So recht weiß ich nicht, was ich über den Artikel „World of Warcraft als Köder“ auf taz.de halten soll. Ein Buchhändler wundert sich, warum bei ihm keine Jungen Bücher kaufen und stellt irgendwann fest, dass diese auf Science-Fiction und Fantasy-Romane stehen. Also verkauft er nun auch solche Bücher und *tada* bringt leseschwache Jungs zum Lesen.
Statt einer bewunderungswürdigen Aktion klingt das für mich, als ob die Buchhandlung am Anfang einfach schlecht sortiert war. Der Buchhhändler meines Vertrauens hatte bereits vor 14 Jahren eine große Auswahl an Fantasy- und Science-Fiction-Romanen, volle Kisten im Haus meiner Eltern zeugen noch heute davon. Eine Leidenschaft, die ich sowohl mit Freunden als auch Freundinnen teile.
Denn Krimis, Sci-Fi und Fantasy sind keine reine Jungendomäne. Es sind spannende Genres, die Jungen und Mädchen begeistern. Um sie für Jungen attraktiv zu machen, braucht es kein extra Jungsregal. Damit wird nur Mädchen signalisiert „dies ist nichts für Dich“, selbst wenn die Bücher auch von Autorinnen geschrieben werden. Auch andersrum funktioniert das nicht. Mag ein Mädchen keine Pferdebücher, werden diese nicht spannender, weil es vermeintliche Mädchenbücher sind, wie Anna bereits vor kurzem schrieb.
Statt darauf zu beharren, Jugendlichen Bücher über ihr Geschlecht verkaufen zu wollen, sollten wir die Bücher für sich selbst sprechen lassen. Solange sie spannend sind, funktioniert das von alleine.
PS: „Warhammer“ und „World of Warcraft“ beruhen nicht auf den Fantasyromanen, die es unter diesen Namen zu kaufen gibt. Diese Romane beruhen auf den Spielen. Und Warhammer gab es zunächst als sog. Tabletop-Spiel, bevor es auch als Computerspiel heraus kam.
Oh ja! In meiner Bücherei früher gab’s sowas so gut wie gar nicht. Bei meinem ersten Freund entdeckte ich Perry Rhodan. Ich verschlang erst die ersten paar Silberbände, dann kaufte ich mir eine Ladung Hefte und stürzte ich mich darauf, dazu abonnierte ich die Serie eine Zeitlang (bis ich es mir wegen Arbeitslosigkeit nicht mehr leisten konnte). Ein Teil der Hefte wurde mir bei zwei Umzügen gestohlen, aber ich denke trotzdem drüber nach, mal wieder gepflegt von vorn anzufangen. Heft 1 hab ich noch. :-)
Gruß, Frosch
bei terry pratchett gibts sogar eine emanzipierte zwergenfrau :D
„(…) spannende Genres, die Jungen und Mädchen begeistern. Um sie für Jungen attraktiv zu machen, braucht es kein extra Jungsregal.“
Woher weißt Du das so genau? Hast Du schon mal – mit ähnlichem Erfolg wie der Buchhändler aus dem Artikel – männliche Nichtleser über Unisex-Präsentationen ans Lesen gebracht oder weißt Du von entsprechenden Aktionen? Und anscheinend gibt es tatsächlich Bücher, die Jungs im Durchschnitt eher mögen als Mädchen. (Wie auch umgekehrt, Stichwort Pferdebücher. Da kriegen meine Söhne die Krätze. Ich aber auch. ;-)
@Schnatterinchen
„(Wie auch umgekehrt, Stichwort Pferdebücher. Da kriegen meine Söhne die Krätze. Ich aber auch. ;-)“
Haha. Daraus schließ ich mal messerscharf, dass Du auch ein Junge bist, oder?
Deswegen das „aber“ in „Ich aber auch.“ Weil ich ein Mädchen bin. ;-)
So ganz verstehe ich die Überschrift nicht. Wieso sollen Mädchen kein Science-Fiction lesen, wenn man ein Bücher-für-Jungs-Ecke einrichtet?
Und ja, es gibt Mädchen, die sich von sowas abschrecken lassen.
@SoE (falls das auf meinen Post bezogen war):
Natürlich ist es plausibel, dass Mädchen im beschriebenen Buchladen nicht zu allererst in die Jungs-Ecke stürmen. Aber Thema des taz-Artikel ist ja gerade, dass die Jungs normaler Weise erst gleich gar nicht in den Buchladen kommen, und wie man das ändern kann. Oder anders: Wie kann man den Jungs signalisieren: Das ist was für dich?
