Weiblich, Kind und Karriere? Haha.

Anfang der Woche fand ich bei der FAZ einen Artikel über den Wandel von Krankenhäusern und Universitäten, wenn es um Teilzeitarbeit geht. Die Zukunft der Medizin sei weiblich hieß es, schließlich steigt seit Jahren der Anteil der Medizinstudentinnen. Doch diese bekommen Babies und daher sei es dringend nötig, sich auf die sich verändernden Anforderungen der Mitarbeiter_innen einzustellen. Nicht zu unterschätzen seien natürlich auch die Vorteile:

Dass sich das auch lohnt, zeigt die Prognos-Studie „Betriebswirtschaftliche Effekte familienfreundlicher Maßnahmen“ im Auftrag des Bundesfamilienministeriums. Die Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau hat anhand der Untersuchungsergebnisse erklären können, warum die Fluktuation von 34 Prozent Ende der siebziger Jahre auf 8 Prozent bis 2004 sinken konnte: Wegen vieler Teilzeitangebote schon während der Elternzeit und auch danach kehrten fast alle jungen Eltern zum Krankenhaus zurück. Überbrückungs- und Wiedereingliederungskosten fielen weg, das Krankenhaus machte sogar mit seiner Kindertagesstätte einen Gewinn von 82.000 Euro.

Dies ist übrigens fast der einzige Absatz, der von jungen Eltern spricht, ansonsten dreht es sich um Frauen, Mütter, Ärztinnen. Kinderbetreuung wird weiterhin als Frauenproblem gesehen, dabei wollen junge Väter sich heutzutage ebenfalls um ihre Kinder kümmern. Ein weiterer Artikel auf SpiegelOnline demonstriert aber leider, dass Kinderbetreuung weiter an den Müttern hängt, für die das gleichzeitig das Karriere-Ende bedeutet. Die Vorteile von Teilzeitstellen, Kinderbetreuung und Mitarbeiter_innenloyalität scheinen sich in allen anderen Branchen noch nicht herumgesprochen zu haben. Aus den Horrorstories:

Im Herbst 2006 kam dann unser zweites Kind zur Welt. Jetzt wurde es deutlich kritischer. Mehrfach habe ich Aussagen gehört wie: ‚Na, mit zwei Kindern wirst Du ja wohl nicht mehr arbeiten, oder?‘ Und: ‚Das wird ja jetzt viel komplizierter für dich zu koordinieren. Geht das überhaupt?‘

Manchmal scheint es sogar zuviel verlangt, wenn frau noch Geld für ihre Arbeit möchte.

Nach meinen ersten Erfahrungen bei der Job-Suche verstehe ich, warum sich Frauen so viel bieten lassen, wenn sie erstmal eine Teilzeitstelle ergattert haben: Die Vertragsbedingungen waren teilweise grotesk. So bot mir eine Agentur ein Gehalt an, das hochgerechnet auf eine Vollzeitstelle geringer war als der Tariflohn eines Auszubildenden.

Es ist das Jahr 2010 aber der Stand unserer Familienfreundlichkeit und Gleichstellung scheint noch in 1950 festzuhängen.

18 Kommentare zu „Weiblich, Kind und Karriere? Haha.

  1. Das Gleiche betrifft Frauen fast aller Branchen (so z.B. Wissenschaft, Wirtschaft). Hinzu kommt, dass Frauen ja im Schnitt nicht nur 23% weniger bei gleicher Arbeit verdienen, sondern außerdem auch den Großteil der im Niedriglohnsektor Beschäftigten stellen. Und von Frauen dominierte Berufe sind zumeist schlechter bezahlt.

    Welche Lösungsansätze seht ihr für das Problem? Als Druckmittel keine Kinder mehr zu bekommen? Oder muss es nicht generell eine Umorganisation geben, was die Arbeitswelt angeht, hin zu einer allgemeinen Arbeitszeitverkürzung? (Heißt Karriere machen 50-70 Stunden die Woche arbeiten zu dürfen?)

  2. Liebe Mädchenmannschaft!

    Danke, dass Ihr solche Themen immer wieder aufgreift!

