Der Glaube, blitzblankhaarfrei sein zu müssen

Spiegel Online unterzieht den Trend zur freigelegten Intimzone einem kritischen Blick und schaut sich vor allem die Jüngeren an, die bereits in dem Glauben pubertieren, die Haare, die ihnen da an verschiedenen Körperstellen sprießen, seien das Unnormalste von der Welt:

Nun beschäftigen sich allerdings schon Kinder und Jugendliche ernsthaft mit dem Thema Intimrasur. Und dass es von den Älteren beileibe nicht alle machen, entgeht ihnen dabei oft. „Die glauben, dass es anders gar nicht mehr geht“, sagt Gudrun Schäfer, Jugendpädagogin bei pro familia in Tübingen.

Schäfer kommt viel herum, sie spricht vor Schulklassen, diskutiert in Jugendzentren und macht Online-Beratung beim Portal Sextra. Ihr Befund: Mit 14 oder 15 Jahren schon gehen die ersten Pubertierenden gegen ihre Härchen vor. „Und die meisten tun es nicht, weil ihnen das gefällt“, sagt die Pädagogin, „sondern weil sie Schamhaare für eklig und unhygienisch halten.“

(…) Eine Studie nach der anderen schürt diesen Glauben – und finanziert sind sie meist von Firmen wie Gillette, Philips und Wilkinson, die mit der Enthaarungsmode gute Geschäfte machen. 61,9 Prozent der Frauen wünschen angeblich, dass sich die Männer auch im Intimbereich rasieren; das fand eine GfK-Studie im Auftrag von Wilkinson heraus. Andersherum scheint es ganz ähnlich zu sein, wie neulich erst gemeldet wurde: „Unrasierte Frauen haben weniger Sex-Chancen.“

Heute gilt es als common sense, es sei der Normalfall, sich untenrum zu rasieren. Doch ist dieser „Normalfall“ nur ein gefühlter. Tatsächlich laufen da draußen nur 18,4 Prozent der Bevölkerung in ihrer Unterhose kahl oder fast kahl herum.

Vulva-Tasche gesehen bei You know what? I dont know either
Vulva-Tasche gesehen bei You know what? I don't know either

Beim kritischen Blick in den Handspiegel entdecken dann Frauen auch immer öfter, dass ihre Vulva nicht einfach nur dieses Ding da unten mit den lustigen Locken dran ist, sondern eine komplexe kleine Architektur mit mehr oder weniger schrumpeligen kleinen und großen Schamlippen, die sie sich aber damals, als sie noch von Haaren bedeckt waren, irgendwie hübscher vorgestellt haben. Deswegen folge immer öfter dem eigentlich sehr lobenswerten Blick auf die weibliche Fortpflanzungsregion kein interessiertes „Aha! So sehe ich also aus“, sondern der Gang zum Schönheitschirurgen, schreibt Spiegel Online.

Nicht nur die machen ganz neue Geschäfte mit der Enthaarung unserer Intimzonen, auch Ladenketten, die zum regelmäßigen Waxing einladen und alle paar Wochen eine neue Filiale eröffnen. Und auch die oben schon erwähnten Rasierzeughersteller verdienen ihre Euros mit der Angst, untenrum unnormal oder irgendwie eklig zu sein – eine Angst, die ja (Überraschung!) genau von denen, die das Geld daran verdienen, geschürt wird.

41 Kommentare zu „Der Glaube, blitzblankhaarfrei sein zu müssen

  1. @ steve: Die ZEIT macht interessanterweise den gleichen Fehler, den auch Spiegel Online beschreibt: In der Unterzeile heißt es fett „Die Schamhaare zu rasieren gehört zum modischen Diktat, dem sich inzwischen eine Mehrheit unterwirft.“ Weiter unten kann man dann lesen, dass sich die Hälfte der Frauen zwischen 18 und 25 Jahren rasiert, dass es bei den gleichaltrigen Männern ein bisschen weniger sind. Aber über 25 sind es eine ganze Menge weniger Menschen. Und das ist bei weitem keine MEHRHEIT. Jedem, der sich nicht rasiert, wird mit der Unterzeile aber suggeriert, dass man einer (kleinen, abnormalen?) Minderheit angehört.

  2. Ist es denn so verwerflich, sich unbehaart einfach schöner, hygienischer und attraktiver zu fühlen? Mir hat nie jemand beigebracht, mich intim zu rasieren, noch habe ich in der Pubertät die Bravo mit Fotos von blanken Intimzonen konsumiert.

    Eines Tages griff ich zum Rasierer und finde mich seit dem glatt geschert einfach schöner.