Ich hatte das eher so verstanden: Die Mädchen lesen sowieso, da braucht man sich keine Sorgen zu machen (was natürlich wunderschön ist), aber bei den Jungs sieht es sehr bedenklich aus (was ja hinreichend bekannt ist). Ich kann mir nicht vorstellen, dass das implizieren soll, Mädchen läsen kein Science-Fiction. Es ging m.E. im verlinkten Artikel auch nicht wirklich um Science-Fiction, sondern eher um Bücher mit Action. Anhand derer lassen sich die Jungs dann „anfüttern“ und landen, wenn es gut läuft, bei Hemingway und Orwell. (Das lief bei mir übrigens genauso, nur dass ich mit Karl May angefangen habe. Naja, Jugendsünden.)
^du hast ja recht, aber dazu isses nicht notwendig, das als „jungsliteratur“ zu präsentieren.
stell‘ ein warhammerschild groß ins schaufenster deines buchladens und auch die jungs kommen. da braucht man dann doch nicht extra „für jungs“ hinzuweisen.
die wollen die bücher ja nicht lesen, weil das dann so vermarktet wird, sondern weil sie… naja, die bücher lesen wollen.
das wäre genauso bekloppt, wie wenn man aus dieser „männer essen zu viel fleisch und zu wenig gemüse“-statistik rausliest, man bräuche jetzt ein männergemüseregal.
Stanislav Lem, „Der futorologische Kongress“
http://de.wikipedia.org/wiki/Der_futurologische_Kongre%C3%9F
Ein LSD-Trip zum lesen- für alle!
Empfehlenswerterweise zu konsumieren in der Nacht, halb dämmrig.
Fährt bestimmt ein!
Mich stört an der Diskussion über die leseschwachen Jungs so ein bisschen, dass man da implizit sagt, dass jemand, der nicht oder wenig liest, ein schlechterer Mensch ist. Mädchen machen es richtig, sie lesen. Jungs machen es falsch, sie lesen nicht. Also muss man Maßnahmen ergreifen, dass Jungs sich mehr wie Mädchen verhalten.
Man sollte vielleicht mal aufhören, den Jungs dauernd zu signalisieren, dass sie das unterlegene Geschlecht sind.
Ich persönlich lese praktisch nie Romane. Wenn ich mal anfange, frage ich mich nach jeder Seite nach dem Grund, warum ich das Buch nicht einfach weglegen soll, um dann irgendwas interessanteres zu machen. Und dann mache ich es einfach. Und trotz dieser „Leseschwäche“ habe ich es zum Doktor der Ingenieurwissenschaften gebracht. So schlimm ist es also anscheinend nicht, wenn man nicht viel liest.
Ein erstklassiges Statement, Johannes- speziell die letzten beiden Sätze!
„Man sollte vielleicht mal aufhören, den Jungs dauernd zu signalisieren, dass sie das unterlegene Geschlecht sind.“
Zum Glück trinke ich morgens keinen Kaffee, der wäre jetzt nämlich sprühnebelförmig über meiner Tastatur verteilt.
Und natürlich MUSS niemand lesen um ein besserer Mensch zu werden, aber wir reden hier von Kindern und Jugendlichen, denen ein bisschen Lesepraxis sicher nicht schaden würde.
@ Johannes: Neulich hatte ich mit einer Bekannten genau diese Diskussion: Warum lesen wir eigentlich und warum finden wir Lesen wichtig? Abgesehen davon, dass wir beide büchersüchtig sind und es für uns die Frage des Nicht-Lesens einfach nicht gibt, haben wir herausgefunden, dass es uns wichtig ist, fremde Welten kennenzulernen, und zwar nicht nur geografisch, sondern auch fremde Gedankenwelten. Wenn man diesen Gedanken weiterspinnt, kommt man dahin zu sagen, Lesen mache neugieriger, toleranter, aufgeschlossener, wacher. Bei Sachbüchern kommt außerdem dazu, dass man sich auf ein Thema stärker einlässt als wenn man nur einen Zeitungsartikel dazu liest. Verhaltensforscher behaupten sogar, bücherlesende Menschen könnten sich besser auf eine Sache oder auf Gespräche konzentrieren – was ich angesichts der geringen Aufmerksamkeitsspanne, die man für Info-Häppchen aus dem TV oder Netz braucht, durchaus nachvollziehen kann.
