„Wie ist deine Adresse nochmal, Naekubi?“ Ich hing an der Schulter meiner neuen Kollegin und konnte kaum verbergen, dass ich mich nur mit Mühe auf den Beinen hielt. Es war kurz nach Mitternacht an einem Donnerstagabend auf einer Promotion-Party und mir war schlecht. Sehr schlecht.
Zur Erklärung: Ich arbeite wieder in einem Büro, wieder in einem international tätigen Unternehmen, wieder von Kolleginnen und Kollegen umgeben, die ich noch nicht allzu gut kenne. Entgegen meiner Gewohnheiten war ich an jenem an sich banalen Donnerstagabend auf die Beförderungsfeier gegangen, in einem der halbschicken Clubs von München, wo sich überteuerter Alkohol und übersteuerte Chartmusik mit überdrehten Leuten vermählten und eine bisweilen unerträgliche Mischung eingingen. So etwas halte ich nur angeheitert aus. Also trank ich. Und trank ich. Sei verdammt, Alkohol auf Firmenkosten.
Zum Glück war es nicht allzu kalt an diesem Abend und wir mussten nicht lange auf ein Taxi warten. Die Kollegin hatte ein Taxi hergewinkt und öffnete die Beifahrertür, um mit dem Fahrer zu sprechen. Ich schaffte es noch, halbwegs verständlich meine Straße zu nennen, während sie mich vorsichtig auf den Rücksitz des Wagens bugsierte und die Daten durchgab. „Komm gut nach Hause!“ Die Kollegin schlug die Tür des Fahrzeugs zu, winkte mir noch aufmunternd und ich war auf dem Weg durch die Nacht, nach Hause. 15 Minuten und 15 Euro später lag ich in meinem Bett. Kurz bevor ich in rauschhaften Schlaf verfiel, kam mir ein kurzer Gedanke: Ein geheimer Schwesterncode.
Die Sache ist die: Viele Frauen würden nach wie vor das Label „Feministin“ von sich weisen, wenn man sie danach fragen würde. „Nein, ich rasiere mir die Achseln und ich mag Männer!“ heißt es da immer wieder entrüstet. Das Klischee der achselhaarbewehrten, latzhosentragenden Feministin – es ist nach wie vor lebendig, und zu selten stellt sich die Frage, warum man überhaupt meint, sich von diesen Attributen unbedingt abgrenzen zu müssen. Und auch der Netzfeminismus kriegt praktisch jeden Tag sein Fett weg, nicht nur von Männern. Solidarität zwischen Frauen? Klingt abgehoben, zu theoretisch, zu links. Warum sollte man sich mit jemandem verbünden, nur weil man das selbe Geschlecht hat? Viele Frauen halten solch feministische Proklamationen im Alltag nicht für notwendig. Sich als Feministin identifizieren erst recht nicht.
Gedankenfetzen wirbelten mir durch den Kopf, als ich im Bett lag, was nicht nur auf den Alkohol zurückzuführen war. Kolleginnen und Kollegen hatten im Club immer wieder gefragt, ob alles in Ordnung war. Den Männern sagte ich: Klar, alles bestens. Hauptsache sich nicht angreifbar machen. Ich kannte sie nicht gut, Misstrauen war aus meiner Sicht als Frau deshalb angeraten. Den Frauen sagte ich schließlich: Mir geht es nicht gut. Ich traute mich, meine Verwundbarkeit zu zeigen. Sie verstanden – meine Aussage deuteten sie sofort richtig: Bring mich bitte hier weg. Genau das taten sie: Sie stützten mich, saßen mit mir auf der Couch, gaben mir Wasser. Kurz: Sie kümmerten sich um mich und halfen mir. „Mir ist das auch schon mal passiert – ich weiß, wie das ist,“ sagte die Kollegin, die mir das Glas Wasser besorgt hatte.
Wie das ist – wenn man nicht Herrin der eigenen Sinne ist und somit angreifbar, meinte sie. Die Kolleginnen hielten sich vage und meinten doch dasselbe. Keine von uns sprach es aus, aber es war allen klar, worum es ging: die Bedrohung durch sexualisierte Gewalt. Das Gefühl, hilflos und gefährdet zu sein. Was, wenn tatsächlich etwas passierte? Trauma und die körperlichen Verletzungen wären nicht genug, wenn etwas geschah: Dazu würden sich die Scham und die Schuldgefühle gesellen: „Warum hast du nicht besser aufgepasst? Was hast du getragen?“ Genügend Frauen war das schon zugestoßen. Genügend Frauen haben auf ihre Geschlechtsgenossinnen herabgesehen und sie für das verurteilt, was ihnen passiert ist.
