?! Ich finde nicht, dass das Internet ein Schauplatz für krampfhaft verstärkte Emanzipation oder Feminismus sein muss. Frauen fühlen sich dazu verpflichtet, im Internet eine mindestens genau so wichtige Rolle einzunehmen wie Männer. Viele Frauen werden im Internet aktiv, um die Anzahl der Frauen im Internet steigen zu lassen. Dies finde ich an sich nicht wirklich sinnvoll. Wenn sie sich als Person an sich zeigen, dann ist dies wiederum eine andere Sache. Klar, Frauen sind im Internet wichtig, aber dieser „Geschlechterkampf“ muss einfach nicht überall ausgetragen werden. Am besten nirgendwo.
Deine tägliche Web-Lektüre:
Hui, das ist ziemlich unterschiedlich. So richtig regelmäßig besuchen tue ich an sich nur Spiegel Online und Studi-VZ. Ansonsten lande ich immer auf irgendwelchen interessanten Blogs anderer und lese mich durch das Netz. Am liebsten google ich aber, wie ja bereits gesagt!
Tipps und Bewerbungen für die WWW Girls an mannschaftspost(at)web.de.
„Klar, Frauen sind im Internet wichtig, aber dieser „Geschlechterkampf“ muss einfach nicht überall ausgetragen werden. Am besten nirgendwo.“
Entweder ich verstehe sie nicht richtig, oder das ist wirklich ein sehr naiver Kommentar. Schade, ihre Ansätze gefallen mir ansonsten gut…
Also,falls ich ganz kurz auf Ihren Kommentar eingehen darf: Mit dem Auschnitt, den sie in Ihrem Kommentar zitierten, meinte ich folgendes (schrieb ich auch im Text): „Viele Frauen werden im Internet aktiv, um die Anzahl der Frauen im Internet steigen zu lassen. Dies finde ich an sich nicht wirklich sinnvoll. Wenn sie sich als Person an sich zeigen, dann ist dies wiederum eine andere Sache.“
Ich finde es also schade, dass Frauen im Internet „nur“ aktiv werden, um „Rechenschaft abzulegen“, damit meine ich, dass sie „nur“ bloggen oder im Internet aktiv sind, weil sie sich als Frau erkennbar machen wollen, weil sie zeigen wollen, dass Frauen auch im Internet aktiv sein können und und und. Warum denn solch ein Geschlechterkampf? Wenn „zufällig“ die Anzahl der Frauen im Internet höher wird mit der Zeit, weil sich die Frauen als Person einbringen,dann finde ich das völlig in Ordnung, aber nur aktiv zu werden, um die Anzahl der Frauen zu steigern, finde ich irgendwie schade. Ich hoffe,ich konnte meinen Gedanken ausbreiten, denn naiv ist er ganz und gar nicht :)
Freundliche Grüße
Was ich meinte, war eher folgendes:
Ich denke, dass Frauen im Netz sozusagen nicht ’neutral‘ ans Bloggen herangehen können, sondern immer mit einem stärkeren ‚Ausnahmebewusstsein‘ aktiv werden als Männer (das gilt, glaube ich, genauso für Nicht-Deutsche, Nicht-Heteros.. wie auch immer man die ‚dominante Gruppe‘ jetzt definieren will). In Diskussionen stoße ich aber gerade in letzter Zeit häufig auf Einstellungen wie „Macht doch einfach mal, was ihr wollt, ohne dieses ständige Kritisieren und diesen übertriebenen Feminismus“… und bei solchen Aussagen fehlt mir dann einfach das Bewusstsein dafür, dass es definitiv Machthierarchien in der Gesellschaft gibt und dass es nichts bringt, die zu ignorieren.
Ich hoffe, es wurde etwas klarer, was ich meinte. Grüße zurück! ;-)
Ja, genau, ich verstehe,was Sie meinen. Und bezüglich des ,wie Sie es nannten, „Ausnahmebewusstseins“ kann ich Ihnen nur Recht geben, auch wenn man es nicht haben will,hat man es. Das ist so. Aber inwiefern man es ausweiten und auch bewusst nach Außen austrägt ist eine andere Sache. Und das ist der Punkt,den ich anspreche: Warum trägt man es bewusst so stark nach Außen aus?
Ja, Sie haben Recht, natürlich gibt es diese Machthierarchien, da kann ich nichts gegen sagen, aber die Machthierarchie in Bezug auf Mann und Frau kann ich in diesem Falle nicht verstehen, das ist das ,was ich meinte: Wenn man mit Feminismus an die Sache rangeht, heißt das ja irgendwie, dass man sich „provozieren“ lässt und „zurückschlägt“. Und das ist, meiner Meinung nach, nicht nötig. Im Sinne von „der Kügere gibt nach“ sollte man vielleicht handeln, was meinen Sie? Vielleicht (!) wird sich das mit der Zeit ja geben. Hierarchien wird es zudem immer geben, ob man was dagegen tut oder nicht.
Schwierig zu erklären, tut mir leid, aber das ist ohnehin Ansichtsache, natürlich:)