Insgesamt glaube ich also schon, dass Bücher zur ganzheitlichen Bildung sehr viel beitragen können. Ohne damit den Umkehrschluss „keine Bücher = ungebildet“ zu behaupten. Aber vielen Menschen würde das eine oder andere Buch gut tun. Abgesehen davon, dass es einfach ein riesen Spaß ist.
Ich bin mit 14 auch meistens an das Bücherregal gerannt an dem „Bücher für Mädchen“ stand. Ich hatte einfach nicht die Zeit, die Lust und vor allem hatte ich keine Ahnung wie ich rausfinden kann welche Bücher mir gefallen könnten und mich da ganz auf die Buchhändler verlassen.
Im Endeffekt hab ich dann ewig nicht gelesen weil ich dachte es gäbe eh keine Bücher die mich interessieren.
Durch Comics bin ich dann wieder zu Büchern gelangt.
Die Buchhandlung (es gab nur die eine Dorf halt ;) ) hat heute auch keine Mädchen-Jungen regale mehr sondern sortiert nach Lesealter.
Gab es nicht in den 70er/80ern diesen Trend auf Bücher „nur für Jungen/Mädchen“ zu schreiben?
Mein Bruder und ich haben die dann immer getauscht und uns n Keks gefreut das wir was „verbotenes“ machen.
Diese fremden Welten finde ich aber auch abseits von Büchern, im konkreten Austausch mit Menschen.
Da stimme ich mit überein. Sachbücher lese ich auch. Aber Romane … nein, da schaue ich lieber einen guten Film an. Oder programmiere oder mache Musik oder gehe Inlineskaten oder lese was im Netz über fremde Gedankenwelten.
Mir sind Menschen suspekt, die sagen, was anderen Menschen gut tun würde. Und ich weiß auch durchaus, dass vieles, was mir Spaß macht, andere Leute langweilig finden. Umgekehrt eben auch.
Bücher sind das Rückgrat meines Lebens. Ich habe mal unter Freunden Spasseshalber versucht herauszufinden, was wohl die drei wichtigsten Dinge im Leben sind- für uns, wohlverstanden. Als da wären:
1. Frauen
2. Bücher
3. Alkohol
Dann wussten wir aber plötzlich nicht mehr, in welcher Reihenfolge diese Auftellung richtig ist. Abgesehen davon fanden wir heraus, dass wir den Alohohl nur aus nostalgisch-machoiden Gründen (John Wayne-Syndrom, ein starker Mann erträgt alles) miteinbezogen haben. Deshalb wäre also auch eine andere Reihenfolge denkbar. Viele Wahlmöglichkeiten gibt es allerdings nicht. Die Welt ist klein.
@Marcel
Geht’s noch?
„Frauen“ gehören zu den wichtigsten „Dingen“ in Deinem Leben?
Ich hoffe mal ich verstehe Dich falsch.
Aber nur zum Verständnis:
Wir sind uns einig, dass „Frauen“ weder ein Hobby noch ein Unterhaltungs- oder Gebrauchsgegenstand sind, ja?
(Oder meintest Du Prostituierte? – nicht das ich das dann irgendwie passender fände..)
Ansonsten fände ich es super alkoholgetränkten Stammtisch-Machismo in der Kneipe zu lassen.
Also zunächst einmal muss ich zu dem beschrieben Buchhändler sagen, dass ich es sehr bewunderswert finde, dass er für eine derartig sorgfältige Arbeit die Zeit findet. Ob man es unbedingt so machen muss – darüber kann man sicher streiten. Vielleicht würde es auch reichen, die Jugendbuch-Abteilung in der Nähe von bestimmten Genres (SciFi, Fantasy, Horror, etc.) zu organisieren und diese Genres auch entsprechend im Schaufenster zu bewerben.
Was mich and em Artikel eher stört, ist, dass er die Einzelfallperspektive gar nicht verlässt. Zum einen arbeiten in fast allen Buchhandlungen mindestens 70% Frauen, zum anderen berücksichtigt der Artikel nicht, dass Bücher heute anders gekauft werden. Damit meine ich nicht das Internet (was sicherlich auch noch hinzukommt), sondern die Tatsache, dass der Buchhandel in Städten heute größtenteils von Großbuchhandlungsketten übernommen wird. Nicht nur, dass dort die persönliche Atmosphäre wegfällt und der Verkaufsraum völlig anders organisiert ist, sondern es herrschen auch Arbeitsverhältnisse, die eher denen in einem Discounter ähneln. Der Grundsatz, dass man einen Großteil der Bücher gelesen haben sollte, die man verkaufen will (bzw. die in der eigenen Abetilung stehen), ist in solchen Unternehmen schlicht nicht erfüllbar.