    Meine ganz persönliche Einschätzung ist, dass heute mit der Eröffnung von Waxing-Ketten mit Enthaarung einfach nur offener umgegangen wird. Bisher gab es ja auch schon den Beruf des Kosmetikers, der sich um Epilation, Laserentfernung usw. gekümmert hat. Oder die sippenhaften Enthaarungs-Events von türkischen Frauen, die sich gegenseitig mit selbstgekochtem Wachs von allen Härchen befreien. So what?

  3. Ist der Zusammenhang von Intimrasur und bescheuerter OP gesichert?

    Ansonsten muss ich sagen, dass ich sowohl Intimrasur als auch Achselhaar-Rasur bei mir angenehm finde und gleichzeitig nichts an einer dort unrasierten Frau auszusetzen habe (getrimmt ist es mir am liebsten). Ich habe aber bei meinen letzten Partnerinnen eher festgestellt, dass sie rasiert sein wollten, nicht das Gefühl hatten, es sein zu müssen.

  4. @eHeldin: Klar, wenn du dich so wohl fühlst, dann is daran ja überhaupt nichts verwerfliches.
    Allerdings sehe ich es durchaus kritisch, wenn sich junge Menschen vor sich selbst ekeln, nur weil ihnen anfangen Haare zu wachsen: Wie im Zeit-Artikel, wo eine 13-jähriger sich nicht mehr ins Schwimmbad traut.

    @Susanne: Mit über 25 ist man/frau doch sowieso uralt und nicht mehr modisch relevant.

  5. @eHeldin: Klar kann jeder machen was er will. Verwerflich ist es, wenn junge Mädchen gehänselt werden, weil sie angeblich eklig sind. Und kritisch ist es, wenn SpOn und die Zeit, vielleicht sogar ohne es zu wollen, diesen gesellschaftlichen Druck durch schlecht gewählte Überschriften/Bildunterschriften noch erhöhen.

  6. @steve: Ich hab mich damals vor mir selbst geekelt als ich das erste Mal meine Menstruation bekommen habe. Und ich bin mir sicher, dass ich mit dieser Erfahrung nicht allein da stehe. Es gab nur damals keine Internetplattformen, aus deren Diskussionsinhalten sich Sorgen um „die Jugend“ gebildet haben.

    Wenn sich ein Teenie-Mädchen mal nicht ins Schwimmbad traut, dann lag es gestern noch am Babyspeck, morgen ist der süße Junge aus der Parallelklasse schuld und heute geht’s eben um Schamhaare.

    Ich glaube nicht daran, dass sich „die Jugend“ tatsächlich außergewöhnlich aktiv mit diesem Thema befasst. Oder gibt’s da auch Studien?

  7. @Helga: Ich wurde auch gehänselt, als ich bis zum 18ten Geburtstag normale Unterhosen unter meinen engen Stretch-Röhrenjeans getragen habe. Dann hab ich mir eben einen String gekauft, ihn als unbequem bewertet und weiter meine Schlüpfer getragen.

    Will sagen: Die Pubertät hält so einige gemeine Erfahrungen bereit und gehörten dazu nicht auch schon immer Schamhaare?

  8. Mal ganz praktisch betrachtet zwingt einem die Sommermode oft dazu sich in der Intimzone zu rasieren. Seien es superkurze Miniröcke, die auch erst unter der Schamhaarzone beginnen oder Bikinihöschen mit viel zu großzügigem Beinausschnitt bzw. durchsichtigen Stoff. Da denke ich haben viele Geschlechtsgenossinnen auch Angst, dass man da diese Schamhäärchen sehen könnte und sie dazu rein psychologisch betrachtet noch nicht den gesellschaftlichen Anforderungen, die an sie gestellt werden, genügen können.
    Dass sie Schamhaare als unhygienisch ansehen, kann ich mir nicht als tatsächlichen Grund vorstellen und vermute daher eher, dass das als stichhaltiger Vorwand benutzt wird, um ihre eigene Unsicherheit zu überspielen.
    Offen bleibt bei mir aber die Frage, ob diese 50% von zwischen 18 und 25 jährigen, die sich in der Intimzone rasieren sich alle alles wegmachen oder auch die gezählt werden, die sich hin und wieder zum für ins Schwimmbad gehen die Bikinizone stuzen.

    Nein, ich verurteile keine Leute, die sich enthaaren, sofern sie sich bewusst und aus eigenen Stücken dazu entschieden haben. Wieso sich kleine Teenies (zu denen ich mit 19 auch noch zählen muss) die komplette Scham wegmachen, ohne sie jemals in ihrem Leben wachsen zu lassen finde ich allerdings bedenklich. Denn zumindest bei mir hat der Prozess, die eigene spriesende Körperbehaarung erst einmal anzuerkennen doch auch zum Erwachsenwerden dazu gehört und die Reife gefördert.

