Bischof Mixa aus Augsburg machte schon einmal von sich reden, als er im Oktober 2007 konstatierte, die teilweise recht progressive Familienpolitik der Bundesministerin von der Leyen degradiere Frauen zu Gebärmaschinen. Seine neuesten Pläne sind nicht minder ätzend. Wie dieStandard.at berichtet, will er diesmal Milliarden von Euro für die Unterstützung von Familien von der Politik. An sich keine schlechte Sache, es fragt sich nur, worin diese Unterstützung bestehen soll. Nach der 2007er Debatte ist sicherlich jedem klar: Für Betreuungsplätze bestimmt nicht. Nein, Mixa möchte es den Müttern – Väter spielen für ihn offenbar in der Kindererziehung keine Rolle – ermöglichen, die ersten Jahre nur für die Betreuung ihrer Kinder da zu sein. Dabei schafft der Konservative natürlich auch einen Rundumschlag zur Abtreibungsdebatte, denn mit der Mixaschen Familienunterstützungsinitiative in Milliardenhöhe müssten ja keine Kinder mehr abgetrieben werden. Klar, Kinder werden nur wegen sozialer Notlage abgetrieben. Ist doch total einfach alles. Wörtlich sagte Mixa, Deutschland werde
„jenseits von Bankenkrise und Rezession dann eine Zukunft haben, wenn wir endlich wieder Kinder als den höchsten Wert erkennen; wenn ihr Leben auch vor der Geburt uneingeschränkten Schutz erfährt; wenn die grandiose menschliche Leistung von Millionen Müttern endlich angemessen gewürdigt wird, wenn Mütter – ob verheiratet oder alleinerziehend – sich in den ersten Lebensjahren vollständig ihren Kindern widmen können, ohne von der Wohlstandsentwicklung abgeschnitten zu werden.“
Eine heile katholische Welt.
Manchmal möchte ich auch an so einen Quark glauben – vielleicht wäre dann nicht mehr alles so kompliziert.
… und der Papst erklärt, was „Gender“ ist
Auch schön ist, wie uns der Papst erklärt, was eigentlich „Gender“ ist. In seinem traditionellen Jahresrückblick hat Benedikt VI. laut einem Bericht von sueddeutsche.de folgendes verlautbaren lassen:
Hinter dem Begriff „Gender“ stehe ein Versuch des Menschen, sich von der Schöpfung zu emanzipieren, sagte Benedikt XVI. Die Gender-Theorie stelle die „Natur des menschlichen Wesens als Mann und Frau“ in Frage.
Und Homosexuelle sind dem Pontifex erst recht ein Dorn im Auge, ihnen lässt er mit freundlichen Grüßen ausrichten:
Die Kirche müsse dafür eintreten, dass die Ordnung der Schöpfung und die Natur des Menschen bewahrt werde. Dieser sei als Mann und Frau geschaffen.
Die Baseler Zeitung berichtet von dieser unglaublichen Predigt noch detailierter und schafft es, den Schwulenhass des Papstes besser zum Ausdruck zu bringen:
Demnach bedrohe Homosexualität die Menschheit ebenso wie die Zerstörung der Regenwälder. Jedes Verhalten, das über die traditionelle heterosexuelle Beziehung hinausginge, «vernichtet Gottes Werk», erklärte der Papst weiter. Es brauche eine «Ökologie des Menschen», die den von Gott gewollten Prinzipien entspreche.
Diese „Honorationen“ haben immer noch enorme Macht!
Mitbeteiligt sind aber auch hier, noch die Frauen.
Da ich wieder in eine kleinere Stadt umzog, fällt mir besonders auf, dass die älteren Frauen enorm „gläubig“ sind, und allein schon, durch ihren Ausdruck – wie diese einem anschauen, begrüßen, etc. signalisieren sie, dass Frau (vor allem auch die jüngeren) nicht dazu gehört. Ich habe immer das Gefühl: es ist wie in den afrikansichen Ländern, wo die Klitorisbeschneidung noch durchgeführt wird. Es sind immer die älteren Frauen und Mütter, die ihre Töchter missbrauchen. In unserer Kultur geschieht dies im „geistigen“ Sinne. Es müssen erst einmal ALLE Frauen sich der jahrelangen, geistigen und anderen Manipulationen bewusst sein – vor allem zusammen halten, und sich nicht gegenseitig schon das Wasser abgraben, dann können wir gegen solche „Honorationen“ agieren.