Ich persönlich habe mit dem eigenen Lesen mit Star Wars-Büchern angefangen, die ich damals auch in einer Buchhandlung gefunden hatte. Allerdings kam es bei mir nie zu einer Umstellung durch den Buchhandel, sondern durch die Schule: Irgendwann war Hesse dran und das hat gerade sehr gut gepasst… ;)
Zu dem Thema, ob und wenn ja, wie wichtig Lesen ist: Ich denke, dass Lesen das ist, was Bildung ausmacht. Und damit meine ich das Lesen von Literatur, nicht ‚Sachbücher‘ oder ‚Zeitungen‘. Wenn uns die Zeit dazu fehlt oder wir keinen Zugang dazu haben, ‚verblöden‘ (Bildung≠Intelligenz) wir zwar nicht, wohl nimmt unsere Reflexionsfähigkeit entscheidend ab.
Mit einer sehr großen Wahrscheinlichkeit leidet unsere Fähigkeit zur Reflexion (über andere Menschen, Kulturen und auch über uns selbst), wenn wir nur noch (bessere) Bedienungsanleitung lesen. Bis zu einem gewissen Grad mag man das mit anderen Medien kompensieren, allerdings würde ich behaupten, dass ein lesender Mensch auch von einem Film (und sei es nur Hollywood-Action-Kram), wesentlich mehr hat, einfach weil er Vergleiche ziehen kann und daher über die Handlung (aber nicht über die eingesetzten filmischen Mittel) besser urteilen kann, weil sich Narrationen am Buch besser beobachten lassen.
Wenn du mit „unsere“ Menschen, die gerne Romane lesen, meinst, stimme ich dir zu, oder besser gesagt: ich widerspreche dir nicht. Aber pauschal stimmt das nicht. Das ist wie, wenn ich sage: Wer zum Programmieren keine Zeit oder keinen Zugang findet, dessen Fähigkeit zum logischen Denken nimmt entscheidend ab.
Und auch wenn du sagst „was Bildung ausmacht“… Sag doch einfach „was meine Bildung ausmacht“. Wo ist sie denn, Eure gepriesene Reflexionsfähigkeit über fremde Gedankenwelten, die Euch Romanleser so überlegen macht? Damit müsstet Ihr doch gut nachvollziehen können, dass es auch andere Menschen gibt, die auch ohne Romanelesen gebildet und reflexionsfähig sein können.
„Zu dem Thema, ob und wenn ja, wie wichtig Lesen ist: Ich denke, dass Lesen das ist, was Bildung ausmacht. Und damit meine ich das Lesen von Literatur, nicht ‘Sachbücher’ oder ‘Zeitungen’.“
Wenn man davon ausgeht, dass man sich naturwissenschaftliche Kenntnisse eher mit Hilfe von Sachbüchern als von Belletristik aneignet, dann ist das ja eine traurige Herunterstutzung des Bildungsbegriffs. Und scheint Ausdruck dieser Haltung zu sein:
„Naturwissenschaft und Bildung gehören in Deutschland nicht unbedingt zusammen. Mir sind jedenfalls viele Menschen bekannt, die sich als gebildet bezeichnen, die (…) Romane zum Beispiel von Martin Walser, nicht aber von Rosamunde Pilcher lesen, während sie zugleich gerne und bereitwillig zugeben, von Naturwissenschaften nichts zu verstehen. Sie kennen Gedichte, aber keine Gesetze der Natur, und sie halten dies für keinen Mangel.“ (Ernst Peter Fischer: Die andere Bildung, S. 25)
Der Buchhändler ist einfach ein Vollpfosten.
Aus „Jungs lesen [hauptsächlich] Krimis, Sci-Fi und Fantasy“ folgt ja eben _nicht_ „Mädchen lesen keine Krimis, Sci-Fi und Fantasy“.
Näheres würde ihm wohl gerne jede Logikvorlesung für Erstsemester erklären. Gibts auch für Langhaarige und im Schlabberlook.
Wie hier schon erwähnt wurde: Ein großes WoW-Logo, meinetwegen auch eine Nachtelfenstatue mit dicken Titten (wenn’s denn sein muss), Überschrift „Sci-Fi und Fantasy“ und fertig ist der Lack.
