Verhütung für Alle?

Nicht ganz neu sind die Medienberichte über HartzIV-EmpfängerInnen, die an der Verhütung sparen, weil das Geld dafür nicht reicht.

Auch die taz griff das Thema vor einigen Wochen wieder auf und brachte die Befragung von Pro Familia in Spiel, nach der seit Einführung von HartzIV die Quote derjenigen von zwei Drittel auf ein Drittel sank, die konsequent verhüten. Dagegen stieg der Prozentsatz derjeniger, die nie verhüten: Von 6 auf 16 Prozent. Taz-Autorin Eva Völpel schreibt, dass Frauen nach internationalem Abkommen  das Recht auf freie Wahl der Verhütungsmittel haben. Klingt doch super. Nur, wie sollen die bezahlt werden.

Die Bundesregierung bürstet das Thema ab und überlässt es den Kommunen, zu reagieren. Einige tun das auch und finanzieren freiwillig Verhütungsmittel für bedürftige Familien. Zum Beispiel die Stadt Flensburg, die in den vergangenen drei Jahren 180 Frauen und 6 Männern die Verhütung finanzierte. Eine Präventionsmaßnahme, denn die Kosten für die regelmäßige Verhütung sind geringer als für einen Schwangerschaftabbruch, der bei bedürftigen Familien vom Bundesland getragen wird. Auch andere Kommunen leisten freiwillige Finzanzierungshilfe. Die taz nennt 59 von 181 Pro-familia-Stellen, die bestätigen, dass die Kommune in ihrer Region die Kosten für Verhütungsmittel übernimmt. Neben Flensburg gehört auch Berlin dazu. Trotzdem sind es viel zu wenige. Und solange das Problem nicht auf Bundesebene erkannt wird, werden die Kommunen die Kosten auf Dauer nicht tragen können. In Flensburg zum Beispiel läuft das beschriebene Modell dieses Jahr aus. Was tun?!

7 Kommentare zu „Verhütung für Alle?

  1. Sorry, jeder hat für seine Verhütungsmittel selber aufzukommen. Und ne Pakcung Latexfreier Kondome kann sich wohl jeder leisten

  2. @Wolfsschaedel: Latex-freie Kondome sind zum Teil ziemlich teuer. Eine ganze Packung kann da schon ein großes Loch in die Budget-Planung eines H4-Empfängers reißen – insbesondere wenn man theoretisch den ganzen Monat nur ca. 15 EUR für alle gesundheitlichen Belange zur Verfügung hat. Da muss man nur einmal krank werden und schon kann man die Verhütung für mindestens 1 Monat vergessen.
    Und das berücksichtigt noch nicht einmal, dass man sich in der Praxis mit H4 kaum gesund ernähren kann. Versuch du mal mit ca. 30 EUR in der Woche satt zu werden. Da ist es doch kein Wunder, dass an allen Ecken und Enden gespart wird.

    @topic: Was ich persönlich auch erschreckend finde:

    „Alternativen zu Pille oder Spirale sehen die Pro-Familia-Expertinnen kaum: Bei vielen Frauen beobachten sie „mangelndes Verantwortungsbewusstsein“, die Männer lehnten Kondome oft rigoros ab. Über mögliche Konsequenzen werde nicht weiter nachgedacht.“

    Das Problem mit der Pille ist ja, dass sie nur dann zuverlässig ist, wenn sie regelmäßig genommen wird. D.h. frau kann nicht mal eben eine Woche aussetzen weil das Geld nicht reicht. Wenn die Pille einmal nicht genommen wird, ist praktisch die Verhütung für den ganzen Monat im Eimer. Und das soll die einzig gute Möglichkeit sein? (Ok, Spirale mal außen vor, dafür braucht man kein besonderes „Verantwortungsbewusstsein“ wenn die mal drin ist. Wobei man auch sagen muss, dass die nicht jede Frau verträgt.)

    Kondome wären da also eigentlich eine sinnvolle Alternative, weil man die quasi nach Bedarf dosieren kann. ABER dass sich die Männer dann weigern Kondome zu benutzen? WTF?!? Glauben die, es wär nicht ihr Problem, wenn die Freundin/Frau ungewollt schwanger wird!? Und dann sind es ausgerechnet die Frauen, denen ein „mangelndes Verantwortungsbewusstsein“ nachgesagt wird?!?

  3. @ Sabrina: Das Zitat ist nicht aus dem Artikel. Wo ist es her?

    Ich würde eigentlich denken, dass Pro-Familia-Leute eine differenzierte Position dazu haben. Aber keine Ahnung ob das jetzt schlecht zitiert ist, oder ob die das wirklich so erzählt haben.
    Frauen mit „mangelndem Verantwortungsbewusstsein“ und Männer, die Kondome „rigoros ablehnen“ mag es zwar in geringer Anzahl auch in der Realität geben, in erster Linie sind das aber ganz billige Stereotypen mit Sündenbockfunktion… Unterschwellig wird damit vermittelt, dass die Verantwortung allein bei Frauen liegt, weil Männer „halt so sind“… Ekelig…

  4. Für alle anderen: Das Zitat stammt aus dem verlinkten Spiegel-Artikel, ca. in der Mitte.

    @Ekelbarom:

    Ja, ich bin mir auch nicht sicher, ob das jetzt Pro-Familia verbrochen hat oder der Spiegel. Der verlinkte TAZ-Artikel geht ja in eine ähnliche Richtung. Auch dort ist Verhütung anscheinend fast ausschließlich Frauensache.

  5. @Sabrina – Ja, das Gefühl hatte ich anfangs auch, aber zumindest in dem taz-Artikel wird verstärkt von Familien gesprochen… deshalb wollte ich das Fass nicht zusätzlich aufmachen. Aber gut, wenn ihr das auch bemerkt habt.

Kommentare sind geschlossen.

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