Seit einem Jahr sind in Indien „sexuelle Akte wider die Natur” (§377) nicht mehr unter Strafe gestellt. In der Presse wurde dies vor allem als Homosexualität nicht länger unter Strafe gefeiert – dabei ist die Entscheidung leider noch gar nicht endgültig. Vor dem indischen Supreme Court war gleich Einspruch eingelegt worden, über den bis heute nicht entschieden ist.
Oft übersehen wird auch, dass der Paragraf noch aus der britischen Kolonialzeit stammt, wie Indien Aktuell berichtet. Da queere Lebensweisen an sich nicht verboten wurden, gab es einerseits Freiräume, andererseits wurden über den Paragrafen 377 viele marginalisierte Gruppen (Transgender, Sexarbeiter_innen …) noch weiter verfolgt und bedroht.
Und nun? Balaji Ravichandran warnt im Guardian vor überzogenen Hoffnungen:
Since decriminalisation, the political parties have been abnormally quiet about the issue. The religiously inclined politicians obviously think it the end of humanity. But, the rest, even when pressed, don’t want to get involved. It is, truly, political suicide.
Die politischen Parteien sind unnormal leise gewesen seit der Dekriminalisierung. Religiös eingestellte Politiker_innen denken offensichtlich, es sei das Ende der Menschheit. Aber der Rest will nicht involviert werden, selbst wenn sie unter Druck gesetzt werden. Es ist wahrhaft politischer Selbstmord.
Auch in den Medien habe sich wenig getan, schlimmer noch, das Wort „gay” werde inzwischen sogar zensiert wie sonst nur Schimpfwörter. Deutlich progressiver sind da die indischen Einwanderer_innen in den USA. Mit gleichgeschlechtlichen Ehen und Paaren kämen sie immer besser zurecht, Unverheiratete und Kinderlose haben es dagegen weiter schwer berichtet npr.