Und im Jahr 2009 auf die Idee zu kommen, mal eine Fantasyabteilung einzuführen, zeugt auch nicht gerade von Fachkenntnis.
Vermutlich kommt er im Jahr 2016 auf die Idee, Mangas zu verkaufen, die sind dann ja „gerade“ voll in.
@Schnatterinchen:
Das ist auch so eine Standarddiskussion. Es gilt ja schon fast als chic, nichts von Mathematik und Naturwissenschaften zu verstehen.
Die Sache ist eben die, dass es heutzutage so viel gibt, womit man sich beschäftigen kann, dass eigentlich jeder irgendwo auswählen und damit woanders Abstriche machen muss. Und wie in der Debatte über Geschlechterrollen, bin ich da für freie Wahlmöglichkeiten. Niemand hat das Recht, seine Wahl der Bildung als die richtige oder bessere zu bezeichnen. Mir passiert es aber nicht selten, dass Leute mir sagen, meine Bildung sei die falsche bzw. unwichtigere.
Aber das kann ich mittlerweile ganz gut kontern. Etwa so: „Ja, ich kenne keinen Roman von Martin Walser. Dafür weiß ich, warum der Himmel blau ist.“
@Judith: Vollkommen falsch verstanden- aber wirklich vollkommen! Da dringen ja die allerwüstesten Vorurteile durch, sorry!! Darauf kannich gar nicht eingehen- weil ich befürchte, bei meiner Argumentation zuerst durch ein Dickicht von mir völlige fremden Denkschemata kämpfen zu müssen.
Nein, darauf geheich wirklich nicht ein.
Und was das Lesen ganz allgemein abetrifft: Als Autodidakt ist man auf Bücher angewiesen, wie der Fisch auf das Wasser. Analog dazu könnte man jetzt auch noch die Liebe mit Luft umschreiben (ohne die man nicht leben kann)- doch damit läuft man ja gewissermassen in den hysterisch-feministischen Dampfhammer…
Der Begriff Ding war nicht im philosphischen gemeint, wenn wir schon beim Thema sind.
Wäre ja noch schöner.
So, und nun bin ich ausgiebig zornig- sagenhaft diese Vorwürfe von Dir, Judith, wirklich sagenhaft.
Bin mal draussen.
Bin ich die Einzige, der es unangenehm aufstösst, wie dieser Artikel sich anmaßt, Unterhaltungsliteratur einzuteilen?
Science Fiction als notwendiger Köder, damit der Junge irgendwann, irgendwie zu Hemingway gebracht wird? Wenn er lieber weiter Warhammer liest, ist er dann wohl „stehengeblieben“, wie?
Auch Walser und Goethe sind zur Unterhaltung des Lesers gedacht. Lieber Himmel.
@Johannes
Die bildungsmäßige Überbewertung des Lesens stammt noch aus den Zeiten, als Bücher die einzige Möglichkeit waren an neue Gedanken und Informationen zu bekommen und sein sprachliches Geschick zu üben. Ist noch gar nicht so lange her, vielleicht 30, 40 Jahre.
Das Lesen (egal ob Romane oder Sachbücher) hilft Kindern und Jugendlichen sprachlich gewandter und sicherer zu werden. Mündlich und schriftlich. (Anekdotisches Beispiel: Meine – leichte – Rechtschreibschwäche hat sich durch exzessives Lesen besiegen lassen. Irgendwann erinnert man sich einfach, wie das Wort aussieht.)
Heutzutage kann das benötigte Sprach- und Ausdrucksvermögen aber genausogut über anderen Medienkonsum eingeübt werden. Die gesellschaftlichen Auffassungen hinken halt wie immer der gesellschaftlichen Entwicklung hinterher.
@haben fertig: Das hat der Buchhändler nicht behauptet, siehe verlinkter Artikel. Darin ging es eigentlich überhaupt nicht um Mädchen, sondern vor allem darum, wie man Jungen in den Buchladen bekommt (und ihn dort hält).
Daher auch meine Ratlosigkeit bezüglich der Überschrift, siehe erster Post von mir. Vielleicht kann mir das immer noch jemand beantworten?
und @maedchenmannschaft: Euer Blog hat durchaus ein schickes Design. Was ich allerdings noch grandios fände, wäre eine Vorschau des dargestellten Textes. Vllt ist das ja irgendwann im Zeitplan drin.
(off-topic)
@ tom: Was meinst du mit „Vorschau“? In 99 Prozent der Fälle kann man doch das komplette Posting schon auf der Startseite lesen.