    Das mit der schlechteren Bezahlung und grotesken Arbeitsbedingungen betrifft leider nicht nur Frauen mit Kindern, sondern alle Frauen. ‚Keine Kinder kriegen‘ halte ich daher nicht für eine geeignete „Protestmaßnahme“. Außerdem hängt nicht nur die Kindererziehung (größtenteils) an den Frauen, sondern fast jede re-kreative Leistung. Es ist einfach eine Unverschämtheit, dass die Lebens-/Arbeits-Zeit verschiedener Menschen so unterschiedlich honoriert wird – und dass von Frauen geleistete Arbeit so wenig wert ist. Mein Wunsch: Mehr adäquat honorierte Teilzeitstellen für alle. Plus einen angemessenen Lohnausgleich für diejenigen, die sich um Familie/Kinder/Pflege/Haushalt kümmern. Denn das ist auch – meist – unbezahlte Frauenarbeit. Die Wertschätzung JEDER geleisteten Arbeit muss sich dringend auch finanziell positiv auswirken. Und zwar spürbar. Nicht nur symbolisch/ideell.

    Ich finde es erschreckend, dass diese Forderungen schon Jahrzehnte alt und immer noch soooo aktuell sind. Welch ein Armutszeugnis für dieses Land.

  3. Beim Lesen der SpiegelOnline-Geschichten habe ich mich auch gefragt, warum da irgendwie nie die Väter vorkamen. Warum haben nur Frauen das Bedürfnis nach der Geburt eines Kindes die Arbeitszeit zu reduzieren? Und warum ist das für die direkten Vorgesetzten so eine schlimme Vorstellung, jemanden, der gute Arbeit leistet, nun nur noch Teilzeit zur Verfügung zu haben. Ich weigere mich einfach zu glauben, dass es tatsächlich ökonomischer ist, jemanden anderes auf einer Vollzeitstelle neu einzuarbeiten als eine eingearbeitete Kraft in Teilzeit zu beschäftigen.
    Aber auch solche Sätze ärgern mich:

    Beiden Seiten war klar, dass ich keine Projekte mit Auslandsaufenthalten mehr leiten konnte

    Warum?!? Wo liegt das Problem, dass der Vater das Kind in den Kindergarten bringt und abholt? Weil er Vollzeit arbeitet, die KiTa das Kind aber nur 6 Stunden am Tag betreut, weil die Mutter ja in Teilzeit arbeitet? Bin ich da zu naiv zu glauben, dass das eine Frage der Organisation ist? Z.B. andere Eltern bitten, das Kind eine Woche lang von der KiTa abzuholen und 2-3 Stunden mit zu betreuen. Oder mit der Firma aushandeln, dass die zusätzliche Betreuungszeit, die durch den Auslandsaufenthalt der Mitarbeiterin entsteht, von der Firma bezahlt wird (KiTa, Tagesmutter, was-auch-immer). Verglichen mit den Kosten für den Auslandsaufenthalt der Mitarbeiterin sind das peanuts für die Firma. Und deshalb finde ich diesen Satz

    Nach meinen ersten Erfahrungen bei der Job-Suche verstehe ich, warum sich Frauen so viel bieten lassen, wenn sie erstmal eine Teilzeitstelle ergattert haben

    die vollkommen falsche Schlussfolgerung! Mehr Selbstbewusstsein, Mädels!!!!

  4. „Das mit der schlechteren Bezahlung und grotesken Arbeitsbedingungen betrifft leider nicht nur Frauen mit Kindern, sondern alle Frauen. ‘Keine Kinder kriegen’ halte ich daher nicht für eine geeignete “Protestmaßnahme”.“

    Ich glaube aber, dass es mit Kindern noch schwieriger ist. Ohne Kinder hat man immer noch die Möglichkeit, in Vollzeit eine Tätigkeit auszuüben, bei der man finanziell gut über die Runden kommt. Sobald aber Kinder im Spiel sind, hat man diese Möglichkeiten nicht mehr, es sei denn, die Kinderbetreuung ist anderweitig geregelt. Die Lösung, keine Kinder zu bekommen, empfinde ich nicht als Druckmittel oder Protestmaßnahme, sondern als völlig legitime freie Entscheidung, als Antwort auf die Familienfeindlichkeit auf dem Arbeitsmarkt.

  5. @ onyx:

    Ohne Kinder hat man immer noch die Möglichkeit, in Vollzeit eine Tätigkeit auszuüben, bei der man finanziell gut über die Runden kommt.

