Verschiedene Initiativen, Organisationen und Institutionen haben die Kampagne „Völkermord verjährt nicht!“ ins Leben gerufen. Teil der Aktion ist ein Aufruf an die Mitglieder des Deutschen Bundestages zur Anerkennung und Wiedergutmachung des Genozids an den Herero und Nama in der ehemaligen Kolonie „Deutsch-Südwestafrika“, der heutigen Republik Namibia. Inzwischen haben weit über einhundert Initiativen den Aufruf unterzeichnet, so auch die Mädchenmannschaft. Sharon Dodua Otoo (ISD-Bund) und Christian Kopp (Berlin Postkolonial) informieren über den bisherigen Verlauf:
Auch wenn die CDU/CSU- und FDP-Mehrheit der Bundestagsabgeordneten am 22.3. die Anerkennung des Genozids an den Herero und Nama erneut verweigert hat, kann unsere gemeinsame Kampagne wohl nur als großer Erfolg bewertet werden.
Denn neben dem Antrag der LINKEN „Die deutschen Kolonialverbrechen im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika als Völkermord anerkennen und wiedergutmachen“ (Drs. 17/8767) trug unser gemeinsames Engagement dazu bei, dass auch SPD und Bündnis 90/Die Grünen unter dem Titel „Die Beziehungen zwischen Deutschland und Namibia stärken und Deutschlands historischer Verantwortung gerecht werden“ (Dr. 17/9033(neu)) einen (gemeinsamen) Antrag eingereicht haben.
Auch wenn im Antrag von SPD und Bündnis 90/Die Grünen keine Rede von Reparationen ist, bleibt doch bemerkenswert, dass sich nun zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik die gesamte Opposition gegen eine weitere Leugnung des Genozids und für eine Bitte um Entschuldigung ausgesprochen hat.
Von Seiten des Bündnisses haben wir mit der Pressemitteilung vom 24.3. auf die Abstimmung im Bundestag reagiert und den deutschen Oppositionsparteien inzwischen auch Gespräche über die Details ihrer Anträge, über Möglichkeiten eines gemeinsamen Agierens in der Zukunft und über die umfassende Aufarbeitung des Genozids und des deutschen Kolonialismus vorgeschlagen.
In Namibia hat die deutschsprachige Allgemeine Zeitung aus Windhoek nicht nur die deutschen Oppositionsparteien scharf angegriffen, sondern in ihrem Artikel „Vortäuschung falscher Tatsachen“ vor allem auch unsere Glaubwürdigkeit als Unterzeichner/innen der Resolution in Frage gestellt.
Auf der anderen Seite hat der Ovaherero/Ovambanderu Council for the Dialogue on the Genocide 1904 (OCD-1904) das Engagement von deutscher Opposition und Zivilgesellschaft in seiner Pressemitteilung vom 29.3. ausdrücklich begrüßt und nun ganz explizit die deutsche und internationale Öffentlichkeit zum solidarischen Einsatz für „restorative justice“ aufgerufen.
Auch diese Kampagne wird als ehrenamtliche No-Budget-Aktion geführt und benötigt daher weiterhin solidarische Unterstützung, die folgendermaßen aussehen könnte:
– tragt unseren gemeinsamen Aufruf zur Unterzeichnung bitte auch an die vielen einzelnen Mitgliedsgruppen von Dachverbänden und Landesnetzwerken sowie an Euch bekannte Initiativen, Institutionen, Kirchengemeinden, Gewerkschaftsgruppen etc. heran.
– informiert auf Euren Webseiten über den Genozid und die Kampagne“Völkermord verjährt nicht!“ (www.restitution-namibia.de)
– weist neben der internationalen und nationalen Presse auch die regionalen Medien auf die Thematik und die Kampagne hin
– verweist die Parteiverbände der SPD, von Bündnis90/Die Grünen und von Die LINKE in Euren Bundesländern und Kommunen auf die von der Bundestagsopposition geforderte Aufarbeitung des deutschen Kolonialismus und Förderung postkolonialer Erinnerungskulturen
– setzt euch ein für die Rückführung aller Gebeine, die im Kolonialkontext in Eure Regionen verbracht wurden