Was tun mit dem Gender Pay Gap?

In Berlin geht es am nächsten Dienstag, den 15. Juni, bei einem Diskussionsabend um das Gender Pay Gap – Anmeldungen sind aber nur noch heute möglich, Interessierte sollten sich also sputen.

Die Ökonomin Prof. Dr. Friederike Maier und die Soziologin Dr. Karin Tondorf werden analysieren, warum Frauen bis heute weniger Geld für die gleiche Arbeit bekommen als Männer. Außerdem werden mögliche Auswege und die neue Webseite eg-check.de vorgestellt.

Weitere Informationen und den Anmeldebogen gibt es auf der Webseite der Hochschule Wirtschaft und Recht. Dort im Raum 512, Campus Schöneberg findet der Diskussionsabend „Frauen verdienen mehr – Gleiches Geld für gleichwertige Arbeit” ab 19 Uhr statt.

10 Kommentare zu „Was tun mit dem Gender Pay Gap?

  1. Die Seite eg-check.de ist ziemlich schlampig recherchiert. Keinerlei Verweise auf Studien im Artikel gefunden. Da werden Zahlen in den Raum geworfen ohne auf verlässliche Quellen zu verweisen.

    Der unbereinigte Gender Pay Gap mit knapp 23 %

    http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Content/Statistiken/VerdiensteArbeitskosten/Aktuell__2.psml

    Anmerkung von destatis.de

    Bei der Interpretation aller Ergebnisse zum Gender Pay Gap ist Folgendes zu berücksichtigen: Die Zahlen beziehen sich entsprechend einer EU-einheitlichen Methodik explizit auf den unbereinigten Verdienstunterschied von Männern und Frauen. Das heißt Faktoren, die den Lohnabstand zwischen beiden Geschlechtergruppen zumindest teilweise erklären – wie etwa der Bildungsabschluss oder der Beruf – werden im Rahmen der Berechnungen nicht berücksichtigt. Ziel dieser Vorgehensweise ist es, einen Gesamtüberblick über geschlechtsspezifische Verdienstunterschiede zu ermöglichen. So wird beispielsweise mithilfe des unbereinigten Gender Pay Gap auch der Teil des Lohnunterschieds erfasst, der auf unterschiedliche Zugangschancen beider Geschlechtergruppen auf bestimmte Tätigkeitsfelder oder Positionen zurückzuführen ist. Derartige Unterschiede können ebenfalls das Ergebnis benachteiligender Strukturen sein. Der unbereinigte Gender Pay Gap geht somit über das Thema „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ hinaus.

    Nach den 2 Drittel, die auf Diskriminierung zurück zu führen sind suche ich noch.
    Kennt jamand verlässliche Quellen?

  2. Eine Studie von der verantwortlichen Hans-Blöckner-Studie:

    http://www.boeckler.de/pdf/p_ta_lohnspiegel_berufsanfaengerinnen.pdf

    Scheint am Anfang die Grundaussage zu bestätigen, dass Frauen für die gleiche Arbeit weniger verdienen als Männer.

    Doch schaut man sich die Seiten 56-60 an, so ergibt sich eine Umkehrung. Nur ca. 8-9 % der Unterschiede können nicht auf nichtdiskriminierende Faktoren zurückgeführt werden. Weiterhin können die Autoren auch nicht sagen ob dieser Rest eindeutig Diskriminierung ist oder schlicht nicht bewertete Faktoren.

    Das wirft kein gutes Licht auf die für die Seite UND die Studie verantwortliche Hans-Böckler-Studie.

  3. @Steffan

    Was willst du denn jetzt mit deinen Kommentaren ausdrücken? Dass das herbeifantasierte Zahlen sind?

    Frauen verdienen definitiv weniger als Männer und zwar im Durchschnitt die besagten 23 Prozent. In einigen Branchen ist es weitaus weniger, in anderen sogar bis zu 30 Prozent. Auch nicht rausgerechnet aus den 23% sind die Teilzeitarbeitenden, das sind weit weniger Männer als Frauen. Frauen arbeiten in der Mehrzahl in prekären Beschäftigungsverhältnissen, hier auch wieder weit mehr als Männer. Das kann noch ewig so weiter gehen, einen bereinigten Gender Pay Gap wird es nicht geben, weil die Geschlechtersegregation horizontal und vertikal verläuft und sich auf Teilzeit wie Vollzeit aufteilt.