    Warum hat frau diese Möglichkeit mit Kind(ern) nicht mehr?!? Die allermeisten Väter arbeiten Vollzeit! Ich versteh‘ es einfach nicht, warum immer wieder die Gleichung „Frau+Kind=Teilzeit“ aufgemacht wird, höchst selten aber die Väter in die Betreuungspflicht genommen werden.

  6. MÄdels !!!! Wir müssen es ändern, diskutieren und diskutieren wird nicht helfen.

    Männer sind nicht schuld, wenn sie Vollzeit arbeiten,.. wer erlaubt es ? Wir,,.. Frauen.

    LG, Gosia

  7. „Warum hat frau diese Möglichkeit mit Kind(ern) nicht mehr?!? Die allermeisten Väter arbeiten Vollzeit! “

    Du gibst dir die Antwort selbst. Von Vätern verlangt keiner, dass sie ihre Karriere zugunsten der Kinder zurückstecken. Frauen müssen sich nach wie vor rechtfertigen, wenn sie nach der Geburt ihres Kindes möglichst schnell wieder erwerbstätig sein wollen. Selbst vor einem Personalchef. Wollen sie das jedoch nicht, ist es bekanntermaßen aber auch wieder falsch. Aber das ist jetzt ein anderes Thema.
    Willst du bestreiten, dass es für Frauen eine große Schwierigkeit darstellt, mit betreuungspflichtigen Kindern Vollzeit zu arbeiten, wenn nicht zufällig die eifrige Oma um die Ecke wohnt, die die lieben Kleinen gerne jeden Tag bis 17.00 um sich hat?

  8. Eben, deswegen hat Gosia absolut recht: Wir müssen es von den Vätern verlangen! Wer sonst, wenn nicht die Frauen sollen verlangen, dass sich der Vater um das Kind kümmert?

    Ich bin vollzeit berufstätig inkl. Auslandsreisen, mein Sohn ist 2,5 – und hat keine Oma nebenan. Dafür gibts nämlich auch noch K R I P P E N und Väter (der übrigens auch VOllzeit arbeitet)

    Übrigens: Meine Freundinnen geben offen zu, dass ihnen Vollzeitstelle und Kind „zu anstrengend“ wäre – soviel dazu.

  9. Willst du bestreiten, dass es für Frauen eine große Schwierigkeit darstellt, mit betreuungspflichtigen Kindern Vollzeit zu arbeiten, wenn nicht zufällig die eifrige Oma um die Ecke wohnt, die die lieben Kleinen gerne jeden Tag bis 17.00 um sich hat?

    Ich verstehe nicht, warum es ausschließlich für Frauen eine große Schwierigkeit darstellt. Das ist der Punkt. Warum ist es für viele Frauen ausschließlich ihr Problem, wie die Kinderbetreuung gelöst wird? Wo sind die Väter? Solange es die Frauen zulassen, dass ihre Partner hauptsächlich finanzielle Verantwortung für die Kinder übernehmen, wird sich wahrscheinlich wenig ändern an diesem überflüssigen Dogma „Frau+Kind=Teilzeit“.

    Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass ich alleine dafür verantwortlich sein soll, dass meine Vollzeit-Berufstätigkeit und die Betreuung unseres Kindes kompatibel sind, und die Omas und Opas wohnen sehr weit weg. Mein Mann und ich wollten das Kind, wir wollen beide voll arbeiten, also müssen wir gemeinsam eine Lösung finden, wie das Betreuungsproblem gelöst wird. Und dabei ist mir herzlich egal, was „die Gesellschaft“ von mir erwartet.

    Ich verlange überhaupt nicht, dass beide Eltern Vollzeit arbeiten, aber ich sehe einfach nicht ein, warum automatisch nur die Frauen Teilzeit arbeiten müssen, während die Männer Vollzeit arbeiten. Warum nicht beide 75%?

  10. vielleicht ist es auch eine überlegung wert „vollzeitarbeit“ in ihrer jetzigen form zu kritisieren. in zeiten von wachsendem arbeitsplatzmangel und einer zunahme psychischer erkrankungen aufgrund überbelastung wär es doch angemessen zu fragen, ob ein 40+ stundenjob überhaupt ein brauchbares modell ist – und zwar nicht nur für mütter und väter. glaube menschen ohne kinder haben neben ihrer lohnarbeit auch noch leben.

