Die Präsidentin der Europauniversität Viadrina in Frankfurt Oder, Gesine Schwan, will Bundespräsidentin werden. Sie startet nach ihrer Niederlage 2004 einen zweiten Versuch.
Tolle Nachrichten!, dachte ich mir heute Morgen bei der Zeitungslektüre, denn ich mag Gesine Schwan persönlich sehr, ihre kompetente, herzlich-angriffslustige Art und ihren scharfen Verstand.
Was denkt ihr über die Kandidatur, die am Montag ofiziell bekannt gegeben werden soll? Was würdet ihr euch von Schwan als Bundespräsidentin erwarten?
ja, diese nachricht hat auch mir ein lächeln aufs gesicht gezaubert. mal davon abgesehen das frau schwan nun mal eine frau ist, halte ich sie auch einfach aufgrund ihrer persönlichen und beruflichen geschichte für absolut geeignet. wer könnte deutschland besser repräsentieren als jemand der so eng mit deutscher geschichte verknüpft ist?
die frage ob deutschland bereit ist für 2 frauen ist für mich überflüssig… es hat ja auch nie jemand gefragt ob deutschland 2 männer aushält, oder?
Das stimmt. Aber im Umkehrschluss lässt sich an Personal-Debatten ja immer ganz gut ablesen, ob ein Land noch NICHT bereit für so eine Konstellation ist, siehe auch viele Diskussionen um Hillary Clintons Kandidatur in den USA.
Mal abgesehen davon, dass ich Frau Schwan vor 4 Jahren schon für die bessere Kandidatin gehalten habe, weiß ich nicht, ob es taktisch wirklich klug von der SPD ist, eine eigenen Kandidatin aufzustellen, die nur mit Hilfe von linken Stimmen gewählt werden kann (das hat nichts mit Frau Schwan zu tun, sondern alleine etwas mit den Mehrheitsverhältnissen in der Bundesversammlung). Und genauso, wie ich es absolut daneben fand, Angela Merkel nur aufgrund ihrer Weiblichkeit als Kanzlerkandidatin zu unterstützen, finde ich die Frage danach, ob Deutschland bereit sei für 2 Frauen in den höchsten Staatsämter für etwas seltsam. Politik funktioniert leider nicht so eindimensional…
Ist Frau Schwan geeignet für diesen Job? Meiner Meinung nach JA! Ist es sinnvoll, als Regierungspartei eine Gegenkandidatin gegen den Kandidaten der anderen Regierungspartei aufzustellen? Meiner Meinung nach heikel. Bin ich jetzt vom Patriachat gehirngewaschen, weil ich das denke?
Ich hab die Frage mal umformuliert, damit wir tatsächlich fernab von merkwürdigen Geschlechterklischees diskutieren können. Danke für die Anmerkungen.
Da hast du recht. Ich bin mir nur nicht sicher, ob man solche Fragen immer darauf stützen sollte, dass „der Kandidat“ eine Frau ist. Vielleicht spielen gerade im Fall Clinton auch andere Faktoren eine Rolle? Es ist sicher blauäugig von mir, aber im Sinne meines Wunsches nach Gleichstellung versuche ich persönlich immer solche Fragen rauszuhalten.
Wenn man von den Personaldebatten aus denkt, frage ich mich nicht unbedingt ob das Land bereit ist sondern eher wann der Lobbyismus endlich ein Ende hat oder wann endlich mal Menschen in hohen wirtschaftlichen und politischen Positionen aufhören an das Geschlecht zu denken und anfangen nach Kompetenz zu wählen.
oh dann war ich zu langsam :D
sehr schön, die neue frage ist auch nicht schlecht.. ich gebe zu, dass es jetzt doch einiges ausmacht das sie eine frau ist. meine erwartungen an gesine: im ausmaß ihrer möglichkeiten natürlich mehr nachdruck auf frauenpolitische, soziale und europabezogene themen.
von einem HERR schwan würde ich das frauenpolitische nicht erwarten, außer er outete sich als ausgesprochener feminist. allerdings erwarte ich das auch nicht von frau merkel…
Ich war für Frau Schwan und gegen Herrn Köhler, aber mal ehrlich. Er hat keine Fehler gemacht die eine Abwahl rechtfertigen würden. Andererseits kommt in Deutschland nach dem Bundespräsidentenamt kein vernünftiges Amt mehr in Frage. Und Herr Köhler ist sicher noch nicht im gefühlten Rentenalter. So sehr ich ihre Kandidatur am Anfang unterstützt habe ist eine erneute Kanidatur jetzt politischer Selbstmord. Solange Köhler nicht definitv eine zweite Amtszeit ausschliesst und er hat gerade das Gegenteil davon bekannt gegeben, sollte sie sich nicht im Parteiengezänk verbraten lassen. Eine dritte Kanidatur käme für sie nämlich sicher nicht in Frage. Und als Präsidentin der Hochschule an der Oder kann sie ebenfalls positives bewirken. Nach einer „Nichtwahl“ wäre sie auf dieser Position aber auch nicht mehr wirklich tragbar. Kompetenz alleine reicht leider nicht, das politishe Geflecht muss dabei auch bedient werden. Und die Mehrheit im Bund und den Ländern stellt (leider) immer noch die CDU.