    Es gibt sehr gute Studien des BMFSFJ, dort wird sogar der Gender Pay Gap auf einzelne Berufssparten, Berufserfahrung usw. ausgerechnet. Das ist die Studie, die du auch zitierst. Dort wurde mit mehreren Methoden analysiert. Und weil es bei EINER Methode vom errechneten GPG 8-9% _erstmal_ nicht erklärbar sind, ist die ganze Studie Humbug? Achso.

    Lohndifferenzen zwischen den Geschlechtern haben verschiedene Ursachen und reichen von offener, verbaler Diskriminierung bishin zu strukturellen Bedingungen, die vermeintlich nicht mit Geschlecht in Verbindung gebracht werden können. Trotzdem diskriminieren sie am Ende Frauen.

    Eine Diskussion ob es überhaupt Lohnunterschiede gibt, hat echt so einen Bart.

  4. Habe ich gesagt, dass es Humbug ist? Aber warum wird nur auf den hohen Wert von 23 % verwiesen aber nicht auf die 8 %? Meiner Meinung nach, weil es besser klingt und man das seinen „Kunden“ besser verkaufen kann.

    „Trotzdem diskriminieren sie am Ende Frauen.“ <- Genau diese Einstellung gefällt mir nicht, denn am Ende wird alles als diskriminierend dargestellt.

    Es geht mir nicht um die Tatsache, ob es Lohnunterschiede gibt, denn es gibt sie.
    Ob dies alles auf Diskriminierung von Frauen zurückzuführen ist, das bezweifle ich eben. Und was ich manchmal lese, wie Frauen eben gefördert werden sollen, bloß weil es Lohnunterschiede gibt, das gibt mir immer zu denken.

    Und wenn dann noch selektiv Zahlen als Begründung rangezogen werden ohne die Ergebnisse ordentlich vorzustellen und auf das Zahlenmaterial zu verweisen, nur um das gewünschte Ergebnis zu erreichen, dann ist bei mir die Grenze erreicht und ich werd sauer.

  5. @Steffan,

    Aber warum wird nur auf den hohen Wert von 23 % verwiesen aber nicht auf die 8 %?

    Weil der hohe Wert von 23 nun mal der Mittelwert ist und nicht 8. Wie ich bereits sagte, liegt er in einigen Branchen sogar bei 30%.

    Es geht mir nicht um die Tatsache, ob es Lohnunterschiede gibt, denn es gibt sie. Ob dies alles auf Diskriminierung von Frauen zurückzuführen ist, das bezweifle ich eben. […] Und wenn dann noch selektiv Zahlen als Begründung rangezogen werden ohne die Ergebnisse ordentlich vorzustellen und auf das Zahlenmaterial zu verweisen, nur um das gewünschte Ergebnis zu erreichen, dann ist bei mir die Grenze erreicht und ich werd sauer.

    Ein Lohnunterschied bei gleicher Arbeit und gleichen Voraussetzungen erfüllt nun mal den Tatbestand einer Diskriminierung, egal ob diese Diskriminierung gewollt ist oder nicht. Die Gründe, die zu diesen Lohnunterschieden führen sind vielfältig und deshalb auch nicht mit einer Zahl und einer Studie zu fassen. Sauer werden muss man angesichts dieser Tatsache allerdings nicht. Es sei denn du ärgerst dich für die vielen Frauen mit.

    Und was ich manchmal lese, wie Frauen eben gefördert werden sollen, bloß weil es Lohnunterschiede gibt, das gibt mir immer zu denken.

    Frauen werden nicht nur gefördert, weil es im Lohnsektor zu Diskriminierungen kommt, sondern der Arbeitsbereich generell von Geschlechtersegregation betroffen ist, die nicht rational begründet oder gerechtfertigt werden kann. Frauenförderung/Gleichstellung/Gender Mainstreaming etc. bezieht sich nicht nur auf das Lohnproblem, sondern auf die generelle strukturelle Benachteiligung von Frauen in Institutionen/Organisationen und im (Re-)Produktionsbereich.