  9. @ Magdalena: Angesichts der Diskussion, die es im letzten Jahr zu Charlotte Roches Buch „Feuchtgebiete“ und allem drum herum gab, zweifle ich eigentlich nicht daran, dass Haare am Körper von eigen/manchen/vielen als eklig angesehen werden. Und caro hat ja oben auch noch mal „Hairy Women“ verlinkt – bei dieser Dokumentation fand ich es auch extrem erschreckend, wie die Freundinnen einer Frau, die sich mal experimentehalber die Beinhaare wachsen lässt, auf ihre Beine starren und „Iiiih!“ rufen.

  10. @eHeldin: Nur weil die Pubertät einige unangenehme Erfahrungen bereit hält, rechtfertigte und rechtfertigt das keine Hänseleien. Und auch wenn wir es als normal betrachten, dass Leute wegen Babyspeck und sich abzeichnender Unterwäsche gehänselt werden, ist es immernoch falsch. Die eine traut sich mit Babyspeck (nur) nicht ins Schwimmbad, die nächste wird magersüchtig, eines bleibt: Über unsere Körper bestimmen nicht wir, sondern die Gesellschaft.

    Ich finde es auch bedenklich, dass wir so vieles an uns eklig finden. Neben z.B. Menstruationsblut finden auch einige Menschen Füße eklig oder das Winkfleisch… Jeder Körper eine einzige Problemzone, das kanns doch nicht sein!

  11. Was ich auch im Spiegel-Artikel sehr erschreckend fand:
    „Die Mädchen traktieren sich mit Scheidenspülungen und stecken für unterwegs Intimreinigungstücher in die Tasche.“
    Hat da jemand dazu Informationen? Bauscht der Spiegel das nur auf oder ist das heutzutage tatsächlich so?

  12. @Helga: Natürlich hast du recht! Es ist sehr bedenklich, dass die Gesellschaft (falsche) Bilder von Schönheits- und Erfolgsidealen vermittelt.
    Aber geht es in der Pubertät nicht um Reifen, Wachsen und Orientieren? Das heißt, alle Ansichten und Prinzipien, die die Eltern ihren Kindern weitergegeben habe, werden nocheinmal neu beleuchtet, kritisch hinterfragt, mit der Gesellschaft abgeglichen, um dann einen eigenen Charakter zu entwickeln.
    Damit will ich sagen, dass es eben an genau den Eltern liegt, ihren Kindern beizubringen, dass sie sich selbstbewusst ins Leben werfen und zu sich und ihrer Meinung stehen müssen. Denn sie entscheiden am Ende selbst, ob sie ihren Körper im Freibad zeigen, sich die Haare grün färben oder enthaaren oder vielleicht Aktivisten irgendeiner Umwelt AG werden.
    Vielleicht liegt es an der mangelnden Aufmerksamkeit und Aufklärung in den Elternhäusern, dass es unter Umständen vermehrt zu Unsicherheiten was den Schamhaar-Look angeht kommt. Wobei ich selbst das bezweifle und am liebsten als Sommerlochthema der Journalisten abtun möchte. Oder kann hier jemand stichhaltig gegenhalten?

    @Steve: Die Töchter oder Auszubildenden in meinem Umfeld kennen weder Intimreinigungstücher noch Scheidenspülungen. Und ich selbst hab sowas auch noch nie besessen.

  13. es ist irgendwie traurig, dass bereits 14jährige mädchen das gefühl haben, sich einer intimrasur unterziehen zu müssen. rein subjektiv würde ich mal behaupten, dass mir persönlich was fehlen würde, wenn ich mich selbst nicht im untenrum bewachsenen zustand kennen würde.
    für uns war es – und das ist weiß gott nicht lange her, mit meinen 19 jahren – damals ein pubertäres zeichen von körperlicher reife, häärchen sprießen zu haben, völlig ohne ekelgefühl. da scheint sich wohl in den letzten jahren die wahrnehmung geändert zu haben. vielleicht wurde ja das ich-werde-eine-frau-ich-habe-schamhaare von einem ich-werde-eine-frau-ich-kann-mich-rasieren ersetzt.
    gleichzeitig will ich eine intimrasur in keiner weise schlechtreden, könnte ich gar nicht, nur sollte man sich aus anderen aspekten dazu entschließen als dem, dass der neue venus-rasierer jetzt noch sanfter und noch teurer ist. oder so ähnlich.