Dass Frau Clinton nicht Amerikas erste Präsidentin wird ist wohl kein allzu grosser Verlust. Ich hoffe auf die nächste Kandidatin NACH Obama. Eine die nicht im politschen Klüngel gefangen ist.
wenn man sich mal die aufgaben der bundespräsidenten ansieht (letztens gab es doch auch in der Zeit was kontroverses dazu, ie. plädoyer für die abschaffung) wäre Gesine Schwan völlig ungeeignet für das amt, da sie vollkommen überqualifiziert ist… Köhler ist da wirklich optimal, ein hirnloser kasper, unterschreibt alles, ruft im zweifelsfall mal unter größter anstrengung, das verfassungsgericht sollte mal was prüfen, was eigentlich seine aufgabe war, etc…
Also unterm strich: es wäre natürlich irrsinnig fortschrittlich und symbolträchtig etc, aber in der praxis sollte man das präsidentenamt einfach weiter als abstellgleis für abgehalfterte altpolitiker verwenden, denen die partei aus irgendeinem grund was schuldig ist.
Ach ja: Ich erwarte nichts von Ihr, ausser dass sie sich nicht aufstellen lässt. Die Merhheitsverhältnisse hat sie Schröder, Beck und Co. zu verdanken.
Erna,
Politik hat nur begrenzt mit Kompetenz zu tun und eine ganze Menge mit Repräsentation. Insofern spielt das Geschlecht natürlich eine Rolle, glücklicherweise eine weniger bedeutende als noch vor gar nicht langer Zeit. Ob und inwieweit Gesine Schwan eine gute Präsidentin wäre ist hier eigentlich völlig irrelevant – es geht um die SPD um eine Gewissensfrage und die Identifikation der Spaltung in den eigenen Reihen. Sie (möglicherweise) mit links wählen und einen Riss riskieren, der die SPD möglicherweise auf „ewig“ in die Rolle des Juniorpartners in einer großen Koalition zwingt und dabei gleichzeitig die Linke als Königsmacher/Funktionspartei im neuen deutschen Parteiensystem etablieren? Letztlich wird das nicht passieren, und sie wird nicht antreten – es macht keinen Sinn für die Partei, aber Frau Schwan hat das clever erkannt und wird durch ihre Kandidatur die Finanzierung aller ihrer politischen und universitären Steckenpferde weiter sicherstellen… das macht sie sicher zu einer guten Politikerin. Aber Präsidentin wird sie auch deswegen nicht werden. Sie weiß das natürlich am allerbesten…
gut, die diskussion ging am anfang ja um die frage ob deutschland „bereit“ ist für eine präsidentin und ein doppelte weibliche „führung“. Ob es politisch klug wäre, von seiten der SPD und gesine schwan ist eine andere frage. Mir ging es eher darum in frage zu stellen das immer unter dem schlagwort geschlecht diskutiert wird.
Das das amt der/des bundespräsidenten/in im grunde nicht besonders viel inhalt hat, ist mir klar. Trotzdem gab es schon bundespräsidenten mit mehr profil als herr köhler. Und vielleicht könnte man auch darüber nachdenken, ob etwas mehr kompetenz und profil auch repräsentationszwecken zuträglich sein könnte!?
Mal von der komplizierten politischen Lage abgesehen habe ich lieber eine/n Repräsentanten/in mit kompetenz und profil als einen überteuerten kasper…
@ erna: ich wüsste da noch einige mehr „überteuerte kasper“ die man ohne verlust aus dem amt entfernen könnte
„Frausein“ hat leider im letzten Wahlkampf eine ziemliche Rolle gespielt. eigentlich sollten zumindest wir hier aber über solche Kindereien nur müde lächeln. Ob Deutschland an sich, also das Heer der Bildzeitungsleser, Stammtischsitzer, Informations- und Wahlverweigerer, reif ist für eine Frau an der Spitze der Republik wage ich zu beweifeln. Da sind die Ressentiments auf Seiten der betroffenen Frauen und Männer noch zu gross. Ausserdem kann ich bei Frau Merkel beim besten Willen keine „weibliche“ Führung erkennen. Das ist aber vielleicht besser so, denn sonst würden wir wieder in die gleiche Falle laufen. Der Laden soll halt funktionieren. Das tut er aber unter Merkel als Frau genausowenig wie unter Merkel als Mann.
