Zum Tode von Rosemarie F.

rosemarieDie 67 Jahre alte und schwerbehinderte Rosemarie F. wurde am 9. April aus ihrer Wohnung zwangsgeräumt und starb zwei Tage später in der Wärmestube der Kälte Nothilfe. Zuvor wurde gegen diese Zwangsräumung harsch protestiert.

Auch hatte wenige Tage zuvor ein Gericht durch ein fachärtztliches Attest bestätigt, dass der schwerbehinderten und schwer kranken Rosemarie F. eine Wohnungsräumung nicht zuzumuten ist. Die Mietzahlungen für Rosemarie F. wurden nicht bezahlt, da vermutlich beim Amt für Grundsicherung formale Fehler vorlagen. Allerdings geht es hier nicht nur darum, dass aufgrund von Paragraphenkackerei ein Menschenleben aufs Spiel gesetzt wurde. Und es geht eigentlich nicht ums Versagen. Es geht vielmehr um den Erfolg eines ganzen Systems, das mit hoher Wirkkraft diejenigen Personen Gewalt aussetzt, die für die Verwertungsprozesse unserer kapitalistischen Zusammenhänge nicht mehr zu verwenden sind. Und obschon der Eigentümerin des Hauses, in dem Rosemarie F. bis zuletzt lebte, die schriftliche Zusage der Mietübernahme von Aktivist_innen überbracht wurde, kam es zu keinem Gespräch.

Tante Ösistan bringt es sehr gut auf den Punkt:

„Weil in dieser Gesellschaft die Produktion von Gütern und Dienstleistungen nicht der Bedürfnisbefriedigung dient, sondern der Vermehrung von Geld. Das heißt: Bedürfnisse, hinter denen nicht (ausreichend) Geld steht, zählen nichts.
Rosemarie war es aufgrund ihres Alters und ihrer Schwäche nicht mehr möglich, den “normalen” Weg des Gelderwerbs zu beschreiten, der darin besteht, jemandem zu finden, den man reicher machen darf, indem man ihm oder ihr Mehrarbeit abliefert.“

Ich schrieb dazu schon an anderer Stelle:

„Letzte Woche wurde viel über Margaret Thatcher geschimpft, und über den Abbau des Sozialstaats Großbritanniens. Was wir aber nicht vergessen sollten: Dieser Abbau inklusive der einhergehenden Verrohung läuft auch bei uns auf vollen Touren. Wie gesagtauch bei uns.“

Heute um 18 Uhr wird  in Aroser Allee 92 ein Trauermarsch für Rosemarie stattfinden. Berliner_innen sind zahlreich eingeladen, bei diesem Protest ein Zeichen zu setzen.

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