Die Unterdrückung der Frauen durch die Taliban war ein Argument, das Deutschland zur Teilnahme an der „Operation Enduring Freedom“ in Afghanistan bewegte. Dass die Befreiung immer noch nicht bei den Frauen angekommen ist, zeigte zuletzt die Diskussion um ein Gesetz, dass den ehelichen Geschlechtsverkehr der Schiiten regeln sollte. (Das Gesetz wurde inzwischen geändert, enthält aber weiterhin strittige Passagen, so der Focus.)
Für gesunde Frauen und sichere Geburten kämpft jeden Tag Pashtoon Azfar, die Vorsitzende der Afghanischen Hebammen Vereinigung. Sie ist außerdem Vorsitzende des Afghanischen Instituts für Gesundheitswissenschaften und Beraterin von JHPIEGO, einer gemeinnützigen Organisation der Johns Hopkins Universität, die sich für kostengünstige und effektive Gesundheitsversorgung einsetzt. Im Porträt in der New York Times wird deutlich, wie schwer die letzten Jahrzehnte dem Land zugesetzt haben:
Ms. Azfar never actually saw a birth until she began studying midwifery at age 16[…] . She finished the rigorous three-year program at the top of her class in 1976. “It was a very well-respected profession in my country,” she said. But decades of war destroyed midwifery and much of health care, she said. Professionals fled the country, and many never went back.
Heute hat Afghanistan die zweit-höchste Sterberate weltweit bei Schwangerschaften und Geburten. Jedes Jahr sterben 26.000 Afghaninnen, weil sie unzureichende oder gar keine medizinische Betreuung bekommen. Nach dem Ende der Talibanherrschaft waren nur noch 537 Hebammen übrig – in einem Land mit 28 Millionen Einwohner_innen. Neben chronischem Personalmangel und unterfinanzierten Krankenhäusern gibt es ein weiteres Problem:
The deeper problems are cultural, rooted in the low status of women and the misperception that deaths in childbirth are inevitable — part of the natural order, women’s lot in life. During her talk in Washington Ms. Azfar quoted Dr. Mahmoud Fathalla, an Egyptian physician and advocate for women’s health: “Women are not dying of diseases we can’t treat. …They are dying because societies have yet to make the decision that their lives are worth saving.”
Seit Jahren arbeitet Azfar sieben Tage die Woche, auch zum Missfallen ihrer Familie, um Hebammen auszubilden und die Wertschätzung der Frauen zu erhöhen. Eine echte Heldin.
Artikel via Feministe.