Wie oben schon bemerkt, eine einfache oder doppelte Führungsspitze irgendwo mit Männern wurde noch nie hinterfragt und die Frage würde nur erstaunte Gesichter hervorrufen.
PS: Seit einiger Zeit ist die Merkeline ja ausserdem beschäftigt weil sie sich gerade grosse Mühe gibt sich ihrem politischen Ziehvater auch äusserlich anzugleichen. Das Aussitzen von unangenehmen Themen beherrscht sie schon mal. Insofern ist sie ja sogar qualifiziert.
Bleibt noch zu bemerken, daß die SPD immer dann ihre qualifizierten Frauen entdeckt, wenn der Karren in den Dreck gefahren wurde…
Vielleicht kann auch der Link auf einen TAZ-Link weiterhelfen, bei dem es um Frauen im TOP-Management geht. Ähnlichkeiten mit den Mechanismen in der Politik sind nicht auszuschließen:
http://www.taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/die-maier-die-licci-die-kaufmann/
Jetzt löst doch diese Professorin aus Frankfurt/Oder auch noch einen handfesten Koalitionsstreit aus….ts.ts.ts
http://www.dradio.de/nachrichten/200805252100/3
Es wäre doch lächerlich, wenn alleine die Ankündigung, daß die SPD doch eine eigene Kandidatin aufstellt, zur Krise führt. Wenn wir deshalb vorgezogene Neuwahlen kriegen, glaub ich doch noch an das Jahrtausend der Frauen…Go Gesine Go!
Ob Frau oder Mann – Kompetenz zählt. Bitte keine „positive Diskriminierung“ bei gleicher Qualifikation werden Frauen bevorzugt.
Nur bitte nicht wieder bei Nichtwahl die Argumentationskette wie bei einer gefeuerten amerikanischen Managerin die mehrere Mill. $ in den Sand gesetzt hat und deswegen gefeuert wurde : Sie wurde nicht gewählt weil sie eine Frau ist.
Mehr und mehr beobachte ich mit hoher Anerkennung und Akzeptanz daß viele Frauen anpacken, auch LKW-Fahrerinnen die selbst beladen oder eine Mitarbeiterin in der Produktion, wo es nicht nur angenehm und warm ist.
Also : scharfer Sachverstand und Kompetenz einer Bundespräsidentin? Herzlich willkommen!
@Thomas
Kompetenz??? Sorry, Dir Deine Illusionen zu rauben, aber Kompetenz ist als Kriterium z.B. bei Neueinstellungen nur zu ungefähr 40% relevant.
Lieber verstrickt man sich doch in Diskussionen um Locken als Symbol für Widerfahrigkeit und den Schwiegersohnschnitt als Symbol für Angepaßtheit. Über Kompetenz zu reden ist doch irgendwie langweilig und auch so unkreativ. Die Suche nach Analogien zwischen Optik und Machtwillen ist eröffnet.
http://www.taz.de/1/leben/koepfe/artikel/1/pass-auf-praesidenten-bubikopf/?src=AR&cHash=bfca6913e3
Und ich fürchte, das wird auch solange so bleiben, bis es ein paar mehr orange Flecken in den Familienphotos der Großkopferten gibt.
„Kompetenz??? Sorry, Dir Deine Illusionen zu rauben, aber Kompetenz ist als Kriterium z.B. bei Neueinstellungen nur zu ungefähr 40% relevant.“
Stellst Du selber Leute ein, bubikopf_versteherin? Was sind denn dann die fehlenden 60%, die dazu führen, dass Du jemandem einen Job gibst?
Das heißgeliebte Thema „MACHT“:
Der Link von Politik-Versteherin fand ich gut! Die Frauen haben erkannt daß in den Schaltstellen der sog. „Macht“ angepasste, opportune und maskenhafte Ja-Sager befördert werden, die sich exakt und geschickt auf der Linie bewegen.
Das dies manche Frauen dann sogar dazu bewogen hat auf dem Weg zur „Macht“ „aufzugeben“, fand ich recht interessant, aber auch etwas schneidig sich zu fragen „Ist ein solches Leben lebenswert“?
Wer die Schauspielerei in manchen „Machtzentralen“ mag dem kann ich dann nur raten Viel Erfolg!
Mit Kompetenz meinte ich das gerühmte Thema Kompetenz statt Quote.
Welche Frau die es mit Leistung, Erfolg und Einsatzbereitschaft zu etwas gebracht hat (ich kenne dazu Beispiele) möchte sich gerne als quotenbefördert abgewertet sehen?