(Ende off-topic)
‚Tschuldigung, Text vergessen. Ich meinte eine Vorschau des eigenen Kommentars, damit man z.B. bei ahref die Klammern nicht falsch setzt. Ist sicher Spielerei, aber bei Spreeblick und Stefan Niggemeier gefällt es mir immer wieder sehr gut.
Dass (Martin) Walser zur Unterhaltung seines Publikums schreibt, ist eine Aussage, deren Wahrheitsgehalt weniger offensichtlich ist, als die Person, die diese Aussage gemacht hat, allem Anschein nach glaubt.
Mist. Muss mehr Hemingway lesen. Sätze sind zu lang und kompliziert.
Off Topic, aber passend:
erst denken, dann tippen
;)
Hab ihn nicht gelesen. Das war eine grobe Verallgemeinerung, ausgehend von der Auffassung, alle Prosa diene in erster Linie der Unterhaltung.
Gehört er denn eher zur Erbauungsliteratur? Oder zur Propagandaliteratur?
Keine Ahnung. Ich habe ihn auch nicht gelesen. Ebensowenig wie Hemingway.
Ich verstehe die Polemik nicht. Ein Buchhändler erschließt mit viel Einfühlungsvermögen und Engagement die Zielgruppe (insbesondere „Bildungsferne“) Jungen – Wohl kaum zu ihrem Nachteil. Dabei holt er die Jungs dort ab wo sie stehen, und zeigt ihnen einen Pfad sich diese Welt zu erschließen. Das ist viel mehr als ein paar Fantasy-Romane ins Regal zu stellen. Wenn das keine Polemik sein soll, dann verstehe ich den Titel und das „*tada*“ dazu auch nicht.
@neeva: Lesekompetenz und der Soziolekt „elaborierter Code“ ist nun mal in unserer Gesellschaft eine elementare und Statusentscheidende Kulturtechnik, und der Buchhändler meint zweifelsohne Schwierigkeitsgrade – die es für ihn ausdrücklich auch innerhalb des Genres Fantasy und Science-Fiction gibt.
also für mich sind beispielsweise fantasy-romane per se „schwieriger“ zu lesen als zum beispiel hemingway oder camus.
bisher haben mich fantasy-romane einfach spätestens nach einer halben seite gelangweilt.
darauf bin ich nicht stolz, sondern kann einfach mit den kategorien „anspruch“ und „schwierig“ in bezug auf literatur nicht soviel anfangen.
Das hat doch dieser Buchhändler nicht erfunden. Erinnert sich jemand an Harry Potter? Autorin Joanne Rowling musste sich einen zweiten Namen zulegen und unter J. K. Rowing veröffentlichen, denn das klingt wie „Jake“, männlicher Vorname, so würde man kleine Jungs überlisten, die sich sonst vielleicht nicht das Buch, das von ih! einer Frau geschrieben wurde, in die Hand nehmen würden. Als kleines Kind will man sich nun Mal abgrenzen. Und auch heute liest mein Freund Neal Stephenson aber nicht Jane Austen.
Bei japanischen Comics gibt es in der Unterhaltungsecke gezielt als Genre konstruierte Jungen- und Mädchencomics, in den USA versucht Marvel zum Beispiel mit der „Spiderman loves Mary-Jane“ Reihe mehr weibliche Leserschaft zu gewinnen. Und dieser Buchhändler will eben mehr männliche Leserschaft mit Fantasy anziehen. Es steht ja nirgends, dass er die gleichen Bücher nicht auch in einem Mädchen-Regal stehen hat!
„Damit wird nur Mädchen signalisiert “dies ist nichts für Dich”, selbst wenn die Bücher auch von Autorinnen geschrieben werden. Auch andersrum funktioniert das nicht.“
Jungen wird mitunter Angst und Bange, wenn sie sich die Bücher- und Zeitschriftenregale z.B. in Kleinstadtsortimenten der Buch- und Zeitschriftenhändler anschauen.
Dort nämlich oft ist so ziemlich alles auf „Mädchen“-Literatur ausgelegt, schön in rosa gehalten. Ein Titel lautet z.B. „(XYZ)-Girls – Jungsfreie Zone“. Was soll das, „Jungsfreie Zone“? Da werden sogleich die Sexistinnen der kommenden Generationen herangezüchtet.
Vor so einem Regal würe ich als Junge wahrscheinlich auch kapitulieren und denken, dass „Lesen“ wohl nichts für Jungs ist.
