Wissen, wie es geht

Sex – wir alle glauben zu wissen, wie es geht und doch gibt es immer mehr, vor allem junge Menschen, die kaum etwas über die biologischen Vorgänge im Körper wissen und ergo keine Ahnung von Verhütung haben. Vom weiblichen Orgasmus haben auch immer noch viel zu viele Leute keine Ahnung. Nur den G-Punkt, den hat die Schönheitschirurgie für sich entdeckt. Die Vulva-Spots der Woche:

Vom 25. bis 29. Oktober findet in Kiel das 4. Fetisch Film Festival statt. Ich bin zwar nicht so fetisch-filmerfahren, um Empfehlungen abzugeben, aber Filme wie „Profane“ oder „Tenderloin Tramp“ klingen vielversprechend. Ein Star-Aufgebot gibt es auch: Mit „Eine dunkle Begierde“, in dem Keira Knightley und Viggo Mortensen die Hauptrollen mit freudschem Fetisch spielen.

Na, noch auf der Suche nach dem G-Punkt? Dann lasst doch einfach mal den/die Schönscheitschirurg_in ran. Nicht nur schnippeln die ÄrztInnen immer öfter an den Schamlippen rum, nun werden sogar die G-Punkte aufgespritzt. Nennt sich dann ‚G-Shot‘. Darüber und über die gängigen Vulva-OPs für bescheuerte Designer-Vaginas berichtete Anfang September frauTV. Zu sehen ist der Beitrag auch auf der Internetseite der Sendung. Aber wieso sagen die immer ‚da unten‘?!

Erika Lust stellt in ihrem Blog Orgasmus-Coach Nicole Deaaedone vor, die weibliche Orgasmusprobleme für kein biologisches sondern ein kulturelles Problem hält: Zu viel Arbeit, zu viele Diäten, Unruhe und sozialer Druck seien die Umstände, die Frauen ihren Höhepunkt versagen. Jezebel empfiehlt zum Thema die positiven Nebeneffekte beim Yoga und Deadone stellt ihr Orgasmus-Manifest bei TED vor:

Global Voices unterhält sich mit der us-amerikanischen Kulturwissenschaftlerin Katrien Jacobs über ihr jüngstes Buch „People’s Pornography“, in dem sie das D.I.Y. chinesischer Internetpornographie untersucht. Sehr spannend, weil die – überwiegend – jungen Chinesen damit doppelt gegen das Gesetz verstoßen: Sie haben Sex, wie es ihnen gefällt und sie laden ihn auch noch hoch. Weniger erfreulich dagegen ist die weit verbreitete männliche Fantasie, mit minderjährigen Mädchen Sex zu haben, um sich in ihrer männlichen Macht-Position bestätigt zu fühlen.

Die Porno-Recyclerinnen von Hazel Glory kommen bei  jetzt.de zu Wort. Ist nicht ganz neu, SpOn hat auch schon mal drüber berichtet. Warum sich die zwei Schweizerinnen dem 70er Jahre Porno verpflichtet sehen, begründet Sabine Fischer sehr sympathisch:

Die 70er waren auch das sogenannte „Golden Age of Porn“. Es war eben noch die Zeit vor Videos und es gab somit keine Schnellproduktionen. Heute dreht man an einem Nachmittag einen Porno: In einem kargen ekligen Raum mit tonnenweise Make-Up machen zwei Leute Sex und das war’s dann.

Laut einer internationalen Studie mit mehr als 6.000 Jugendlichen aus 26 Ländern wissen junge Menschen immer weniger über Verhütung und die Risiken ungeschützen Verkehrs und trauen sich auch nicht, ihre Eltern danach zu fragen. Reuters zitiert die Studie, nach der allein ein Drittel der befragten ÄgypterInnen annahm, nach dem Sex zu duschen verhindere eine Schwangerschaft…

7 Kommentare zu „Wissen, wie es geht

  1. Kleiner Tippfehler beim Namen der Orgasmus-Coachin

    „Erika Lust stellt in ihrem Blog Orgasmus-Coach Nicole Deadone vor[…]“

    Obwohl der Name ja eigentlich saucool wäre :D

  2. Weibliche Orgasmusprobleme als kulturelles Problem? Aber klar doch! Wenn Vagina und Vulva als „untenrum“ tabuisiert werden, während man „Penis“ unbeachtet durch die Fußgängerzone schreien kann… Wenn das weibliche Bedürfnis nach Sexualität in der öffentlichen Wahrnehmung immer noch als schmutzig oder „schlampig“ abgetan wird- während ein männlicher Sexualstraftäter als „Opfer seiner Triebe“ verteidigt werden kann…die Unterdrückung, Verdrängung und Tabuisierung weiblicher Sexualität ist m.e. der Kern des strukturellen Sexismus.

  3. Herzlichen Dank für diese wunderbare Zusammenstellung.

    Ich bin auf der Suche nach Material zum Thema „feminist porn“. Ich finde die Abschätzigkeit, die gerade aus dem SpOn-Artikel spricht, unangemessen, aber das kann ich erst besser sagen, wenn ich weiter dazu recherchiert habe.

    Das Fetish Film Festival klingt spannend. Und am 15. Oktober findet wieder der Feminist Porn Award in Berlin statt:

    http://www.aviva-berlin.de/aviva/content_Kultur_Kultur%20live.php?id=10504

  4. @Lautsprecherin: WORD!!!

    Außerdem: die meisten wissen- leider- nicht mal den Unterschied zwischen Vagina und Vulva… und auch die ganzen Tipps in den „Frauenzeitschriften“ sind darauf angelegt, dem Mann die Erfüllung zu bringen und nich dem eigenen Körper.

  5. Ich finde Nicole Daedon ist nur eine dieser Esoterikerinnen, die einem mit freundlich-unterstützenden Worten weismachen will, sie hätte DIE EINE Lösung, auf die jede Frau gewartet hat.
    Solche Menschen verstärken nur den Druck auf Frauen, bei denen solche Tipps nichts nützen. Hier wird ein sehr komplexes Thema stark vereinfacht.
    Generell nehme ich keine Menschen ernst, die irgendwelche „Tu 15 min am Tag dies und das und dein Leben wird sich verändern“ -pseudo-psychologischen Ratschläge erteilen.

  6. Außerdem legt ihr doch (wie ich) wert darauf, in den Medien klarzustellen, dass es nicht nur Mann-Frau Beziehungen gibt. Stichwort Heteronormativität und so.

    Ich zitiere hier Erika Lust:
    „She is also the founder of OneTaste, a company that offers training in orgasm, communication, and man-woman relationships through online media and in-person coaching and courses. The practice at the heart of her work is called OM or Orgasmic Meditation.“

    Haben z.B. lesbische Frauen keine Orgasmus-Probleme?

  7. Oh Mann. Wenn es nur darauf ankäme, „dem Mann die Erfüllung zu bringen und nicht“ der Frau, wofür bräuchte Mann denn dann überhaupt eine Frau? Die eigene Hand ist ein Leben lang treu, anspruchslos, widerspricht nicht, will „danach“ nicht kuscheln, … So ein Blödsinn! Sex ist am erfüllensten, wenn es gemeinsam Spaß macht. Dafür müssen alle Beteiligten bloß wissen, was denn Spaß macht. Mit Phallussymbolen allerorten und der Tabuisierung weiblichen Sex‘, männlichem Ego-Pushens statt Förderung körperlichem Selbstbewusstseins wird sich daran leider so schnell nichts ändern.

Kommentare sind geschlossen.

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