Ha, Thomas, reingefallen! So wie die Frauen, die nichts mit Quoten zu tun haben wollen, weil sie ihre eigene Leistung geschmählert sehen, denkst du offenbar auch, dass bei einer Quotenstelle das Geschlecht anstatt Kompetenz zählt. So ist es aber nicht, ist nur ein nettes Märchen aus der Kiste „So vermiesen wir gute Ideen“.
Eine Frau muss genauso kompetenz sein wie ihr männlicher Konkurrent, damit sie per Quote eine bestimmte Stelle bekommt. Dass (laut verschiedener Untersuchungen, nachzulesen z. B. in „Oben ohne“) sogar Frauen, die durch eine Quotenregelung aufgestiegen sind, anschließend Quoten ablehnen, hängt genau mit diesem Klischee zusammen, dass eine Quote Frauen in Positionen hilft, für die sie fachlich absolut nicht qualifiziert sind, sondern sich nur durch ihr Frausein qualifizieren.
@Susanne.
>> Das dies manche Frauen dann sogar dazu bewogen hat auf dem Weg zur “Macht” “aufzugeben”, fand ich recht interessant, aber auch etwas schneidig sich zu fragen “Ist ein solches Leben lebenswert”?<< hatte ich geschrieben aus einer persönlichen Betroffenheit da ich mir die Frage und eine Entscheidung dazu auch schon gestellt und getroffen hatte – wenn auch bei weitem nicht auf dem hohern Level wie diese Frau.
Es handelte sich also nicht um den Versuch weibliche Karriereambitionen zu vermiesen. Wer daran Spaß hat : Viel Erfolg!
Den Satz „Bei gleicher Qualifikation werden Frauen bevorzugt eingestellt“ können wir vielleicht noch mal auf der Zunge zergehen lassen insbesondere wenn es für eine Stelle 30 männliche und 2 weiblicher Bewerber gibt.
Meine Denkweise hast Du richtig erkannt. Über Deinen Hinweis – vielen Dank dafür! – werde ich nachdenken. An neuen Erkenntnissen zum Thema Quoten bin ich sehr interessiert wie auch an dem Ergebnis der laufenden Studie des BMBF zum Thema Berufsorientierungsprozesse. Ich sehe das gender-mainstreaming- und Geschlechtergerechtigkeitsthema als einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess, der auch erfordert das eigene Wertesystem zu hinterfragen.
Welche Frau die es mit Leistung, Erfolg und Einsatzbereitschaft zu etwas gebracht hat (ich kenne dazu Beispiele) möchte sich gerne als quotenbefördert abgewertet sehen?
@Thomas
Och, da kenne ich einige. Bärbel Höhn (ehemalige Umweltministerin aus NRW) zum Beispiel oder ihre Fraktionschefin Renate Künast…(Übrigens sind ja auch alle Männer bei den Grünen Quoten-Männer, das ist der Vorteil einer 50/50 Lösung)
Auch die Schweizer Bundespräsidentin (2007) Micheline Calmy-Rey hat kein Problem als Quotenprofiteurin zu gelten…
Zitat: Wären Geschlechterquoten ein taugliches Mittel, um die Situation zu verbessern?
Das ist in der Schweiz ein heikles Thema. Es ist aber schon so: Länder, die solche Quoten kennen, erreichen bessere Resultate bei der politischen Beteiligung von Frauen. Ich kann gar nicht dagegen sein: Ich bin selber eine Quotenfrau. Ich kam auf diese Weise in den Genfer Grossen Rat. Meine Partei hatte entschieden, dass unsere Wahlliste zu 50 Prozent aus Frauen bestehen sollte. Ich wollte nicht unbedingt in den Grossen Rat: Ich war gerade erst der SP beigetreten. In der Partei sagten sie mir: Du wirst sowieso nicht gewählt, du bist noch zu wenig bekannt. Und prompt wurde ich doch gewählt. Manchmal eröffnen Quoten also Chancen für einen Einstieg in die Politik. Doch das bedeutet nicht, dass man hinterher keinen Tatbeweis erbringen muss.
mehr dazu unter:
http://www.eda.admin.ch/eda/de/home/dfa/head/iviews/interv/interv3.html
zum thema quoten, noch ein ergebnis einer meiner letzten küchentisch-diskussionen:
zwar ist es u.U. in manchen bereichen (männerdominierte bereiche wie z.B. handwerk oder ingenieurswesen) relativ schwierig quotengerecht UND kompetent zu besetzen, andererseits motivieren gerade diese quoten natürlich auch mehr frauen sich für diese ausbildungen zu entscheiden. wo es früher oft unsicherheit gab, ob man als frau einen männerdominierten beruf erlernen sollte („ich krieg als frau eh keinen job..“) geben quoten bestimmt mehr selbstvertrauen und motivation. und das führt wiederrum zu mehr auswahl.
erna: „(…) andererseits motivieren gerade diese quoten natürlich auch mehr frauen sich für diese ausbildungen zu entscheiden.“
Ist das so? Kannst Du das belegen?
