Alice Schwarzers Börne-Preis-Rede

Hier hat sich ja schon eine Diskussion um Alice Schwarzers Rede zur Verleihung des Ludwig-Börne-Preises für kritischen Journalismus entsponnen und es wurde nach der kompletten Rede gefragt. Gedruckt erschien diese gestern in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, online gibt es die Rede zum Nachlesen auf Alice Schwarzers Homepage. Hier ein Auszug, in dem sie sich auf die jungen Feministinnen bezieht:

„So erleben wir gerade die weite, medial lancierte Girlie-Welle – Sie erinnern sich an die längst wieder vergessenen Girlies von vor zehn Jahren? – sozusagen eine Post-Girlie-Welle. Deren Protagonistinnen sind allerdings keine Girlies, sondern erwachsene Frauen über dreißig. Sie nennen sich mal „Alpha-Mädchen“ – übrigens wenig originär nach einem vor zwei Jahren erschienenen amerikanischen Buchtitel und einer Spiegel-Story aus dem letzten Jahr – mal nennen sie sich „neue deutsche Mädchen“. Auch nicht ganz neu. Nein, nun doch nicht deutsche Mädel, aber dennoch: So kurz kann das Gedächtnis sein. (…) Diese späten Mädchen und Propagandistinnen eines Wellness-Feminismus sind für „Fair-trade-Puffs“ und finden, die sogenannte „Sexarbeit“ sei ein Job wie jeder andere; ja, sogar ein besonders vergnüglicher und gut bezahlter. Und sie lieben „geile Pornos“. (…) Wie ganz und gar ungeil es den zwangsverschleierten Musliminnen und den meist aus dem Elend oder gar aus dem Frauenhandel rekrutierten Prostituierten und Porno-Darstellerinnen dabei geht – an diesen Gedanken scheinen die Post-Girlies noch keine Sekunde verschwendet zu haben. Sie interessieren sich ausschließlich für ihre ganz persönlichen Belange, sprich: für Karriere und Männer. Es ist neu, dass man sich einer solchen Kaltherzigkeit nicht einmal schämen muss, sondern sie auch noch im Namen des Feminismus zum Programm erheben kann.“

Nachtrag:
Die jungen Feministinnen antworten. Jana Hensel und Elisabeth Raether heute auf sueddeutsche.de, wir am Mittwoch im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung (und auch hier online).

37 Kommentare zu „Alice Schwarzers Börne-Preis-Rede

  1. Also, bei so einer Polemik fällt es schwer, nicht ausfallend zu werden…..

    Ich dachte ja mal Frau Schwarzer, sei für selbstbestimmte Sexualität. Aber warscheinlich nur, wenn es um Blümchensex geht. Außerdem unterstellt sie Frauen, die sich visuell anregen lassen wollen, daß sie nicht für Menschenrechte einstehen und das ihr Horizont ‚Männer und Karriere‘ nicht übersteigt.

    Und nochmal: wer für BILD als Werbeträgerin fungiert macht sich doch lächerlich, wenn er andere Frauen als Wellness-Feministin tituliert. Oder gibt es jetzt den Boulevard-Feminismus? Bzw. hat Frau Schwarzer ein Copyright auf die Wahrheit?

    Über einen Kamm scheren macht das Frisieren vielleicht leichter, aber wer steht schon auf den Einheitsschnitt?

  2. ne..furchtbar.. wellness feminismus??- okay…
    nur weil man pornos auch gut finden kann und nichts gegen FREIWILLIGE PROSTITUTION hat, heißt dass noch lange nicht man unterstützt, wenn frauen zu prostitution bzw, pornos gezwungen wreden.. die schwarzer macht es sich schon sehr einfach.

  3. Wobei, sueddeutsche.de? Die sind in letzter Zeit immer so unnötig auf Krawall gebürstet (wenn sie denn nicht einfach nur irgendeinen amerikanischen Artikel übersetzen, ohne selbst Recherche zu betreiben).

  4. Esther Vilar musste seinerzeit nach Argentinien gehen. Wehe wer sich etwas anderes zu denken getraute als der 68`er Antimänner-Schwarz-Weiß-Feminismus vorgab.

    Irgendwo las ich mal eine Forderung „Freiheit statt Feminismus“ (Quelle leider nicht zur Hand). Genauso scheinen viele junge Frauen heute handeln zu wollen und sich aus dieser Richtung keine Vorgaben machen lassen zu wollen.

