Am zweiten Tag des Young Media Summits wurden wir in verschiedene Gruppen aufgeteilt, die jede ein spezielles Thema in Kairo recherchieren konnte und sollte. Heba, Huda und ich entschieden uns, die ägyptischen Frauen zu befragen, wie sie die Revolution erlebt haben, wie sich ihr Leben verändert hat und welche Hoffnungen sie für die Zukunft haben. Dazu waren wir wieder auf dem Tahrir Platz, diesmal vor dem Mogamma. Das riesige Zentralverwaltungsgebäude ist ein Sinnbild der Bürokratie, um das kein_e Ägypter_in herum kommt. Außerdem haben wir mit Frauen im Stadtteil Zamalek gesprochen. Wie die Lokalisierung des Marriott Hotels hier vermuten lässt, einem gehobenerem Bezirk der Stadt.
Dabei haben wir Frauen verschiedener Altersklassen und Gesellschaftsschichten getroffen. Auf dem Tahrir Platz etwa verkauft die Witwe Ameera (60) seit 22 Jahren Feteer – von der Revolution hält sie gar nichts. Für die Bevölkerung gebe es keine Verbesserung, schon gar nicht für die Armen. Auch Samah (37) zeigte sich enttäuscht. Trotz ihres Bachelors in Informationstechnologie hat sie keinen Job gefunden und verkauft nun Kleidung vor dem Mogamma. Von den Präsidentschaftswahlen erwartet sie nichts, denn die Kandidat_innen hätten von den Sorgen und Nöten der einfachen Menschen keine Ahnung. Bessere Jobaussichten und ordentliche Bezahlung wünschte sich ebenfalls Amal (26). Sie hatte an den Protesten teilgenommen, inzwischen ist sie jedoch frustriert, weil sich nichts verbessert hat.
Dagegen ist die Hausfrau Lydia (33) noch unsicher, wie die Revolution ausgehen wird. Sie wünscht sich Veränderungen der patriarchalen Gesellschaft und faire Bedingungen für die ägyptischen Frauen. Vor allem die kommenden Generationen würden Veränderungen spüren. Zur kommenden Generation gehört auch die Schülerin Hagar (16), die große Hoffnungen hat. Bessere Ausbildungsmöglichkeiten und Beteiligung der jungen Menschen sind ihr wichtig, da es an der Jugend liege, Ägypten wieder aufzubauen.
Leider waren die meisten Frauen nicht einverstanden, fotografiert zu werden (was nicht nur uns passiert ist). Rechnet man hinzu, dass sie während der Proteste vielfach organisatorische Aufgaben übernommen haben und damit für die Presse vielleicht unspektalulär aussahen, klärt sich langsam, warum über ihr Engagement und ihre Sichtbarkeit so lange diskutiert werden musste.