Reiner Selbsterfahrungswert: Meine 4 Kommilitoninnen und ich (insgesamt waren wir etwa 50 Studierende, also immerhin eine Frauenquote von 10%, ist für eine Ingenieurwissenschaft (ohne Biotechnologie) gar nicht soo wenig) haben uns alle sicher nicht für den Studiengang entschieden, weil wir wussten, wegen der Frauenquote bekommen wir sicher einen Job. Ich hatte aber den Eindruck, dass die Frauen sich bewusster für den Studiengang entschieden hatten, denn es hat genau 1 Frau nach 2 Semstern abgebrochen, bei den Männern waren es schätzungsweise 30. Das war auch ein allgemeiner Trend bei den Anfängerzahlen so vor etwa 10 Jahren. Die Frauenquoten gingen hoch, allerdings nicht, weil absolut mehr Frauen Ingenieurwissenschaften studierten sondern weil die Anfängerzahlen sanken, aber die absolute Anzahl Frauen konstant blieb. Wie die Anfängerzahlen heute aussehen, weiß ich nicht so genau. Interessant war allerdings, dass die Frauenquote in meinem Fachbereich signifikant in die Höhe ging, als der Studiengang Bioingenieurwesen dazu kam, der sich aber inhaltlich gar nicht so sehr vom Studiengang Chemieingenieurwesen unterscheidet.
Alles in Allem habe ich nicht den Eindruck, dass nur rationale Überlegungen bei der Studienfachwahl eine Rolle spielen. Hört sich das Studienfach irgendwie toll an, welche Fachkräfte sind gerade Mangelware, kann ich es in meiner Heimatstadt studieren,… Ich glaube allerdings, dass die Frauenquote bei späteren Einstellungen eher eine untergeordnete Rolle spielen, aber wie gesgt, das sind alles nur sehr subjektive Eindrücke „von der Front“ ;-)
Zitat : >>Die klassische Rollenverteilung ist ein Männertraum<> Vielleicht wäre das Interesse der Frauen an der Politik größer, wenn diese nicht immer als Hort von Machtspielen dargestellt würde.<>..,dass man hinterher keinen Tatbeweis erbringen muss<<. Soll ich das jetzt bewerten?
Mal ehrlich : Quoten werden doch nur dort gefordert wo es sicher, warm und gemütlich ist, oder? Warum nicht in den männerdominierten sog. Todesberufen? Was ist mit der Quote beim Wehrdienst?
Ich hatte mal einer reklamierenden Frau im Parkhaus erklärt, welches Geschlecht doch mit 99%iger Wahrscheinlichkeit das Parkhaus gebaut und die Schilder „Frauenparkplätze“ angebracht hat.
Siehst Du diese „Quotenerfolge“ – hierzulande „positive Diskriminierung“ genannt – als einen Erfolg?
Wirkt das nicht als „Rosinenpickerei“? Schwächt das nicht die Akzeptanz bei den Männern? Ist das der Weg in eine gleichberechtigte Gesellschaft?
Ich bin manchmal schockiert mit welcher Selbstverständlichkeit und auch Hemmungslosigkeit Privilegisierungen und Bevorzugungen als „Benachteiligungsabbau“ in Anspruch genommen werden.
Vielleicht hält sich deswegen so vehement bei manchen das „Leidensmonopol“?
@Erna: Frauen als Ingenierinnen werden händeringend gesucht! Ganz ohne Quoten! Firmen mit Frauen im Management oder Technik werden als zukunftsorierntiert und modern angesehen (s. Werbesport einer großen Stahlfirma).
@Schnatterinchen: Frauen wie Du geben mir Hoffnung dass ein geschlechterpolitischer Dialog möglich und sinnvoll für Alle ist.
@Miriam: Klasse! Ich kenne in unserer Firma auch keine Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Ingenieuren oder Produktionsleitern im Hinblick auf ihre Arbeit und Kompetenz. Weiterhin viel Erfolg und eine baldige Gehaltserhöhung!
Kleiner Zusatz zum o.g. Post:
Zitat : >>Die klassische Rollenverteilung ist ein Männertraum<<. Das ist eine Unterstellung. Mich hat sie nicht gefragt. Aufgrund von Aussagen wie „Männer sind…“ könnten manche Leute Rückschlüsse auf die Kompetenz ziehen.
