Von Plan B zu Plan V. Der neuste PETA-Fail.

Ab 2014 wird der französische Konzern HRA Pharma in der EU einen neuen Beipackzettel für das „Pille danach“-Präparat NorLevo beilegen. Auf diesem wird darauf hingewiesen, dass NorLevo nur voll wirksam ist bis zu einem Gewicht von 75 Kilogramm. Bei einem höherem Gewicht soll das Präparat nicht genutzt werden.

Der Pharmakonzern bestätigte damit das, was bereits 2011 von einer britischen Wissenschaftlerin in einer Studie festgestellt wurde. NorLevo ist ab einem Körpergewicht von 75kg bedeutend weniger wirkungsvoll und ab 80kg nimmt die Wirkkraft noch einmal immens ab. Derzeitig heißt es, dass die Entwicklung einer Pille, die auch für Menschen mit mehr Gewicht wirksam ist, schwierig sei, da die einfache Erhöhung des Wirkstoffes nicht zum Erfolg führt. (Vielleicht ist es aber auch eine Frage der Prioritäten?) Stattdessen wird erst einmal den Betroffenen empfohlen sich nach anderen Mitteln zu erkundigen. Doch sind diese (je nach Land) mit mehr Hürden verbunden und bei Alternativen wie der Kupferspirale teurer, invasiver und langfristiger eingreifend.

Es gäbe dem entsprechend viel zu diskutieren: Wer hat wo und wie Zugang zu welchen (Notfall)Verhütungsmitteln? Auf was wird geachtet bei der Erforschung und Entwicklung neuer Präparate und Methoden? Auf welche Personen werden Medikamente eingestellt? Welche Konsequenzen sollten gezogen werden?

Das Thema ist innerhalb der letzten Woche auch in den USA durch die Medien gegangen, da viele der Präparate, die zugänglich sind, zwar von anderen Herstellern stammen, aber mit dem gleichen Wirkstoff (Levonorgestrel) arbeiten. Eine Kennzeichnung gibt es bisher nicht und ist zur Zeit nicht geplant. Wenige der veröffentlichten Artikel aber sprachen über die relevanten Fragen, sondern die Mehrzahl ergaben sich im subtilen bis ganz und gar nicht subtilen fat shaming. PETA, die für ihre sexistischen_misogynen Tierschutzkampagnen berühmt sind, nahmen das alles zum Anlass, um gestern eine neue Kampagne ins Leben zu rufen: Plan V.

Die Aussage? Wenn Menschen Plan V (Vegansein) nutzen, nehmen sie dabei Gewicht ab und schon können sie wieder auf Plan B (Notfallverhütung) zurückgreifen. Das Thema vegane Ernährung wird von PETA genutzt, um fat shaming zu betreiben, Diät-Mythen aufzutischen und eine wichtige Diskussion über Notfallverhütung (und eigentlich davon ausgehend auch über andere hormonelle Verhütungsmethoden und Medikamente allgemein) und deren Wirksamkeit zu derailen. Es heißt also mal wieder: PETA, danke für nichts.

8 Kommentare zu „Von Plan B zu Plan V. Der neuste PETA-Fail.

  1. Manohman, Ich als dicke Veganerin deren Körper sich immer noch von einem Jahrzent der Bulimie erholt kann gar nicht anders als Peta zutiefst hassen. Für Tierrechte über Menschenrechte und Respekt trampeln macht so viel Sinn. Ich hasse diese „so lange es doch wirkt!!“ argumente, denn a) zeig mir erst mal, dass diese „vegan macht dünn!!!“ strategie wirklich langfristig irgendwelchen Tieren auf der Welt hilft & b) der Zweck heiligt NICHt alle Mittel

  2. Peta schafft es doch immer wieder, dass alle Veganer_innen, die nicht dem vorherrschenden Schönheitsideal entsprechen, sich schlecht fühlen. Ich weiß nicht, wen die vertreten, aber Veganer_innen sicher nicht und die Tiere haben auch nix davon.
    Mich würde auch sehr interessieren, warum es so schwer ist, eine Pille, die für Menschen mit mehr Gewicht wirksam ist, zu entwickeln.

  3. Guter Plan. Ich komme also drauf, dass das Kondom versagt hat, nehme dann über Nacht 15 kg ab, Kauf mir dann am Morgen das Medikament und schon ist wieder alle Paletti…

    Kopf.
    Tischplatte.

  4. Ich hab noch mal mehr darüber nachgedacht. Das ganze ist ja nicht nur fatshaming sondern nicht mal in diesem „dicksein ist so schrecklich, ihr werdet alle geheilt“ ding sinnvoll. Selbst wenn man beispielsweise dünn ist, aber einfach 1,90 groß, wiegt man über 75kg. Oder wenn man Bodybuilderin ist oder was weiß ich. In deren simplifizierten Welt sind alle Leute nur bis 1,70 groß und automatisch gesund & wenn man über 75kg wiegt macht man einfach irgendwas „falsch“. Dass es Frauen* gibt, die zB auch über 75kg wiegen wollen oder müssen, können sie sich nicht mal vorstellen…

  5. Komisch, dass ich seit drei Jahren vegan lebe und immer noch 90 kg wiege. Also wohl keine Notfallverhütung für mich.

    Karo, deinen Link finde ich auch heftig.

    Peta macht mich so wütend. Menschliche Frauen* gehören für die Leute von Peta wohl nicht zu den schützenswerten Tieren.

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