Deemah Tesare fordert gleichberechtigten Hochschulzugang für Geflüchtete

Deemah Tesare, die in Syrien acht Semester Zahnmedizin studiert hat und seit geraumer Zeit mit vielen Hürden kämpft um ihr Studium in Deutschland weiterverfolgen zu können, fordert gleichberechtigte Hochschulzugangsmöglichkeiten für Geflüchtete. Obschon in den letzten Wochen immer mal wieder in der Presse davon die Rede war, dass Geflüchtete ihr Studium in  Deutschland fortsetzen oder aufnehmen können (und sollen), ist es in der Praxis aufgrund diverser Restriktionen und Ungleichbehandlungen für Geflüchtete fast unmöglich, einen Studienplatz zu erhalten und das im Heimatland begonnen Studium nahtlos weiterzuführen – oder ein Studium zu beginnen. Warum das so ist, erklärt Deemah in einem offenen Brief – mit der Einladung, ihren Aufruf zu verbreiten und sich zwecks Verbesserung der Situation mit ihr zu vernetzen. Sie möchte außerdem ähnliche Geschichten sammeln publik machen um darauf hinzuweisen, wie schwierig die Situation für Studienbewerber_innen mit Geflüchtetenstatus ist. Wir verbreiten ebenfalls gerne ihren Aufruf:

Hallo,

ich bin Deemah (23). Ich bin aus Syrien und lebe seit Januar 2014 mit meiner Familie in Deutschland. In Syrien habe ich acht Semester Zahnmedizin studiert.
Seit meinen ersten Tagen in Deutschland habe ich zunächst bei Multitude Deutsch gelernt. Anfang März 2014 habe ich begonnen Sprachkurse bei den Sprachschulen VIPA, als auch bei der Hartnackschule und der IFS zu besuchen. Mittlerweile habe ich das Sprachniveau C1 erreicht.


Ein großer Wunsch von mir besteht darin, in Deutschland mein Zahnmedizinstudium fortzusetzen. Aus diesem Grund bemühe ich mich derzeit die erforderlichen Sprachkenntnisse zu erwerben bzw. durch den Test DAF4/DSH2 nachzuweisen.
Leider hat es sich als wesentlich schwieriger herausgestellt diesen Test überhaupt zu bestehen. Und auch bei dem Bewerbungs- und Auswahlverfahren für die Uni gab es große Probleme. Als Geflüchtete fallen wir unter die Ausländerquote, die nur fünf Prozent der Studienplätze ausmacht. Darüber hinaus musste ich allein für die Bewerbung über Uni-assist und die Beglaubigungen meiner Unterlagen sehr viel Geld bezahlen (bisher etwa 600€, Tendenz steigend). Trotz guter Noten, mehrfacher Bewerbung, mehrfachen Versuchen den Deutschtest zu bestehen und vielen weiteren Diskriminierungserfahrungen, die ich während des Bewerbungsverfahrens sammeln musste, habe ich keinen Studienplatz erhalten. Jetzt muss ich weitere acht Monate warten, nochmal Geld für die Bewerbungen bezahlen und habe effektiv in den nächsten Monaten nichts zu tun.
Die Zahl der Geflüchteten steigt stetig an und es müssen Lösungen gefunden werden, um Geflüchteten eine Perspektive in Deutschland zu schaffen. Viele der Geflüchteten, die nach Deutschland gekommen sind oder noch kommen haben, wie ich, bereits in ihren Heimatländern studiert. Sie möchten ihr Studium genau wie ich hier fortsetzen. Das derzeitige Bewerbungssystem an den deutschen Universitäten macht es jedoch für die meisten von uns unmöglich das Studium in Deutschland fortzusetzen.

Ich möchte mich dafür einsetzen, dass sich diese Bedingungen ändern.
Wir sind alle junge Menschen, die aus ihren Heimatländern fliehen mussten, da wir aufgrund von Kriegen und zahlreichen anderen guten Gründen dort keine Lebensperspektive mehr haben. Deswegen wollen und brauchen wir eine Perspektive hier in Deutschland.

Deswegen möchte ich mich mit anderen Geflüchteten und allen anderen Personen, die uns unterstützen wollen und können, zusammentun um folgende Forderung umzusetzen:

Wir als Geflüchtete können bzw. dürfen nicht irgendwo außerhalb Deutschlands studieren, deswegen fordere ich, dass wir als Geflüchtete und insbesondere als anerkannte Asylbewerber_innen die gleichen Rechte zum Hochschulzugang erhalten wie Deutsche.

Ich würde mich freuen, wenn Ihr Lust hättet mich zu unterstützen oder wir in irgendeiner Form zusammenarbeiten könnten. Wenn ihr mögt, teilt Eure Geschichten mit mir. Viele von uns haben ähnliches erlebt, und ich möchte gerne Erlebnisse publik machen, die zeigen, wie problematisch sich der Versuch für uns gestaltet, in Deutschland ein Studium (wieder-)aufzunehmen. Ich möchte auch insbesondere Initiativen, Vereine und Institutionen, die sich für mehr Chancengleichheit und den Abbau von Diskriminierung, Restriktionen und benachteiligender Gesetzgebung einsetzen, einladen, meinen Aufruf zu unterstützen und/oder zu verbreiten.

Hier findet Ihr die Facebook-Seite, und Ihr könnt mich gerne per Email kontaktieren:

Email: dimataizari92[at]gmail.com

Mit solidarischen Grüßen, Deemah.

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