    Das ist das angenehme am neuen Feminismus, der das legitime Recht auf freie Lebensgestaltung für sich einfordert.

  5. Habe nochmal auf der Homepage des Hessischen Rundfunks nachgelesen…
    http://www.hr-online.de/website/fernsehen/sendungen/index.jsp?rubrik=3030&key=standard_document_34101162

    und folgendes Zitat gefunden:
    >Alice Schwarzer: „Mir ist sehr schnell klar geworden, dass ich ein Kalkül in der Werbestrategie dieser Bücher bin. Also: Sag was gegen Schwarzer und dann antwortet die und das wird zitiert und Weiberzank! usw. Das ist so durchsichtig und so billig und das habe ich in meinem Leben schon so oft erlebt, dass ich mir doch langsam den Luxus erlauben möchte, die anderen darauf reagieren zu lassen. Und das geschieht ja auch in den Medien.“<

    Das nenn ich mal verquere Denke: die Marketingspezialistin projeziert ihr eigenes kleines Gedankenkonstrukt auf alle, die nicht gleichgeschaltet sind und wirft ihnen dann noch Effekthascherei vor. Hilfe!!!

  6. und ist es nicht eigenartig, dass sie direkt hintereinander die „fair-trade puffs“ erwähnt, dann aber komplett gegensätzlich behauptet, niemand würde sich für die menschenrechtsverletzungen/entwürdigungen etc interessieren?! das würde ich mal als bösartige desinformation bezeichnen, schade.

  7. Zunächst hab ich mich etwas erschrocken, dass dieser Preis letztes Jahr an Herrn Broder vergeben wurde.
    Aber die Rede passt wohl wunderbar in diese Tradition…

  8. Kennt jemand „Mein Name ist Nobody“?

    Ich glaube, der bisher beste Artikel zum Thema feministischer „Generationenkonflikt“, den ich gelesen habe ist der über Simone de Beauvoirs „Das andere Geschlecht“ von Ursula März aus der Zeit vom 3. Januar –

    http://www.zeit.de/2008/02/L-Beauvoir-Maerz?page=all

    Zitat: „Liest man den Brocken heute, fallen bald zwei Dinge auf. Erstens: Die empirische Geschlechterwelt, die hier beschrieben wird, ist einfach nicht mehr unsere. Beauvoirs sachlich-sezierende Polemik gegen die bürgerliche Ehe beispielsweise verpufft in einer Zeit, die nicht mit der gesetzlichen Diskriminierung von Ehefrauen ihre Not hat, sondern mit undiskriminierten Menschen, die sich am Geburtstag selbst zuprosten und im Internet auf Partnersuche gehen. Zweitens: Das zeitlose Weiblichkeitstheorem »Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es«, dieser Kerngedanke des Anderen Geschlechts, er steht bis heute rumorend zur Debatte. Denn dieser Satz spukt durch die Kulissen, wann immer das Frauenthema oder einer seiner Aspekte auf der Bühne erscheint. Während das Problem des Heliozentrismus seit Galilei als erledigt gelten kann und das Problem, ob das Sein das Bewusstsein bestimmt oder umgekehrt, auf der Reservebank Platz genommen hat und die Halbzeitergebnisse der Pränatal- oder der Hirnforschung abwartet, hält uns das Problem, wie wir Mann und Frau sind und werden, wie sich Natur und Kultur, Biologie und Sozialisiertheit im Geschlechterentwurf jeweils durchsetzen, ziemlich auf Trab. Ob wir es merken oder nicht.“

  9. So, jetzt habe ich mir das ganze Ding mal durchgelesen. Ich glaube, sie weiß wirklich so langsam nicht mehr, was sie eigentlich sagen soll, wenn jemand ihre „Antwort“ anzweifelt. Immerhin wird sie von der FAZ vorab gedruckt, und sie macht Werbung für die Bild-Zeitung – jetzt sollte doch wohl jeder verstanden haben, daß ihr Marsch durch die Institutionen vollendet ist.

    Dabei trieft doch aus jedem bösen Wort (S. 10) gegenüber den „girlies“ die Erkenntnis, daß dieser Marsch durch die Institutionen am Ende vor allem dadurch belohnt wurde, nun selbst eine „ältere Dame (mit komischem Hut)“ (S. 8) zu sein, die verklärend auf das Erreichte zurückblicken muß, während die Welt sich weiterdreht, während andere beginnen, die eigene Welt weiter zu drehen.