Da geht den meisten erwachsenen Männern angesichts der Lawinen an Frauenzeitschriften und -büchern in durchschnittlich sortierten Handlungen mitunter nicht anders.
Und, doch: Um Lesen für Jungs attraktiv zu machen, bedarf es ein extra Jungenregal, so wie es für Mädchen in vielen Bereichen „Extras“ gibt, die den Jungs vorenthalten bleiben.
Auch den Jungs sollte ruhig signalisiert werden: „Hier, das ist mal was nur für Euch, freut Euch drüber!“
So what?
„Der Buchhändler ist einfach ein Vollpfosten.“
Nach der Argumentation sind alle Menschen, die Angebote ausschließlich für ein Geschlecht bereit stellen, ebenfalls „Vollpfosten“, oder?
Ah, habs gefunden …
http://www.girlfriends-mag.de
@The Reader: Auch für Dich gilt die Netiquette. Außerdem erstmal schlau machen, bevor hier irgendwelche Thesen in den Raum geworfen werden. Dass die meisten Zeitschriften für Mädchen mehr oder weniger Mist sind, ist hier schon besprochen worden.
http://maedchenmannschaft.net/junge-madchen-in-den-medien/
Hmm. Von Strohmann-Argumenten steht nichts in der Nettiquette, es ist also durchaus erlaubt ein Engagement für leseschwache Jungs als ein gegen Mädchen gerichteten Akt zu verkürzen.
@hasimausi:
Scheinbar.
@hasimausi: Der betreffende Kommentar wurde gelöscht.
Nach der Argumentation sind alle Menschen, die Angebote ausschließlich für ein Geschlecht bereit stellen, ebenfalls “Vollpfosten”, oder?
Ja. das kann man pauschal sicher so sehen. Vermutlich hast du gleich fünf Gegenbeispiele parat, die mir spontan nicht einfallen, aber eine per se asexuelle Buchhandlung gehört sicher nicht dazu.
Der erste Absatz ist ein Zitat von The Reader – hab vergessen ihn als solchen zu markieren.
@ haben fertig: In meinem Kickboxverein gibt es ganz normales Training, bei dem alle ab einem gewissen Level mitmachen können. Und dann gibt es ein extra Frauentraining, für die „Mädchen“, denen das normale Training zu hart ist, nur ein Bisschen Fitness machen oder die nicht mit Männern trainieren wollen. Einige davon kommen dann irgendwann auch zu normalen Kursen, weil ihnen der Frauenkurs zu anspruchslos wird. Wir führen quasi, ganz analog wie der Buchhändler das mit den leseschwachen Jungs tut, (teils komplett unsportliche) Mädchen sanft von Nichtstun zu körperlich anspruchsvollem Kampfsport. Sind wir deswegen Vollpfosten? Oder ist es okay, solange es nur andersherum ist?
Im Kickboxkurs, in dem ich war, waren auch einige Jungs, denen es sichtlich unangenehm war, dass es gleich zur Sache ging. Die haben dass dann nicht durchgehalten. Statt eines extra Frauentrainings wäre ein „Kickboxfitnesskurs“ oder „Technikkurs“, in dem noch nicht gekämpft wird, sinnvoller und nicht-sexistisch. Es gibt tatsächlich auch einige Studios, die genau das machen.
Nicht ok ist, dass das Bildungssystem nicht leistet, was dem Buchhändler offenbar gelingt. Wenn sich schon darüber aufgeregt wird, wenn in einem Vergleichstest Piratenopas Seifenblasen aus Kanonen abfeuern(*), dann wird eine Strategie wie die des Buchhändlers (die man ja gar nicht einmal als Jungenangebot deklarieren muss) erst recht nicht möglich sein. („Cooles Buch – Dort wird ausreichend gemeuchelt“ ist so eine Aussage von einer real existierenden LehrerIn zu erwarten?)
Wenn Jungen nicht vom Elternhaus gefördert werden, dann haben sie wenig Chancen das Doppelspiel zwischen der in der Schule vermittelten Scheinheilewelt und den tatsächlichen, meist subtilen, Erwartungen ihrer Umwelt an „Junge sein“ mitzuspielen, sie suchen dann woanders „Inputs“.
*) http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/0,1518,624531,00.html
Das man Literatur auch noch genderisieren kann, hätte ich eigentlich nicht für möglich gehalten. Ich lese sehr viel- wie eigentlich alle, v. a. aber der weibliche Teil in meiner Familie. Und schlussendlich den Bogen von Science Fiction zu Kickboxen zu spannen- ist doch immer wieder bemerkenswert, wohin ein Thread führt.