  14. Also ich bin damals ziemlich selbständig zum Rasierer gegriffen, als mir das erste mal richtig Jungsbeine aufgefallen sind, mit all ihren Haaren und mein erster Gedanke „Oh Gott, das sieht ja schrecklich aus, sehe ich etwa auch so aus und merke es nur nicht? Ooooh nein!“ war – ganz ohne Druck von außen. Behaarte Männerbeine finde ich inzwischen allerdings ziemlich sexy :)

  15. Also ich kenne durchaus die Diskussion darum dass Schamhaare doch „unhygienisch“ seien (Ich bin 24), man würde mehr schwitzen, es würde sich schneller Geruch entwickeln, etc. etc.
    In der Pubertät hatte ich einige Grundsatzdiskussionen mit meiner (bisschen Hippie-) Mam, die mir immer wieder einbläuen musste dass Haare am Körper normal sind, zum Wachstum gehören und ich entgegen der Meinung der anderen Mädchen nicht eklig bin, wenn ich mir nicht jeden Tag die Beine rasiere. Ich habe sehr dunkle Haare, eines Tages habe ich festgestellt dass es selbst im Schwimmbad eigentlich keinen interessiert wenn man vorher mal keine Zeit dafür hatte und etwas „wilder“ aussieht.
    Der Sinn von Intimwaschlotionen, Intimwaschtüchern für zwischendurch und Slipeinlagen mit Duft (!!! Hallooooo?) geht mir vollkommen ab. Meine Frauenärztin sagte mal zu mir: „Slipeinlagen? Sie würden ihre Scheide doch auch nicht mit Frischhaltefolie umwickeln oder?“ ;)
    Ich bin seit einiger Zeit Single und deshalb (wenn ich nicht gerade z.B. kurze Hosen anhabe) meistens ziemlich nachlässig. Letztens saß ich mit hochgekrempelten Hosenbeinen bei einer Freundin und hatte mich (trotz eigentlich langer Hose) kurz vorher rasiert. Sie strich mir über die Beine, blickte mir mütterlich gütig in die Augen und sagte:
    „Ich bin stolz auf dich.“

  16. Semi-Offtopic:
    Hier mal als Gegenbeispiel, um mal zu zeigen, dass nicht alle Frauen ihren Körper als eklig empfinden

    http://www.nfp-forum.de/ -> Schleimbeobachtung

    ich habe jetzt mal in ein paar anderen Foren gelesen, wo wirklich einige Mädels Probleme haben weil sie Haare am Köper (außer am Köpf) richtig eklig finden. Zum Teil ekeln sich welche sogar vor sich selbst, weil sie beim Sex so feucht werden….

  17. Ich kann diese Aufregung um Schambehaarung – wenn man sie mit anderen Stellen des Koepers vergleicht, die behaart sein koennen, nicht verstehen.

    Im meinen persoenlichen Alltag wird es der Welt so ziemlich egal sein, ob ich nun da untern rasiert bin oder nicht – und es bleibt MEINE Entscheidung.

    Bei anderen Koeperstellen ist das jedoch durchaus anders.. grade im Sommer…

    zur Arbeit im Rock aber mit nicht Rasierten Beinen erscheinen? – mein Chef wuerde mich nicht in ein Treffen mit einem Kunden lassen…

    durch die Stadt mit einem Aermelosen t-shirt laufen OHNE die Haare unter den Axeln entfernt zu haben? … das wuerde so der ein oder andere ziemlich eckelig finden…

    Von den Maennern hier hat im Gegensatz keiner die Beine rasiert, die Axelhaare grade mal eine Hand voll.. und auch das Gesicht lassen einige gerne mal etwas schleifen..

    ueber diesen Haarlos-zwang bei Frauen regt sich aber kaum wer auf… warum eigentlich? Warum immer nur diese Intim-Rausur, die wirklich privatsache bleiben kann..

  18. @lena: „durch die Stadt mit einem Aermelosen t-shirt laufen OHNE die Haare unter den Axeln entfernt zu haben? … das wuerde so der ein oder andere ziemlich eckelig finden…“
    Ich stelle mir gerade vor, eine gut gepflegte Frau, die ein wenig geschminkt ist und sonst auch sehr sauber aussieht und definitiv nicht riecht. Dann hebt die Frau einen Arm und man sieht, dass sie dort Haare hat. Warum soll sie denn eklig sein?

  19. @steve ich selber bin da nicht so genau… aber wir hatten hier neulich eine Praktikanntin aus Schweden, die genau auf diese Rasur verzichtet hat… ansonsten war sie durchaus gepfelgt… und hat gute Arbeit verrichtet… aber das einzige, worueber sich an der Kaffeetheke das Maul zerissen wurde, war ihre Axelbehaarung…

    Ausserdem erinner ich mich grade daran, was es fuer ein „Skandal“ war, als Julia Roberts mal vor einigen Jahen unrasiert ihre Axeln praesentiert hat…

  20. @Lena: Oh mein Gott, wie fies.

    Ich habe vor einiger Zeit mal im Fliger den „Sex and the City“-Film gesehen und da wurde ja auch die Rothaarige blöd von der Seite angemacht, weil sie sich nicht rasiert hatte.

