Heute wurde die Rechtswissenschaftlerin Prof. Dr. Susanne Baer (hier klicken für Lebenslauf und Publikationsliste) zur Richterin am Bundesverfassungsgericht gewählt. Der Wahlausschuss des Deutschen Bundestages folgte damit einem Vorschlag von SPD und Grünen. Baer ist nicht nur Feministin sondern auch die erste unter den Karlsruher Richter_innen, die offen homosexuell lebt. Sie schreibt und forscht unter anderem zu Genderstudien und feministischer Rechtswissenschaft. Baer leitete bis vor Kurzem das Genderkompetenzzentrum und wird ihr neues Amt am 1. Februar 2011 antreten.
Die Financial Times Deutschland kommentiert:
Baer ist zwar nicht die erste Frau auf dem Karlsruher Richterstuhl, die sich für Frauenrechte einsetzt. Doch eine Juristin, die ihre politische Sozialisierung in der autonomen Frauenbewegung erfahren hat, gab es dort noch nie. Sie engagiert sich seit Jahren in Projekten gegen häusliche Gewalt. 1988 schrieb sie als eine ihrer ersten juristischen Veröffentlichungen einen Gesetzentwurf, der es Frauenverbänden ermöglichen sollte, gegen entwürdigende und pornografische Darstellungen von Frauen zu klagen.
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Erfrischend ist auch ihre Selbstironie. „Firmen mit hoher Diversität haben in der Finanzkrise weniger Verluste gemacht“, sagte Baer auf dem Juristentag. Einen kurzen Moment bremste sie sich selbst: „Feminismus gegen die Finanzkrise“ – über den Gedanken musste sie dann doch schmunzeln.
eine klasse sache. wer sich selbst ein bild von ihr machen möchte, sollte sich montags von 10 – 12 uhr in den audimax der hu kuscheln. dort gibt sie eine hochinteressante einführung zur rechtssoziologie.
Nunja, Frau engagiert sich wirklich gegen häusliche Gewalt. Allerdings, soweit mir bekannt ist, ausschließlich gegen von Männern ausgeübte häusliche Gewalt, was mich fragen läßt wie sie diese Einseitigkeit mit ihrem Amt in Einklang bringen wird? Was haben Männer vor Gericht von ihr zu erwarten?
ist dir bewusst, welch großer methodischer unterschied zwischen persönlichem engagement und richterinnenamt besteht? zugleich ist deine aussage eine logische dissonanz. um deinen denkansatz folgerichtig zu entwickeln, stellt sich vielmehr die frage, was frauen vor einem von männern dominierten gerichtssenat zu erwarten haben.
allerdings ist das BVerfG ohnehin keine normengenerierende instanz, sondern eine normenkontrollierende. im hinblick dessen kann es zudem sicher nicht schaden, bei (den wenigen) rechtlichen zweifeln ein möglichst pluralistisches meinungsbild zu ermöglichen.
leider ist diese konservatorisch-bange haltung ein trauriges problem, und das beileibe nicht nur unter männern.
hallo.
ich freue mich sehr für susanne baer!
natürlich ist es schade, dass dann studierende der hu sie nicht mehr erleben dürfen- und gerade leute, die anfangen jura zu studieren werden wohl kaum an qualität vergleichbares in der nächsten zeit erleben, aber es ist ja sehr wichtig, dass auch feministische perspektiven einfluss finden gerade auf hohen posten!!
und bruno, frau baer nimmt alle möglichen perspektiven ein und ihr ist vor allem wichtig , dass menschen nicht auf irgend ein merkmal reduziert werden und das etwas an geschlecht fest gemacht wird.
im grunde ist es doch auch so, dass gender mainstreaming mehwert erzeugen für frauen UND männer. ich schicke dir sonst gerne mal texte von ihr. :)