Gleichzeitig – und das war mein Hoffnungsschimmer, bevor ich einschlief – gibt es Frauen, die nicht wegsehen, wenn eine andere Frau Hilfe braucht. Bisher war noch jedes Mal, als ich meine Alkoholtoleranz überschätzt hatte, eine solidarische Frauenhand da. Wie ein ungeschriebener Code gilt eine Art gemeinsames Einverständnis, das besagt: Wir passen aufeinander auf. Als ob ein schwesterliches Band existiert, das uns zusammenhält.
Sicherlich wäre es besser, wenn gerade Frauen sich offen zum Feminismus bekennen würden (wenn sie schon von seinen Errungenschaften profitieren). Es wäre schön, wenn sich alle offen dazu bekennen könnten. Doch bevor es so weit ist, begnüge ich mich mit dem Schwesterncode.
Am nächsten Arbeitstag fragten die Kolleginnen beiläufig in der Küche, wie es mir ging: „Bist du gut nach Haus gekommen?“ Ich antwortete: „Klar, alles bestens“, und meinte es so.
Ich kann nachvollziehen, dass Kontrollverlust bedrohlich wirkt – aber in einer solchen Situation nur Frauen als vertrauenswürdig einzustufen, stellt für mein Verständnis Männer unter einen Generalverdacht. Ich war weiß Gott schon oft besoffen in Clubs und auf Partys, bin nach dem Kotzen auf der Toilette eingeschlafen, hab auch schon mehr unter dem Tisch gehangen als daran gesessen – trotzdem habe ich mich nie als gefährdet betrachtet. Sicher: Nur weil mir nie etwas passiert ist und weil ich nie Angst vor sexueller Gewalt hatte, heißt das nicht, dass das kein reelles Risiko ist. Aber wenn ich mich um eine betrunkene Frau kümmere und die mir im Nachhinein zuschreiben würde, ich hätte unausgesprochen auch die Bedrohung der sexuellen Gewalt gewusst, wäre ich damit mega uneinverstanden. Wenn ich mich um eine betrunkene Frau kümmere, dann nicht, weil ich sie vor Männern schützen will, sondern weil ich sehe, dass es ihr schlecht geht und sie Wasser braucht und ein Taxi. Und wenn ich ihr sage, dass mir das auch schon passiert sei, dann deshalb, weil ich auch schon Wasser und ein Taxi brauchte.
Ich bin Feministin und ich kann mich mit diesem Text überhaupt nicht identifizieren. Schade, dass gerade ein Text, der sich über die männerhassende Zuschreibung von Feminismus beschwert, auf derart generalisierende Weise Frauen in Verbündete und Männer als potenzielle Gefährder aufteilt.
@ Rosa: ich verstehe deinen Einwand, und sicherlich gibt es eine Mehrheit an Männern*, die niemals sexuell übergriffig werden würden. Ebenso gibt es auch bei sexualisierter Gewalt eine nicht zu unterschätzende Mittäterinnenschaft von Frauen*. Dennoch wird die große Mehrheit der sexualisierten Gewalt von Männern* an Frauen* begangen. Ich würde sogar argumentieren, dass sich die soziale bzw. kultuelle Konstruktion von hegemonialer Männlichkeit unter anderem über diesen Aspekt der potentiellen Täterschaft konstruiert – so wie gegenwärtig in unserem patriarchal geprägten kulturellen System Frau*sein die spezifische Verletzungsoffenheit in Bezug auf sexualisierte Gewalt beinhaltet. Zusätzlich spielen Benachteiligungskategorien wie so genannte Behinderung, race oder Aufenthaltsstatus (um nur einige zu nennen) eine große Rolle.