    Ja, ich rasiere mir auch Achseln und Beine, aber wenn ich mal nicht dazu komme zum rasieren gehe ich trotzdem mit kurzen Hosen zum Sport… Gott sei dank habe ich bisher noch keine abfälligen Kommentare gehört.

    Eine chinesische Freundin von mir wiederrum findet es total toll, dass Europäer an sich so haarig sind und findet das supererotisch.

  21. für mich (30) stellt sich auch die frage, woher diese öffentlich kommunizierten das-muß-so-sein-vorstellungen kommen. daß sie gewissen industrien nutzen ist klar. aber wer hat den nährboden für so einen gruppendruck geschaffen?

    als vor circa 14 jahren eine freundin mit 16 von ihrem einjährigen austausch mit amerika zurückkam, war sie auf einmal an stellen rasiert oder epiliert, gewachst oder was auch immer, über die wir freundinnen nicht ansatzweise ernsthaft nachgedacht hatten, daß das so sein müßte: achseln, beine, scham. die amerikanischen freundinnen haben sich vor ihren haaren geekelt, daher hat sie die halt entfernt. (ich kenne frauen, die sich sogar die arme wachsen). das ist nun seit einigen jahren auch in deutschland anscheinend öffentlich (und in meinem freundeskreis tatsächlich) gang und gäbe. der einfluss von amerika mit all dem übertriebenen aufgetakel und der aufgeregten oberflächlichkeit hat auch in diesem aspekt deutschland immer mehr erreicht.

    auslöser sind vielleicht auch pornos, die ja mittlerweile auch schon in erschreckend frühem alter konsumiert werden (man kennt sich zwar nicht mit den fruchtbaren tagen der frau aus, weiß nicht über anatomie und bedürfnisse von frauen bescheid oder ähnliches, kennt aber die „anuskette“ aus dem „wie schwul bist du“-test von irgendeiner testseite (selbst erlebt bei der 13-jährigen tochter meines freundes) oder weiß, wie man einen blowjob gibt oder was ein gangbang ist…). die pornos, in denen man nicht-blanke frauen sieht, sind meiner erfahrung bisher nur die fetisch-filme, in denen es genau darum geht: frauen mit „büschen“, die „hairy“ sind- die frau mit haaren im intimbereich als exot, so wie besonders biegsame oder besonders dicke frauen etc.

  22. grundsätzlich halte ich es für einen wunderschönen nebeneffekt, dass man beim griff zu handspiegel und rasierer sich automatisch mit seiner „komplexen kleinen Architektur mit mehr oder weniger schrumpeligen kleinen und großen Schamlippen“ ein bisschen mehr beschäftigen „muss“ oder kann. ich nehme an, dass das bei vielen sogar ein willkommener schritt ist, sich mehr mit seinem eigenen körper und seiner eigenen sexualität zu beschäftigen. klar, das *kann* – aber muss nicht – auch schief gehen.

    die assoziation zwischen intimzone rasieren und schamlippen umoperieren finde ich ungefähr so nahe liegend wie die assoziation zwischen bart rasieren und gesichts-ops bei männern. wahrscheinlich gibt es nur wenige vollbartträger die sich schönheitsoperationen antun, und alle gelifteten promi-männer, die mir einfallen sind glattrasiert (im Gesicht), aber … naja.

  23. Uih, Christina, da sind wir, denke ich, etwas unterschiedlicher Auffassung.
    Ich finde es ziemlich naheliegend, dass 13-jährige Jungs das Thema Analketten unterhaltsamer finden als das Thema „fruchtbare Tage der Frau“. Sie wollen halt wahrscheinlich auch lieber alles mögliche ausprobieren als sich gleich zu vermehren. (Kondome verwenden sie hoffentlich so oder so) Die Bedürfnisse von Frauen können und wollen sie ja meist (trotzdem?) gerne kennenlernen, sobald sie dann mal eine näher kennenlernen.
    Das schließt sich für mich überhaupt nicht aus.
    Ich teile mit Dir die Ansicht, dass die Vorliebe für bestimmte Intimfrisuren durch das geprägt sein kann, was man in Pornos oder allgemein in Filmen zu sehen bekommt. Genauso wie unsere Haarschnitt und Mode-Präferenzen im Allgemeinen auch durch unseren Medienkonsum geprägt werden können. Finde ich generell nicht weiter Besorgnis erregend.

  24. @Christina: „auslöser sind vielleicht auch pornos, die ja mittlerweile auch schon in erschreckend frühem alter konsumiert werden(man kennt sich zwar nicht mit den fruchtbaren tagen der frau aus, weiß nicht über anatomie und bedürfnisse von frauen bescheid oder ähnliches, kennt aber die “anuskette” aus dem “wie schwul bist du”-test von irgendeiner testseite)“

    Ehrlich gesagt kenne ich sehr viele erwachsene Frauen, die keine Ahnung vom weiblichen Zyklus haben.

