Ein bis heute ungebrochener Mythos, allerdings auch angereichert mit ordentlich Pathos: Die „Retterin Frankreichs“, die auf dem Scheiterhaufen landete und 450 Jahre später vom Vatikan heilig gesprochen wurde, feiert heute ihren 600. Geburtstag – auf die Rezeption ihres Lebens blickend findet man auch ein Allerlei aus Jungfrauenwahn, Nationalmythos und der Faszination für Frömmigkeit. In vielen Texten zum Phänomen wird latent verklärt der Rückblick auf ein sagenumwobenes Leben gewagt:
„Auf Befehl unseres Herrn“ trägt sie bereits Männerkleidung und Waffen und zieht schließlich mit zehntausend Mann gen Orléans, das sie am 7. Mai, im weißen Harnisch, mit einer kleinen Streitaxt bewaffnet und auf einem schwarzen Kampfross sitzend, von den Engländern befreit. Am 17. Juli wird Karl VII. in Reims in der Kathedrale von Notre Dame gekrönt. Die wundersame, unwahrscheinliche und steile Karriere der Jeanne d’Arc hat ihren Höhepunkt erreicht. (Quelle: fembio)
Mit ordentlich Schmalz zwischen den Buchstaben verfasste auch der Historiker Jules Michelet in seiner „Großen Geschichte Frankreichs“ seinen Johanna-Lobgesang: „Der Retter Frankreichs konnte nur eine Frau sein. Frankreich selbst war Frau, es hatte die Wendigkeit und auch die liebenswerte Zartheit, das anrührende Mitgefühl einer Frau ( … ) Jene, die widerständig sind und so bis zum Ende ihr Ziel verfolgen, sie sind die wahrhaft Auserwählten.“
Zwischenzeitlich vergessen, wurde die Erinnerung an Jeanne d’Arc vor allem literarisch unter anderem durch Voltaire und Schiller wieder ins öffentliche Bewusstsein gerufen – im 19. Jahrhundert schließlich wurde Johanna zum französischen Nationalmythos erklärt. Bis heute reißen sich verschiedene Strömungen und Institutionen um erfolgreiche Instrumentalisierungen: Die Kirche schätzte ihre Frömmigkeit, die liberalen Republikaner strichen ihren Mut gegenüber dem Herschaftssystem vor, im Zweiten Weltkrieg war sie die Symbolfigur für den Widerstand gegen die deutsche Besatzung und für die extreme Rechte in Frankreich ist Jeanne d’Arc heute eine Ikone. Interessant bleibt also nicht nur ihr Leben und Wirken, sondern auch die Art und Entfaltung der öffentlichen Bewunderung für Jeanne d’Arc.
Hach ja, die ganzen Mythen – für viele ist sie ja die erste Transgenderperson, denn eine Frau kann ja nie im Leben so mutig etc pp sein.
*seufz*