    Ah, the circle of life. Oops, das klingt doch verdächtig nach „Biologismus“ – ein wenig, wie ihr Zitat zu den von ihr hervorgehobenen emphatischen Fähigkeiten von Frauen, die sie, wie die angeblichen besonderen mathematischen Fähigkeiten von Juden durch Selektion und Vererbung erklärt und eben nicht durch intragenerationelle kulturelle Konstruktion: „Wer *über Generationen* gezwungen wird, sich auf Geldgeschäfte zu beschränken, wird irgendwann besser rechnen können. Und wer verpflichtet wird auf Mütterlichkeit und Liebe wird irgendwann besser mitfühlen können.“ (S. 5) Aha.

    Erinnert sich noch jemand daran, wie sie Gerhard Schröder arrogantes Verhalten gegenüber Frau Merkel in der „Elefantenrunde“ nach der Bundestagswahl 2006 als verzweifelten Versuch wertet, im Wissen um das Ende der eigenen Macht doch an dieser festzuhalten? Genau so klingt diese Rede für mich – arrogant, verletzt und testamentarisch, wozu sonst würde sie im Schlußwort versuchen, sich schon jetzt in der Ahnengallerie der Frauenrechtlerinnen zu verorten (S.11) ?

    Am Ende bleibt die Erkenntnis, daß sie zumindest in einem Punkt Recht hat – niemand kann Alice Schwarzer ablösen (S. 10). Das kann sie nur selbst – und ich habe den Eindruck, sie ist gerade dabei.

  10. Warum macht Alice Schwarzer das? Hat Ihr jemand ans Bein gepinkelt? Sie sollte doch stolz sein, auf das was Sie erreicht hat und die neuen Ideen und Kräfte nutzen. Schließlich sollte es hierbei keinem um persönliche Eitelkeiten gehen sondern um die „Sache“ , die sich in meinen Augen ganz um uns als Menschen! dreht… Ein sehr netter Beitrag von Isabella Allende zum Thema

    http://www.ted.com/talks/view/id/204

  11. Oh man, die Kommentare dort wieder…
    Holt schon mal das Bullshit-Bingo wieder raus, man muss ja das Beste draus machen.

  12. super Antwort! ich finde es sehr gut, dass ihr nach der sehr emotionalen Schwarzer Rede so sachlich geblieben seit… Respekt!

  13. Habe gerade Eure Antwort gelesen – ich finde die Reaktion angemessen und in Anbetracht der ad-hominem Attacken in Frau Schwarzers Rede fast schon zu höflich. Aber ich denke auch, daß sie das hier –

    „Es sind subtile Hindernisse, die sich uns in den Weg stellen, kein großes, böses Patriarchat an sich.“

    – als subtil geworfenen Fedehandschuh verstehen wird (Habt Ihr die Überschrift gewählt? Oder die SZ?).

  14. etwas vermisst habe ich bei der antwort ja ein paar ausführen zu den vorwürfen schwarzers in hinblick auf die von ihr benannten „zwangsverschleierten muslimas“, porno und prostitution. hab ja noch euer buch vor mir, und bin gespannt, was ich da lesen werden.

  15. „Man darf nie beleidigt sein. Nie.“

    (Deutschlands mächtigste Werbefrau Karen Heumann letztens im Spiegel.)

  16. Der Fairtradepuffer
    Ein Pufferstaat: neutraler Staat zwischen zwei rivalisierenden Mächten

  17. Sagt mal, ich überlege die ganze Zeit, an welcher Stelle im Buch ihr euch für freiwillige Prostitution ausgesprochen habt. Das mit dem Fair-Trade taucht in dem einen Interview von Meredith auf, aber da geht es ganz klar um Pornofilme.
    Und ich würde jetzt doch noch einen Unterschied zwischen Pornodreh und Puff machen.
    Vielleicht solltet ihr Frau Schwarzer mal das Kapitel über Pornographie schicken, dann kann sie nachlesen, was ihr eigentlich wirklich geschrieben habt. Irgendjemand hat schon den Begriff böswillige Desinformation fallen lassen.