  25. @judith: ich zitiere mich jetzt mal gerade selber, da ich mich anscheinend nicht verständlich ausgedrückt habe: „kennt aber die “anuskette” aus dem “wie schwul bist du”-test von irgendeiner testseite (selbst erlebt bei der 13-jährigen tochter meines freundes)“
    also: es geht um ein mädchen.

    daß jungs und mädchen kondome benutzen ist (laut dem 16-jährigen sohn meines freundes) auch nicht ernsthaft selbstverständlich. viele denken -wenn überhaupt-nur über das verhüten nach, und wenn das mädchen die pille nimmt, ist ja alles geritzt. mögliche krankheiten werden ignoriert.
    daß porno-konsum (inklusive porno-hiphop) bei unter 16-jährigen nicht besorgniserregend ist, sehe ich anders (aber vielleicht habe ich dich da auch falsch verstanden…)

    @steve: da hast du vollkommen recht und ich finde das auch sehr bedauerlich. den eigenen körper und seinen aufbau, seine bedürfnisse und zyklen sowie auswirkungen auf gefühlswelt und fitness zu kennen finde ich mindestens genau so wichtig, wie sich gedanken über das thema „rasiert oder unrasiert“ etc zu machen!

  26. kürzlich gab es einen beitrag bei frau tv zum thema enthaarung:

    http://www.wdr.de/tv/frautv/sendungsbeitraege/2009/0709/thema_02.jsp

    der trend zur intimrasur bei frauen irritiert mich allgemein – was haftet diesen haaren denn an? bei männern scheinen sie ja nach wie vor erwünscht – egal ob in der nase, aus den ohren oder am popo …abgesehen von einigen meiner schwulen brüder, die sich regelmäßig einer gepflegten vollkörperrasur unterziehen – bei ihrem sexuellen wunschpartner jedoch auf üppige behaarung stehen.

    als lesbe irritiert mich der trend bei frauen besonders, denn bei liebesspielen will ich mich mit einer frau verlustieren und nicht mit einer, deren schoß wie der eines kindes aussieht.

    das thema kann weiter gefächert werden, scheint mir.

  27. also, ich bin 19 und in meinem gleichaltrigen Umkreis ist Enthaarung, auch der Intimzone, allgemein üblich, ich weiß, dass es fast alle machen
    zumindest weiß ich von keinem dass er es nicht macht
    moment- von keiner weiß ich dass SIE es nciht macht
    es ist schon so dass eher von den mädels erwartet wird kahl zu sein, an den beinen sowieso, bei männern fänd man das abnormal, und ich glaube dass es auch im intimbereich so ist dass es bei männern noch toleriert wird („männlich“), aber bei frauen ein no-go ist

    ich find diese momentane entwicklung furchtbar
    wieso kann es nicht akzeptiert werden, dass jede/r rumläuft wie er/sie es will??

    übrigens haben damals in meienr klasse die ersten mädchen mit 12 angefangen sich die beine und achseln zu rasieren, schon in der 7. klasse war das dann gang und gebe und die mädchen die es nciht machten wurden mit abfälligen bemerkungen belegt…

    also mir kommt es meist so vor, als würden frauen sich rasieren, weil der gesellschaftliche druck es vorschreibt, sie sagen zwar sie wollen es, es ist schöner und bla, aber das kommt doch hauptsächlich vom frauenbild einer reinen, glatten, sauberen, mädchenhaften lady…

    ich bin nicht gegen das rasieren an sich, das ist ja eine art der selbstbestimmung über den körper und jeder sollte das dürfen wie es ihm beliebt, doch ich fänd es schöner wenn die leute es wirklich nur tun würden wenn ihnen danach ist, wenn sie abwechslung wollen oder warum auch immer

    aber bisher ist es doch für die meisten, besonders frauen, eine lästige pflicht, etwas, das sie nervt, wo sie aber das gefühl haben es tun zu müssen

    naja, das wars auch ;)

  28. @ Judith und andere: Ich finde den Schritt zwischen Intimrasur und Schönheits-OP nicht so abwegig, wie er hier jetzt zum Teil dargestellt wurde. Nicht unbedingt, diesen Schritt auch zu gehen, aber zumindest nicht gerade begeistert von dem „Gekrumpel“ zu sein.
    Man sieht sich sonst im Spiegel als Frau ja normalerweise von vorne, im Stehen. Und das sieht, finde ich, bei den meisten Frauen unrasiert und rasiert ganz süß aus.
    Der Griff zum Handspiegel, ob nun der Rasur oder nur des Betrachtens wegen, zeigt Dir aber nun Deine Scham nicht nur von vorn, sondern auch von unten oder von hinten durch den Po gesehen. Und das sieht bei einem Großteil der Frauen halt ganz anders aus, als sie es sich vorgestellt haben. Kein hübsch geschwungener Hügel, kein fesch geteiltes „Brötchen“, sondern eben eine komplexe Architektur aus Lippen mit krumpeligen Rändern, etc. Und so sieht Dein Lover (m/f) Dich also? Da muss man erstmal schlucken.