Von einem geheimen Schwesterncode würde ich – im Gegensatz zu Naekubi – dennoch nicht sprechen wollen. Zu viele Frauen* ists stulle, wenns dir scheiße geht. Klar gibt es einige Kolleginnen*, Freundinnen* oder einfach Unbekannte, die dir helfen, ob das aber unbedingt immer eine substanzielle Anzahl ist, wage ich einfach mal zu bezweifeln. Und ich weiß auch nicht, ob sich die meisten Frauen* die latente Gefahr eines sexualisierten Übergriffs so vor Augen führen. Mein Einruck ist, dass viele diese reale Gefahr lieber verdrängen. Es kommt natürlich auch stark drauf an, in welchen sozialen Zusammenhängen man feiert. Schön auf jeden Fall dass in dieser speziellen Situation Naekubi so tolle Unterstützung bekommen hat.
Die „Generalverdachts“-Nummer. Sorry, aber jedesmal, wenn ich sowas lese, beschleicht mich das Gefühl, dass dies ein im gut gemeinten Ton verpackter Versuch ist, Frauen zu silencen, um von der Verantwortung von Männern abzulenken. Warum dieser Vorwurf? Welche Strategie soll man denn bitteschön sonst fahren, wenn sexualisierte Gewalt nunmal in der Mehrheit (in der großen Mehrheit!) von Männern begangen wird. Im Zweifelsfall offenbahre ich meine Angreifbarkeit dann eben lieber gar keinem Mann in so einer Situation. Warum muss sich ein Mann, dem ich mein Vertrauen nicht schenken möchte, deshalb an den Pranger gestellt fühlen? Wer sich nichts vorzuwerfen hat, kann doch dafür Verständnis aufbringen, dass aufgrund von Sexismus, der ja nunmal immer irgendwie präsent ist, Frauen verunsichert fühlen. Und nein, ich behaupte damit nicht, dass alle Männer böse sind, oder deshalb potentielle Täter sind, weil sie männlich sind, sondern dass sexistische Strukturen der Grund für die Unsicherheit sind.
Ps: als Kommentar an Rosa.
„Keine von uns sprach es aus, aber es war allen klar, worum es ging: die Bedrohung durch sexualisierte Gewalt.“
Mir war’s ehrlich gesagt nicht klar, und es ist auch ganz sicher nicht das erste, woran ich denke, wenn Leute schlapp machen und nach Hause gebracht werden müssen. Sorry…
Puh!
Also. Nein.
Zunächst wird für meinen Geschmack im eigentlichen Text viel zu sehr die Mär von der sich nicht angemessen verhaltenden Frau reproduziert, die die (erhöhte) Gefahr einer Vergewaltigung selbst herbei geführt hat.
Wie oft müssen wir uns von angeblichen Freund_innen, Ärzt_innen oder Polizist_innen anhören, dass wir zu knappe Klamotten anhatten, uns an den falschen Orten bewegt haben – oder eben betrunken waren?
Ja – einerseits ist es natürlich schön, unterstützt zu werden, wenn eine sich unsicher fühlt.
Andererseits mussten viele von uns schon so abartig viel victim-blaming erdulden – was in diesem Text mit keinem Wort thematisiert und problematisiert wird.
Zu den bisher erfolgen Kommentaren:
Ja – auch ich fühle mich häufig bei Frauen besser aufgehoben, und ja – die Mehrzahl der Übergriffe findet von Männern gegenüber Frauen statt.
Aber diese im Text so romantisierte Schwesternsolidarität hat sofort ihre Grenze, sobald es sich um einen Übergriff von einer Cis(!)frau handelt.
Bei den Übergriffen, die ich bisher von Cisfrauen erlebt habe, habe ich _gerade_ aus feministischen Zusammenhängen ungefähr null Support bekommen. Im Gegenteil. Ich musste mir zum Beispiel schon öfter anhören, dass es ja nicht so die feine Art sei, den Kontakt einfach abzubrechen und der anderen Person gar nicht zu sagen, was denn eigentlich los sei.
In ähnlich belagerten Situationen mit Cismännern existierten dann plötzlich Begriffe wie Definitionsmacht und meine Wünsche, wie die Situation zu behandeln sei, wurden vorbehaltlos respektiert.