  18. @Tobias, ich verstehe wirklich warum es sinnvoll sein sollte zurückzupöbeln wenn man angepöbelt wurde. Du suchst ja schon förmlich nach einem „Fedehandschuh“.
    Ich finde es ziemlich cool und selbstbewusst wie die drei reagiert haben, v.a aber finde ich dass es ein wichtiges Zeichen gegen den feministischen Zickenkreig war. Für mich sagt der Artilel“schau wir sind selbstbewusst stehen zu unserer Meinung ohne uns dabei auf dein Niveau zu gegeben“

  19. Louise,

    ich persönlich halte die Aussage ja nicht für problematisch, ganz im Gegenteil – und ich lese das aus dem Artikel, was Du daraus liest. Aber ich kann mir kaum vorstellen, daß Frau Schwarzer das auch so sieht…

  20. der begriff „fair trade puff'“ ist vermutlich ein gestauchter anglizismus bzw. ein mischding gestaucht + anglizismus+ deutscher ausdruck, ich finde nun nicht mehr unbedingt dass man so einen fairtradepufferstaat bestimmen müsste (siehe voriger eintrag), sondern definiere nunmehr in die richtung: der fairtrade-puffer als wärmemauer zwischen kalter und warmer bewegung?

  21. Also ich muss nach dem Lesen der Rede ja vermuten, dass Frau Schwarzer sich mit Eurer Arbeit überhaupt nicht befasst hat, sondern allenfals irgendwelche Schlagworte wie „neue deutsche Mädchen“ oder „Alphamädchen“ ohne Kontext polemisiert.
    Das ist wirklich sehr schade, hatte ich doch Frau Schwarzer bislang für eine gute Journalistin gehalten. Kürzlich sah ich eine zwanzigminütige Aufzeichnung einer Fernsehdebatte mit „King Orgasmus One“ (oder war es ein anderer von denen…? Verzeiht, wenn ich die Typen nicht auseinander halten kann), da hat sie sich unglaublich bewandert/informiert, souverän und deutlich geistreicher gezeigt, indem sie den Pornorapper/produzent mit eigenem Gelaber an die Wand laufen ließ.

    Hier jedoch frage ich mich auch, was hinter ihrer sehr undifferenzierten Rede eigentlich stecken mag.
    Beispiel:
    >>Diese selbsternannten Mädchen sagen Sätze wie: „Alice Schwarzer ist so alt wie meine Mutter“ (Als sei Jugend eine Merite). Oder: „Wenn Alice Schwarzer gegen Ehrenmord oder Beschneidung von Frauen kämpft, hat das mit uns nicht viel zu tun.“ Und: „Mit hysterischem Geschrei à la Schwarzer ‚Der Islam ist der Faschimus des 21. Jahrhunderts’ verweigern Feministinnen ihren muslimischen Geschlechtsgenossinnen letztlich die Solidarität.“ <<

    Was hat das mit euren Veröffentlichungen bzw. Meinungen zu tun?

    Eure Antwort habe ich heute morgen mit großem Interesse in der SZ gelesen. Ich hoffe auf eine Fortsetzung. Nur nicht unterkriegen lassen – und gerne mehr von solchen SZ-Artikeln, z.B. zu Positionen anderer Themen, wie mei schreibt – gerade die Fragen von Pornografie und Prostitution brauchen dringend(!!) mehr differenzierte Journalisten.
    Viel Glück.

    Ach ja, hier ein schöner dokumentarischer Kurzfilm zum Thema Prostitution:
    http://myspacetv.com/index.cfm?fuseaction=vids.individual&videoid=28777934

  22. @ Neeva: Vielleicht sieht Frau Schwarzer keinen Unterschied zwischen Fair-Trade-Pornos und Fair Pay Sex (http://www.fair-paysex.de/)?
    Ansonsten kann ich zu dieser Diskussion nur sagen: Maedels, auch schlechte Publicity ist Publicity und ich koennte mir vorstellen, dass es einige Menschen gibt, die nach Schwarzers Rede sehr neugierig darauf sind, was ihr denn nun wirklich wollt

  23. gibt es nicht irgendwann mal eine gelegenheit wo ihr euch – ob öffentlich oder doch lieber privat – mit Alice Schwarzer zusammensetzen könnt?
    dass sie sich freiwillig „herablässt“ euer buch (oder eure antwort) mal zu
    l e s e n – ich weiß nicht.