  11. @InF: Aber impliziert die Haltung deiner Freundinnen nicht auch irgendwie, dass sie sich mehr für die Kinderbetreuung verantwortlich fühlen als ihre Partner?

    Was die Krippen angeht: Ich musste leider feststellen, dass es Gegenden in Westdeutschland gibt, wo ein Krippenplatz einem 6er im Lotto gleichkommt. Und eine Tagesmutter, die 7,50 Euro pro Stunde nimmt, ist wohl für 45-50 Stunden/Woche für viele schlicht nicht erschwinglich… Zum „Glück“ ist das aber nicht ausschließlich mein Problem sondern ebenso das meines Mannes.

  12. Als mir eine Bekannte mit dem Hinweis auf teure Tagesmütter erklärte, dass sich ihre Berufstätigkeit dadurch nicht lohne, habe ich mich spontan aufgeregt. Ich sagte damals, dass ich nie und nimmer die Kosten einer Tagesmutter alleine tragen würde, sondern auch das Gehalt des Vaters in die Rechnung einkalkulieren würde. Habe mich so darüber aufgeregt, dass die junge Mutter nichts mehr entgegnen konnte. Ich wollte sie ja nicht platt bügeln, das kam so spontan.

  13. Ein wenig Off-Topic: Gestern hat mir eine Mutter erzählt, sie würde nie wieder eine Mutter-Kind-Kur machen, der einzige, der sich dabei erholt hätte, sei der zu Hause gebliebene Vater. Interessanterweise meinte sie, die ebenfalls kurenden Väter (alleinerziehende natürlich, wer eine Frau hat, schickt die los) hätten sich sehr gut erholt. Die hätten nämlich ihre Kinder morgens in die Betreuung gegeben und abends abgeholt. Die Mütter haben das nicht übers Herz gebracht, sondern sich überall dazugesetzt.
    Um den Bogen zum Thema zu schlagen: Es liegt immer an beiden (in unterschiedlichen Ausprägungen natürlich). ER könnte sich mal ein bisschen verantwortlicher fühlen, SIE sich ein bisschen weniger verantwortlich. Was sich natürlich gegenseitig bedingt: man muss mehr Verantwortung fordern UND sich gleichzeitig zurücknehmen.

  14. @ Patricia: Ich finde es durchaus legitim, dass man nicht draufzahlen möchte, wenn man berufstätig ist. Das lohnt sich dann noch nicht mal aus rententechnischen Gründen, da man für Kindererziehung in den ersten drei Jahren Rentenzahlungen angerechnet bekommt als würde man soviel verdienen wie der bundesdeutsche Durchschnitt, was wahrscheinlich mehr ist als der eigene Lohn, wenn der komplett durch die private Kinderbetreuung aufgefressen wird.
    Das Problem liegt meiner Meinung nach aber nicht nur darin, dass es zuwenige kommunal geförderte Krippen gibt, sondern auch darin, dass das Ehegattensplitting den Nettolohn des weniger verdienenden Ehepartners noch weiter drückt. Zusätzlich kommt dann noch die Herdprämie dazu und schwupps hat man als Familie plötzlich mehr Geld zur Verfügung, wenn nur ein Partner arbeiten geht als wenn beide arbeiten.

  15. „Eben, deswegen hat Gosia absolut recht: Wir müssen es von den Vätern verlangen! Wer sonst, wenn nicht die Frauen sollen verlangen, dass sich der Vater um das Kind kümmert?“

    Das ist irgendwie nur ein Schritt. Das von den Männern zu verlangen finde ich wichtig, das ändert aber an der gesellschaftlichen Realität wenig. Ich kann mich an einen Beitrag erinnern, bei dem es um Elternzeit in der Werbebranche ging. Da arbeitete ein Paar in der gleichen Firma und beide wollten paritätisch die Elternzeit aufteilen. Progressive Grundhaltung, wie ich finde. Wenns nach dem Chef gegangen wäre, hätte der Mann sich ganz raus gehalten. Wollte er aber nicht, mit dem Ergebnis, dass der Chef anderen Mitarbeiter_innen den Urlaub mit dem Hinweis strich, sie wüssten ja, wem sie das zu verdanken hätten.