Wenn ich so unser Leseverhalten beobachte- sehr viel AkademikerInnen- dann lässt sich grundsätzlich eines festhalten: Es wird jeweils anders gelesen- der weibliche Teil liest Romane, in deren Zentrum der Mensch in all seinen Verwicklungen steht, und der männliche Teil Romane, in denen die Rahmenbedingungen (zumeist politischer oder wirtschaftlicher Natur) einen wesentlichen Teil der Handlung ausmachen.
T. C. Boyle gefällt beiden Teilen. Bukowski wiederum nur den Männern. Den erw. Stanislav Lem habe nur ich gelesen. Camus die Männer. Die Frauen dafür Ingeborg Bachmann. Doris Dörrie gefiel mir realtiv gut, Cechov gefällt wiederum beiden, v. a. aber den Frauen, etc.
Zum Thema Bildung äussere ich mich lieber nicht- da habe ich nämlich eher keine Ahnung.
Bei Politik steht der Mensch nicht mit all seinen Verwicklungen im Mittelpunkt? Und bei Wirtschaft?
„(…) provided that nothing like useful knowledge could be gained from them, provided they were all story and no reflection, she had never any objection to books at all.“
…rein zwischenmenschliche Verwicklungen, nicht explizit von aussen getriebene, also beispielsweise schwierige Kindheit, Tod eines Geschwisterteiles…
Houellebecq gefällt wohl eher Männern und Doris Lessing eher Frauen.
Doch die Buddebroocks würden wahrscheinlich beiden gefallen.
So habe ich das gemeint.
SoE: So einen Kurs gibt es auch. Und trotzdem scheinen sich viele Frauen in einem reinen Frauenkurs wohler zu fühlen.
Marcel: Ich sehe das genauso. Um wieder in die SciFi zurückzukommen: Fast alle Männer, die ich kenne, lesen gerne Neal Sephenson, weil er diese, laut ihrer Aussage, tollen Welten erschafft. Ich (leider kann ich nur von mir selbst sprechen, so viele Frauen kenne ich durch meine Lebensumstände gar nicht) finde seine Bücher schrecklich, weil da keinerlei Charakterentwicklung stattfindet. Dafür liebe ich aber die späteren Werke der Brüder Strugatzki, die sich hauptsächlich der Herausbildung eines Menschenbildes widmen, die wiederum bei den Jungs eher nicht ankommen. Cory Doctorow mögen beide.
@Killerkitty: Das kommt drauf an. Wurden verweichtlichte Jungs aus dem elitären Women-only-Kurs rausgeekelt, weil Jungs per definitionem ja harte Schweine zu haben sein und da nicht das geringste verloren haben? Ja? Vollpfosten.
Oder war es eher so, wie SoE es beschrieben hat, sprich eine „Einsteigervariante“ für beide Geschlechter? Keine Vollpfosten. Es sei denn, es wurde trotzdem „Frauenkurs“ genannt – das fände ich diskriminierend beiden Geschlechtern gegenüber.
@Killerkitty: Ah, hab jetzt erst deinen zweiten Beitrag gesehen. Jetzt könnte man über die Sinnhaftigkeit bzw. Gerechtigkeit streiten, dass es quasi 1,5 Kurse für „Frauen-Ansprüche“ gibt und nur 0,5 Kurse für Männer, die vielleicht auch erstmal locker anfangen wollen. Bist du etwa auch eine dieser Feministinnen, die „Gleichberechtigung“ mit „Privilegierung“ verwechselt?
@killerkitty: Genau so habe ich es eigentlich gemeint: Das „Innere“ ist für weibliche Leser interessanter, das „Äussere“ wiederum für Männer.
@ haben fertig: Gar nicht, ich störe mich nur daran, wenn man andere Menschen ohne für mich ersichtlichen Grund als Vollpfosten bezeichnet, gerade weil mir der Buchhändler sympathisch scheint und ich glaube, dass er eine gute Sache macht.
@Killerkitty: Okay, da liegt wohl der Unterschied zwischen uns. Leute, die 12jährigen „Da wird ausreichend gemeuchelt, das ist etwas für dich“ erzählen, finde ich nicht sympathisch. Und Buchhändler, denen außer einer effektheischenden Fantasyecke keine Literatur „für Jungen“ einfällt, machen meiner Ansicht auch keine gute Sache.