    PS: sueddeutsche.de hat anscheinend die angelegenheit zum anlass genommen ein feminismus-spezial zu eröffnen (das violetta simon in ihrer üblichen männer/mars – frauen/venus-plauder-schreibe mit einer rundum-schubladisierung „der“ frauen im allgemeinen eröffnet hat, ojeh)

  24. „Die „Alphamädchen“ Meredith Haaf, Susanne Klingner und Barbara Streidl finden ihren Feminismus genauso wichtig wie den von Alice Schwarzer: „Wenn Feminismus als soziale Bewegung breite Akzeptanz in der Gesellschaft finden will, muss er sich auch um die Probleme der breiten Masse kümmern und ihre Sprache sprechen. Und um herauszufinden, welche Probleme heute viele Menschen beschäftigen, brauchen wir einen öffentlichen feministischen Diskurs.“ (Gut, kann der dann jetzt endlich anfangen?)“

    von Spiegel Online. nur zur Kenntnis (weil ich den Satz in der Klammer wichtig finde)

  25. Die Freiheits- und Demokratiefähigkeit einer Ideologie zeigt sich im Umgang mit Andersdenkenden.

  26. Thomas: „Die Freiheits- und Demokratiefähigkeit einer Ideologie zeigt sich im Umgang mit Andersdenkenden.“

    Oh ja. Und in dieser Hinsicht hat sich der Feminismus Schwarzerscher Prägung (Stichwort Esther Vilar, von Dir glaube ich hier irgendwo erwähnt) nicht mit Ruhm bekleckert.

  27. # louise schreibt:
    May 6th, 2008 um 7:45 pm

    super Antwort! ich finde es sehr gut, dass ihr nach der sehr emotionalen Schwarzer Rede so sachlich geblieben seit… Respekt!

    Schliesse mich an. Bloß nicht gegeneinander ausspielen lassen, die Damen. Den Vorschlag, sich gemeinsam mit Frau Schwarzer an einen Tisch zu setzen, um die ganzen offensichtlichen Missverständnisse auf beiden Seiten mal auszudiskutieren, finde ich ürbigens hervorragend. Dann aber bitte ohne Kameras.

    Wenn Feministinnen verschiendener Generation sich produktiv aneinender abarbeiten und respektvoll und konstruktiv kritisieren, ist das ein Gewinn für die Debatte und bringt den Feminismus und uns alle weiter. Das, was im Moment in den Medien passiert, bringt uns dagegen nicht weiter.

    Vor diesem Hintergrund finde ich es übrigens auch den Ton sehr schade, den Jana Hänsel und Elisabeth Graether gegenüber Alice Schwarzer anschlagen. Bereits in „Neue Deutsche Mädchen“ und auch jetzt wieder in ihrer Replik, die eigentlich auch keine rechte ist. Wenn hier jetzt der Diss-Battle läuft, dann hat Alice Schwarzer ihn nicht begonnen, sie hat lediglich zurück gebitcht. Das macht ihre „Polterrhetorik“ nicht unbedingt besser und professioneller (schliesslich hätte sie sich nicht auf das Neiveau einlassen müssen) aber irgendwie verständlich, finde ich.

  28. Erlaubst Du mir eine Frage zum >>ausspielen<<?

    Wer wogegen gegen wen?

    Gretchenfrage : In welcher Gesellschaft wollen wir leben?

    Die Schwarz-Weiß-Mysandrie mit dem Feindbild „Mann“ war anscheinend nicht überlebensfähig.

    Immer wieder las ich in den Medien den Begriff Geschlechterkrieg. War oder wo ist der? Wann fand der statt? Muß ich da auch noch hin? Gab/Gibt es eine Front? Gab es je ernsthaften männlichen Widerstand oder nur höfliches Zurückweichen und Zugeständnisse von Männern (Hr. Wolf, Berliner Senator, siehe http://www.direktzu.de/wolf/messages/16332).

    Argumentiert so ein „Gegner“?

    Siehe Fr. Astrid von Friesen „Wir haben viel Porzellan zerschlagen“.

    Ich war damals 17 und ging durch die Essener Innenstadt. Da drückte mir eine Frau ein Blatt in die Hand mit einem Bild drauf : Ein Schw… mit dem Begriff „Mann“ darin. Ich wusste nicht was die von mir wollte, aber ob die Frau seinerzeit damit gerechnet hat dass ich mich fast 30 Jahre später daran erinnern werde?

    Ich hatte 2004 ein Schreiben an Fr. Schwarzer gerichtet u.a. mit der Frage Warum bekämpfen Frauen und Männer nicht gemeinsam Gewalt und Unrecht? 2/3 aller Gewaltopfer sind männlich – Opfer meist von Männergewalt.

    Ich habe versucht gegen Unrecht anzutreten und keine klaren Abgrenzungen gefunden. Oft musste ich mich mit Männern darüber auseinandersetzen. Gespräche mit Gleichstellungsbeauftragten oder weibliche Abgeordnete waren offen und angenehm genauso wie mit vermeintlich feministisch orientierten Organisationen wie dem VAMV u.a.