    Der Vergleich mit irgendwelchen allgegenwärtigen Bildchen im Internet ist dabei tatsächlich wenig hilfreich. Hier lernt man (und frau auch), dass das schönste Frauen-Geschlecht das komplett haarlose mit genormten, glatt geschwungenen Schamlippen und gleichförmiger Farbgebung ist. Dass das häufig photogeshoppt ist, entfällt dem Betrachter dann meist.

    Bei Recherchen für mein Buch über Traummänner bin ich im Gespräch mit Männern auch auf das Thema „Frauen ganz intim gesehen“ abgedriftet und habe sie nach Vorlieben gefragt. Der Tenor querbeet passte zu eben diesen Bildchen: „Bitte so haarlos wie möglich und die kleinen Schamlippen sollen auch tatsächlich klein sein und in den großen verborgen. Und bloß nicht dunkel-rot sein.“ Ich habe etwas rumgepampt, denn das ist ein kleines Mädchen, was wir da „nachbauen“, keine Frau!
    Ich finde eine haarlose Scham auch hübscher. Aber mir setzt es dann irgendwie aus, wenn ich das Gefühl habe, es geht in so ein Extrem. Andererseits finde ich Männer mit haarloser Brust *auch* attraktiver – und das sind ja wohl auch dann kleine Jungs … Hm.
    Ach so, und bei den Waxing-Studios sehe ich es ähnlich, wie oben schon angemerkt: Das Thema war vorher nur mehr „unter der Decke“. Du musstest Dich in einem Kosmetikstudio für ein sauteures Geld besser oder schlechter enthaaren lassen. Im Waxing-Studio ist die Chance größer, dass jemand weiß, was er tut und die Optionen stehen auch groß draußen dran – kein verschämtes nachfragen mehr, auch von Männern, über die „Haare am Rücken“ o.ä.

  29. die frage ist doch, ob diese „pflicht“ zur rasur (und eben der immer stäker werdende trend, sich die schamlippen zurechtschneiden zu lassen- welch eine vorstellung) teil einer ganz allgemeinen bewegung ist, die -zumindest mir- immer stärker auffällt: (als frau) nicht natürlich riechen, nicht natürlich schmecken, keine haare haben, nicht ungeschminkt sein, nicht über nicht-leckere sachen reden (menstruation, natürlicher ausfluss etc), nicht rülpsen, keine kraftausdrücke benutzen, keine großen portionen essen, nicht notgeil sein dürfen etc…perfide. vielleicht nehme ich das auch nur stärker als früher wahr, was frauen wir charlotte roche in ihrem buch kritisieren, aber es scheint mir immer krasser zu werden, was für ein zauberwesen man als frau sein sollte…leider kenne ich mehr frauen, die zumindest teilweise sich eben dem kritiklos unterwerfen und mir (!) beispielsweise schon schuldbewußt gestehen „ich hatte leider keine zeit, mir die beine zu rasieren!!!“

    doch auch bei männern stelle ich eine veränderung fest, spätestens seit „metrosexuell“ schick ist- da wird auch rasiert an stellen an denen vorher noch alles sprießen durfte…da werden augenbrauen gezupft und gesichtscreme gekauft…

    mir ist es wichtig, frauen/ freundinnen auch zu sagen: sei wild, sei ehrlich, sei auch mal ungeschminkt, sei auch mal un-lieb, rede über sex und deine bedürfnisse, lass haare sprießen, wenn du bock drauf hast, sag deine meinung, geh bewußt mit deinen entscheidungen um und hinterfrage scheinbar selbstverständliches. (ich bemühe mich natürlich auch selber so zu leben. was äußerlich zur folge hat, daß ich mich mit 20 nach 9 jahren schminken dazu entschieden habe, mich ungeschminkt schön zu finden, mir meine- zugegebenermaßen- blonden haare auf den beinen nicht rasiere und intim alles nur zurechtstutzte. meine ehemalige arbeit in einer schmiede und diverse männercliquen haben ihren teil dazu beigetragen, daß ich gewisse sachen abgelegt habe…)

  30. @christina ich finde deine sichtweise sehr unterstützenswet ;)

    zu NIna: gibt es erwachsene Frauen deren schamlippen hautfarben sind?? hab ich da was verpasst?
    am besten wir trinken auch noch bleichmittel

  31. Ich rasiere mich selbst ab und an im Intimbereich, aus den verschiedensten Gründen – aber nicht, weil ich mich dazu gezwungen fühle, sondern weil ich mich bei manchen Gelegenheiten einfach wohler fühler, wenn ich an bestimmten Stellen rasiert, gezupft, geschminkt usw. bin.
    Das ist aber nunmal längst nicht jeden Tag der Fall.
    Um mal schnell zum Bäcker Brötchen holen zu gehen, muss ich mir weder die Beine rasieren noch mir das Gesicht pudern – wer das in dem Zusammenhang als nötig betrachtet, sollte mal über sein Selbstbild nachdenken.