Re Feminismus der älteren Generation – folgende Anekdote aus einem schicken Lausanner Café kurz vor der Nominierung von Neu-Bundesrat Maurer zeigt, dass es auch umgekehrt geht und „Jüngere“ sich von „Aelteren“ etwas abschneiden können:
Ich (w, mitte Dreissig) trete ein und warte, bis der Tisch frei wird, von dem eine ältere Dame gerade aufstehen will. Sie räumt die Zeitung weg, die sie eben las, schaut mich an und sagt mit lauter Stimme (im recht leisen Lokal): „Der Maurer ist gegen Abtreibung. Unlaublich! Das ist unglaublich! Und der soll in die Regierung gewählt werden!“ Packt ihren Mantel und geht, kopfschüttelnd.
Mich hat die Situation in zweierlei Hinsicht gefreut: Einmal, dass sie mich so offen angesprochen hat, nicht wissend, wie sehr sie mir aus der Seele sprechen würde. Und dann, dass sie ihrer Missbilligung des Abtreibungsgegners so lautstark Ausdruck verlieh, allen peinlichen Blicken zum Trotz – ich war ehrlich beeindruckt.
was ich ja echt nicht nachvollziehen kann ist, weshalb sich immer noch alle aufregen dass der papst ein rückwärtsgewandter homophob ist… m.e. ist das doch die definition seines amtes, bitte leute, wir wundern uns doch auch nicht jeden tag darüber, dass nazis xenophob sind…
@ hn: Sowas ähnliches hat mein Liebster auch gerade gesagt, worauf ich nur erwidert habe: Und deshalb darf man nicht müde werden, sich darüber aufzuregen! „Ökologie des Menschen“ tönt in meinen Ohren schon sehr nach „Rassenhygiene“.
@ Carolin: Glücklicherweise ist Abtreibung in der Schweiz gesetzlich erlaubt und so wie mir scheint auch gesellschaftlich deutlich weniger umstritten. Manchmal geht es hier doch liberaler zu als in Deutschland… Dass Maurer im Bundesrat auch aus anderen Gründen ein Armutszeugnis für die Schweiz ist, brauchen wir wohl nicht weiter zu diskutieren. Da ist mir seine ehemalige Parteikollegin und Bundesratskollegin doch schon deutlich sympathischer, auch wenn ich vieler politische Ansichten Widmer-Schlumps auch nicht teile. Aber diese Frau hat mich echt beeindruckt mit ihrer Stärke, die sie bei ihrer Wahl gezeigt hat.
@ Carolin
Diese Szene wäre in Deutschland nicht möglich. Und es ist wohl auch dem schweizerischen politischen System zu verdanken, weshalb ein Wahl solcher Menschen in die Regierung kein Weltuntergang ist: Weil am Ende das Volk Fehlentscheidungen korrigieren kann. Selbst wenn die Regierung vollständig aus Abtreibungsgegnern bestehen würde, hätte das keine Auswirkung, da in der Schweiz die Abtreibung mit gut 80% der Stimmen erlaubt wurde. Das Volk hat gesprochen und so ist es. Und die Frauen brauchen sich nicht zu fürchten, die Regierung greift in ihre Rechte ein. Und da es eine überwiegende Mehrheit der Wähler ist, welche sich für die legale Abtreibung ausgesprochen haben, kann man da wohl auch leichter die Stimme erheben.
@ Bischof und Papst
Mich würde es eher wundern, wenn was anderes gesagt worden wäre.
@ ariane: In der Regel entscheidet das Stimmvolk in der Schweiz allerdings nicht unbedingt sehr frauenfreundlich, siehe Einführung des Frauenwahlrechts, Mutterschutz, etc.
@ Miriam
Würde „entscheidet“ in „entschied“ ändern – Frauenstimmrecht, Mutterschutz und Fristenlösung wurden vor Jahrzehnten abgelehnt. Später aber, teilweise überwältigend, angenommen. Das sieht nach einem Umdenken aus (Interessant die veränderte Einstellung der Bürger eines Landes zur Fristenlösung, die abgelehnt, 30 Jahre später aber eindeutig angenommen wird).
Zugegeben, die Schweizer Politik kenne ich nicht im Detail.
hab den artikel grade erst gelesen.
freut mich mit welcher begeisterung der papst von „der natur des menschen“ spricht. der papst entdeckt die naturwissenschaften! yippie! ;-)
es würde mich allerdings interessieren warum dann das zölibat im gegensatz zu vorehelicher sexualität eher naturgemäß ist.
naja, egal, geschenkt.