Das Frauenstatut von Bündnis 90/Die Grünen. §1 Mindestquotierung: Wahllisten sind grundsätzlich alternierend mit Frauen und Männern zu besetzen,wobei den Frauen die ungeraden Plätze zur verfügung stehen. Frauen können auch auf den geraden Plätzen kandidieren. Reine Frauenlisten sind möglich. @quoten_versteherin: So stell ich mir keine gerechte „50/50“ Lösung vor. Es ist wohl aber traurige Realität,dass die Quote vielen fähigen Frauen den Posten erst ermöglicht hat,den sie eigentlich auch aufgrund ihrer Fähigkeiten verdient hätten. @Susanne: Trotzdem halte ich es für realitätsfern die ander Seite der Medaille zu verleugnen.Beispiel:Es bewerben sich drei Männer und eine Frau um eine Stelle im Ministerium.Das Entscheidiungskomitee besteht aus fünf Frauen.Ausserdem sind die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt und die Landesgleichstellungsbeauftragte in die Entscheidungsfindung involviert.Am Ende erhält die Frau den Posten im Ministerium. Könnte in so einem Fall nicht vielleicht „Frau sein“doch ein wichtiges Kriterium darstellen? lg
@ Beren: Und in allen anderen Fällen außer denen, die immer wieder gern von Kritikern der Quote hervorgekramt werden (siehe deine da oben), wird ein Mann bevorzugt. Auch einfach nur, weil er ein Mann ist, weil die Personalverantwortlichen gern jemanden „Ihresgleichen“ haben wollen – sei es nun die soziale Herkunft oder das Geschlecht. Wurde in vielen vielen Studien bestätigt. Und ist ein Mechanismus, für den eine Quote ein sehr gesundes Korrektiv sein kann.
Quoten müssen individuell vereinbart werden – aber durch eine Vorgabe aus der Politik verpflichtend sein. Jedes Unternehmen wird da eigene Überlegungen anstellen, wie z.B. dass Quoten ein Anreiz für qualifizierte Frauen sein können, wie Miriam es oben beschreibt.
Susanne: „Jedes Unternehmen wird da eigene Überlegungen anstellen, wie z.B. dass Quoten ein Anreiz für qualifizierte Frauen sein können, wie Miriam es oben beschreibt.“
Kann es sein, dass hier unterschiedliche Bedeutungen von Quote verwendet werden? Miriam hat, wenn ich sie richtig verstanden habe, von Quote i.S.v. beobachtetem Anteil gesprochen, nicht von zu erfüllendem Anteil. Erna wiederum hatte ich so interpretiert, dass sie glaubt, eine Quotenvorgabe in einem bestimmten Bereich sei eine Motivation für Frauen, eine entsprechende Ausbildung zu wählen. Was ich gerne genauer wissen wollte, weil mir keine Belege für eine solche Wirkung bekannt sind.
Thomas: Jetzt übertreibst Du aber. ;-)
@ schnatterinchen: ähm, nein… belegen kann ich meine theorie nicht. ist auch, wie gesagt, nur das ergebnis einer küchendiskussion.
@ thomas: ich weiß nicht genau wie die zahlen im ingenieurswesen aussehen, es war auch nur ein beispiel für einen „männerdominierten“ bereich.
natürlich kann ich nicht genau sagen, ob quoten nun genau diese konsequenz haben. es war nur für mich eine relativ logische schlussfolgerung, die natürlich gerne diskutiert werden kann. wollte es erstmal nur einwerfen, weil es zum thema passt. (wäre auch ne gute idee für ne studie, leider nur momentan nicht mein fachgebiet)
ich glaube auch nicht dass quoten ausschlaggebend für die berufswahl sind. aber ich könnte mir vorstellen dass sie bei menschen mit grundinteresse an einem beruf motivierend sein können. dasselbe gilt für mich natürlich auch für männerquoten in „frauendominierten“ bereichen.
grundsätzlich macht es einem die entscheidung doch leichter einen bestimmten beruf anzustreben, wenn einem chancen ausgerechnet werden,oder? ich z.b. habe seit meinem 14 lebensjahr einen ganz bestimmenten berufswunsch, bei dem ich immer nur zu hören bekam: kein verdienst, keine stellen. im endeffekt habe ich mich dann in eine andere aber ähnliche richtung orientiert und studiere im ausland. jetzt bekomme ich nur zu hören dass mir (fast) alle türen offenstehen und gehe nun endgültig in diesen, meinen traumberuf. ohne diese motivation hätte ich mich das vielleicht nicht getraut..
ich bin im grunde auch kein fan von quoten. wenn jemand geeigneter für einen beruf ist, als ein/e mitbewerber/in sollte das geschlecht eigentlich keine rolle spielen. aber solange, bestimmte bereiche frauen nicht zugänglich gemacht werden oder eben nur bis zu einer bestimmten ebene, müssen andere lösungen her. wie diese aussehen könnte ist dann wieder eine andere frage, das es nicht mit „so, 50% frauenquote in jedem bereich und betrieb“ getan ist, ist wahrscheinlich jedem hier klar.. und grundsätzliche bevorzugung von frauen, ohne auf kompetenz zu achten ist mit sicherheit ebensowenig der richtige weg.