    Was ich überhaupt nicht nachvollziehen kann, sind die Schönheits-OPs im Schambereich.
    Außer mir selbst und einem Sexualpartner bekommt doch eigentlich kaum jemand mal eben diesen Bereich überhaupt großartig zu Gesicht.

  32. @Christina: Super Statement. .
    „nicht natürlich riechen, nicht natürlich schmecken, keine haare haben, nicht ungeschminkt sein, nicht über nicht-leckere sachen reden (menstruation, natürlicher ausfluss etc), nicht rülpsen, keine kraftausdrücke benutzen, keine großen portionen essen, nicht notgeil sein dürfen etc“

    ..keine dreckigen Witze erzählen…

    Ich kenne in paar Mädels, die keinen Sport machen, weil sie dann ja schwitzen und sie sich dann tatsächlich vor sich selbst wieder ekeln.
    Frau hat immer schön und perfekt zu sein. Der Begriff „Zauberwesen“ trifft es ganz gut.

  33. das thema körperhaare scheint ja aktuell in aller munde zu sein (haha). vorhin bei taff oder so auf pro7 wurde u.a. ein test mit (zunächst) versteckter kamera gemacht, wo einer „attraktiven jungen frau“ blondgelocktes kunsthaar unter die achseln geklebt wurde und sie sich so „provokativ“ zum sonnen in den park gelegt hat.
    anschließend wurden die anwesenden jungen leute befragt, was sie davon hielten. (irritiert über skeptisch bis negativ)
    das thema männer und körperhaare wurde auch noch angeschnitten.
    das fazit laut der sprecherin: bei den herren gilt everything goes, während für „die mädels“ gilt, immer ordentlich zu rasieren, alles anderen wäre „diese saison“ (aha) einfach nicht angesagt.

  34. auch wenn meine these gewagt ist: so wie jetzt der barbie.stil en vogue zu sein scheint, wird auch hairy wieder kommen.
    ich bin 40 und hatte die zeit erlebt, als rasur noch seltenheitswert hatte.
    damals (so mit 20) hatte ich (angesichts haariger übermacht) durchaus spass daran, einmal eine wenig oder gar nicht behaarte frau lieben zu dürfen.
    aber es gab eine vielfalt an reizen.
    dreieck, getrimmt, wildwuchs, verschiedene farben..
    die jetzige gleichmacherei reduziert das genital auf einen optischen nullmeridian. auf ein urmeter der haarlosen norm.
    und ganz rüde formuliert. es sieht bei vielen frauen (vor allem dunkelhaarigen) auch beschissen aus, wenn unter der gürtellinie ein blitzblanke kahler und oft pickeliger körperabschnitt zu sehen ist, der mit erotischem reiz soviel gemein hat, wie ein gerupftes huhn.
    so sieht es leider oft auch aus.
    dabei gäbe es vielerlei möglichkeiten der “freien gestaltung”…
    siehe oben.
    wildwuchs, dreieck, streifen, seitlich ausrasiert, üppig oder kurz, kräuselnd oder kurz getrimmt…..
    und eines noch:
    ich stehe (zumindest in meinem freundeskreis) mit meiner meinung nicht allein da.
    das besondere ist immer etwas anders.
    es ist wie bei weihnachten:
    früher gab es eine gewisse prickelnde vorfreude darauf, wie frau unter der gürtellinie aussieht.
    heute ist es leider fast schon standard, das “übliche” präsentiert zu bekommen.
    glatten einheitsbrei.
    bitte mehr mut zu ecken und kanten, charisma, individualität und persönlichkeitsentfaltung abseits vom modischen diktat.

  35. @Susanne:

    „…und schaut sich vor allem die Jüngeren an, die bereits in dem Glauben pubertieren, die Haare, die ihnen da an verschiedenen Körperstellen sprießen, seien das Unnormalste von der Welt“

    Kannst Du diese Behauptung denn belegen?

    Was ist daran schlimm, wenn sich Leute rasieren? Wo gibt es ein „Diktat“.

    Es gibt doch noch genug Menschen, die mit Schamhaaren oder Achselhaaren herumlaufen.

    Die Menschen entscheiden sich doch frei für oder gegen eine Mode.

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