    Versteht mich nicht falsch. Ich will überhaupt nicht dafür plädieren, dass Männer sich da raushalten, weil die männlich-dominante Gesellschaft die weibliche Geschlechterrolle auf Männer überträgt, wenn sie engagierte Väter sind. Diesen Zustand finde ich unterträglich. Aber es muss sich da gesamtgesellschaftlich was ändern und da finde ich es doch irgendwie ein bisschen kurzsichtig, da dem Partner die Pistole auf die Brust zu setzen und zu sagen „jetzt mach mal!“.

    Vielleicht trennen wir deshalb noch mal zwischen der Beziehungsebene und der gesellschaftlichen Ebene. Für die erstere Ebene stimme ich Miriam zu: es muss für die Beziehung ein Modell gefunden werden, mit dem beide gleichermaßen zufrieden sind. Wenn das bedeutet, dass beide Teilzeit arbeiten, ist das kein Problem. Da muss man abwägen, wie die individuellen Wünsche und die Beziehung zu vereinbaren sind. Bisher verläuft diese Abwägung meistens zulasten der Frauen. Das ist ein Faktum, dass sich klar in Richtung Gleichberechtigung verlagern muss. Konsensfindung (und Beziehung allgemein) funktionieren aber nicht mit Zwangsinstrumenten!

    Zur gesellschaftlichen Ebene. Ich halte eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung hier für ein geeignetes Instrument – übrigens nicht nur aus feministischer Perspektive. Wenn ich mir aber gerade den neo-liberalen Malestream so angucke, dann sehe ich da eher schwarz. Ansonsten müssen Politiken formuliert werden, die in Richtung der Auflösung sozialer Geschlechterrollen ansetzen. In Richtung Wirtschaft kann von staatlicher Seite aus durchaus Zwang betrieben werden, wenn bestimmte Prozesse (Gleichstellung steht da weit oben!) nicht umgesetzt werden wollen. Zum Beispiel halte ich hier eine zwingend paritätische Verteilung der Elternzeit für sinnvoll (auch wenn es da Schwächen gibt). Ansonsten Sachen, die seit Jahren gefordert sind: Ausbau von Kitas und Horten, mehr Betreuer_innen, …

  16. Wie viele Untersuchungen bestätigen, fallen Männer und Frauen sobald Kinder da sind, in traditionelle Rollenmuster. Das ist die Crux an der Sache. Während im Studium beide mehr oder weniger ähnliche Leben führen, driftet es meist nach der Familiengründung stark auseinander. Mit dem Resultat, dass Unzufriedenheit entsteht, oft bei beiden Partnern. Meiner Ansicht nach gibt es dafür nicht den einen Grund, sondern ein Bündel von Ursachen. Frauen kommen oft irgendwann beruflich nicht so recht weiter, die Politik fördert die Hausfrauenehe, daheim ist´s´ja auch bequem – Männer haben mehr berufliche Chancen, das Geld in der Familienkasse stimmt und bequem ist es auch, wenn man sich um vieles im Haushalt nicht mehr kümmern muss. Was früher durch die geringe Berufsbildung der Frauen noch einigermaßen zu rechtfertigen war, ist es heute einfach gesellschaftlich unsinnig, für die Gesellschaft recht teuer (150.000 Euro kostet den Steuerzahler im Schnitt eine höhere Ausbildung) und für Akademikerinnen persönlich auch nicht sehr befriedigend, nur den Kochlöffel zu schwingen und Taxifahrten für die Kinder zu erledigen. Dafür brauche ich kein Studium.

    Patentrezept gibt es leider nicht. Ich bin auch noch auf keins gekommen. Nur eine Anmerkung:
    Und vielleicht sollte man das mit der Kindererziehung einfach auch etwas entspannter sehen. Meine Großmutter hatte 11 Kinder und war berufstätig (Handwerkerfrau). Sie hatte keine Spülmaschine, kein Kindermädchen, kein Auto, aber immer gute Laune und war bis ins hohe Alter hinein eine zufriedene, selbständige Frau, die sich von niemand was einreden ließ. Weder von ihrem Ehemann, noch von ihrer Verwandtschaft, noch von der Gesellschaft. Sicher, die Zeiten ändern sich. Heute ist alles etwas komplizierter. Oder wir machen es kompliziert.

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