@schnatterinchen: Ja, du hast mich da richtig verstanden, meistens habe ich Frauenquote im Sinne von beobachtetem Anteil gemeint. Ist mir beim Schreiben auch schon aufgefallen, dass das durcheinandergeht mit der „Quote“ im Sinne von angestrebter/zu erfüllendem Anteil.
@Thomas: Du meinst es wahrscheinlich nicht so, aber ich fühle mich durch deine motivierenden Worte etwas verniedlicht. Ich denke, ich bin recht erfolgreich in meinem Beruf und durchaus ambitioniert, da brauche ich keine Anfeuerung von mir vollkommen fremden Menschen…
Zum Thema Frauenquote als Frauenförderunsginstrument allgemein: Wer sich die Mühe macht, den Gesetzestext mal zu lesen, der wird feststellen, dass da folgendes drinsteht: „dass Frauen bei gleicher Eignung, Befähigung und Leistung – unter Berücksichtigung des Einzelfalls – bei Ausbildung, Einstellung, Anstellung und Beförderung in Bereichen, in denen sie unterrepräsentiert sind, bevorzugt zu berücksichtigen sind.“
Merkt ihr was? Da steht nichts davon, dass Frauen immer bevorzugt werden müssen. Aber gut, es wird wohl immer Männer geben, die so wenig Selbstvertrauen haben, dass sie eine riesige Angst davor haben, dass die Konkurrenz mittlerweile nicht nur auf dem Feld des Imponiergehabes droht, sondern neuerdings auch aus der Ecke der Fachkompetenz kommen könnte…
Danke für die offenen und sachlichen Infos und Ansichten. Insbesondere der exakte Gesetzestext war mir nicht bekannt sondern war geprägt von Anzeigen wie „Bei gleicher Qualifikation werden Frauen bevorzugt eingestellt“.
Die Quote ist natürlich ein sehr diskussionsfähiges emotionales Reizthema.
Mir berichtete eine Sportkollegin gestern dass sie insbesondere eher bei Männern der älteren Generation als Qualitätskontrolleurin für Beton da schon mal auf deutliche Vorbehalte wg. ihres Geschlechtes stieß.
In frauenunterrepräsentierten Bereichen ist vielleicht wirklich die Quote die einzige Lösung.
Ich denke da auch etwas an die Zukunft meiner Tochter.
@beren
Ich kenne das Frauenstatut von den Grünen ziemlich genau und ich kenne auch die Realität in der Partei ziemlich genau: es ist zum Beispiel so, dass in der Mitgliedschaft so um die 35% weiblich sind. Wenn Du mal auf einem PaArteitag (Delegiertenkonferenz) der Grünen warst, wirst Du festgestellt haben, daß es trotz des Frauenstatutes keine fifty/fifty Beteiligung der Delegierten gibt, sprich Du hast immer noch einen Männerüberhang.
Darüber hinaus ist es so, daß realpolitisch in den letzten Jahren weder eine Frau auf einem offenen Platz bei einer Kandidatur angetreten ist und das es mitnichten reine Frauenlisten gab. Trotzdem finde ich die Formulierungen immer noch sinnvoll, solange man eben nicht aus einer 50prozentigen Mitgliedschaft von Frauen schöpfen kann.
Der positive Nebeneffekt ist doch, daß weniger unqualifizierte Männer nach oben gespült werden, weil sie die Ellenbogen besser ausfahren können und gleich qualifizierte Frauen sich nicht schon total abkämpfen müssen, um an eine exponierte Position zu kommen.
@Thomas
Zitat: Ich hatte mal einer reklamierenden Frau im Parkhaus erklärt, welches Geschlecht doch mit 99%iger Wahrscheinlichkeit das Parkhaus gebaut und die Schilder „Frauenparkplätze“ angebracht hat.
Verstehe diese Argumentation im Zusammenhang mit der Quote nicht. Ein Frauenparkplatz hat doch nichts mit Quotierung zu tun oder damit das die Frauen schneller an den Wühltischen von Kaufhäusern sein wollen, sondern mit Sicherheit. Wieso hat es dann eine Relevanz, wer das Parkhaus gebaut hat? Es gib auch Eltern-Kind-Parkplätze, damit jemand mit Kinderwagen nicht verzweifelt in einem Parkhaus eine Stelle suchen muss, wo man mit dem Gefährt überhaupt ins Freie gelangt.