    Also stehe ich allein und frage mich :
    Wo ist die Wahrheit? Wo ist die Realität? Wogegen oder besser wofür soll man kämpfen?

    In welcher Gesellschaft wollen wir leben? Was soll ich meiner Tochter vermitteln? Ich bin kein Feminist. Aber ich engagiere mich nicht mehr für Männerrechte, mein Kind ist eine Frau.

    Schafft diese vor 30 Jahren implementierte Mysandrie aus der Welt – sie ist Unrecht.

  29. >>Wogegen oder besser wofür soll man kämpfen?<<

    Mir ist was Tolles eingefallen :
    Geschlechtergerechtigkeit

    Davon würden doch alle profitieren?

  30. Geschlechtergerechtigkeit?

    Vielleicht mal ein Hörspiel in Deutschlandfunk dazu:
    20.05.2008 · 20:10 Uhr

    Es kam einmal ein Mann zu einer Frau
    Von Semjon Slotnikow
    Ein defensiver liebenswerter Egomane und eine wehrhafte Emanze treffen sich im hilflosen Versuch, die unerträgliche Einsamkeit zu beenden.

    http://www.dradio.de/dlf/programmtipp/hoerspiel/782215/

  31. Von Thomas hören wir eigentlich immer wieder dieselben Parolen: „Schwarz-Weiß-Mysandrie“, „Anti-Männer-Feminismus“ und sonstige Pauschalvorwürfe gegen den Feminismus.

    Daß solche Diffamierungen ganz und gar nicht der Wahrheit entsprechen, ist allen klar, die sich auch nur halbwegs ehrlich und ausführlich mit der Geschichte des Feminismus auseinandergesetzt haben. Es fragt sich also nur, ob diese verzerrten Darstellungen des Feminismus letztlich vorsätzlich sind oder auf Unwissenheit beruhen.

    Ihm ist beizupflichten, daß der Umgang mit Andersdenkenden von großer Bedeutung ist, aber auch der Umgang mit denjenigen, denen wahrheitsfremde antifeministische Parolen nur so aus dem Mund strömen („Andersalswahrheitsgemäßdarstellende“ vielleicht) darf nicht außer Acht gelassen werden.

  32. Die Hinweise sind richtig und sachlich. Vielen Dank dafür.

    Forenbeiträge beinhalten immer die Gefahr dass etwas vollkommen falsch rüberkommt als das was man sagen will. Ich stehe allein heißt in dem Sinne „Ich gehöre keiner Organisation an“ – damit keine Irriationen aufkommen.
    Nicht selten kommt es vor dass Männer die sich mit dem Thema mehr oder weniger kritisch auseinandersetzen als krisenbehaftet, verunsichert oder vereinsamt fehlverstanden werden.

    Ich will jetzt hier nicht mich oder mein glückliches Leben thematisieren.

    Ich erhebe für mich nicht den Anspruch alles zu wissen und habe keine Patentlösungen. Es gibt viele Bücher die ich noch nicht gelesen habe.

    Ich möchte Denk- und Diskussionsanstöße geben, aber auch geben lassen, weil mich das Thema schon sehr lange beschäftigt.

    Wenn man meine Meinungen nicht teilt, bin ich nicht persönlich betroffen. Ich möchte auch gar nicht dass alle Menschen meine Ansichten teilen.

    Die Gesellschaft profitiert und lebt von der kritischen und sachlichen Auseinandersetzung, dazu gehört auch die eigenen Standpunkte kritisch zu hinterfragen. Deswegen diskutiere ich hier gerne darüber und bin auch für Hinweise dankbar – so hatte ich es bei FrauTV verstanden.

    Ist das in Ordnung wenn ich mich hier weiter an der Diskussion beteilige?

  33. Aufgrund der Anmerkungen einiger Diskussionsteilnehmerinnen ist mir aufgefallen dass der Begriff „Feminismus“ nicht selten negativ assoziiert werden kann.

    Väter von Töchtern können in einem Punkt dem Feminismus unendlich dankbar sein :

    Früher hieß es „Guck mal wir haben einen Sohn!“. Als wäre eine Tochter ein Makel.

    Gut dass die Zeiten vorbei sind!

    Ich denke, der „Feminismus“ hat in manchen Ländern dagegen noch einige Herausforderungen zum Thema Menschenrechte zu bestehen.

    Für weitere positive Hinweise zum Feminismus wäre ich dankbar.

Kommentare sind geschlossen.

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