  6. “Wir gehen davon aus, dass etwa ein Drittel der Zivis freiwillig verlängern wird – in der Regel die besonders Engagierten”, sagt Bundesfamilienministerin Kristina Schröder. “Das Angebot ist attraktiv, weil auch nach der Verkürzung der Pflichtdienstzeit die meisten ihren Dienst im August oder September beginnen und dann schon im Februar bzw. März damit fertig sind. Ausbildung und Studium starten aber in der Regel im Herbst, so dass für viele eine Lücke entsteht, die wir jetzt nicht zuletzt zum Wohle der hilfebedürftigen Menschen schließen können. Auch die Wohlfahrtsverbände begrüßen den Entwurf, den Trägern war die Einigung ein dringendes Anliegen.”

    Unterbezahlte Zwangsdienste in den Händen des Familienministeriums?

  7. @Nadine:
    „Ein Lohnunterschied bei gleicher Arbeit und gleichen Voraussetzungen erfüllt nun mal den Tatbestand einer Diskriminierung“
    Das sehe ich auch so.
    Nur gehen die 23% eben gerade _nicht_ von gleichen Voraussetzungen aus, wie der Böckler-Studie zu entnehmen ist.

  8. Ich will nicht wieder das Positionspapier des BDA auskramen. Ich setze auch das Positionspapier des Frauenrates von 11/2009 als bekannt voraus, dass eine unmittelbare Diskriminierung negiert, aber eine mittelbare über wirkende Stereotype benennt.

    Ich halte auch die Kooperation des BDA mit dem Frauenrat und dem Bund der Unternehmerinnen für den richtigen Weg, die Debatte zu versachlichen und das Thema umfassend und tiefgreifend dialogisch anzugehen.

    Hier haben wir auch einen juristisch aufgegriffenen Fall, der in der Financial Times beschrieben wird, und das bei einem global-player :

    http://maedchenmannschaft.net/selbermach-sonntag-6-6-10/#comment-28886

    War für mich auch überraschend, demonstriert aber auch, wie schwer es ist sich in andere Lebenswelten einzufühlen.

    Hier wurde gestern auch ganz gut benannt, dass ein Effekt ist dass „weibliche“ Berufe nicht gerade üppig bezahlt werden. Da ist die Benennung der stereotyp bedingten horizontalen und vertikalen Geschlechtersegregation schlüssig.

    http://www.wdr.de/tv/frautv/sendungsbeitraege/2010/0610/thema_1.jsp

    Frau hofft so auch auf eine gewisse finanzielle Aufwertung des Erzieherberufes. Dr. Gesterkamp hat es schonmal gleichlautend formuliert.

    Was ich mir jetzt gut vorstellen kann und mir immer wieder subtil begegnet, das ist eine Art Wertegefälle männlich/weiblich, was in unserer Gesellschaftsform immer noch irgendwie m.E. drinsteckt und von Männern wie Frauen unbemerkt internalisiert ist.

    Nennen wir es ruhig „patriarchale Gesellschaftsform“, um es griffig zu machen.

    In einem eigentlich humorigem Film stolperte ich vor Kurzem etwa über einen scherzhaften Satz „Ihr Römer seid wohl Römerinnen!“ oder auch wenn manche Frau sagt, „seid Ihr nicht Manns genug Euch mit Männern zu streiten als mit Frauen?“

    Ich kann mir irgendwie gut vorstellen, dass geschlechteregalitäre Gesellschaften solche Denke gar nicht kennen – und davon Frauen wie Männer profitieren.

    Ob Ricardo Coler Recht hat, wenn er sagt „Wo die Frauen das sagen haben, geht es den Männern besser“ kann ich angesichts der beobachtbaren und kompromißlosen Härten in der Ökonomie auch manchmal recht gut vorstellen. Das hat nichts damit zu tun – wie auch Ute Scheub schreibt, wer das bessere Geschlecht ist, sondern damit, welche Wertedefinition und Sozialisation bzgl. Männlichkeit und Weiblichkeit gesellschaftliche Wirkung trägt, insbesondere, wenn fragile bis pathologische männliche Identitäten wirken.

  9. Ich finde schon, dass auch die Teilzeitarbeit mit in die GPG eingerechnet werden muss. Welcher Vater ist beim Bewerbungsgespräch schonmal gefragt worden, ob er Vollzeit arbeiten wolle. Oder wieviel Zeit er bereit sei, in seinen Job zu investieren. Alles Dinge, die mir oder Freundinnen schon passiert sind, weil vollkommen selbstverständlich davon ausgegangen wird, dass eine Mutter Teilzeit arbeiten will.

Kommentare sind geschlossen.

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