In einer anderen Partei erfuhr ich dass wesentlich mehr Männer die Mitgliedschaft beantragen würden als Frauen und nannte dies als Rechtfertigungsgrund für die „Bei gleicher Qualifikation…“.
Mit ein Grund mehr warum ich auf die lfd. Studie des BMFB bzgl. Berufsorientierungsprozesse sehr gespannt bin.
Ich weiß nicht wie die Ellenbogenmentalitäten bei Politkarrieren sind.
In einem Verein wo ich Mitglied bin schrieb der Vorstand an alle eine Mitteilung mit der Willkommens- und Erfolgsmeldung, dass jetzt die 2. Frau Mitglied geworden ist (insgesamt ca. 50 Mitglieder bisher). Ich fühle mich deswegen keineswegs „benachteiligt“, jedoch war meine Aufnahme 2006 etwas unspektakulärer. Wir setzen keine Ellenbogen gegen Frauen ein und würden uns über weitere weibliche Bereicherung freuen.
@Thomas
Jetzt habe ich mal wieder ein Logik-Problem: was hat für Dich die Frauenquote in der Politik mit den Erkenntnissen beim Berufswahlverhalten zu tun. Oder gehtst Du davon aus, daß es demnächst nur noch BerufspolitikerInnen gibt?
Das wäre ja furchtbar!
Berufswahlverhalten von Mädchen hat multikausale Gründe und die Gründe für Frauen, nicht bei einer Partei mitzumischen auch. Aber nicht unbedingt die gleichen.
Außerdem hast Du mich sehr neugierig gemacht: was ist das für ein Verein, für den die 2. eingetretende Frau eine Nachricht ist und was macht ihr falsch?
@quotenversteherin: Mich interessiert einfach auch warum trotz bestehender Förderprogramme wenig Ingenieurberufe von Frauen ergriffen werden und so wenig Frauen sich politisch engagieren indem sie einfach in eine Partei eintreten.
Das ist für mich noch etwas unverständlich oder ich habe zuwenig Hintergrundinformationen dazu.
Ohne dies durch Daten untermauern zu können habe ich das Gefühl es bestehen an vielen Stellen offene Türen und ich frage mich warum sie noch nicht so umfassend in Anspruch genommen werden.
Subjektive Eindrücke können wie gesagt täuschen, daher bin ich gespannt auf die besagte Studie.
Der Verein ist ein Motorflugsportverein. Um vielleicht eine mögliche Folge-Frage vorwegzunehmen: Die bisher einzige Frau fliegt gut wie jeder andere Pilot auch, bringt die Maschine auch bei Turbulenzen gut herunter und ich war bereits ein paar Mal vertrauensvoller Beiflieger.
Vielleicht bin ich da von den letzten 30 Jahren etwas zu vorbelastet oder ich hab ein paar positive Trends noch nicht mitbekommen. Ich würde mich einfach freuen wenn die Männer-sind-Schuld-Vorurteile aus dem öffentlichen Bewusstsein wegkämen oder nur bei den Männern angebracht würden wo sie zutreffen.
Thomas, ich empfehle Dir als Lektüre Susan Pinker: The sexual Paradox – Men, Women, and the real Gender Gap. New York 2008. Da wirst Du ein paar Antwortversuche finden.
Thomas,
Motorflugsportverein hört sich nach einem Hobby der teureren Art an. Vielleicht ist das auch die Erklärung….
Warum Frauen nicht in Parteien eintreten hat vielleicht auch damit zu tun, dass Frauen politisches Engagement weiter fassen und wenn sie dann schon für den Kindesschutzbund oder in der Elternvertretung unterwegs sind, bleibt kein Zeitkontingent für andere Aktivitäten. Ich kenne jedenfalls kaum einen Mann, der sich gerne in einenm Kindergarten oder in der Schule die Elternvertretung reintut.
Ich denke, da gibt es enge Zusammenhänge.
@Schnatterinchen: Vielen Dank für die Info!
@Quoten_Versteherin: Vor kurzem waren meine Ex-Freundin und ich auf einer Vorbereitungsveranstaltung „Mein Körper gehört mir“, der demnächst in div. Schulen vorgeführt wird. Die Tatsache des eher geringen Männeranteils und geringer Elternbeteiligung überhaupt spricht für Deinen Eindruck.
Einen Kindergärtner kenne ich auch noch nicht.
Ich denke es gibt noch eine Menge Überzeugungsarbeit in viele Richtungen zu leisten.