„Kaum einer anderen politisch-sozialen Bewegung verdanken wir so viele positive Veränderungen wie dem Feminismus. Gleichzeitig jedoch haftet diesem Begriff eine negative Konnotation an“, sind die ersten beiden Sätze im Reader „Cooling Out – On the Paradox of Feminism“ und geben den Beiträgen im Buch auch ihr zentrales Thema vor.
In Texten, Gesprächen und Bildern versuchen sich die Autorinnen einem aktuellen Lebensgefühl zu nähern, in dem Emanzipation zwar ein wichtiges Thema ist, allerdings nie als feministische Forderung, sondern als Selbstverständlichkeit hingenommen wird.
„Es ist ein Paradox, dass der Feminismus ein außerordentlich erfolgreiches Konzept erwarf, das sehr viele seiner Anliegen durchsetzen konnte, jedoch in den letzten zwanzig Jahren erstaunlicherweise zum uncoolsten und unsouveränsten gesellschaftlichen Thema mutiert zu sein scheint.“
Das schreibt in ihrem einführenden Text Bettina Steinbrügge, eine der Organisatorinnen der Ausstellungs- und Diskussionsreihe „Cooling Out“. Unter diesem Titel wurden in Cork, Basel und Lüneburg Arbeiten junger Künstlerinnen und Künstler gezeigt und parallel dazu Diskussionsrunden veranstaltet. Sowohl Auszüge aus den Kunstwerken, als auch Teile der Diskussionen sind in diesem Buch neben Essays, u.a. von Sonja Eismann, abgedruckt.
Die Texte, Bilder und Diskussionsprotokolle ergeben zusammen ein sehr großes, buntes und reflektiertes Bild von der feministischen Verfasstheit der jüngeren Generation. Mir gefällt besonders die Arbeit „Polly’s Graduation Night“ von Maura Biava, für die sie die fiktiven biografischen Möglichkeiten einer jungen Frau in einer Art Zeitstrahl zeigt, der sich mehr und mehr aufspaltet: Quasi aus jeder einzelnen Entscheidung kann sich ein ganz anderes, neues Leben ergeben. Und zwar nicht nur aus beruflichen oder privaten Entscheidung – auch aus jeder feministischen oder nicht-feministischen Entscheidung für oder gegen eine bestimmte sozial erwartete Rolle folgt ein selbst- oder fremdbestimmterer Weg für die junge Frau.
Das Buch gibt einen interessanten Einblick in die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema Feminismus und verweist auf viele junge Künstlerinnen, die man ansonsten vielleicht nicht entdeckt hätte.
Erschienen bei JRP Ringier, 272 Seiten, gebunden, 30 Euro. Wir verlosen drei Exemplare. Wer gewinnen möchte, schreibt uns bis zum 20. Oktober eine Mail mit Namen und Anschrift.
Nachtrag 20.10.:
Hier kannst du nachschauen, wer gewonnen hat.