In der aktuellen Zeit schreibt die Kommunikationswissenschaftlerin Miriam Meckel darüber, dass Hillary Clinton im Wahlkampf die Chance verpasst, sich auf ihre Rolle als Frau zu besinnen. Denn Hillary Clinton hätte jede Form von Weiblichkeit von Anfang an versucht zu verstecken. Sie inszenierte sich lieber als Politprofi als als Alternative zum bisherigen Macho-Bush-Führungsstil. Erst in New Hampshire, als ihr während einer Wahlkampfveranstaltung die Tränen kamen, haben die Menschen Hillary Clinton als eine ihresgleichen kennenlernen können. Trotzdem schlg ihr auch dann wieder Kritik entgegen, vor allem auch von Frauen. Denn, wie Meckel scharfsinnig beobachtet:
„Frauen, die Frauen unterstützen, weil sie Frauen sind, das ist zuweilen normativ-feministische Fiktion. Frauen stellen komplizierte Anforderungen an ihre Geschlechtsgenossinnen. Sie wollen keine politische Hardcore-Imitation mit Busen, aber auch kein Weichei. Sie wollen keine Repräsentantin des politischen Establishments, aber verlangen politisches Profil. Es reicht nicht, dass eine Frau die höchste und härteste aller Glasdecken durchstoßen will. Sie muss auch bei den Haltungsnoten vorne liegen.“
Und sie kommt zu dem Schluss:
„Mit ihrer besonderen Mischung könnte Clinton versöhnen, was in der Politik zunehmend auseinanderfällt: politisches Programm und Persönlichkeit. Damit könnte sie für die Frauen in der Politik Terrain zurückerobern, das ihnen verloren gegangen ist. Über Jahrzehnte hinweg glaubten Frauen, als Einzelkämpferinnen im politischen Nahkampf Emotion und Persönlichkeit verdrängen zu müssen, um härter als die Männer und unangreifbarer als der Konkurrent zu sein. So trugen sie dazu bei, stereotype Bilder von Politik und Politikern zu zementieren. Eine Frau kann die Klischees aufbrechen, indem sie ihr Frausein zulässt. Es ist Hillary Clintons große Chance.“
Wie soll Hillary Clinton denn nun Frau sein? Beziehungsweise warum wird sie nicht als Frau angenommen? Oder warum meint man, dass sie nicht Frau genug sei?
Ich persönlich kann nicht recht nachvollziehen, was eigentlich gefordert wird und ob das einen Vorteil bringt. Denn eines ist ja wohl klar, die Frau steckt in dem wohl härtesten Wahlkampf um ein politisches Amt der Welt. Das sie sowohl aus Strategie, als auch auf Rücksicht des Wahlkampfes auf die Betonung eines nebulösen „Frauseins“ verzichtet, kann ich nur als stark empfinden. Ihre Tränen in New Hampshire lege ich ihr auch nicht als Ausdruck eines gezielten Frauseins aus (oder dürfen Männer nicht weinen?), sondern als Überdruckreaktion in einem emotional belastenden Moment. Das Männer in solchen Phasen gerade nicht zum Weinen tendieren ist genauso kulturell-sozial geprägt, wie das Frauen diese Momente nicht als Weichheit angelastet werden.
Insgesamt führt sie doch einen herausragenden Wahlkampf weil sie gerade keine Betonung auf ihre Weiblichkeit legt, sondern auf ihre Inhalte. Und darum geht es ja in der Hauptsache.
Im Übrigen schützt diese Strategie auch bei einer Wahlniederlage, weil sie dann nicht wegen ihres „Frauseins“ verloren hat sondern wegen ihrer politischen Inhalte.