@rosa, @all
wenn du feministin bist und dich mit einem text überhaupt nicht identifizieren kannst: es gibt viele verschiedene arten, feministisch zu sein, und sich zu beschweren, dass eine person nicht genau gleich denkt wie mensch selbst, wirkt meiner meinung nach ent-solidarisierend und kontra-produktiv („produktiv“ in diesem fall=wirkungsvoll gegen gewaltvolle verhältnisse).
dann fange ich mal an, zum thema „generalverdacht“ was zu sagen:
es gibt zwei ebenen, auf der (gewalt)verhältnisse angeschaut werden: die strukturelle ebene und die individuelle ebene:
die strukturelle ebene zeigt, wie gesellschaftliche macht- und gewaltverhältnisse strukturiert sind und was diese bewirken. da gibt es viele studien und untersuchungen. diese zeigen: frauen(TM) werden systematisch unterdrückt und die mittel dazu sind unter anderem (sexualisierte) gewalt, verdrängung ins private(im gegensatz zum öffentlichen) und ausschluss aus entscheidungs-/machtpositionen und vieles andere. das ist die strukturelle ebene, und auf dieser ebene kann durchaus gesagt werden: frauen(TM) die sich in der öffentlichkeit bewegen, werden konstant damit bedroht, sexualisierte gewalt von männern(TM) zu erleben. das ist rape culture. der „generalverdacht“ ist hier also durch die „generalbedrohung“ gerechtfertigt, die konstant im hintergrund da ist.
dann die individuelle ebene: wir kennen z.b. menschen kennen, die als männer(TM) eingeordnet werden, die total fürsorglich / unbedrohlich / respektvoll / .. handeln und frauen(TM), die antifeministisch / gewalttätig / unsolidarisch .. handeln. das kann gut sein, aber das heisst nicht, dass damit die analyse der strukturellen gewalt ungültig oder widerlegt ist.
ein bekanntes beispiel: auf der strukturellen ebene wurde und wird immer wieder bewiesen, dass frauen(TM) für die gleiche arbeit bis zu 1/4 weniger verdienen als männer(TM). das ist also ein systematisches problem, ein problem mit system, ein problem des systems, das angegangen werden muss.
auf der individuellen ebene kennen wir vielleicht eine frau(TM), die einen chefInnenposten hat und nicht weniger verdient als ihr männlicher vorgänger. das heisst aber nicht, dass das systematische problem deswegen ungültig oder widerlegt ist.
was nun damit anfangen?
wir wissen, dass einteilung von menschen in gruppen/kategorien immer mit verlust von individualität und komplexität einhergeht. analysen von strukturellen problemen sind aber wichtig z.b. für feministin_nen, um konkret dagegen aktiv werden zu können oder zu wissen, dass eine entwicklung in die richtige richtung geht.
das individuelle erleben ist genauso wichtig, um mit dem wissen zu handeln, dass nichts nur schwarz/weiss, binär, entweder/oder, mann(TM)/frau(TM), 0-1, … ist. dass alles komplexer ist. dass viele faktoren im spiel sind, dass wir* alle beteiligt sind, dass es keine absolute objektivität gibt.
zu frauen(TM) und männern(TM) kann weiter gesagt werden: frau(TM) und mann(TM) sind die gesellschaftlichen rollen, die menschen zugewiesen bekommen, nicht die gesamtidentität einer person. geschlechterrollen werden sehr unterschiedlich empfunden und sind ein komplexes gebiet. es gibt leute, die sich völlig mit der ihnen zugewiesenen rolle identifizieren; es gibt leute, die sich mit der ihnen zugewiesenen geschlechterrolle identifizieren, aber die eigenschaften/verhaltensweisen, die ihnen damit automatisch unterstellt werden, zurückweisen; es gibt leute, die ihre ihnen zugewiesene rolle ganz oder teilweise ablehnen und es gibt leute, die in keine der rollen hineinpassen, ob sie wollen oder nicht.
das bedeutet, dass mann(TM) und frau(TM) vor allem rollenbilder sind, klischees, muster.
was ich damit sagen will: auch hier gibt es mehrere ebenen: die klischee-ebene, mit all den zugewiesenen eigenschaften, die ebene des individuellen empfindens, und die ebene des individuellen handelns.
für mich persönlich heisst das, dass es keine beleidigung aller männer* ist, wenn männer(TM) als potentielle sexualisierte-gewalt-täter bezeichnet werden, denn das gehört zur männlichkeits(TM)konstruktion dazu, es wird hier das klischee bedient.
nun zu dem anderen, was mich an deinem kommentar stört:
erst mal: es ist wirklich schön für dich, dass du in clubs und auf partys noch nie das gefühl hattest gefährdet zu sein, übergriffe zu erleben. ich habe das gefühl zum glück auch selten, aber: ich arbeite immer an meinem schutz, und ich gehe nicht in clubs, wo ich mich nicht wohl/sicher fühle.
du sagst, dass es „ein reelles risiko“ für eine frau(TM) sei, sexualisierte gewalt zu erleben, aber du behauptest, dass eine unterstützende frau(TM) nicht auf die unausgesprochene bedrohung reagiere, dass die wehrlosigkeit der betrunkenen frau(TM) von männern(TM) ausgenützt würde, um sie zu belästigen.
ich glaube dir das nicht: warum hilfst du einer frau(TM) (nicht einem mann(TM)!), sicher nach hause zu kommen, wenn nicht um sie zu beschützen? ich behaupte, dass du ihr hilfst, weil du weisst, dass eine unausgesprochene allgegenwärtige bedrohung da ist, dass wehrlose frauen(TM) gefährdet sind, sexualisierte gewalt von männern(TM) zu erleben. ich finde, du versuchst hier zu behaupten, dass die strukturelle ebene überhaupt nichts mit dem individuellen erleben zu tun habe. das heisst für mich, dass du versuchst zu behaupten, dass keine „rape culture“ existiere.
das führt wieder zurück zum „generalverdacht“ und meinen weiteren gedanken dazu:
du behauptest (meiner ansicht nach) also, es gebe keine rape culture, die uns* dauernd im hinterkopf haben lässt, dass betrunkene frauen(TM) in der öffentlichkeit potentielle opfer von sexualisierter gewalt von männern(TM) sind – und das nur, damit auch ja keiner deiner freunde, die sich als männer(TM) positionieren, das schlechte gefühl habe muss, in die gruppe der potentieller täter zu gehören?
warum darf das männern* nicht zugemutet werden? wenn sie* sich ernsthaft mit feminismus auseinandersetzen, kapieren sie das doch selber?
und beweisen zum beispiel mit ihren taten, dass das auf sie* eben nicht zutrifft.
ich finde, du verwendest hier den begriff „generalverdacht“(also etwas, was generell ungerecht sei) mit dem effekt, die strukturellen gewaltverhältnisse zu verschleiern und (im logischen schluss) zu behaupten, dass wir*, wenn wir männer(TM) als potentielle täter bezeichnen, männer* diskriminieren würden oder so.
und das ist meiner ansicht nach bullshit, den ich auch schon von antifeministen gelesen habe.
ok, soweit meine gedanken. ich habe versucht, mein unwohlsein mit diesem kommentar greifbar zu machen. ich bin nicht sicher, ob ich mich genau erklären konnte. wir können gerne weiterdiskutieren, und ihr könnt mir gerne sagen, wo ich selber falsch liege oder nicht alles mitbedacht habe.
ich verwende:
mann(TM), frau(TM): gesellschaftlich konstruierte geschlechterrollen
* und _ machen sichtbar, dass identitäten divers sind und es auch identitäten zwischen oder ausserhalb der binären geschlechterkonstruktion gibt.
@Papierschiffpiratin: Was ist denn hiermit? „Genügend Frauen haben auf ihre Geschlechtsgenossinen herabgesehen und sie für das verurteilt, was ihnen passiert ist.“
@Paperschiffpiratin: Die sogenannte Schwesternsolidarität finde ich auch fraglich, allerdings gerade auch in Bezug auf männliche Gewalt. Dass es Übergriffe von Cis-Frauen auf Parties gibt (was ich tatsächlich auch schon erlebt habe), stellt der Text aber meiner Meinung nach dadurch nicht direkt in Frage. Es geht ja darum, wovor man letzendlich mehr Angst hat, wie man in einer Situation (schnell) urteilt, und da macht es für mich schon Sinn, aufgrund der Machtverhältnisse und dem ungleichen Verhältnis was Täterschaft bei sexualler Gewalt angeht, entsprechend zu kategorisieren. Natürlich ist damit nicht jeder Einzelfall abgebildet (und ich sage ganz bewusst Einzelfall, weil der Anteil Männer, die solche Taten begehen nunmal unfassbar viel größer ist), aber es geht hier um persönliches Empfinden und Angst und das subjektive Gefühl von Schutz, und das ist auch bei mir aufgrund der Erfahrungen, die ich gemacht habe, nunmal immernoch gegendert.